Macau macht Las Vegas Konkurrenz
Die südchinesische Halbinsel Macau will das weltgrößte Spielerparadies werden: Sheldon Adelson, 71, sollte eigentlich nichts mehr aus der Ruhe bringen. Mit einem Vermögen von rund 15 Milliarden Dollar zählt der Chef des Casinokonzerns Sands nach Angaben des US-Magazins "Forbes" zu den 20 reichsten Personen des Planeten. Dennoch geriet der "Sugardaddy mit knallharten kapitalistischen Visionen" ("Die Zeit") jüngst in Verzückung. "Ich hatte vergangene Nacht einen Traum. Ich sah den Platz und ich sah die Kunden, um Asiens Las Vegas zu schaffen", schwärmte Adelson. Der Casinomogul meinte Macau. Im vergangenen Jahr eröffnete Adelson als erster westlicher Akteur ein Hotelcasino auf der Halbinsel an der Südküste Chinas. Um die Zocker aus der benachbarten Volksrepublik anzulocken, baute er das 240 Millionen Dollar teure Sands nach Feng-Shui-Manier. An der Decke baumelt ein 50-Tonnen-Kronleuchter. Die Bar hat 200 Teesorten im Angebot. Vor allem die Klimaanlage begeistert die Spieler. "Hier wird mir nicht so schnell schwindelig", freute sich ein Gast. Damit nicht genug. Derzeit wird zwischen den zu Macao gehörenden Inseln Taipa und Colonea eine neue Landmasse aufgeschüttet. Adelson will auf dem Sumpfland gemeinsam mit mehreren amerikanischen Hotelketten für zwölf Milliarden Dollar ein gigantisches Vergnügungszentrum aus dem Boden stampfen. Ein Dutzend Casinokolosse mit insgesamt 60.000 Betten soll entstehen. Unter anderem will Adelson dort eine Kopie der Prunkherberge Venetian aus Las Vegas bauen. Das Zockermekka in Nevada stand auch Pate bei der Taufe des Projekts. In Anlehnung an die legendäre Hauptstraße der amerikanischen Zockerhochburg, den Strip, heißt das Spielerparadies in der südchinesischen See Cotai Strip. ... Während sich Adelsons Konsortium eine Genehmigung sicherte, ging die andere an einen weiteren Casino-Tycoon, nämlich an Steve Wynn. Wynn, dessen Vermögen "Forbes" auf 2,1 Milliarden Dollar schätzt, baut gerade in Las Vegas das mit 2,5 Milliarden Dollar teuerste Hotel der Welt. 700 Millionen Dollar will er in ein Projekt in Macau investieren. ... Neben Wynn und Adelson bereitet mit Kirk Kerkorian ein dritter Big Boss aus Nevada den Einstieg in den chinesischen Markt vor. Zwar ging Kerkorians Casinogruppe MGM Mirage bei der Lizenzvergabe leer aus. Dafür hat sich der 87-Jährige mit dem Exmonopolisten Ho verbündet. Den US-Bürger Kerkorian stört dabei nicht, dass Ho Ende der Neunziger mit einer Casinoeröffnung im "Schurkenstaat" Nordkorea für Furore sorgte. Die Casinokonzerne haben es auf den wohl größten Zockermarkt der Welt abgesehen. In der Volksrepublik entsteht derzeit eine zahlungskräftige Mittelschicht. Billigflieger könnten die Massen nach Macau chauffieren, damit diese dort ihre Ersparnisse an den Spieltischen zurücklassen. Schon heute strömen täglich 50.000 Gäste vom Festland in die Spielhallen der Sonderverwaltungszone. Die Bosse begeistert vor allem die Spielwut der Chinesen. In Vegas hält sich ein Gast im Schnitt dreieinhalb Tage auf und verliert 140 Dollar. Zocker aus der Volksrepublik verspielen mehr als das Doppelte in der Hälfte der Zeit. Entsprechend euphorisch ist die Stimmung. Beobachter erwarten, dass die Casinos in Macau noch in diesem Jahr mehr einnehmen als die Häuser in Las Vegas.
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