2005-02-26

China gewinnt weiter an Einfluss in Südostasien

Chinas zunehmende Größe wirft auch immer weitere Schatten, alles weist auf eine heranwachsende Supermacht hin, schreibt die Washington Post: With stronger economic ties between East Asian countries and China has come a rise in Beijing's political and diplomatic influence, according to a variety of sources in China and the region. Treading softly but casting a big shadow, they say, China has emerged as an active and decisive leader in East Asia, transforming economic and diplomatic relationships across an area long dominated by the United States. The shift in status, increasingly clear over the past year, has changed the way Chinese officials view their country's international role as well as the way other Asians look to Beijing for cues. In many ways, China has started to act like a traditional big power, tending to its regional interests and pulling smaller neighbors along in its wake. The new Chinese role has been evident recently in international efforts to deal with North Korea's declared nuclear arsenal. When Kim Jong Il's government declared Feb. 10 that it was suspending participation in Chinese-sponsored six-nation nuclear talks, the question that arose immediately in Asian capitals and beyond was: What will China do about it?Japan, whose economy surpasses China's by a large margin, in some ways has been the Asian country most uncomfortable with China's rising stature. The oil sources and sea lanes increasingly seen as vital by China and its traders have long been viewed the same way by Japan. In that light, Japan's government has tightened strategic cooperation with the United States, and in December, it issued a 10-year defense program that identified China as a potential threat. Chinese officials and foreign policy specialists emphasized in interviews that they had no intention of challenging the U.S. role as Asia's main military power, a fact of life here since World War II. U.S. power was on vivid display in East Asia after the Dec. 26 tsunami in southern Asia, with a U.S. carrier group dispatching helicopters to deliver food and medicine to hard-hit Indonesian towns while China's navy was nowhere on the horizon. But with 1.3 billion people, 3.7 million square miles of territory and a $1.4 trillion economy, China is the rising regional leader in other fields. This view has come into focus particularly over the last year, when U.S. diplomacy has seemed preoccupied with Iraq or anti-terrorism and China increasingly has asserted its pre-eminence. "There is now this feeling that we have to consult the Chinese," said Abdul Razak Baginda of the Malaysian Strategic Research Center. He added, "We have to accept some degree of Chinese leadership, particularly in light of the lack of leadership elsewhere."

2005-02-25

Die Zeit porträt die Internet-Aktivistin Yin Lichuan: Ihr Auftreten ist so einzigartig wie zukunftsweisend. Sie paart die Rebellion gegen westliche Einflüsse mit einem sanften Eintreten für mehr Demokratie und Gerechtigkeit. Dabei widersteht sie Zensur und Schikane der regierenden Kommunisten. Sie tritt selbstbewusst für chinesische Traditionen ein und nutzt dafür die modernsten Kommunikationsformen des Internets. Kurzum, Yin Lichuan ist Bannerträgerin einer neuen Pekinger Intellektuellengeneration. ... Yin Lichuan raucht viele Zigaretten der Marke Huangguo Shu und trinkt viel grünen Tee. Nebenbei bestückt sie ihr Internet-Tagebuch, ihr Blog. Auf www.blogcn.com sendet sie Gedichte, Alltagsgeschichten, Reiseberichte, Rezensionen in die Welt. Außerdem sind auf der Seite die Kommentare ihrer Leser abrufbar. Sie findet das Blogging prima, hat sich beim Schreiben noch nie so frei gefühlt wie heute. ... An diesem Abend trifft sie Shen Haobo, einen drei Jahre jüngeren Dichter, der als Erster den Begriff von der »Unterleib-Poesie« prägte. Shen hat ihr vor ein paar Tagen seine Memoiren des vergangenen Jahres per Blog-Mail übersandt. »War es im März«, schreibt Shen, »als wir diesen Appell lancierten?« Tatsächlich weiß jeder Schriftsteller in China, dass Yin und Shen im letzten März einen mutigen Appell zur Freilassung zweier zu zwölf und elf Jahren Haft verurteilter Journalisten ins Netz stellten. 7000 Unterschriften sammelten sie für Yu Huafeng und Li Minying, die entscheidend zur Aufklärung über die Sars-Epidemie im Jahr 2003 beigetragen hatten, bis auch hier die Internet-Polizei zugriff und den Aufruf löschte. Shens Verleger wurde anschließend bestraft, sein neues Buch eingestampft. Ihr stellten die Sicherheitsbehörden ebenfalls nach. Sie hatte Angst. Sie brach den Kontakt mit ihren Verlegern ab – aus Vorsicht. Einmal ausgesprochen, ist ein Publikationsverbot schwer rückgängig zu machen. Sie wagte monatelang nichts zu veröffentlichen, bis sie mit ihrer Arbeit am Internet-Tagebuch begann. Gezwungenermaßen, ja, gibt sie jetzt zu. Aber Verzweiflung wäre ihr auch damals nicht in den Sinn gekommen. »Die Empörung gegen die Ungerechtigkeit gibt es schon in unseren ältesten Romanen«, meint Yin. So, und nicht als Systemkritik, will sie ihren Appell verstanden wissen.

2005-02-22

Ging der deutsche Bloggerpreis BOBS etwa zu Unrecht nach China?: Das Weblog ist eigentlich nicht schlecht. Das Leben ist stressig genug, warum nicht auch einmal etwas zur Unterhaltung oder zur Entspannung machen? Über Hunde zum Beispiel, wie es ja in dieser Welt heutzutage alle möglichen Websites gibt. Aber in der "Laudatio" war doch von Menschenrechten die Rede. Also suche ich nach etwas "Brisantem", nach geschickten Formulierungen und Anspielungen, weil man doch nicht über Menschen reden kann, ohne zumindest auf einem Umweg über sie zu sprechen. Was hätte der Jury imponieren können? Die Suche hat viel Spaß gemacht, doch trotz aller Offenheit und allem Bemühen habe ich in dem prämierten Weblog nicht gefunden: die Politik oder eine Anspielung auf die Misere der Gesellschaft. Ist irgendetwas zwischen den Zeilen als Anspielung auf die Menschenrechtssituation in China zu deuten? Nein. Stattdessen findet man nicht wenig über Sex oder aber Anspielungen, die sich auf Sex beziehen. Natürlich wird in so einer Hundezeitung auch Hundesex gepriesen. Und man erzählt beispielsweise, wie ein Mensch es mit einem Hund treibt. Und auch sonst noch sehr viel richtiggehend Triviales, mit plumpen Gags und im Internetjargon ausgedrückt. Man hatte anscheinend sehr viel Spaß dabei.

2005-02-20

Peking will stärker gegen die Korruption vorgehen, so die Washington Post: Tales of wealthy Chinese gambling away millions in Las Vegas have multiplied over the last decade. Estimates of the amount of losses abroad range from $2.4 billion to more than $73 billion a year if the tally includes the casinos of Macau, a former Portuguese colony now under Chinese sovereignty. The recent concern in Beijing, however, was that ever-lower ranks of party and government officials had been seen heading to casinos along the border. This raised fears that more officials, up and down the hierarchy, were using crooked money to play, so much so that bilingual wags began calling them "ganbu-lers," a pun on the Chinese word for party cadre. President Hu Jintao has repeatedly warned that fighting such corruption, along with the perception that officials are corrupt, is one of the Communist Party's most important tasks. And so the party, which banished organized gambling along with prostitution and opium when it took over in 1949, vowed to wipe out illegal betting again in the first half of 2005. The Public Security Ministry announced that it had investigated 2,000 cases involving illegal gambling since the beginning of the year and detained 4,000 people. To increase the pressure, officials announced, 13 inspection teams were sent to five provinces notorious for high-stakes gambling, including two border areas.

2005-02-16

Der Spiegel über rüde Geschäftsmethoden in China gemäß dem Motto "Lächeln, kopieren, kassieren": Winfried Krämer, 55, reist seit rund zehn Jahren nach Shanghai. Als der Chef der Zimmer AG aus Frankfurt am Main erstmals das heutige Wolkenkratzerviertel Pudong besuchte, grasten dort noch Büffel. Seine Firma verkauft in China Anlagen zur Herstellung von Polyester; rund hundert Projekte wickelte sie ab. Doch noch immer staunt der Manager - über die Dreistigkeit, mit der chinesische Nachahmer sein Knowhow klauen. Von seinem Hotelfenster am Huangpu könnte Krämer eigentlich das Panorama der Wirtschaftsmetropole genießen. Stattdessen haftet der Blick des Frankfurters grimmig auf einem Stapel mit Fotos chinesischer Maschinen zur Herstellung von Polyester, daneben liegen Aufnahmen von Originalen der Zimmer AG und deren Tochterfirmen: Die Kopien gleichen ihnen wie ein Ei dem anderen, teilweise unterscheiden sie sich nicht einmal im Farbton. Zunächst griffen die Abkupferer die deutsche Firma direkt in China an. Seit etwa fünf Jahren, so Krämer, würde das staatliche Design-Institut CTIEI Kopien von Anlagen der Zimmer AG und deren Tochterfirmen anbieten, in manchen Fällen sogar mit dem unverschämten Hinweis, es handele sich um geprüfte Zimmer-Technologie. Neuerdings werben die Chinesen sogar im Ausland für Zimmer-Anlagen - etwa für einen Reaktor zur Polyesterherstellung. ... Vor Shanghais neonglitzernder Boomtown-Fassade verblassen lästige Bedenken. Die Bosse fliegen auf dem modernen Flughafen Pudong ein, rasen mit über 400 Stundenkilometern im Transrapid in die Innenstadt und stoßen im Nobelrestaurant "M on the Bund" mit Champagner auf neue Freundschaften und ihre chinesischen Partner an. Im Überschwang vergessen dann selbst gestandene deutsche Manager schon mal einfache Vorsichtsmaßregeln, etwa bei der Gründung von Joint Ventures. "Es gibt Extremfälle, in denen es Firmen so eilig haben, nach China zu gehen, dass sie nur die englische Fassung von Verträgen prüfen lassen, nicht aber auch die rechtsverbindliche Version im chinesischen Wortlaut", sagt Rechtsanwältin Ulrike Glück von der Kanzlei CMS Hasche Sigle in Shanghai.

2005-02-13

Asiens Wirtschaftsmacht diktiert die Regeln der Weltwirtschaft, schreibt die Welt am Sonntag. Es geht hauptsächlich um das Buch "Der China Code" von Frank Sieren: Sieren, seit zehn Jahren "Wirtschaftswoche"-Korrespondent in China, erwartet, daß Deutschland nur in einigen hochspezialisierten Nischen führend auf dem Weltmarkt bleiben wird. Die industrielle Produktion und Beschäftigung wird gänzlich nach Asien verlagert. China ist dann die neue Weltmacht Nummer eins. Skeptiker warnt Sieren vor dem Trugschluß, einfach abzuwarten und China beim Scheitern zuzusehen. Menschenrechtsverletzungen, Umweltverschmutzung, Dualismus zwischen Stadt und Land, marodes Finanzsystem, Korruption und die Gratwanderung zwischen Demokratisierung und Diktatur, zwischen Planwirtschaft und Markt - Sieren kennt all ihre Argumente und ist dennoch gewiß, daß China den Herausforderungen gewachsen ist. Denn China wächst seit über 25 Jahren mit Raten von rund neun Prozent. Bis zur Olympiade 2008 in Peking kann das Land die Deutschen als drittgrößte Industrienation bereits abgelöst haben. Gewichen ist die China-Euphorie in der deutschen Wirtschaft. Wer sich heute dort engagiert, dem geht es vor allem um Markterschließung und Umsatz. Auf ordentliche Renditen hoffen nur wenige. "Die Planwirtschaftler schlagen die Marktwirtschaftler mit den eigenen Mitteln", schreibt Sieren, "denn selbst wenn das Chinageschäft nur eine schwarze Null schreibt, wovon die meisten weit entfernt sind, werden die Unternehmen an den internationalen Börsen für ihren Umsatz und Weltmarktanteil mit steigenden Kursen belohnt." Meßlatte für den unternehmerischen Erfolg sind damit die Leistungen auf dem chinesischen Markt. Wer da nicht mitspielt, der hat verloren. "Als Zukunftsmarkt hat China eine Art Monopol", schreibt Sieren und zeigt auf, wie China diese Position weidlich für sich ausnutzt.

Die LA Times über interkulturelle Probleme bei der Werbung in China: An NBA basketball star dukes it out with a Chinese kung fu master and wins. American audiences probably would enjoy the flashy fight sequence in the ad and leave it at that. Not in China. Viewers offended by the Chinese defeat expressed their outrage online. Authorities yanked the Nike ad in December, saying it violated the country's dignity. Ditto for Japanese carmaker Toyota, which aired a commercial last year showing one of its sport utility vehicles cruising past kowtowing Chinese stone lions. ...  Such are the pitfalls of doing business in the world's fastest-growing advertising market, in which sensitivity about cultural icons and Western dominance is acute. Yet multinational companies eager to sell their products to more than 1 billion Chinese say that in some ways consumers here are very easy to please, as long as you know what makes them tick. Topping the don't-go-there list is anything that resembles rebellious or anti-establishment behavior, said Tom Doctoroff, the regional director of advertising giant J. Walter Thompson in Shanghai. That means scenes popular in the West, such as soccer players causing traffic jams by kicking a ball around in the middle of the street, would be out of the question here. ... Determining what is proper behavior, however, is not always easy. Pizza Hut didn't see a problem with showing a boy standing on a desk to tell his friends how good his pizza tastes. Censors killed the ad because standing on a table with a crowd watching was considered rebellious. Advertisers also can forget about showing tattoos, pierced ears or women kicking and punching the air in an aerobics class. Individualism is frowned upon. Even sheer indulgence takes a back seat to practical benefits. "If a woman takes a bath in a beautiful, comfortable tub, that is not going to sell here," Doctoroff said. "Nothing is just about feeling good or tasting good. Everything has to have a payoff." So it wouldn't work to show a woman enjoying a cookie in the comfort of her home. But if a commercial showed a group of people eating cookies in public, it would create the feeling that they were members of the upwardly mobile middle class and the ad would be a success.

2005-02-05

Zwischen China und Russland fließt mehr und billigeres Öl: Der staatliche Energiekonzern Rosneft hat mit der Lieferung von Öl zur Hälfte des Marktpreises an Peking begonnen. Außerdem verspricht Rosneft China Gas aus einem von Japan umworbenen Förderprojekt. Der staatliche Energiekonzern Rosneft will Gas aus dem ehrgeizigen Förderprojekt Sachalin an chinesische Unternehmen liefern."Wir im Konsortium waren gezwungen, uns einem anderen Markt zuzuwenden - und zwar China", sagte Sergej Bogdantschikow, Chef des staatlichen Energiekonzerns Rosneft. Japanische Unternehmen seien nicht bereit, Gas aus dem Sachalin-Projekt bereits ab 2010 zu kaufen. ...Das energiehungrige Wachstumsland China hat seinen Zugriff auf Russlands Energievorräte innerhalb kürzester Zeit erneut ausgeweitet. Der staatliche chinesische Ölkonzern China National Petroleum Corp. (CNPC) erhielt für die Zahlung von 6 Mrd. $ an Rosneft Lieferzusagen für die kommenden fünf bis sechs Jahre. Der russische Staatskonzern hat bereits die erste Rohöl-Lieferung an China auf die Schiene gebracht. "Die ersten Tankwagen wurden bereits versendet", sagte Rosneft-Chef Bodgdantschikow am Freitag. Rosneft werde im laufenden Jahr 4 Mio. Tonnen und in jedem der folgenden fünf Jahre 8,9 Mio. Tonnen Öl an China liefern, berichtete die Nachrichtenagentur Tass.