2005-12-17

Dessous für Germany made in China

Die Welt klärt uns heute darüber auf, auf welchen verschlungenen Wegen die Dessous für Otto und Beate Uhse aus China nach Deutschland gelangen:
Marcus Schmale kennt seine Kunden. "Es gibt unterschiedliche Arten von Dessous. Unterwäsche mit Spitze oder Reizwäsche. Bei lila Lack aber, da trennen sich die Wege", sagt der Einkaufsdirektor des Otto Konzerns. Schmale kauft in chinesischen Schneidereien daher "normale" Dessous für das eigene Versandhaus ein. Und Anfertigungen in Lack und Leder im Auftrag von Beate Uhse. Otto, hinter Metro und gleichauf mit Karstadt-Quelle einer der drei größten Einkäufer für den Einzelhandel in Deutschland, nutzt seine weltweiten Kontakte und Konditionen auf Provisionsbasis nämlich auch für fremde Kunden. In diesem Fall für den Flensburger Erotikhändler Beate Uhse. "Wir sparen dadurch in unserem Einkauf mindestens 25 Prozent", nennt Otto Christian Lindemann, Vorstandschef von Beate Uhse, den Vorteil für sein Unternehmen. Die Globalisierung hat Ottos Einkaufsabteilung zur eigenen Firma gemacht. Shell ist ein weiterer Kunde: Otto organisiert für den Ölkonzern in Deutschland ein Bonusprogramm und schaut sich weltweit nach Prämien wie Elektrogeräten oder Kinderspielzeug um. Die Abteilung von Importmanager Schmale kauft in diesem Jahr weltweit Waren für 1,2 Mrd. Euro ein. Der Einkauf ist in 23 Büros organisiert, Schwerpunkt ist neben Asien vor allem Osteuropa. Otto International, wie die Einkaufsfirma heißt, beschäftigt in den Ländern rund 300 Mitarbeiter. Diese Kompetenz nutzen Firmen wie Beate Uhse in Deutschland oder auch Eddie Bauer in den USA. Drei Viertel der Waren kauft Schmale in Asien, vornehmlich in China und Indien. Der Rest kommt aus Europa und in geringem Umfang aus Brasilien. Reibungslos läuft das nicht immer. Zuletzt war es der Ärger um Importquoten aus China gewesen, der dem Geschäft erheblich geschadet hat. Im vergangenen Mai hatten europäische Händler Importquoten der EU für Textilien aus Asien frühzeitig ausgeschöpft. Waren im Wert von 350 Mio. Euro wurde daraufhin in Zollhäfen zurückgehalten. "Das bedeutete eine immense Ergebnisverschlechterung für die Otto Group", sagt der studierte Luft- und Raumfahrttechniker Schmale. Es sei schon ein Unterschied, ob sein Konzern, wie geplant, in China einkaufe oder kurzfristig auf die Türkei oder Europa mit Preisnachteilen umschwenken müsse. Schließlich wurden die Waren von der EU doch noch freigegeben.

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