2005-05-08

Die Gottschalks erobern den chinesischen TV-Markt

... oder haben das zumindest vor, widmet sich jetzt auch Der Spiegel der chinesischen Ausgabe von Wetten, dass..?: In der Hoffnung auf Zuschauermassen und Profite drängen deutsche Sender und Produzenten nach China, werden aber bislang weitgehend ausgebootet. Mit der asiatischen Ausgabe von "Wetten, dass ...?" wollen die Gottschalk-Brüder nun alles besser machen - und einträglicher. ... richtig teuer war es für die Gottschalk-Brüder schon, dem ZDF die Rechte für Deutschlands erfolgreichste Fernsehshow abzukaufen: Knapp eine halbe Million Euro kassierte der Mainzer Sender von Dolce Media, der Vermarktungsgesellschaft der Gottschalk-Brüder."Eine Riesenchance auf dem wichtigsten TV-Markt der Zukunft", schwärmt Christoph Gottschalk - ein Riesenrisiko, glauben dagegen die meisten deutschen TV-Macher. Denn bisher sind alle Versuche von ARD, ZDF, RTL & Co., das asiatische Boomland zu erobern, gescheitert oder nach hoffnungsvollen Anfängen verhungert. ... "China hat sich als sehr schwieriger Markt erwiesen", betont Alexander Corridaß, Chef der Vermarktungstochter ZDF Enterprises. Dabei bringen die boomende Werbewirtschaft und die schiere Größe des chinesischen Fernsehmarkts die deutschen TV-Manager, Produzenten und Programmhändler noch immer ins Schwärmen: 340 Millionen TV-Haushalte, 100 Millionen mit Kabel ausgestattet, 360 TV-Stationen, 35 Pay-TV-Programme. Tendenz: rasant wachsend. CCTV wirkt gegenüber den hiesigen öffentlich-rechtlichen Anstalten ARD und ZDF beinahe schlank: 15.000 Mitarbeiter verwalten gleich 16 Kanäle. Mit jedem weiteren kommen in der massenmedialen Planwirtschaft 1000 Mitarbeiter dazu. ... Im Schnitt erreicht die Sendung jeden Sonntagabend rund 50 Millionen Zuschauer - auch dank der deutschen Wettkandidaten, denn über die "Langnasen", wie die Ausländer verballhornt werden, amüsieren sich die Chinesen gern. Und so wirkt Gottschalks China-Engagement fast wie eine seiner alten Filmklamotten: Zwei Supernasen geben Gas. Die Hoffnung der deutschen TV-Manager: Schon fast ein Drittel aller im chinesischen Fernsehen laufenden Programme sind ausländischen Ursprungs: Entweder eingekauft (sehr selten), co-produziert (manchmal) oder schlicht abgekupfert (meistens). Allerdings sehen die Chinesen keineswegs prinzipiell lieber im Ausland entwickelte Programme. Die heimischen Produzenten kommen einfach der ständig steigenden Nachfrage nicht mehr hinterher, betonte der Kommunikationswissenschaftler Hu Zhengrong Ende April auf einer Tagung zum deutsch-chinesischen TV-Programmhandel in Köln. Profiteure des Booms sind bislang allenfalls amerikanische TV-Konzerne. ... Damit sind die Gottschalks auf dem besten Wege, in China genau das aus "Wetten, dass ...?" zu machen, was sie zu Hause in Deutschland bislang allenfalls versuchen: eine Dauerwerbesendung. Denn eigentlich will Christoph Gottschalk "nicht bloß Werbespots verkaufen, sondern ein Schaufenster für die deutsche Industrie sein". Da sollen zum Beispiel künftig die Fernseher und Computer des Unterhaltungselektronikherstellers Medion in der Sendung gleich mit dem Zusatz präsentiert werden: "Diese Geräte können Sie bestellen, rufen Sie an, DHL bringt es Ihnen." Vielleicht ist aber auch der Buchclub von Bertelsmann dabei, der den Gottschalks überhaupt erst den Zugang zu den chinesischen Honoratioren verschafft hat durch die Vermittlung der Bertelsmann-Chefin Liz Mohn. Gottschalk weiß jedenfalls genau, wie er seine Lizenzkosten wieder einspielen könnte: "Ziel ist ein Werbesystem mit Direktvermarktung, das vom Vorstellen der Produkte in der Sendung bis hin zum Versand reicht."

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