2003-11-08

--- In mehr als 30000 Aufnahmen hat Li Zhensheng die Kulturrevolution in der nordmandschurischen Provinz Heilongjiang dokumentiert. Die Zeit bringt einen langen Bericht über den Fotoband, der nun aus der Bildersammlung entstanden ist. Sie fragt: Wie sensationell ist das hier gezeigte Material? Die Antwort hängt von den Erwartungen ab. Wer wenig von der Kulturrevolution weiß, dürfte mit Bestürzung reagieren. Die „große proletarische“ Kulturrevolution war eine Revolution gegen die Kultur. In der früheren zaristischen Kolonialstadt Harbin im Nordosten Chinas, wo Li Zhensheng sie fotografierte, begann sie im August 1966, als ein jugendlicher Mob die russisch-orthodoxe Holzkirche des Heiligen Nikolaus niederriss und einen buddhistischen Tempel zerstörte. Übrig blieben gedemütigte Mönche, entweihte Statuen, die Asche heiliger Schriften. Das Buch breche aber keine Tabus und beschuldigt keine Lebenden. Es veranschaulicht die Normalität im China der späten Mao-Jahre. Fast jeder Städter dürfte Zeuge des hier Dargestellten gewesen sein.

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