2004-10-26

Chinas Bauboom wird auch stark von deutschen Architekten getrieben, schreibt die Welt. Doch insgesamt wächst auch hier eine Blase: Mit dem rasanten Wirtschaftswachstum in China geht ein Bauboom einher, wie ihn das Land noch nicht gesehen hat. Spareinlagen werden abgezogen, weil die Zinsen inzwischen unterhalb der Inflationsrate liegen - das Geld wird vor allem in Immobilienprojekte gesteckt. Weil das Baugeschäft in Deutschland seit fast acht Jahren Flaute hat, blicken und gehen immer mehr Ingenieurbüros und Architekten nach China, zumal sie dort ihr großes technisches Know-how ausspielen können: Ohne aufwendige Haustechnik kommt keines der Hochhäuser aus, die in China zurzeit aus dem Boden schießen wie im Wald die Pilze. Die Folgen sind sichtbar. Metropolen müssen ihre Masterpläne zur Stadtentwicklung im Jahresabstand revidieren. Kein Wunder: Die jährlichen Bauaufträge in China überschreiten ein Investitionsvolumen von mehr als 300 Mrd. Euro. Allein die Stadt Peking wird bis zu den Olympischen Spielen jährlich rund 20 Mrd. Euro verbauen lassen. ... Dem Ex-Parteichef schrieb Wu Liangyong, der Doyen der Architektur Chinas, einen Brief und kritisierte darin die "unvernünftige, viel zu teure und unangepaßte" Boom-Architektur, gemeinsam mit 49 Top-Wissenschaftlern des Landes. Das war vor vier Jahren, aber vergebens - Andreu durfte bauen. Heute beklagt Wu den Drang nach Superlativen: "Wir sind doch keine Kinder, die mit Bauklötzchen spielen", sagt der 82-jährige. "Heute müssen alle Projekte immer gleich riesengroß sein. Keiner bedenkt die Folgen. Wir sind kein so reiches Land." Vor allem droht eine weitere Überhitzung des Immobiliensektors - und der ist ohnehin schon in der heißen Phase. Ein Beispiel dafür ist die neue Olympia-Sendezentrale des CCTV-Staatsfernsehens. Das 230 Meter hohe künftige Wahrzeichen Pekings mit seinen beiden Z-förmig ineinander verschlungenen Hochhäusern hat Hollands Architektur-Superstar Rem Koolhaas entworfen. Der Bau sollte im März 2003 beginnen - doch er wurde um 18 Monate herausgezögert. Chinas Regierung fürchtet negative Folgen für die Baukonjunktur ebenso wie für den Verkehr, wenn die für mehr als 100 000 Menschen geplanten Riesengebäude fertig werden.

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