Weigui Fang setzt seine "Serie" in Telepolis über Korruption und Geldwäsche fort. Dieses Mal wirft er einen Blick auf die Geldströme aus China zu den British Virgin Islands und zurück: Bis zum Jahr 1999 lagen in der chinesischen Statistik die ausländischen Investitionen aus den British Virgin Islands (BVI) nach Hongkong, den USA, Japan, Taiwan und Singapur auf dem sechsten Platz. Das vertraglich vereinbarte Gesamt-Investitionsvolumen belief sich auf 20,4 Milliarden US-Dollar. Die in dem betreffenden Jahr tatsächlich transferierte Summe erreichte immerhin schon 9,395 Milliarden US-Dollar. Danach kletterten die britischen Virgin Islands in der Rangliste der ausländischen Investoren ganz schnell nach oben. 2001 nahmen sie schon den zweiten Platz ein - direkt nach Hongkong. Bis dato stammten die Investitionen auf dem riesigen chinesischen Festland hauptsächlich noch von den asiatischen Inseln oder Halbinseln (Hong Kong, Taiwan, Singapore, Indonesien, Malaysia mit wichtigen auslandschinesischen Geldgebern). Die entfernten, als offshore financial centres fungierenden Inseln aber schlossen schnell auf. 2003 hielten die British Virgin Islands, die Cayman Islands und Samoa in der Liste der wichtigsten Herkunftsländer des in China investierten Auslandskapitals schon jeweils den Platz 2, 8 und 9. Deutschland liegt auf Platz 10 als die stärkste europäische Nation auf dem chinesischen Markt. Gleichzeitig ziehen die offshore markets in manchen Ländern und Regionen auch immer mehr Chinesen in ihren Bann, insbesondere jenes centre auf den exotischen British Virgin Islands, aber auch auf den Islands of the Bahamas und den Bermuda Islands. Denn man kann dort, ist man flüssig genug, ohne große Schwierigkeit eine offshore company gründen: eine "vor der Küste (off shore) lokalisierte", also vom "(Fest-) Land", seinen Regelungen, Kontrollen und Steuern aufs angenehmste "entfernte" Firma. ... Normalerweise kehren die aus China stammenden offshore companies dem neuen Standort in Übersee direkt nach der (500 bis 1000 US-Dollar kostenden) Registrierung den Rücken und wenden sich dem Geschäft "Zuhause" zu - jedoch nun als "ausländische" Investoren und selbstverständlich mit einem englischen Firmennamen. Ist dies nun ein Kapitalabfluss oder doch eher ein Rückfluss? Der Statistik des Wirtschaftsministeriums zufolge hat China hinsichtlich der Kapitalabwanderung im weltweiten Vergleich nach Venezuela, Mexiko und Argentinien bereits den vierten Platz eingenommen. Immerhin werden offshore markets von den Insidern oft nicht nur als "Paradiese für Steuerflüchtlinge" erachtet, sondern auch als "Umsteigebahnhöfe" bei der Kapitalflucht. Ein wichtiger Grund für die chinesischen "Kapitalflucht" ist die Umwandlung der eingesetzten Mittel. Denn die an Offshore-Gründungen interessierten Chinesen wissen: Um so viel Auslandskapital wie möglich nach China zu holen, werden den ausländischen Unternehmen neben Steuervergünstigungen noch einige andere Vorzugsbedingungen eingeräumt. Im Volksmund spricht man inzwischen längst von chao guomin daiyu oder "Begünstigung für Superbürger".
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Weblog zu Chinas Wirtschaft, Kultur und Politik und ihrer Widerspiegelung in den Medien
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