2005-07-24

Chinas großer Kurswechsel?

Die WAMS spricht von einer möglichen Zeitenwende im Zusammenhang mit der größeren Währungsflexibilität in China:
Am Donnerstag um 13 Uhr bebte kurz das Weltfinanzsystem. Die Zentralbank in Peking, so meldeten die Nachrichtenagenturen, habe soeben die chinesische Währung von ihrer festen Bindung an den US-Dollar gelöst. Gleichzeitig werde der Yuan aufgewertet. ... Allerdings verlief sich das Beben nach wenigen Minuten. Denn anstelle des Dollar wird China den Yuan weiter an einen externen Anker binden, der aus einem Korb verschiedener Währungen bestehen soll. Auch die Aufwertung fiel mit 2,1 Prozent minimal aus. Trotzdem ist die Entscheidung der Chinesen eine Zeitenwende. Denn mit der Veränderung des Wechselkursregimes beugt sich die Regierung in Peking offenbar dem Druck vor allem von seiten der USA, die die Bindung an ihre eigene Währung seit Monaten heftig kritisiert hatten. China steigt ein in den Ausstieg aus seiner zehn Jahre alten Praxis, den Yuan nur im Gleichschritt mit dem Dollar steigen und fallen zu lassen. Das könnte erhebliche Folgen haben. Denn vor allem das amerikanische Wirtschaftswunder der vergangenen Jahre fußt zum Teil auf der Bereitschaft der Asiaten, das gewaltige Handelsdefizit der USA durch Kapitalflüsse nach Amerika gleichsam gegenzufinanzieren. Gerät die Yuan-Aufwertung außer Kontrolle, könnten die Konsequenzen verheerend sein. ... Längerfristig aber stört die chinesische Kehrtwendung einen wichtigen Mechanismus der Weltwirtschaft. Die Dollar-Bindung des Yuan nämlich diente vor allem einem Zweck: die Exportchancen in Richtung USA zu sichern. Fiel der Dollar, fiel der Yuan mit. Chinesische Güter blieben damit gleichbleibend billig. Um den Kurs zu halten, kaufte die chinesische Zentralbank Unmengen von Dollar in Gestalt von US-Staatsanleihen, die sie mit Yuan bezahlte. Denn die boomende chinesische Wirtschaft zieht so viel Kapital an, daß die Währung gemäß Angebot und Nachfrage schon lange hätte steigen müssen. Indem sie Yuan verkaufen, drücken die Chinesen den Kurs. Den Amerikanern kam diese Mechanik bislang gar nicht ungelegen. Denn die USA importieren viel mehr, als sie ausführen. Das Riesenloch in der Handelsbilanz finanzieren sie mit den Kapitalströmen aus China und anderen asiatischen Ländern. Daneben hält die asiatische Nachfrage nach US-Staatsanleihen auch noch deren Preis hoch, was im Gegenzug die Zinsen drückt. Die amerikanischen Verbraucher können sich somit zu viel niedrigeren Kosten verschulden, als dies sonst der Fall wäre. Das Geld geben sie aus. Der Konsum stützt die Wirtschaft.

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