2004-06-28

Die ftd.de wägt Vor- und Nachteile der Produktion im Reich der Mitte in ihrer China-Serie ab: China profitiert vor allem von seinen enormen Reserven an Arbeitskräften, deshalb dürfte es auf absehbare Zeit nicht zu einer allgemeinen Explosion der Löhne kommen. Doch der Kostenvorteil wiegt nicht alle Faktoren auf. In bestimmten Herstellungsbereichen werden Aspekte wie Werksprozess oder Transportlogistik dafür sorgen, dass große Teile der Produktion in den Hochlohnländern bleiben. In der Praxis wird der Faktor China Einfluss auf die Strategien fast aller herstellenden Unternehmen haben, und sie werden überlegen müssen, wie im Rahmen der Versorgungskette Kosten gesenkt werden können. In einigen Branchen wird das bedeuten, dass Herstellung und Zusammenbau komplett nach China verlagert werden, andere Industriezweige werden die wichtigsten Prozesse in Hochlohnländern belassen. Und bei wieder anderen - vermutlich der Mehrheit - wird die Versorgungskette Billig- wie Hochlohnländer umfassen. Einige Branchen stehen ohne Frage vor gewaltigen Umwälzungen. "Bei vielen Industrie- und Konsumgüter gewinnt das Land mit den niedrigsten Arbeitskosten", sagt Jim Hemerling von der Boston Consulting Group. Dem widerspricht Jim Womack vom amerikanischen Lean Enterprise Institute. Er hält eine Verlagerung nach China sinnvoll nur für Branchen wie Verbraucherelektronik und Bekleidung, wo viel mit Standardprozessen gearbeitet wird und niedrige Herstellungskosten der entscheidende Faktor sind. Am anderen Ende steht ein Unternehmen wie Yamaha. Die Herstellung von Konzertflügeln verlangt Know-how und Fähigkeiten, die im Laufe von Jahrzehnten erarbeitet wurden. Die Arbeitskosten machen hier nur einen relativ geringen Anteil der gesamten Herstellungskosten aus. Eine Verlagerung nach China würde vielleicht einige Vorteile haben, doch die Nachteile überwögen.

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