2006-05-06

China, der Papst, die Bischöfe und die Exkommunikation

Die katholische Kirche in China hat kurzerhand in Eigenregie zwei neue Bischöfe ernannt, was der Papst mit deren Exkommunikation beantwortete. Jetzt tobt der Streit über die beiden Entscheidungen:
China und der Vatikan stehen nach der angekündigten Exkommunikation von zwei chinesischen Bischöfen durch Papst Benedikt XVI. vor einer neuen Eiszeit. Vatikan-Sprecher Joaquín Navarro-Valls hatte die Verurteilung der diese Woche zu Bischöfen ernannten Priester Joseph Ma Yingling von Kunming und Joseph Liu Xinhong von Wuhu in Anhui mit der "schweren Verletzung der Einheit der Kirche" begründet. Ihre Ernennungen erfolgten ohne Einverständnis des Papstes. Ihre Ordinationen seien "illegitim". Nach kanonischem Recht hätten sie mit Sanktionen zu rechnen. Besonders empörte den Vatikan, daß sich Chinas staatliche Bischofskonferenz über alle Kritik aus Rom und von Hongkongs Kardinal Joseph Zen hinwegsetzte. Die angedrohten Exkommunizierungen seien eine Warnung. Pekings Außenministerium reagierte am Freitag überrascht und will erst nach Ende der Maifeiertage zu den politischen Auswirkungen Stellung nehmen. Chinas Regierung hatte jüngst eine Normalisierung ihres Verhältnisses zur römischen Kurie in Aussicht gestellt, aber von zwei Bedingungen abhängig gemacht, vom Ende diplomatischer Beziehungen des Vatikan zu Taiwan und von seiner Nichteinmischung in die innere chinesische Kirchenpolitik. Der Vizevorsitzende der patriotischen katholischen Vereinigung, Antonius Liu Bainian, beharrte gegenüber der "Morgenpost" auf dem Recht seiner Kirche, Bischöfe selbständig zu ernennen. "Wir können damit auch nicht warten. Uns fehlen fast 50 Bischöfe. Wo immer es geeignete Kandidaten gibt, werden die Diözesen sie wählen und ernennen." Liu, dem vom Hongkonger Kardinal Zen vorgeworfen wird, aus politischen Motiven eine Aussöhnung mit dem Vatikan zu hintertreiben, sprach von einem Mißverständnis Roms. "Solange es keine Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Regierungen Pekings und des Vatikans gibt, sitzen chinesische Katholiken zwischen den Stühlen." Unabhängige Kirchenexperten werten die jüngsten Bischofsweihen, bei denen Kandidaten gewählt wurden, die für "ihre patriotische Gesinnung" bekannt sind, als eine von Peking demonstrativ inszenierte Herausforderung Roms.
Merkt man eben doch, dass Ratzinger mal Großinquisitor war.

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