2006-01-07

China will Großflugzeuge bauen

Der Trend zu Eigenentwicklungen setzt sich in China jetzt auch bei Passagierflugzeugen fort:
China will von 2010 an eigene Großflugzeuge für den kommerziellen Flugverkehr entwickeln. Damit will Peking langfristig die Abhängigkeit vom US-amerikanischen Flugzeugbauer Boeing und dessen europäischem Konkurrenten Airbus verringern. Bereits im nächsten Fünf-Jahres-Plan soll der Bau einer Maschine von 150 bis 200 Plätzen vorrangige Erwähnung finden, verkündete die Kommission für Wissenschaft, Technologie und Industrie (COSTIND). Die Kommission ist für die chinesische Rüstungsindustrie verantwortlich und hat auch großen Einfluß auf die zivile Luftfahrtindustrie. Bereits im vergangenen Jahr hatten Vertreter der Luftfahrtbranche die Zentralregierung in Peking gedrängt, dem Plan für den Bau eines großen Flugzeuges zuzustimmen. Denn der Bedarf an Kapazitäten steigt ständig im boomenden Reich der Mitte. Mit 120 Millionen Passagieren war China bereits 2004 drittgrößter Markt für die zivile Luftfahrt nach den USA und Europa. Inzwischen wird jedes sechste Passagierflugzeug nach China verkauft. Die geplante Maschine soll die ideale Größe für Flugverbindungen zwischen den drei wichtigsten Boomregionen Chinas haben. Diese liegen jeweils mehr als 1000 Kilometer auseinander: das Perlfluß-Delta mit Guangzhou und Hongkong, die Jangtse-Mündung um Shanghai und die Bohai-Region im Nordosten. Beobachter rechnen mit Entwicklungskosten für einen neuen Flugzeugtyp von mindestens fünf Mrd. Dollar. Auf dem Weltmarkt müßte eine solche Maschine gegen den Boeing-Bestseller 737 und gegen die Modelle Airbus A319, A320 und A321 konkurrieren. Immer wieder kursieren Gerüchte, daß China demnächst ein eigenes Großflugzeug am Standort Harbin in Nordostchina bauen will. Derzeit unterhält der brasilianische Flugzeugproduzent Embraer dort ein Gemeinschaftsunternehmen für den Bau eines Regionaljets. Boeing hat im nordöstlichen Xian ein Joint-venture, das zum Heimatstandort Seattle zuliefert. Boing und Airbus kaufen zudem immer mehr Flugzeugteile von chinesischen Zulieferern ein. Derzeit verhandelt Airbus mit mehreren chinesischen Städten über einen Standort zur Endfertigung des Modells A320, das 120 bis 180 Passagiere transportiert. Harbin, Shanghai, Xian und Tianjin sind sehr an dem Projekt interessiert. Aber der Airbus-Partner Frankreich hat noch Bedenken, daß das Konsortium bei einem möglichen Gemeinschaftsunternehmen mit China zu viel Know-how verlieren könnte.
Mal sehen, wie weit der Technologietransfer mal wieder geht.

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