2006-01-30

Gates und Google verteidigen Zensur in China

Microsoft und Google haben ihre Zensurbemühungen gemäß der Pekinger Auflagen bei Internetdiensten verteidigt. Andrew McLaughlin, Chef-Lobbyist von Google, schreibt im : Blog des Suchimperiums viele schöne Worte:
Launching a Google domain that restricts information in any way isn't a step we took lightly. For several years, we've debated whether entering the Chinese market at this point in history could be consistent with our mission and values. Our executives have spent a lot of time in recent months talking with many people, ranging from those who applaud the Chinese government for its embrace of a market economy and its lifting of 400 million people out of poverty to those who disagree with many of the Chinese government's policies, but who wish the best for China and its people. We ultimately reached our decision by asking ourselves which course would most effectively further Google's mission to organize the world's information and make it universally useful and accessible. Or, put simply: how can we provide the greatest access to information to the greatest number of people? Filtering our search results clearly compromises our mission. Failing to offer Google search at all to a fifth of the world's population, however, does so far more severely. Whether our critics agree with our decision or not, due to the severe quality problems faced by users trying to access Google.com from within China, this is precisely the choice we believe we faced. By launching Google.cn and making a major ongoing investment in people and infrastructure within China, we intend to change that.
Einen guten Kommentar dazu gibts im Blog Good Morning Silicon Valley. Just Microsoft-Gründer Gates bläst derweil ins gleiche Horn wie McLaughlin, er will ja auch in China Kohle machen. Wenn es um das Thema staatliche Zensur in China geht, hat Microsoft-Chef Bill Gates augenscheinlich ein blütenreines Gewissen. Zensur sei jedenfalls nichts, was ein Unternehmen davon abhalten sollte, in China Geschäfte zu machen, erklärte Gates am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. Seine Philosophie, mit der er nicht nur die stark kritisierten Engagements von Microsoft und Yahoo, sondern auch von Erzrivale Google verteidigte, lässt sich auf einen einfachen Nenner bringen: Lieber ein bisschen Freiheit als keine - oder meinte er lieber ein bisschen Zensur als noch viel mehr? Der Nachrichtenagentur AP sagte Gates: "Ich glaube, dass der Zugang zur Welt dort mehr Zensur verhindert. Ich glaube auch, dass der Informationsfluss in China stattfindet." Allein durch ihre Anwesenheit in China hätten die westlichen Unternehmen "Beiträge zum nationalen Dialog" geleistet. "Ich zweifle nicht im Geringsten daran", sagte Gates, "dass dies ein großes Plus darstellte." Die Kapitalisten zeigen mal wieder ihr wahres "Be Evil"-Gesicht.

2006-01-27

Allianz steigt bei chinesischer Volksbank ein

Seit langem wurde es angekündigt, nun steht das Geschäft endgültig:
Die Allianz steigt bei Chinas größter Bank ICBC ein. Der deutsche Finanzriese erwirbt für eine Milliarde Dollar (820 Millionen Euro) einen Anteil von 2,5 Prozent, wie Allianz-Sprecherin Antje Terrahe am Freitag mitteilte. Neben Allianz steigen auch die US-Finanzhäuser Goldman Sachs und American Express bei der staatlichen Industrie- und Handelsbank China (ICBC) ein. Das Geschäft hat ein Gesamtvolumen von 3,78 Milliarden Dollar. Den größten Anteil an dem Geschäft hat nach Angaben aus Unternehmenskreisen Goldman Sachs, das 2,58 Milliarden Dollar für sieben Prozent der ICBC-Anteile investieren wolle. American Express wolle 0,5 Prozent der Anteile übernehmen, hieß es weiter. Man rechne damit, daß die Transaktion nicht vor April abgeschlossen sein werde, erklärte Terrahe weiter. Die Allianz beginne aber schon jetzt damit, zusätzlich zu Investmentfonds- auch Lebensversicherungsprodukte in den Filialen von ICBC zu verkaufen. Der Allianz gehe es um eine landesweite Präsenz, sagte Terrahe. Allianz-Chef Michael Diekmann hob hervor, der chinesische Markt habe für den Versicherungskonzern große strategische Bedeutung. Die nun vereinbarte Partnerschaft unterstreiche den langfristigen Charakter des Engagements der Allianz. Auch führende Vertreter von Goldman Sachs und American Express äußerten sich optimistisch zur künftigen Zusammenarbeit, die auf bereits bestehenden Kooperationen aufbaut.

Changchun plant Autostadt nach Wolfsburger Vorbild

Schanghai könnte seine Besucher bald mit einer "Autostadt" nach Vorbild des Museums- und Amüsierbetriebs in Wolfsburg unterhalten:
Die Industriemetropole Changchun will einen Auto-Entwicklungspark mit einer benachbarten Autocity bauen. Die Stadt im Nordosten ist Chinas zweitgrößter Automobilstandort und ebenso wie Shanghai Sitz eines deutsch-chinesischen Volkswagen-Werkes. Das Frankfurter Architekturbüro Albert Speer& Partner (AS&P) gewann den ersten Preis in einem von der Entwicklungszone und der Stadtregierung Changchun ausgeschriebenen internationalen Wettbewerb. Für das Büro Speer ist dies ein Meilenstein. 2002 hatte es bereits den Design-Wettbewerb für die Autocity Shanghai mit der Wohnstadt Anting gewonnen. "Changchuns Autostadt wird mit 120 Quadratkilometer doppelt so groß wie Shanghais Autocity", sagte Johannes Dell, Partner von AS&P, der WELT. Allein die neue Wohnstadt sei für 300 000 Einwohner konzipiert. Shanghais "deutsche" Stadtsiedlung Anting, in die erste Mieter bereits eingezogen sind, war von Speer für 50 000 Einwohner geplant worden. AS&P gewann vergangene Woche den im Oktober ausgeschriebenen und mit 140 000 Dollar dotierten Designwettbewerb gegen drei internationale Architekturbüros aus den USA, Japan und China. Der Auftrag umfaßt die Planung für einen kompletten Stadtteil rund um das Automobil. Die Changchuner Stadtzeitung "Zhengshi Wanbao" nannte die umwelt- und ressourcenfreundliche und an eine bereits vorhandene Bahnlinie angepaßte Raumplanung als einen wesentlichen Grund für den Zuschlag an AS&P. "Für uns sprach aber auch, daß wir den Masterplan für Shanghais Autocity gewonnen hatten", sagte Dell. Die neue Autostadt soll in einem Zeitraum von zehn bis 15 Jahren entwickelt werden und Changchun nach den Plänen der Stadtregierung zu einem "Detroit des Ostens" machen.

2006-01-25

Google läßt sich auf chinesische Zensur ein

Nur nichts Böses tun, lautet das Motto von Google. Doch diese Nachricht hier drückt das Image der Kalifornier nach unten. Das Geld geht eben doch über die Moral:
Google zensiert seine neue Suchmaschine in China. Zum Start des Dienstes räumte das Internetunternehmen am Mittwoch ein, dem Druck der chinesischen Regierung nachgegeben zu haben und selbst aktiv politisch heikle Themen zu filtern. "Um in China operieren zu können, haben wir einige Inhalte von den Suchergebnissen entfernt, die www.google.cn zur Verfügung stellt." Als Grund wurden chinesische "Gesetze, Vorschriften und Politik" genannt. Der Schritt stieß auf heftige Kritik. Die Organisation Reporter ohne Grenzen sprach in einer Stellungnahme von einem "schwarzen Tag für die Meinungsfreiheit in China". Jetzt könnten die 110 Millionen Internetnutzer in China über diese chinesische Suchmaschine nur Material finden, das von der Regierung genehmigt ist und nichts mit Demokratie, Menschenrechten in China oder Tibet zu tun habe. Google folgte mit der Selbstzensur seinen Wettbewerbern Yahoo und Microsoft mit MSN Search, die ihre Inhalte in China bereits seit längerem selbst zensieren. Google argumentierte, indem seine Suchmaschine bisher von außerhalb Chinas operiert habe, sei es zu Wartezeiten und Zugangsproblemen gekommen. Die neue Suchmaschine in China biete jetzt den gewohnten schnellen Zugang. Experten wiesen darauf hin, dass Google bisher schon Inhalte in seinen Nachrichtenseiten entfernt habe, aber nicht in seinen Suchergebnissen.
Mehr zum Thema in der New York Times. Demzufolge ist auch Googles Blogger-Dienst Blogger.com, der für dieses Blog zum Einsatz kommt, von der Zensurmaßnahme nicht ausgeschlossen: In an effort to cope with China's increasingly pervasive Internet controls, Google said Tuesday that it would introduce a search engine here this week that excludes e-mail messaging and the ability to create blogs. ... "Google is mindful that governments around the world impose restriction on access to information," a senior executive wrote, responding to questions. "In order to operate from China, we have removed some content from the search results available on Google.cn, in response to local law, regulation or policy. While removing search results is inconsistent with Google's mission, providing no information (or a heavily degraded user experience that amounts to no information) is more inconsistent with our mission." ... Difficulties using the site have put Google at a disadvantage in China, where the Google.com site had lost ground to a Chinese rival, Baidu.com, which went public last year. Baidu is called the Chinese Google, and Google even has a stake in the company. But officials at Google say that recently they have been losing share in China, partly because of difficulty people had using Google.com. The Paris-based group Reporters Without Borders, which tracks the activities of Western technology companies seeking to do business with repressive regimes, condemned the Google-China deal as "hypocrisy" and called it "a black day for freedom of expression in China".

2006-01-21

Peking hat Angst vor Bauernaufständen

Die chinesische Führung macht sich ernsthafte Sorgen um weitere Revolten vor allem in ländlichen Gebieten:
Der chinesische Regierungschef Wen Jiabao hat zu einer Verbesserung des Lebensstandards der Bauern und Wanderarbeiter im Land aufgerufen. Nach teils gewalttätigen Protesten mit Toten und Verletzten hat sich der Ministerpräsident alarmiert über die wachsende Unruhe in China gezeigt. Er kritisierte illegale Enteignungen von Land und unangemessene Entschädigungen, die zu Zwischenfällen geführt hätten. Die ländliche Entwicklung sei «der Schlüssel für die nationale Erneuerung und langfristige Stabilität», mahnte Wen Jiabao auf einer nationalen Arbeitskonferenz, die am Freitag in den staatlichen Zeitungen veröffentlich wurde. Die Zahl der Proteste in China ist laut Polizeiministerium im vergangenen Jahr um 13 Prozent gestiegen. Insgesamt nahm 2005 die Zahl der Fälle, bei denen die öffentliche Ordnung gestört wurde, um 6,6 Prozent auf 87.000 zu. Nach Unruhen in Südchina, wo die Polizei nahe Shanwei sogar das Feuer auf verärgerte Dorfbewohner eröffnet und mindestens drei getötet hatte, sagte Wen Jiabao: «An einigen Orten wurde das Land ungenehmigt enteignet und die Bauern nicht angemessen entschädigt und versorgt.» Die folgenden Proteste seien weiterhin ein hervorstechendes Problem, das soziale Instabilität auslöse.

2006-01-18

111 Millionen Chinesen im Netz

Die Prozentzahlen der Onliner in China sind zwar noch sehr niedrig, die absoluten aber dafür umso beeindruckender:
China kommt nach Informationen des heimischen Internet Network Information Center (CNNIC) inzwischen auf die Zahl von 111 Millionen Internet-Nutzer – ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 17 Millionen. Der überwiegende Teil der chinesischen Surfer lebt dabei in Städten (91,7 Millionen); die Internet-Durchdringung in der Bevölkerung beträgt dort knapp 17 Prozent. Auf dem Land hat hingegen nur jeder achtunddreißigste Bürger Zugang zu Internet. Die durchschnittlichen Kosten für Internet-Nutzung in China belaufen sich laut CNNIC auf umgerechnet 10,60 Euro im Monat. Insgesamt gaben chinesische Bürger im vergangenen Jahr 10,4 Milliarden Euro für Internet-Dienstleistungen aus. 64,3 Millionen Chinesen verfügen inzwischen über einen Breitbandanschluss, ein Plus von 50,2 Prozent gegenüber 2004.

World of Warcraft soll Chinesen rauswerfen

In der Welt des Online-Spiels World of Warcraft haben Chinesen momentan keine guten Karten:
Doarliona ist Alchemistin von Beruf und Elfin von Geburt. In Azeroth ist sie zuhause, einer Phantasiewelt im Internet. Hier mischt sie Zaubertrunks, die sie gegen Goldstücke – die Währung des virtuellen Staats Azeroths – verkauft. Doch reich wird sie damit nicht, denn ihr Gold verliert massiv an Wert, seit chinesische Händler Azeroth-Devisen in der realen Welt im großen Stil verkaufen. Doarliona ist eine Spielfigur aus dem Online-Rollenspiel „World of Warcraft“ der US-Firma Blizzard Entertainment. Gesteuert wird sie von dem Berliner Sven Howard. Wie Howard klicken sich weltweit Tag für Tag Hunderttausende Spieler durch das Internet nach Azeroth. Dort erschaffen sie ein Alter Ego wie das der Doarliona, mit dem sie durch eine Spielwelt streifen, in der Drachen, Orks und Trolle ihr Unwesen treiben. Das Ziel ist es, Gold und Erfahrungspunkte zu sammeln. ... Die Goldfarmer sind meist junge Männer, die dafür bezahlt werden, dass sie in Schichtarbeit Computer spielen – zwölf Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Sie hamstern Goldstücke und überlassen sie der Firma, die das Gold dann an Zwischenhändler verkauft oder die Online-Devisen direkt bei Ebay anbietet. Die Warcraft-Währung beispielsweise wird derzeit zum Kurs von 0,058 Euro gehandelt. ... Wegen der hohen Nachfrage im Westen, vor allem aber aufgrund der niedrigen Arbeitskosten in China, ist der Betrieb von Farmerfirmen ein lukratives Geschäft. 100000 Chinesen verdienen schätzungsweise so ihr Geld. ... Aufgebrachte Fans fordern jetzt ein Eingreifen der Entwickler von Blizzard, die der Preistreiberei ein Ende bereiten sollen. Bislang ohne Erfolg. Einige Spieler rufen daher in Internetforen zur Selbstjustiz auf. „Tötet die Chinafarmer“, lautet die Parole.
Mehr dazu in der Netzeitung, die auch über eine Lockerung der strengen Regeln fürs Online-Spielen in China berichtet.

Jahrelange Haft für kritische chinesische Journalisten

Die Pressefreiheit gilt weiter wenig im Reich der Mitte:
Ihre kritischen Berichte über umstrittene Landenteignungen passten den Behörden offenbar gar nicht: In China hat ein Gericht zwei Journalisten wegen "illegaler Geschäfte" zu langen Haftstrafen verurteilt. Zhu Wangxiang und Wu Zheng erhielten zehn und sechs Jahre Gefängnis, wie ein Gerichtsvertreter in der östlichen Stadt Lishui der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch sagte. Die Richter befanden sie wegen "illegaler Geschäfte" für schuldig, weil sie die nicht genehmigte Zeitschrift "New China Youth" herausgegeben hätten. Zudem hätten die Reporter zwei Millionen Yuan (rund 200.000 Euro) für das Magazin angeworben; die Spenden von Bauern, die gegen ihre Enteignung protestiert hatten, betrachtete das Gericht den Angaben zufolge als Schmiergelder. Ferner hätten die Journalisten die Provinzbehörden von Zhejiang "bedroht", hieß es. Zhu und Wu hätten gedroht, darüber zu berichten, wenn die Forderungen der Bauern nach einer angemessenen Entschädigung nicht erfüllt werden sollten.

2006-01-16

US-Autobauer fahren erfolgreich in China

Ford und GM sind momentan auf Wachstumskurs in China, während VW weiter zurückfällt:
Der amerikanische Autokonzern Ford hat 2005 in China seine Ziele übertroffen und gemeinsam mit seinen Partnern mehr als 220 000 Autos verkauft. ... Ford teilte am Montag mit, der Absatz der gleichnamigen Marke habe mit 82.225 Stück rund 46 Prozent über den Vorjahresverkäufen gelegen. Zahlen für die angeschlossenen Marken, zu denen auch Mazda Motor gehört, lägen noch nicht vor. Ford rechnet jedoch damit, dass insgesamt mehr als 220.000 Fahrzeuge verkauft wurden. Das Unternehmen verkauft in China auch die Marken Lincoln, Land Rover, Jaguar und Volvo. Das Joint-Venture mit Changan Automotive verbesserte den Absatz um 41 Prozent auf 61.013 Einheiten. Die bei Jiangling Motor Corp (JMC) produzierten Ford Transit-Modelle steigerten die Verkaufszahlen um 48 Prozent auf 18.000 Fahrzeuge. Ford hält 30 Prozent an JMC. GM steigerte 2005 den Absatz in China um 35 Prozent auf 665.390 Fahrzeuge und entthronte damit womöglich VW als führenden Anbieter des Landes. VW musste nämlich einen Absatzeinbruch um knapp 14 Prozent auf 564.300 Fahrzeuge hinnehmen. Experten wiesen allerdings darauf hin, dass ein genauer Vergleich der Absatzzahlen der beiden Konzernen schwierig ist: Die Zahlen von VW beziehen sich nur auf lokal gefertigte Modelle und beinhalten keine Importe. GM wiederum rechnet den Absatz eines mit dem US-Konzern verbundenen Nutzfahrzeug-Unternehmens mit ein, das eine chinesische Marke vertreibt.

2006-01-15

Chinesen entdecken die Privatsphäre

Der Economist berichtet über das langsam erwachende Interesse der Chinesen an ihrer Privatsphäre:
IT IS surely telling that the characters that make up yinsi, the Chinese word for “privacy”, carry the connotations of illicit secrets and selfish, conspiratorial behaviour. The notion of privacy has not traditionally been valued in China, and proof of that is on display everywhere. The country's public lavatories are often open-plan affairs where locals unabashedly squat elbow-to-elbow as they tend to their business. In hospitals, modesty is often thrown to the wind as treatments are carried out in full view of milling crowds. In the most casual of social interactions, complete strangers think nothing of asking each other details—about their salary, weight and so on—that most westerners would not share even with close friends. Despite all this, there are signs that the concept of privacy is gaining currency. Echoing the debates now common in western societies, many in China are beginning to bristle at the intrusiveness of nosy employers, data-mining marketers and ubiquitous security cameras. It is a remarkable development, considering where things stood just a few decades ago. When China's communist rulers came to power in 1949, they set few limits on their freedom to pry into the lives of ordinary people. In the heyday of state control, the Chinese had their employment, housing, health care, food rations and travel all micromanaged by bureaucrats, and their lives were open books. Women of childbearing age even had their menstrual cycles monitored so the state could ensure that those without permission did not get—or remain—pregnant. The worst of that is now long past. In most respects, people have taken far greater control over their own lives as central planning has begun yielding to the market. Many Orwellian controls remain firmly in place, however, over politics, religion and free expression. ... some pundits reckon that, as attitudes toward privacy continue to change, the law will eventually be strengthened. One such is Professor Lu Yaohuai, of China's Central South University. He thinks that earlier attitudes toward privacy were shaped largely by traditional living arrangements whereby families of several generations often lived together in small homes. He notes that the average living space for urban Chinese had risen from 3.6 square metres (39 square feet) in 1978 to 11.4 square metres by 2003, and says this increase has played an important role in fostering expectations of privacy within the family, especially among the younger generation. Parents in the past would readily enter a child's room, or read a child's letters, without asking, says Mr Lu, but today are likely to incur the wrath of their privacy-conscious children if they do. A number of academics are going so far as to call openly for stronger privacy laws. In the public sphere, it is usually technology, rather than nosy parents, that attracts complaints. Though it still lags behind Britain, which leads the world with its 4.2m surveillance cameras, China is installing them at a steady clip. Shanghai alone has 200,000, and plans to double that number within five years. The city of Guangzhou has budgeted $26m to install security and traffic-monitoring cameras on all its main streets. Perhaps most high-tech of all is Beijing, where road cameras, equipped with night-vision capabilities, are paired with radar guns and can snap the number plates of speeding motorists at any time of day or night. Drivers are then notified of their infractions via text messages sent to their mobile phones. ... Several cases, though, have sparked public debate.

2006-01-13

Reding: "Sie schämen sich nicht für die Zensur"

Ehrliche Worte fand EU-Kommissarin Viviane Reding als eine der wenigen westlichen Politiker ausnahmsweise mal in Peking:
China ignoriert die internationale Kritik an seiner Zensur und lehnt einen Dialog mit der EU darüber ab. Bei ihrem heutigen Besuch in Peking beklagte die EU-Kommissarin für die Informationsgesellschaft und Medien, Viviane Reding: "Sie schämen sich nicht für die Zensur." Während sich die Europäische Union darum sorge, dass ihre Bürger vor Kontrolle im Internet geschützt werden müssten, gehe es in China um den Schutz der Regierung vor dem Internet. "Wir sprechen nicht die gleiche Sprache", sagte Reding. "Für sie ist es eine ganz normale Verhaltenweise." Die Kommissarin hatte in Peking mit dem Minister für Wissenschaft und Technik, Xu Guanhua, und der Vizeministerin für Radio, Film und Fernsehen, Zhao Shi, gesprochen. "Die Kritik, die wir vorbringen, wird ignoriert", sagte Reding zur Zensur. "Sie haben nicht die Absicht, einen Dialog darüber anzufangen." Was die Zukunft des Internet angehe, stehe die EU "nicht auf der Seite Pekings". Aus europäischer Sicht solle das Internet niemandem gehören. "Niemand kontrolliert den Inhalt bislang, außer die Diktatoren dieser Welt", sagte Reding. "Unser Ziel ist der freie Zugang zu Informationen in der Welt."

2006-01-10

China verschlankt sein Militär

Die chinesische Volks- und Freiheitsarmee soll schlagkräftiger und schlanker werden:
China, which has the largest military force in the world, is making important strides toward developing a lean, high-tech fighting machine, the People's Liberation Army said Monday. A two-year slim-down program has eliminated more than 200,000 jobs, or about 9% of the service, according to the PLA's official newspaper. By year end, that left a total of about 2.3 million members, a 45% reduction since 1987. "Our military is marching towards the goal of an appropriately sized, structurally balanced, lean, command-responsive fighting force," the official Liberation Army Daily said. The PLA has made no secret of its effort to craft a slimmer, more mobile force versed in the use of advanced weaponry as a source of national pride and a deterrent to Taiwanese independence. In an environment in which too many officers and poorly educated soldiers undercut efficiency, these staffing reductions are in line with analysts' expectations. But the downsizing has engendered less obvious social changes, the analysts say. In recent months, China has seen more protests by uniformed and retired military personnel over pay and pensions as the institution's ambitions outpace its resources. It has also faced grumbling from those who have been laid off. Many are less educated and feel let down by an organization that Mao Tse-tung once heralded as virtually indistinguishable from the Chinese people, as "integral to the society around it as fish to water."

Scharfe Kritik an Microsofts Blogger-Zensur in China

Die Zensur eines regimekritischen chinesischen Bloggers durch Microsoft/MSN hat zahlreiche Proteste ausgelöst Die LA Times kommentiert das Verhalten der Redmonder:
AFTER MICROSOFT SHUT down a popular Chinese-language blog recently, a barrage of anti-Microsoft messages began zinging around the blogosphere in China. One of them took that famous photo of a lone student blocking a line of tanks near Tiananmen Square and superimposed the Microsoft logo on each tank. Such an image is unlikely to improve Microsoft's reputation in China. It may even be more damaging to its prospects than irritating China's propaganda ministry, gatekeeper of all information-based business and the minder that Microsoft and other Western media companies are constantly trying to please. Doing business in China requires flexibility. The law, where it exists, is often irrelevant; it is the decision-making of individual officials that matters. Western businesses sometimes have to bend over backward to please officials in order to secure access to China's enormous market. Sometimes they go too far — and this appears to be one of those times. Late last month, Microsoft deleted a blog from the MSN online service after the author, a Chinese journalist using the name "Anti," applauded striking journalists at the Beijing News who were protesting the firing of their independent-minded editor. A strike at a Beijing newspaper is not a common event. But it is not a politically incendiary one, nor was it secret, having been widely reported on the Internet. ... U.S. companies such as Microsoft, Yahoo and Google have a responsibility to their shareholders to stand up for the profitable operation of their businesses in China. Trying to anticipate every concern of the propaganda ministry is no way to win long-term customers. Fighting for the right to conduct business fairly and reasonably is the mark of every Western company that has succeeded in China. U.S. companies also have an obligation, as leaders in a global medium defined by open information, to protect basic rights of individuals to express themselves without censorship — within reason. "Within reason" are the key words here. It is within reason for China to demand that U.S. companies comply with Chinese laws and regulations. What is not within reason is a Chinese demand for compliance with unwritten whims.

2006-01-09

Chinas Wirtschaftswachstum wird immer höher

Schon einmal verbesserte Peking jüngst die Wachstumsprognosen, jetzt ist schon wieder eine Korrektur nach oben fällig:
Während Deutschland seine Wirtschaftsprognosen laufend zu optimistisch ansetzt, verkalkuliert sich China sogar bei offiziellen Zahlen. Allerdings nach unten statt nach oben. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei 2004 nicht wie bisher gemeldet um 9,5, sondern um 10,1 Prozent gewachsen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Montag. Darüber hinaus seien von der nationalen Statistikbehörde auch die Angabe für 2003 nach oben revidiert worden. Demnach betrug das Wirtschaftswachstum 10,0 (bisher 9,5) Prozent. Das durchschnittliche Wachstumstempo in China erhöhe sich damit für den Zeitraum 1979 bis 2004 um 0,2 Prozentpunkte auf 9,6 Prozent. Erst Ende Dezember hatte China die Wirtschaftsleistung für 2004 um ein Sechstel nach oben korrigiert. Der stark wachsende Dienstleistungsbereich und das private Unternehmertum seine unterschätzt worden, hieß es zur Begründung.

2006-01-07

China will Großflugzeuge bauen

Der Trend zu Eigenentwicklungen setzt sich in China jetzt auch bei Passagierflugzeugen fort:
China will von 2010 an eigene Großflugzeuge für den kommerziellen Flugverkehr entwickeln. Damit will Peking langfristig die Abhängigkeit vom US-amerikanischen Flugzeugbauer Boeing und dessen europäischem Konkurrenten Airbus verringern. Bereits im nächsten Fünf-Jahres-Plan soll der Bau einer Maschine von 150 bis 200 Plätzen vorrangige Erwähnung finden, verkündete die Kommission für Wissenschaft, Technologie und Industrie (COSTIND). Die Kommission ist für die chinesische Rüstungsindustrie verantwortlich und hat auch großen Einfluß auf die zivile Luftfahrtindustrie. Bereits im vergangenen Jahr hatten Vertreter der Luftfahrtbranche die Zentralregierung in Peking gedrängt, dem Plan für den Bau eines großen Flugzeuges zuzustimmen. Denn der Bedarf an Kapazitäten steigt ständig im boomenden Reich der Mitte. Mit 120 Millionen Passagieren war China bereits 2004 drittgrößter Markt für die zivile Luftfahrt nach den USA und Europa. Inzwischen wird jedes sechste Passagierflugzeug nach China verkauft. Die geplante Maschine soll die ideale Größe für Flugverbindungen zwischen den drei wichtigsten Boomregionen Chinas haben. Diese liegen jeweils mehr als 1000 Kilometer auseinander: das Perlfluß-Delta mit Guangzhou und Hongkong, die Jangtse-Mündung um Shanghai und die Bohai-Region im Nordosten. Beobachter rechnen mit Entwicklungskosten für einen neuen Flugzeugtyp von mindestens fünf Mrd. Dollar. Auf dem Weltmarkt müßte eine solche Maschine gegen den Boeing-Bestseller 737 und gegen die Modelle Airbus A319, A320 und A321 konkurrieren. Immer wieder kursieren Gerüchte, daß China demnächst ein eigenes Großflugzeug am Standort Harbin in Nordostchina bauen will. Derzeit unterhält der brasilianische Flugzeugproduzent Embraer dort ein Gemeinschaftsunternehmen für den Bau eines Regionaljets. Boeing hat im nordöstlichen Xian ein Joint-venture, das zum Heimatstandort Seattle zuliefert. Boing und Airbus kaufen zudem immer mehr Flugzeugteile von chinesischen Zulieferern ein. Derzeit verhandelt Airbus mit mehreren chinesischen Städten über einen Standort zur Endfertigung des Modells A320, das 120 bis 180 Passagiere transportiert. Harbin, Shanghai, Xian und Tianjin sind sehr an dem Projekt interessiert. Aber der Airbus-Partner Frankreich hat noch Bedenken, daß das Konsortium bei einem möglichen Gemeinschaftsunternehmen mit China zu viel Know-how verlieren könnte.
Mal sehen, wie weit der Technologietransfer mal wieder geht.

2006-01-04

Garantiert (fast) pornofrei: Das China-Netz

Pekint behauptet, es habe den Kampf gegen Pornos im Netz gewonnen:
Die Regierung in Peking ist erfreut: Das chinesische Internet sei jetzt frei von Pornographie, vermeldet die Zensur-Behörde. Allerdings noch nicht ganz. Das chinesische Internet wird zur Porno-freien Zone. Das zumindest vermeldete die Regierung in Peking am Donnerstag. Zhao Shiquang, Vize-Chef der Behörde für Internet-Sicherheit sagte vor Journalisten, «die Ausbreitung von Internet-Seiten mit pornographischen Inhalten konnte effektiv unter Kontrolle gebracht werden». Seinen Angaben zufolge haben die Behörden nahezu alle chinesischen Porno-Seiten vom Internet genommen. Bis Ende November seien fast 600 Websites geschlossen worden und 221 Verdächtige festgenommen worden, so Shiquang. Wegen der Struktur des Internets könne man jedoch nicht ausschließen, dass nach wie vor pornographische Seiten in China zu sehen seien, sagte er. Man bemühe sich aber, auch alle ausländischen Seiten zu blockieren.

Microsoft zensiert chinesischen Blogger

Microsofts Online-Dienst MSN zensiert weiter Blogger:
Microsoft’s MSN Spaces continues to censor its Chinese language blogs, and has become more aggressive and thorough at censorship since I first checked out MSN’s censorship system last summer. On New Years Eve, MSN Spaces took down the popular blog written by Zhao Jing, aka Michael Anti. Now all you get when you attempt to visit his blog at: http://spaces.msn.com/members/mranti/ is the error message pictured above. (You can see the Google cache of his blog up until Dec.22nd here.) Note, his blog was TAKEN DOWN by MSN people. Not blocked by the Chinese government. Anti is one of China’s edgiest journalistic bloggers, often pushing at the boundaries of what is acceptable. (See a recent profile of him here, and an interview with Anti here.) His old blog at the U.S.-hosted Blog-city is believed to have caused the Chinese authorities to block all Blog-city blogs. In the final days of December, Anti became a vocal supporter of journalists at the Beijing Daily News who walked off the job after the top editors were fired for their increasingly daring investigative coverage, including some recent reporting on the recent police shootings of village protestors in the Southern China. (For all the gory details on the current press crackdown click here, here, here, and here.) Roland Soong at ESWN has preserved the original Chinese-language posts of Anti’s Call for a Beijing News Walk Out and his Call to Cancel Beijing News Subscriptions.

China setzt verstärkt auf Hightech

Der Spiegel widmet sich mal wieder der chinesischen Wirtschaft und entdeckt deren Hightech-Bestrebungen:
Die Aufholjagd fällt den Chinesen nicht schwer, denn ihr Know-how erhalten sie großteils von westlichen oder japanischen Firmen, und zwar legal: Um in China an staatliche Kraftwerksaufträge zu kommen, müssen ausländische Firmen oft als Subunternehmer lokaler Hersteller antreten und diesen dann wichtige Spitzentechnologien überlassen. Die Folge: Westliche Konzerne machen sich in China auf lange Sicht selbst überflüssig. Dieser massenhafte Transfer von Technologie aus dem Westen wird noch verstärkt durch Joint Ventures mit westlichen Firmen - und durch hemmungsloses Abkupfern. Immer häufiger kaufen sie auch westliche Firmen und damit deren Knowhow auf. Inzwischen aber setzen die chinesischen Strategen zunehmend auf eigene Entwicklungen. Mit gewaltigen Anstrengungen will China von der Werkbank der Welt zum innovativen Hightech-Labor aufsteigen. Der Ehrgeiz des 1,3 Milliarden Menschen zählenden Landes kennt keine Grenzen. Als Symbol dafür schoss die Nation kürzlich schon zum zweiten Mal eine bemannte Rakete in den Weltraum. Das kollektive Ziel, von lauter Propaganda begleitet, ist klar: Das Reich der Mitte, das die Welt einst mit Erfindungen wie Kompass, Buchdruck oder Schießpulver beglückte, will an seine goldene Zeiten anknüpfen. Um das hochgesteckte Ziel zu erreichen, mobilisiert das Land seine üppigste Ressource: die Menschen. 440.000 Ingenieure bilden die Universitäten des Landes jährlich aus. Da diese oft nur ein Fünftel der Gehälter westlicher Kollegen verdienen, verlagern immer mehr ausländische Konzerne auch Forschung und Entwicklung in die Weltfabrik China. Schon heute lassen Neuigkeiten aus dem Riesenreich auch die Fachwelt im Westen aufhorchen: Im Februar kündigte China an, den weltweit ersten kommerziell genutzten Kugelhaufenreaktor bauen zu wollen. Bei diesem neuen, angeblich besonders sicheren Kernkraftwerkstyp wird Uranoxid nicht wie bisher in Brennstäben, sondern in tennisballgroßen Kugeln aus Grafit eingeschlossen. Bei Autos strebt China ebenfalls nach Spitzentechnologie: Die Tongji-Universität in Shanghai etwa will gemeinsam mit dem heimischen Autoriesen Shanghai Automotive Industry ein Fahrzeug mit Brennstoffzellenantrieb entwickeln. In der Informationstechnologie (IT) ruhen die Hoffnungen des Landes auf Huawei. Hierzulande können die Verbraucher mit diesem Namen noch so wenig anfangen wie mit einer chinesischen Waschmittelmarke - obwohl viele von ihnen mit ihm zu tun haben. Die Geräte, die der Elektronikriese produziert, fallen im Alltag wenig auf, sind aber unverzichtbar, weil sie den Datenverkehr über Telefon und Computer steuern. Mit seinen intelligenten und gleichzeitig preiswerten Anlagen stieg Huawei zum gefürchteten Wettbewerber westlicher Spitzenmarken wie dem US-Hersteller Cisco auf.

In eigener Sache: China-Trip im Februar

Einmal noch ein Hinweis in eigener Sache für die hier mitlesenden China-Interessenten: Ich organisiere Mitte Februar einen Einkaufs-Trip nach Peking in einer kleinen Gruppe von bis zu acht Leuten. Es sind ein paar abgesprungen und daher noch Plätze frei... Wer kurzfristig noch Interesse und Zeit hat, sollte sich mal die Details durchlesen und mich bei Fragen ansprechen. Und bald gibt es hier wieder auch mehr China-News-Inhalt, versprochen.