2004-06-24

Peking schreibt Marx und Lenin zur Anpassung an den eigenen marktwirtschaftlichen Kommunismus um, berichtet die Welt: Die Kommunistische Partei Chinas lässt 25 Jahre nach Beginn ihrer kapitalistischen Wirtschaftsreformen und dem fast abgeschlossenen Übergang des Landes von einer Plan- in eine Marktwirtschaft ihre Lehrbücher zur Verbreitung des Marxismus-Leninismus umschreiben. Zugleich soll auch eine neue, entdogmatisierte zehnbändige Ausgabe der Werke von Karl Marx und Friedrich Engels ediert werden. Die Ideologieerneuerung ist der erste sichtbare Schritt, den die neue Führung unter Parteichef Hu Jintao auf dem Gebiet politischer Reformen wagt. Mit den vom Zentralkomitee abgesegneten Beschlüssen, innerhalb von zehn Jahren die theoretischen Grundlagen der Parteiherrschaft Chinas zu reformieren und den aktuellen Bedingungen anzupassen, kommt das traditionelle Marxismusverständnis und die Rezeption der Klassiker Marx und Lenin auf den Prüfstand. In der Präambel der chinesischen Verfassung ist der Marxismus-Leninismus als Leitideologie des Landes verankert. ZK-Propagandachef Li Changchun sprach von einem "Überlebensprojekt" von strategischer Bedeutung für Chinas Form des Sozialismus. ... "Das ist das erste Mal, das solch eine Arbeit beginnt, seit die KP zur Regierungspartei wurde", sagte Han Gang, Professor an der Parteihochschule. Ziel der Neurezeption sei aber nicht, die marxistische Theorie zu negieren, sondern neue Erkenntnisse und Erfahrungen mit ihr zu verbinden. Dem stimmt Gu Jinping, ehemaliger Direktor des ZK-Instituts zur Herausgabe der Marx-Engels-Werke, zu, die die neue zehnbändige Ausgabe vorbereiten sollen. Seit Jahren herrsche Konfusion besonders unter der jungen Generation, was Marxismus ist und wie er zu interpretieren sei. Einseitige und missverständliche Ansichten seien verbreitet. Wir dürfen gespannt sein, wie Marx Reloaded dann einmal aussehen wird.

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