2003-11-28

--- Heute ist China-Tag in der FTD bzw. bei ftd.de. So weiß eine Reuters-Meldung bei FTD Online: Deutsche Firmen klagen über zahlreiche Handelshemmnisse und die hohe Markenpiraterie. Zwei Jahre nach dem Beitritt zur Internationalen Handelsorganisation (WTO) würden in China immer noch Entscheidungen getroffen, die den WTO-Bestimmungen widersprächen, heißt es in einem am Donnerstag vorgestellten Thesenpapier des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (APA).

Im Blatt selbst stellt Thomas Fricke in einer Kolumne die These auf, dass "China nach deutschem Muster boomt", Deutschland also nicht wirklich etwas vom chinesischen Wirtschaftsaufschwung lernen kann. Zum Boom der vergangenen Jahre hat mindestens ebenso stark beigetragen, dass Regierung und Staatsfirmen astronomische Ausgaben tätigen, wie etwa zum Bau des Dreischluchten-Staudamms oder zur Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2006. Wie viel Geld dafür ausgegeben werde, lasse sich daran ablesen, dass Chinas Staatsdefizit bei drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts liege - trotz des Wirtschaftsbooms, sagt der China-Experte der Deka-Bank, Nicolas Schlotthauer. Nach den Vorgängen dieser Woche möchte man sich lieber nicht ausmalen, was in Deutschland los wäre, wenn der Finanzminister anfinge, China zu kopieren und ein paar solcher Staudämme in den Haushalt einzubringen. Wenig geholfen wäre den Deutschen auch mit dem Versuch, das nachzumachen, was laut Schlotthauer zur zweiten Säule des jüngsten Wunders geworden ist: ein Exportboom, der in Ursprung und Ausmaß eher eine Kopie früherer deutscher Rezepte ist. Ähnlich wie die Deutsche Mark in den wundersamen 50er und 60er Jahren ist Chinas Yuan seit mehr als fünf Jahren zu einem festen Kurs an den Dollar gebunden. Das bringt hohe Planungssicherheit. Zugleich bleibt in China wie einst in Deutschland die inländische Preisentwicklung drastisch hinter der Teuerung bei der ausländischen Konkurrenz zurück.

Fazit: Es ist unsinnig, mit leidvollem Neid auf Länder zu blicken, die eifrig ihren Rückstand abbauen, wie es die Deutschen einst auch gemacht haben. Sinnvoller wäre es, die Energie etwa darauf zu setzen, die erste alternde Gesellschaft aufzubauen, deren Wohlstand trotz unweigerlicher Trägheit wächst - indem sie Spitzenreiter im Bedienen träger Bedürfnisse wird, die besten Angebote für Senioren entwickelt und vormacht, wie man ohne Jugendkult hocheffiziente Unternehmen führt.

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