Die Zeit widmet ihr Dossier diese Woche dem Umzug der Dortmunder Kokerei Kaiserstuhl gen China: Vor anderthalb Jahren haben die Chinesen begonnen, das Werk zu zerlegen. Die Kokerei Kaiserstuhl – 16.000 technische Zeichnungen, zwei Laster voller Akten, 35.000 Tonnen Maschinen, Rohre, Stahltüren, Kabel; einzeln zu nummerieren, dann von dreihundert chinesischen Arbeitern zu zerpflücken, auf Frachtschiffe zu verladen, die in Rotterdam und Antwerpen ablegen, den Sueskanal durchqueren und nach dreißig Tagen im chinesischen Hafen Qingdao anlegen. Eine der größten Industrieumsiedlungen weltweit, die erste Verlagerung einer Kokerei weltweit. Verkürzt man diesen Vorgang, dann passt er in einen Satz: Weil sich Chinesen die tote deutsche Fabrik schnappen, wird sie bald wieder leben. Leben und Sterben hängen in solchen Fällen stark vom Preis der Arbeit ab, von den Umweltkosten, vor allem von den Löhnen. In China verdient ein Arbeiter in einer Kokerei umgerechnet 100 bis 200 Euro im Monat. Da lohnt es sich sogar, eine ganze Fabrik anderswo erst abzubauen und später im Original wieder aufzubauen. Kein westliches Land zahlt so niedrige Löhne, dass sich ein derart gigantisches Vorhaben, das Hunderte Arbeiter und Angestellte über Jahre hinweg beschäftigt, rechnen könnte.
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Weblog zu Chinas Wirtschaft, Kultur und Politik und ihrer Widerspiegelung in den Medien
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