2004-02-29

--- Die Kritik an Chinas Alleingängen bei der Verschlüsselung von Funknetzen auf Basis von WLAN wird heftiger: Mehrere amerikanische Wirtschaftsverbände haben China aufgefordert, statt eines eigenen Verfahrens zur Verschlüsselung von WLAN-Daten die internationalen Standards WEP (Wired Equivalent Privacy) und WPA (Wi-Fi Protected Access) einzuführen. ... die WLAN-Hersteller bekommen keine technische Dokumentation, sondern müssen bei der Entwicklung mit einer von 24 ausgewählten chinesischen Firmen zusammenarbeiten. Industriegruppen wie die Semiconductor Industry Association (SIA), das Information Technology Industry Council (ITI) und das US-China Business Council (USCBC) sehen darin eine Handelsbarriere, die sie vom begehrten, weil schnell wachsenden Markt China ausschließen soll. Außerdem befürchten sie Industriespionage bei der erzwungenen Zusammenarbeit mir ihren chinesischen Konkurrenten.

2004-02-28

--- Die Organisation Reporter ohne Grenzen beklagt die Verschärfung der technischen Internet-Zensur in China: Reporters Without Borders today condemned the latest Chinese effort to gag the Internet by means of directives to portals that have discussion groups. As a result of the directives, many news groups have closed since 23 February and filtering of online messages has been stepped up. Verisign's decision to assign China a DNS root server is also worrying for the Web's future. "Discussion forums are used by millions of Chinese and, although closely monitored, they at least offered an outlet for popular discontent and criticism, but we fear these latest measures will just make Internet users censor themselves even more," Reporters Without Borders said.

Das US-Außenministerium hat zudem einen umfassenden Report zur Menschenrechtssituation in China herausgegeben. Ein Zitat daraus: The Government maintained tight restrictions on freedom of speech and of the press. The Government regulated the establishment and management of publications, controlled the broadcast media, at times censored foreign television broadcasts, and at times jammed radio signals from abroad. During the year, publications were closed and otherwise disciplined for publishing material deemed objectionable by the Government, and journalists, authors, academics, and researchers were harassed, detained, and arrested by the authorities. In May, Sichuan website manager Huang Qi and students belonging to the New Youth Study Group received long prison sentences for their Internet essays encouraging democracy. Others detained or convicted for their Internet activity included Tao Haidong, Luo Yongzhong, Du Daobin, Yan Jun, Li Zhi, and Jiang Lijun. In November, Beijing Normal University Student Liu Di and two others were released on bail after a year of pretrial detention in connection with their Internet postings. Internet use continued to grow in the country, even as the Government continued and intensified efforts to monitor and control use of the Internet and other wireless technology including cellular phones, pagers, and instant messaging devices. During the year, the Government blocked many websites, increased regulations on Internet cafes, and pressured Internet companies to pledge to censor objectionable content. NGOs reported that 39 journalists were imprisoned at year's end and that 48 persons had been imprisoned by the Government for their Internet writing during China's brief history of Internet use.

2004-02-24

--- Chinas junge Börse kann noch keineswegs als sicherer Anlagehafen gelten, berichtet das Handelsblatt heute (Artikel nur Topix-Abo zugänglich): Trotz kräftiger Kurssteigerungen – in der vergangenen Woche stiegen die Aktienkurse an Chinas Börsen auf den höchsten Stand seit 19 Monaten – sind die Anleger zunehmend besorgt. Denn es häufen sich die Hiobsbotschaften. Am Wochenende wurde der zweite Mann der Bank of China, Liu Jinbao, seines Amtes enthoben und verhaftet. Er soll während seiner Zeit als Chef der Bank in Hongkong "Wirtschaftsverbrechen" begangen haben. Die Nachricht kommt zu einer Zeit, da Chinas Regierung mit massiven Kapitalspritzen aus den Devisenreserven die großen Staatsbanken für Börsengänge vorbereitet – das weckt Zweifel am Fortgang der Reformen. Gestern fielen auch die Aktien wieder deutlich zurück. Die Nachricht schließt zudem an eine Serie von Vorfällen an, die das ohnehin schwache Vertrauen in China-Aktien weiter aushöhlen.

2004-02-22

--- Nachdem China im vergangenen Jahr schon einmal eine Handvoll Spam-Server abgestellt hatte, setzt Peking Massenmailern nun erneut ein Ultimatum: Das Anti-Spam Coordinating Team (ASCT) der Internet Society of China hat zum dritten Mal eine Liste von IP-Adressen von Servern veröffentlicht, über die Spam verschickt wird. Von den insgesamt 626 Adressen stammen 62 aus China, 6 aus Hongkong, 65 aus Taiwan und 493 aus anderen Ländern. Sollten über diese Server nach dem 20. März noch Spam-Mails verschickt werden, werde das ASCT gegen diese vorgehen.

--- Die Schanghaier sollen bald Location Based Services auf dem Handy nutzen können -- dank Siemens: Siemens mobile arbeitet mit den Mobilfunkanbietern China Mobile und China Unicom beim Ausbau ihrer Netze und bei Service-Angebote zusammen. Dafür seien vor kurzem mehrere Aufträge für verschiedene Provinzen im Wert von insgesamt 70 Millionen US-Dollar unterzeichnet, teilt das Unternehmen mit.

--- Die Rohstoffzulieferer profitieren besonders vom China, schreibt der Economist: or the most part, though, the commodity and materials firms are being energised by the growth opportunity presented by China. David Humphreys, chief economist of London-based Rio Tinto, says that China will become increasingly central to his firm's planning, despite accounting for less than 10% of its current business. That figure understates China's significance, because “the truly important thing is the growth segment, and that is where China is so dominant. What is now taking place there is on a scale that has no real precedent.” For some commodities, such as iron ore, China in effect accounts for all the world-wide growth, he adds.

2004-02-17

--- Der Economist wirft ein Blick auf die chinesische Jugend und ihre Konsumvorlieben: Members of Miss Wu's generation are the first group of only children—born after the introduction of China's one-child-per-couple policy in the late 1970s—to acquire big spending power. Their parents' resources don't have to be shared among siblings, which gives them even more to draw on. Miss Wu and her husband bought a made-in-China Citroën Fukang last year, assisted by a gift of nearly 30,000 yuan ($3,600) from her and her husband's parents, and a five-year bank loan. In the last year they have also bought a Nokia mobile phone and an IBM laptop computer. ... Hung Huang, publisher of the Chinese version of Seventeen, an American consumer magazine aimed at young women, says that what is striking about this new consumer group is its similarity to those in developed countries. “The difference really comes from their consumption pattern compared with the generation before them in China rather than other societies,” she says. “They are like any teenagers that you would find in a rich suburb of Chicago or St Louis. They want the latest model, they want their computer, they want their camcorder, they want cool Swatches.”

--- Die chinesische Firma Evermore will Microsoft mit einer eigenen Suite für Office-Software (Evermore Intelligence Office oder kurz: EIOffice) Konkurrenz machen: Wir werden dafür sorgen, dass 'Made in China' bei der Software für ähnliche Standards steht", erklärt Evermore-Geschäftsführer Gus Tsao die Ziele seiner Firma. Tsao wurde Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts bekannt, als er die Firma Daybreak Technologies gründete und mit Silk einen Klon der Tabellenkalkulation Lotus 123 vermarktete, der 1987 etliche Auszeichnungen gewinnen konnte. "Wir setzen auf offene Standards und die Kraft der Open Source", heißt es in der Broschüre der Firma, die von einer großen Unterstützung durch die chinesische Szene schwärmt. Evermore selbst beschäftigt nach eigenen Angaben 200 Programmierer und wurde im Jahre 2000 mit einer privaten Kapitalspritze von 5 Millionen US-Dollar in der Region Wuxi (bei Shanghai) gegründet.

--- China macht mal wieder Negativschlagzeilen aufgrund der Beschneidung der Meinungsfreiheit im Netz: Drei Monate nach Erlass des Haftbefehls gegen den chinesischen Internet-Autor Du Daobin hat die Polizei heute erstmals bestätigt, dass der 39-Jährige unter dem Vorwurf der Staatsgefährdung vor Gericht gestellt werden soll. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua zitiert einen Sprecher der Polizei in der Provinz Hubei, der Autor aus der Stadt Yingcheng habe das "sozialistische System Chinas stürzen wollen". Du Daobin sei über sein Recht hinausgegangen, "die Regierungsarbeit und Funktionäre mit guten Absichten zu kritisieren". Er habe "bösartig durch Lügenmärchen zur Untergrabung der Staatsgewalt aufgerufen".

2004-02-16

--- Hat China kräftig dabei mitgemischt, dass sich Wissen zum Fertigen von Atombomben in Ländern wie Pakistan oder Libyen verbreitete?: Laut einem Bericht der "Washington Post" war China Anfang der 80er Jahre offenbar rege am internationalen Atomhandel beteiligt. In den Atombombendokumenten aus Libyen, die Moammar Gaddafi im November aushändigte, fanden Internationale Experten und Ermittler der Wiener Atomkontrollbehörde konkrete Hinweise, dass chinesisches Atom-Know-How nach Pakistan kam und von dort nach Libyen gelangte. ... Mit den neuen Erkenntnissen gerät China als Hauptwaffenlieferant Pakistans ins Zwielicht. David Albright, ein ehemaliger Waffeninspekteur der Uno, bezeichnete Chinas Rolle in der "Washington Post" als "unverantwortlich und kurzsichtig". Die Beziehungen zwischen Peking und Washington werden durch derlei Berichte unweigerlich weiter belastet.

2004-02-12

--- China, seine Billiglöhne und die sich daraus ergebenden Herausforderungen beschäftigen Die Zeit. Die "alte Tante" kommt dabei zu Schlussfolgerungen, die den Gewerkschaften und der SPD nicht gefallen dürftenInnovationen, wie sie der Kanzler fordert, sind gut. Nur dürfen sie nicht als bequemes Argument missbraucht werden, um vor dem unbequemen Wettbewerb der Löhne die Augen zu verschließen. Wer wirklich Innovationen (und über sie auch die Produktivität) fördern will, sollte in Bildung, Schulen und Hochschulen investieren oder die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Universitäten unterstützen. Nur zu! Da gibt es zweifellos viel zu tun (anders gesagt: Da wird viel versäumt). Aber weder lassen sich Innovationen erzwingen, noch schließt das Streben nach dem rettenden Vorsprung durch Technik aus, die Löhne auf einem wettbewerbsfähigen Niveau zu halten. Aus alledem folgt nicht, dass harte Einkommenskürzungen jetzt unabdingbar sind.

--- Ob die Hanauer Plutoniumanlage nach China geht, will das Bundeskabinett bis Ende März entscheiden. Bedenken hat nach wie vor beispielsweise der SPD-Fraktionsvize Gernot Erler: Der Außenpolitiker hatte gemeinsam mit dem SPD-Atomexperten Michael Müller einen persönlichen Brief an Bundeskanzler Gerhard Schröder geschrieben. Darin hatten sie unter anderem auf die Schwierigkeiten verwiesen, die Verwendung der Anlage durch die Chinesen wirksam zu kontrollieren. Sie warnten vor einer möglichen "modularen Verwendung", also der Aufteilung der Technik auf verschiedene Einrichtungen. Die Chinesen müssten auf die Brütertechnologie verzichten und dürften keinesfalls ihre Atomwaffen-Arsenale erweitern, forderten die Abgeordneten.

2004-02-10

--- Chinas Autohersteller rüsten sich für den Weltmarkt und starten die internationale Expansion, berichtet das Handelsblatt (Artikel leider nicht online): Der Shootingstar unter den chinesischen Autoherstellern, die Firma Chery, wird im Juni den Anfang machen und eine Produktion in Iran starten. Mit dem lokalen Partner SKT sollen jährlich 30 000 Fahrzeuge gefertigt werden. Auch in Venezuela und Pakistan führt das Unternehmen Gespräche. Chery tauchte vor vier Jahren aus dem Nichts auf und bot ein Modell an, das zum Schrecken von Volkswagen weitgehend aus Komponenten des VW Jetta bestand. In diesem Jahr will Chery seine Produktion in China auf 200 000 Fahrzeuge verdoppeln. ... Auch Geely, das andere rasant wachsende Eigengewächs in Chinas Autoindustrie, will expandieren. Erst 1998 nahm Geely die Produktion kleiner PKWs auf und brachte 2003 mit dem „Schönheitsleopard“ Chinas ersten selbst entwickelten Sportwagen auf den Markt. Mit dem Billigauto „Haoqing“ verkauft es für umgerechnet 3 980 $ Chinas billigsten PKW. Bis 2007 plant Geely sieben neue Modelle.

2004-02-07

--- China will die Verwendung von Funkchips auf Basis der "Radio Frequency Identification"-Technik (RFID) standardisieren: The Standardization Administration of China has created a working group that will establish a national standard for radio frequency identification tags. Called "electronic tags" in China, these small transmitters--essentially high-tech bar codes that can be scanned from a distance and even through the walls of boxes--are seen by many as the key to a far more efficient supply chain than is achievable today.

--- Berlin wartet mit dem ersten deutsch-chinesichen Mobilfunk-Institut auf: In Berlin wurde mit dem "Sino-German Mobile Communications Institute (MCI)" das erste deutsch-chinesische Institut für Kommunikations- und Informationstechnologie in Deutschland eröffnet. In ihrer 25-jährigen Forschungskooperation entwickeln Deutschland und China erstmalig gemeinsam neue Technologien. Das MCI hat seinen Sitz am Fraunhofer Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich Hertz Institut an der Technischen Universität Berlin (TU). Gemeinsam mit chinesischen Forscherteams arbeiten Wissenschaftler der Technischen Universität an der Entwicklung neuer Übertragungstechniken und leistungsfähiger Netztechnologien. Im Pekinger Schwesterinstitut "Sino-German Joint Software Institute" werden Anwendungen für die nächste Generation von Mobiltelefonen erforscht.

--- Der Transrapid in China als Investitionsruine? Wie die FTD in ihrer Online-Ausgabe berichtet, ist das Interesse an Fahrten mit dem deutschen Hochgeschwindigkeitszug in Schanghai sehr gering. "Wir sind nicht glücklich mit dem Kartenverkauf", sagte am Freitag Fang Haiqing, Vize-Direktor der chinesischen Betreibergesellschaft, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Pro Tag würden lediglich etwa 500 bis 600 Fahrscheine verkauft. Der Transrapid fährt somit praktisch leer zwischen dem Flughafen und einer U-Bahn-Haltestelle am Stadtrand hin und her. Vielleicht liegts einfach daran, dass das Ding mitten in der Pampa ankommt, weitab vom Zentrum?

2004-02-04

--- Wie stark wirkt sich die Vogelgrippe auf die chinesische und asiatische Wirtschaft aus? Droht -- zumindest psychologisch -- doch ein neues SARS-Revival? Diesen Fragen geht die Süddeutsche Zeitung nach: Noch nie hat sich die Vogelgrippe so schnell und großflächig ausgebreitet – zehn asiatische Länder berichten inzwischen von Erkrankungen und mindestens zwölf Todesopfern. Jede dritte chinesische Provinz meldet Massenschlachtungen und Quarantänemaßnahmen. Zwischen der Vogelgrippe und Sars kann keine Parallele gezogen werden. Es gibt anders als bei Sars keine Übertragung von Mensch zu Mensch und damit ist die Krankheit längst nicht so schlimm und hoffentlich leichter einzudämmen“, sagt HSBC-Ökonom Jahanzeb Naseer. Doch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält eine Ansteckung unter Menschen inzwischen für möglich und warnt vor Lücken im chinesischen Kontrollsystem. „Die Angst vor einer Infektion von Mensch zu Mensch drückt auf die Marktstimmung – unabhängig davon, dass harte Beweise fehlen“, heißt es in einem Bericht der ING Bank in Hongkong. ... Bereits jetzt beginnen erste Touristengruppen ihre Asien-Reisen abzusagen, und die Tourveranstalter verkleinern ihre Kontingente. ... Besonders die Aktien asiatischer Fluggesellschaften verlieren derzeit an Wert. Die Titel der Hongkonger Cathay Pacific Airways büßten innerhalb von zwei Wochen sieben Prozent ein.

--- Der Boom in China wird so nicht einfach weiter gehen, schreibt Nicolas Schlotthauer, China-Experte bei der Dekabank in Frankfurt, in der Welt, aber Europa muss sich trotzdem stärker auf das Land des Drachens vorbereiten. Es ist somit ein zu optimistisches Szenario, dass sich China im gleichen Tempo wie bisher weiterentwickeln und schon bald die etablierten Volkswirtschaften übertrumpfen wird. Das Reich der Mitte muss sich in den kommenden Jahren vielmehr deutlich stärker auf Strukturreformen konzentrieren und dabei entschlossener vorgehen als die japanischen Nachbarn. Der Weg auf den Gipfel der Weltwirtschaft ist für China damit zwar nicht verbaut - aber das Reich der Mitte wird schon bald ein spürbar langsameres Tempo beim Aufstieg einschlagen müssen. Doch auch wenn sich Chinas Wachstumstempo in absehbarer Zeit verlangsamen wird, bedeutet das für die etablierten Volkswirtschaften in Europa keine Entwarnung. Vielmehr stehen sie vor der Herausforderung, auf die wachsende Konkurrenz chinesischer Unternehmen und ihrer Produkte auf dem Weltmarkt reagieren zu müssen

--- In einem Kommentar erklärt das Magazin Business Week, warum die Europäer allgemein wirtschaftlich besser mit den Chinesen können als die Amerikaner und warum die Angst vor wachsenden Handelsdefiziten mit dem chinesischen Drachen auf dem alten Kontinent geringer ist: The Europeans have reasons to be confident. True, during the first 10 months of last year the 12 euro-zone countries imported $38 billion more from China than they exported back to the Chinese. But unlike the U.S. with its yawning trade deficit, the euro zone is running a $6.3 billion trade surplus with the world as a whole, with Germany, France, and Italy all in the black. In this context, the deficit with China seems less menacing. What's more, some of Europe's biggest companies are making a boatload on exports to China. During the first 10 months of last year, the EU sold $41 billion in goods and services to the Chinese, nearly twice the amount of U.S. exports to China during the period. With Chinese growth cooking along at more than 9% last year, there's a huge appetite for infrastructure equipment, which is a forte of Continental European companies.