2004-12-12

Den großen Sprung der Chinesen wittert nach dem Lenovo-IBM-Deal nun auch die Welt am Sonntag: Nach Japanern und Koreanern kommen nun die Chinesen. Die am Mittwoch verkündete Übernahme des PC-Geschäfts von IBM durch den chinesischen Computerbauer Lenovo ist der bislang spektakulärste Deal eines generellen Trends. Die Vorzeigeunternehmen Chinas drängen auf die Weltmärkte. Sie wollen dahin, wo Sony oder Samsung schon heute sind: in die erste Liga global agierender Unternehmen. Der Kauf des nach Umsatz dreimal so großen Konkurrenten sei "ein Durchbruch", jubelt Lenovo-Gründer Liu Chuanzhi. Seine Firma hält 27 Prozent des PC-Marktes in China, spielte im Ausland bislang aber fast keine Rolle. "Unser Ziel war schon immer, ein internationales Unternehmen zu kreieren", sagt Liu. ... Nicht nur er sprengt Grenzen. So fusionierte der südchinesische Elektronikkonzern TCL seine Handysparte mit der von Frankreichs Alcatel. Haupteigner des Gemeinschaftsunternehmens, das im Spätsommer die Geschäfte aufnahm, sind die Chinesen. Zudem übernahm TCL die TV-Geräte-Produktion der französischen Firma Thomson und stieg so zum weltgrößten Fernseherproduzenten auf. Zuvor hatte das Unternehmen aus dem Perlflußdelta bei Kanton den deutschen Pleitier Schneider geschluckt. Der Shanghaier Autokonzern SAIC bereitet derzeit die Akquise des angeschlagenen britischen Herstellers MG Rover vor. Im September übernahm SAIC, das in China Joint-ventures mit VW und General Motors betreibt, bereits für 500 Millionen US-Dollar die Kontrolle am koreanischen Autobauer Ssangyong. Laut UNCTAD, der Entwicklungsorganisation der Vereinten Nationen, ist China "aufstrebendes Heimatland multinationaler Unternehmen". Mit speziellen Krediten und Steuererleichterungen werden die Firmen dabei im Rahmen der "go-abroad"-Politik von der Zentralregierung gefördert. 37 Milliarden Dollar haben chinesische Unternehmen bis Ende 2003 Dollar ins Ausland getragen. Zwar verblaßt der Wert vor den Investitionen internationaler Konzerne in China, die allein für das laufende Jahr 60 Milliarden Dollar übersteigen werden. Jedoch beobachtet Mike Rowse, Chef des staatlichen Hongkonger Investitionsförderers InvestHK, "daß immer mehr chinesische Firmen Niederlassungen in Hongkong gründen, um unser internationales Umfeld als Basis zur Eroberung der Weltmärkte zu nutzen".

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