2004-03-29

--- Die Zeit hat die Hinrichtungsbusse Chinas jetzt auch entdeckt und bringt eine ausführliche Reportage: Bislang hielten die chinesischen Behörden westliche Medien von ihren Exekutionen fern. Doch auf das neue japanisch-chinesische Produkt ist man offenbar stolz, weshalb die ZEIT als erste westliche Zeitung Gelegenheit bekommt, sich in der Provinz Sichuan von diesem Fortschritt im chinesischen Hinrichtungswesen zu überzeugen. Der erste Toyota-Exekutionsbus (Wagen-Nr. SCT6700RZB54L) ist einsatzbereit. Hereinspaziert, China hat nichts zu verbergen! Von außen unterscheidet sich der Hinrichtungs-Toyota in nichts von einem gewöhnlichen Polizeibus mit Blaulicht. Drinnen gibt es bequeme Sitzbänke für Staatsanwalt und Richter, von denen aus sie das Geschehen im hinteren, durch eine schalldichte Wand abgetrennten Teil des Wagens auf einem modernen Flachbildschirm verfolgen können. Für den Protokollführer steht ein Schreibtisch mit Computer zur Verfügung, die Stereoanlage dient wohl dazu, die passende Atmosphäre zu erzeugen. ... „Die Erfindung des Hinrichtungswagens entspringt dem Wunsch, Todesurteile leichter und schneller zu vollstrecken“, sagt der Rechtsanwalt Li Yunlong, ein bekannter Kritiker der Todesstrafe, der in fünfzehn Fällen Revisionen von Todesurteilen erstritten hat. Zwar sei die Exekution mittels Giftspritze eine „Humanisierung des Vollstreckungsverfahrens“ im Vergleich zum Genickschuss. Doch dass die Hinrichtungen „in einem Wagen, mobil und vor der Öffentlichkeit ausgeführt werden“, macht auf den Anwalt einen „grausamen und unzivilisierten Eindruck“.

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