2003-10-22

--- Noch bis zum Freitag läuft der große China-Kongress von WiWo und Euroforum in Berlin. Hier ein paar Bonmots vom ersten Tag:

Fen Bing von der Pekinger Wirtschaftszeitung The Economic Daily gab neben vielen Zahlen über das bis weit in die nächsten 20 Jahre andauernde Wirtschaftswachstum zum Besten, dass SARS "ein Test für die chinesische Wirtschaft war", ohne dass diese jedoch gehemmt wurde (er rechnet mit einem Zuwachs des Bruttosozialprodukts auch in 2003 in Höhe von traumhaften 8,5 Prozent). Sein Geheimtipp für ausländische Investoren und Niederlassungsgründer: das Bohai-Delta in der Nähe von Tianjin (östlich von Peking).

Christian Ueberschaer von der Anwaltskanzlei Heinz Schäfer betonte, dass China "entgegen den Unkenrufen aus den USA Vertragspflichten [gemäß des WTO-Beitritts] konsequent umsetzt". Handelsprobleme gebe es aber noch: das Rechtssystem Chinas sei noch sehr intransparent, es gäbe viele Verstöße gegen das TRIPS-Abkommen der WTO (da geht es beispielsweise auch um Patente, Know-how-Schutz oder Copyright) und vor allem seien die Zugangsschranken bei den Finanzdienstleistern noch viel zu hoch.

Die Kernprobleme für ausländische Betriebe in China sieht Norbert Meyring von KPMG Shanghai ebenfalls im "nicht funktionierenden Rechtssystem" sowie in der letztlich kaum möglichen Durchsetzung von Vertragsbedingungen. Der Schutz des eigenen Know-hows sei vorab zu bedenken: "Kühlschränke und Autos werden teilweise komplett nachgebaut." Dazu komme die tägliche Korruption im Behördenwesen. Sein letzter Ratschlag: "Be prepared to walk away."

Klar auf den Punkt brachte Thomas Eichelmann von Roland Berger in München die Vorteile Chinas aus unternehmerischer Sicht: Der Reiz des Reichs der Mitte liege einfach darin, dass man "nirgends so billig in der Welt produzieren und an so viele Menschen verkaufen." Die etwa von VW oder Nokia in China geschaffenen Produktionskapazitäten würden allerdings bereits an erste Grenzen bei den Absatzmöglichkeiten stoßen. Die Firmen müssten also schauen, dass sie ihre in China produzierten Waren auch andersweitig verscherbeln können.

Insgesamt waren sich aber trotz der angesprochenen Probleme alle einig, dass China ein "Must" und nicht overhyped ist. Auf den Punkt brachte dies der Vorstandsvorsitzende der Metro AG, dessen Firma sich natürlich auch an die Sitten vor Ort anpasst und den "Frischemarkt" bedient (sprich: lebende Kröten, Schlangen und anderlei gern verzehrtes Getier verkauft):

China ist aus heutiger Sicht ein außergewöhnlich attraktiver Markt mit beachtlichen Zukunftschancen.

--- Update: In Telepolis gibt es jetzt noch einen Beitrag von mir zu der Konferenz

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