Große Euphorie -- aber wenig Gewinne im China-Geschäft, so die Welt am Sonntag: So richtig kann Joe Studwell die China-Euphorie nicht nachvollziehen. "Die meisten Unternehmer, Politiker und Ökonomen gehen von übertriebenen Profiterwartungen aus", meint der Chefredakteur der Fachzeitschrift "China Economic Quarterly" (CEQ). Die Euphorie über das Land, so eine aktuelle Studie der Zeitschrift, steht in keinem Verhältnis zu den realen Gewinnaussichten. Danach erzielten US-Firmen 2003 in China 8,2 Milliarden Dollar. Damit liegt das Riesenreich weit abgeschlagen hinter Japan und nur knapp vor Australien. US-Firmen verdienten in Mexiko 1,7mal mehr als in China. Laut Deutsche Bank ist Indien bei der Effizienz von Investitionen - dem nötigen Kapitaleinsatz pro Wachstumseinheit - im Vorteil gegenüber China. Trotz wiederbelebter Wirtschaft zieht Indien aber nur einen Bruchteil des Kapitals an. Die Analysten der Deutschen Bank beobachten, daß sich "viele Firmen fragen, ob Investitionen in China Profite hervorbringen, die adäquat die Risiken reflektieren". Neben dem scharfen Wettbewerb seien mangelnde Markttransparenz und regulatorische Fallstricke Nachteile. Es sei auffällig, daß sich bei einer Umfrage der Bank fast keine deutsche Firma zu Gewinnen in China äußern wollte.
... Von der im Beitrittsvertrag zur Welthandelsorganisation WTO versprochenen Gleichbehandlung in- und ausländischer Unternehmen ist China weit entfernt. Lokale Firmen bekommen Landnutzungsrechte günstiger, haben oft besseren Zugang zu den für die Rohstoffzuteilung verantwortlichen Bürokraten. Illegale Aktivitäten chinesischer Konkurrenten wie Steuerhinterziehung oder Nichtzahlen von Sozialabgaben würden von den Behörden nur halbherzig verfolgt, klagt ein deutscher Mittelständler in Peking. Kopistenattacken sind weiter üblich.
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