Biotech in China: Markt mit Hindernissen
Spiegel Online hat heute einen Artikel aus der Serie zu Biotechnologie in China von Technology Review übernommen:
Der Taxifahrer flucht. Chinas Biotechnologie ist schwer zu finden. Doch ein Soldat, der eine einsame Straßenecke im ländlichen Norden Pekings bewacht, ist froh, nützlich sein zu können, und weist auf einen futuristischen Büroklotz mit Halbmond-ähnlichem Grundriss. Dort, nicht weit entfernt von der Großen Mauer, wächst der Zhongguancun-Life-Science-Park aus dem Boden. Es ist eines von inzwischen 20 Biotech-Ballungszentren im Land. In ihnen und den inzwischen 500 Biotech-Unternehmen manifestiert sich, dass China zur zweitgrößten biowissenschaftlichen Großmacht im asiatisch-pazifischen Raum herangewachsen ist. Jährlich kommen rund 100 Unternehmen hinzu, die nicht mehr nur westliche Produkte billig kopieren, sondern derzeit 139 neuartige Medikamente entwickeln, wie die Beratungsfirma General Biologic aus Shanghai zählt. "Man muss kein Genie sein, um zu erkennen, dass Chinas Pharmamarkt riesig werden wird", sagt der Immunbiologe Chen Yiyou, Forschungschef der zwei Jahre jungen Biotechfirma Starvax. Zwar mache der chinesische Pharmamarkt noch weniger als vier Prozent des Weltmarkts aus, aber er wachse jährlich um bis zu 18 Prozent, während das Wachstum in Europa stagniert. "Man kann mit seinem Geld in China mindestens fünfmal so viele Entwicklungsprojekte finanzieren wie in Europa oder den USA", sagt Chen. Das lohne sich, wenn man bedenke, dass aus zehn Entwicklungsprojekten am Ende nur ein marktfähiges Medikament hervorgehe. Die Entwicklung eines Medikaments kostet in China etwa 120 Millionen Dollar, in den USA und Europa seien eher 800 Millionen üblich, schätzt General Biologic. Und während die Medikamentenentwicklung in den USA durchschnittlich acht bis zehn Jahre dauert, bekommt ein Wirkstoff in China innerhalb von fünf bis acht Jahren eine Zulassung. Ein milliardenschwerer Vorteil. Denn je länger ein Medikament innerhalb des patentgeschützten Zeitraums verkauft werden kann, umso höher ist der Erlös. ... Der chinesischen Biotechnologie fehlt es jedoch auch an Ideen, stellt ein Biotechnologie-Report der deutschen Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie (Dechema) fest: Bis heute produzieren 40 Prozent der etwa 6000 chinesischen Pharmafirmen nur Generika, haben keine Erfahrung mit der Entwicklung neuer Wirkstoffe und kooperieren selten mit den jungen Biotech-Firmen. Es gibt zu wenig Experten, die das Potenzial eines Wirkstoffkandidaten einschätzen und beurteilen könnten, welche Investition Sinn macht, was die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern noch wichtiger macht.
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