2006-04-01

Chinesische Autohersteller nicht unterschätzen

Laut Ferdinand Stutz von der Georg Fischer Fahrzeugtechnik AG, die selbst in China eine Fertigungsanlage unterhält, sollte man die chinesischen Autobauer nicht unterschätzen:
Drei von ihnen haben bereits ihr Debüt auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main hinter sich. Ihre Präsentation blieb nicht unbeachtet, wenngleich sie häufig belächelt wurde. Aber haben wir das nicht auch bei den Japanern oder Koreanern getan? Nick Margetts, Geschäftsführer des Marktbeobachters Jato Dynamics in Limburg, wundert sich denn auch über "die gefährliche Gleichgültigkeit mancher Industrievertreter, die in den Messeauftritten der chinesischen Marken nur eine harmlose Randerscheinung sehen" und befürchtet, dass all jene, die das ignorieren, schon bald dafür bestraft werden. Denn Chinas Industriepolitik hat Methode. Und die Tatsache, dass zunächst nur drei Tigerbabys (Geely, Jiangling und Brilliance) ihre Fahrzeuge weltweit anbieten, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Hintergrund drei ausgewachsene Raubkatzen lauern (FAW, SAIC und Dongfeng), die nur darauf warten, losgebunden zu werden, um ihre Krallen auszufahren. Allzu lange wird die Parteiführung sie nicht mehr an der Kette halten und ihnen den Weltmarktzugang verwehren können. Am weitesten fortgeschritten ist die Internationalisierungsstrategie bei der Shanghai Automotive Industrie Corporation, die zum Champion der chinesischen Autoindustrie mit globalen Ambitionen auserkoren wurde und zudem plant, ab 2007 ein Auto in eigener Regie zu bauen. Erst kürzlich hat das Unternehmen den viertgrößten Automobilhersteller Südkoreas übernommen und sich die Rechte zum Bau zweier Rover-Modelle gesichert. Auch Dongfeng Motors bereitet bereits seinen Auslandsauftritt vor. Vorsicht daher vor Illusionen und Blauäugigkeit. Zwar entsprechen die in Frankfurt präsentierten Modelle noch nicht westeuropäischen Standards und liefern teilweise katastrophale Ergebnisse beim Crashtest. Auch hiesige Abgasnormen werden oft nicht erfüllt, und das Design ist oft nur eine schlechte Kopie. Doch das sind nur temporäre Erscheinungen. Die mäßige Qualität der chinesischen Autos könnte sich schon bald ändern und ein "Made in China" einem "Made in Germany" gleichwertig sein, und zwar schneller als es uns lieb ist.

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