Dicke Luft in China und das große Keuchen
Telepolis beschäftigt sich mal wieder mit den Auswirkungen des Wirtschaftswachstums in China auf die Umwelt:
Als Chinas Präsident Hu Jintao letzte Woche die USA besuchte, waren Taiwan und die Menschenrechte durchaus ein Gesprächsthema, die Umwelt jedoch nicht: die Amerikaner haben hier selbst – zu Recht – ein schlechtes Gewissen. Doch während Hu Jintao in Washington weilte, litt sein Land unter der schlimmsten Luftverschmutzung seit Jahren: Sandstürme suchten ein Achtel des Landes heim und kosteten in der westlichen Provinz Gansu zwei Arbeitern das Leben. Am 19. April konnten in der Hauptstadt Peking erst 56 Tage klaren blauen Himmels in 2006 verzeichnet werden, 16 weniger als im letzten Jahr, während die Weltbank verkündet, dass 16 der 20 am meisten von Umweltverschmutzung belasteten Städte in China liegen. Chinesische Umweltwissenschaftler haben unter der Leitung von Honghong Yi an der Tsinghua-Universität in Peking gerade enthüllt, wie schlimm die Situation tatsächlich ist (Energy Policy, DOI: 10.1016/j.enpol.2006.01.019). Zwar hat China in den letzten Jahren viel getan, um die Luftqualität zu verbessern, doch die Effekte wurden vom ungebremsten Wirtschaftswachstum völlig überrannt. So emittiert China mehr Schwefeldioxid als jedes andere Land der Welt, was zu saurem Regen über einem Drittel des Landes führt. Ruß und andere Feinstäube nehmen ebenfalls massiv zu. Obwohl den meisten Chinesen der Wirtschaftsaufschwung noch gar nicht zugute kommt, leiden sie bereits unter seinen Umwelt-Nebenwirkungen. Wenn nichts getan wird, werden die Gesundheitskosten im Land in den nächsten 15 Jahren astronomische Werte erreichen, so der New Scientist in seiner aktuellen Ausgabe. Eine Besserung in den nächsten Jahren ist nicht zu erwarten: das statistische Amt Chinas berichtet, dass das Land den Energieverbrauch seit 1980 verdreifacht hat und heute 10% des Weltenergieverbrauchs stellt.
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