2004-07-14

China muss sich selbst ausbremsen, weil das Wachstum aus den Fugen geraten ist, so die Welt: Im März und April schränkte die Zentralbank den Kreditspielraum der Geschäftsbanken weiter ein. Als das nicht fruchtete, zitierten die obersten Währungshüter die Verantwortlichen der Geschäftsbanken zur Krisensitzung nach Peking und verboten ihnen Kredite auf politischen Druck zu vergeben. "Wo die ökonomischen Hebel nicht stark genug sind, müssen wir wieder zum Mittel der Versammlungen greifen", so zitierte die Pekinger Wochenzeitschrift "Liaowang" ein Mitglied aus dem mächtigen Zentralbankrat. Ein Stückchen Planwirtschaft kehrte zurück. Chinas Staatsrat, der seit Anfang 2004 mit einem Kurs der "weichen Landung" das überhitzte Wachstum korrigieren will, greift auch zu härteren Mitteln. Er ließ demonstrativ im April ein ohne Genehmigung errichtetes Eisen- und Stahlimperium in Jiangsu schließen. Zugleich entzog er mit einer Fülle von Verordnungen behördlichen und privaten Spekulanten jeden Zugriff auf staatlichen Grund und Boden. Staatliche Inspektionsteams überprüften die 6741 Gewerbeparks des Landes, für die einst 37 500 Quadratkilometer Bauernboden (größer als die Fläche Belgiens) beschlagnahmt wurden. Die Zentralbehörden ließen bis zum 17. Juni insgesamt 4735 illegal errichtete Industriezonen wieder schließen und gaben den Kommunen und Dörfern 24 000 Quadratkilometer Land zurück. Das rigide Vorgehen stößt auf Widerstand bei Baugesellschaften oder in- und ausländischen Fondsmanager, denen die Anleger weglaufen. Auch Politiker sehen keinen Grund für die Linie der Regierung. Die Gegner klagen, dass die Bremsmanöver und Kreditsperren zu übertrieben ausfallen und das Wirtschaftswachstum zu stark drosseln könnten. Shanghais Parteisekretär Chen Liangyu machte sich zum Wortführer der Opposition. Sein Hauptargument: Ohne Zugriff auf Grund und Boden ließen sich keine neuen Investoren für die dicht besiedelten Industrieregionen gewinnen. Doch der Staatsrat bleibt bisher unerbittlich. ... Die Wirtschaft spürt die jüngsten Maßnahmen zur sanften Landung bereits schmerzhaft. Die Nachfrage fehlt. Hunderte von Wohnungen in den Städten stehen leer, im Juni warteten 142 000 unverkaufte Autos in den Lagern der Hersteller auf Käufer. Auch kündigen sich erste Konzernpleiten an. Spektakulär implodiert derzeit das geheimnisumwitterte, halb private Produktions- und Finanzimperium D'Long der Xinjianger Brüder Tang, die ganz vorne auf der Forbes-Liste der 100 Reichsten Chinas stehen. Mehr zur hart-weichen Landung in einem Beistell-Artikel der Welt.

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