2003-10-30

--- Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao macht nach dem gestrigen Versprechen zur Einkaufstour in den USA heute gute Stimmung gegenüber der EU.

"Wir hoffen, dass Europa unser größter Partner in der Zusammenarbeit und dem Handel wird", sagte Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao am Donnerstag in Peking. ... [Zudem stellte er] eine Verdoppelung des Handelsvolumens von etwa 100 Mrd. $ in diesem Jahr bis 2010 in Aussicht. Nach Angaben des auswärtigen Amtes war die EU im Jahr 2002 drittgrößter Handelspartner Chinas und fünftgrößter ausländischer Investor. EU-Kommissionspräsident Romano Prodi und Wen unterzeichneten zudem das Galileo-Abkommen, das in den letzten Tagen schon so viel Staub aufgewirbelt hatte.

--- Die Zeit bringt ein ausführliches Porträt des chinesischen Haushaltsgeräte-Bauers Haier, den man seit seiner Fabrikeröffnung in den USA wohl zurecht als "Multinational" bezeichnen darf. Haier, so die Zeit, ist baut die meisten Kühlsche der Welt und ist bei Waschmaschinen die Nummer drei. Als einen der große Vorteile Haiers bezeichnet der Autor, Georg Blume, den unschlagbaren Stundenlohn von 40 Cent, den der Konzern in China bezahlt. Fortune habe den Haier-Chef, Zhang Ruimin, an die 19. Stelle der einflussreichsten Manager der Welt gesetzt. Zu dessen weiteren Erfolgsgeheimnissen gehört ein interkultureller Führungsmix:

„Von den Amerikanern lernen wir den Innovationsgeist, von den Deutschen ihre strenge Qualitätsprüfung und von den Japanern die Solidarität einer qualifizierten Angestelltenschaft“, erklärt Zhang seine Management-Theorie.

--- Ein paar weitere Details zum Thema Galileo und China hat die Welt: Demnach wollen die Chinesen das Satellitennavigationssystem gleich nach dem Start des Dienstes 2008 bei der Olympiade nutzen. Die Beteiligungssumme liegt dem Bericht nach bei 200 Mio. Euro. Mehr legen die Galileo-"Gründerstaaten" in Europa bisher auch nicht auf den Tisch.

2003-10-29

--- China will zum Großeinkauf in den USA durchstarten, hat die Washington Post in Erfahrung gebracht. Auf der Liste stehen angeblich Passagier-Jets von Boeing sowie Elektronikteile für Flugzeuge und Autos. Damit wollen die Chinesen -- natürlich erst nach massivem Druck der USA -- ihr Handelsbilanzdefizit (und ihr politisches Liebesdefizit?) mit den USA ausgleichen.

Weniger Friede, Freude, Eierkuchen dagegen bei der Semiconductor Industry Association. Der Halbleiterverband beklagt, dass einheimische Chiphersteller bekommen auf die gewöhnlich anfallenden 17 Prozent Mehrwertsteuer einen Abschlag bekommen, während ausländische Hersteller den vollen Betrag abführen müssen. Very tricky, indeed. Damit verstößt China aber glatt gegen das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen GATT, sagt der Verband.

--- Trotz aller von Hu Jintao gepredigten Offenheit gehen die chinesischen Behörden gegen Internet-Aktivisten nach wie vor mit drastischen Mitteln vor. So wird momentan einem früheren Lehrer "Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt" vorgeworfen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights will erfahren haben, dass der Bürgerrechtler in Haft immer wieder misshandelt wurde. Der sich in China breit machende Hauch von Glasnost hat also bislang wenig mit der allgemeinen Achtung der Menschenrechte zu tun.

2003-10-27

--- Die rund 110.000 Internet-Cafés in China sollen unter das Dach einer zentralen Managementfirma, vermeldet News.com unter Berufung auf die Nachrichtenagentur Xinhua. Ein Schelm, wer dabei an bessere Zensurmöglichkeiten denkt:

The government is concerned about the sudden popularity of such cafes, which are gathering places for online gamers and those seeking Web information outside of official sources, in a country where many still cannot afford PCs or Internet access.

2003-10-26

--- Der chinesische Konzern Haier stellt die gewöhnlichen Globalisierungsspielregeln auf den Kopf und hat eine Fabrik für seine "Weiße Ware" in den USA (Columbia) eröffnet. 200 Amerikaner arbeiten dort für die Firma, die 8,5 Mrd. US-Dollar Umsatz im Jahr macht. Die New York Times schreibt über die Produktionsstätte und den "großen Globalisierungsplan" der chinesischen Regierung:

The factory is about far more than saving money on refrigerators. It is an expression of nationalist pride and of the Chinese government's determination to expand overseas in markets that it considers prestigious. The government's objective is to catapult at least 50 Chinese companies onto the Fortune Global 500 list, according to its official media, up from the current 11. Haier is not on the Fortune list, which ranks the world's largest companies, but has been picked by the government to make the leap. ... In that context, the opening of Haier's American factory is as much a cultural victory as a business one.

2003-10-25

--- Führt die Einbindung Chinas in das europäische Satelliten-Navigationssystem Galileo zu einer wundervollen Partnerschaft und "All-Achse" zwischen Brüssel und Peking im Weltraum? Die Zeit sieht für beide Seiten fast nur Vorteile: Europa hätte mit einem Schlag Millionen von Kunden für das Projekt. Und die Chinesen würden endlich brauchbare Stadtpläne und Leitsysteme -- natürlich auf dem Handy -- erhalten. Die Symbiose würde die EU und China jedoch weiter von den USA abkoppeln, die die Konkurrenz zu GPS mit Argusaugen beobachten. Auch der Technologie- und Geheimnisschutz bei dem gemeinsamen Unterfangen ist nach wie vor ein heikles Thema:

So warnen manche Europäer bereits vor übertriebener Nähe im All zu China. „Wir wollen zu jeder Zeit total unabhängig bleiben“, mahnt René Oosterlingk, Abteilungsleiter für Navigationssysteme bei der Esa in Paris. Oosterlingk begleitete einen Teil der Verhandlungen in Peking und legt heute Wert auf die Feststellung, dass „alle heiklen Themen ausgeschlossen“ blieben. So waren etwa die Atomuhren, das schlagende Herz der Satelliten, tabu.

Update: Mehr zum Thema hat auch Der Spiegel diese Woche:

George W. Bush schickte Freund Silvio vor: Der italienische Ministerpräsident Berlusconi solle ein Bündnis verhindern, das der Herr des Weißen Hauses als gefährlich für die USA einschätzt. Folgsam meldete der amtierende EU-Ratspräsident vorvergangene Woche Bedenken an gegen die für den 1. November terminierte Unterzeichnung eines Rahmenabkommens zwischen der EU und China über eine Zusammenarbeit beim europäischen Satelliten-Navigationssystem "Galileo". ... Es gebe "technische Probleme", ließ der Italiener im Rat verbreiten und nahm die Unterzeichnung von der Tagesordnung des EU/China-Gipfels. Doch das Gespann Bush/Berlusconi hatte sich zu früh gefreut. Der italienische Premier unterschätzte den Kampfesmut eines Landsmanns. Berlusconis Intimfeind, der EU-Kommissionspräsident Romano Prodi, konterte: Es bleibe beim verabredeten Termin, er selbst werde nach Peking reisen.

--- Telepolis hievt die jüngste Raumfahrt-Aktion Chinas noch einmal auf den Plan und spekuliert darüber, ob der ganze betriebene Aufwand letztlich nicht doch vor allem militärische Hintergründe hat.

Unter Berufung auf verschiedene, namentlich nicht genannte Experten vermeldeten chinesische Nachrichtenagenturen, dass im Reich der Mitte gezielt an einer "Abschreckungsstreitmacht" gearbeitet wird. "Das chinesische Volk hat den Schlüssel zur Beherrschung des Alls bekommen", ließ ein Angehöriger der Volksbefreiungsarmee verlauten. Neuer Trouble mit den USA, die den Weltraum lieber selbst militärisch beherrschen wollen, scheint vorprogrammiert.

2003-10-24

--- Fritjof Meyer verkündet in Spiegel Online den "Beginn der sexuellen Revolution in China". Der Anlass: Das Reich der Mitte soll anscheinend auch im Privaten weiter verwestlicht werden.

Noch sind die Pläne des chinesischen Ministerpräsident Hu Jintao weitgehend geheim, doch das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei hat sie bereits abgesegnet: die geplante Änderung der Staatsverfassung. Darin sollen künftig neue Grundrechte aller Bürger auf Streik und Freizügigkeit garantiert sein und auch ein "Recht auf Privatsphäre". Darunter fällt die Partnerschaft von Mann und Frau, in die sich bislang die Partei kräftig eingemischt hat.

2003-10-23

--- Nachlese zum Apec-Gipfel in Bangkog: Nachdem zunächst wiederholt angemerkt worden war, dass Bush das Wirtschaftstreffen zu einem "Anti-Terror-Gipfel" ummünzen würde, zieht die FTD doch eine andere Bilanz. Der chinesische Präsident Hu Jintao hat demnach seinen US-Pendant klar die Schau gestohlen.

Auch wenn Bush der Konferenz der 21 Pazifikanrainer mit seiner Anti-Terror-Agenda seinen Stempel aufdrückte, konnte der chinesische Präsident Chinas asiatische Nachbarn in vielen inhaltlichen Fragen auf seine Seite ziehen.

2003-10-22

--- Noch bis zum Freitag läuft der große China-Kongress von WiWo und Euroforum in Berlin. Hier ein paar Bonmots vom ersten Tag:

Fen Bing von der Pekinger Wirtschaftszeitung The Economic Daily gab neben vielen Zahlen über das bis weit in die nächsten 20 Jahre andauernde Wirtschaftswachstum zum Besten, dass SARS "ein Test für die chinesische Wirtschaft war", ohne dass diese jedoch gehemmt wurde (er rechnet mit einem Zuwachs des Bruttosozialprodukts auch in 2003 in Höhe von traumhaften 8,5 Prozent). Sein Geheimtipp für ausländische Investoren und Niederlassungsgründer: das Bohai-Delta in der Nähe von Tianjin (östlich von Peking).

Christian Ueberschaer von der Anwaltskanzlei Heinz Schäfer betonte, dass China "entgegen den Unkenrufen aus den USA Vertragspflichten [gemäß des WTO-Beitritts] konsequent umsetzt". Handelsprobleme gebe es aber noch: das Rechtssystem Chinas sei noch sehr intransparent, es gäbe viele Verstöße gegen das TRIPS-Abkommen der WTO (da geht es beispielsweise auch um Patente, Know-how-Schutz oder Copyright) und vor allem seien die Zugangsschranken bei den Finanzdienstleistern noch viel zu hoch.

Die Kernprobleme für ausländische Betriebe in China sieht Norbert Meyring von KPMG Shanghai ebenfalls im "nicht funktionierenden Rechtssystem" sowie in der letztlich kaum möglichen Durchsetzung von Vertragsbedingungen. Der Schutz des eigenen Know-hows sei vorab zu bedenken: "Kühlschränke und Autos werden teilweise komplett nachgebaut." Dazu komme die tägliche Korruption im Behördenwesen. Sein letzter Ratschlag: "Be prepared to walk away."

Klar auf den Punkt brachte Thomas Eichelmann von Roland Berger in München die Vorteile Chinas aus unternehmerischer Sicht: Der Reiz des Reichs der Mitte liege einfach darin, dass man "nirgends so billig in der Welt produzieren und an so viele Menschen verkaufen." Die etwa von VW oder Nokia in China geschaffenen Produktionskapazitäten würden allerdings bereits an erste Grenzen bei den Absatzmöglichkeiten stoßen. Die Firmen müssten also schauen, dass sie ihre in China produzierten Waren auch andersweitig verscherbeln können.

Insgesamt waren sich aber trotz der angesprochenen Probleme alle einig, dass China ein "Must" und nicht overhyped ist. Auf den Punkt brachte dies der Vorstandsvorsitzende der Metro AG, dessen Firma sich natürlich auch an die Sitten vor Ort anpasst und den "Frischemarkt" bedient (sprich: lebende Kröten, Schlangen und anderlei gern verzehrtes Getier verkauft):

China ist aus heutiger Sicht ein außergewöhnlich attraktiver Markt mit beachtlichen Zukunftschancen.

--- Update: In Telepolis gibt es jetzt noch einen Beitrag von mir zu der Konferenz

2003-10-18

--- Die Nachbarn Chinas mögen das Reich der Mitte lieber als den Hegemon USA. Diese Note hat die New York Times heute ihrem Präsidenten Bush ins Reisebuch gen Thailand geschrieben.

More than 50 years of American dominance in Asia is subtly but unmistakably eroding as Asian countries look toward China as the increasingly vital regional power, political and business leaders in Asia say, schreibt das Blatt. Der Grund: China is streaking ahead, developing its technology, advanced education and scientific and other research at extraordinary rates, and Asian countries now see that as an opportunity.

--- Die chinesische Boulevardpresse hat die "Liste der 100 Reichsten" im Land des Drachen veröffentlicht. Die geouteten Superkapitalisten sind not amused, berichtet die Welt.

2003-10-16

--- Nachdem auf der Fachmesse ITU Telecom World die meisten großen Mobilfunkausrüster aus Europa und den USA schwänzen, während die Chinesen und Asiaten Flagge zeigen, sieht Business Week Online die Zukunft der Telekommunikation bereits in China:

The quadrennial ITU Telecom World show in Geneva may be a worldwide confab, but one global trend has a lot of people worried. Occupying prime real estate smack in the middle of the exhibition hall are booths from two of the fastest-growing communications-equipment makers on the planet, Huawei Technologies and ZTE Corp., both based in mainland China. While telecom's old guard ... fight to stave off flat or declining sales, these ambitious Chinese upstarts are logging revenue gains up to 30% annually.

--- Kaum ist Oberstleutnant Yang Liwei nach zahlreichen Erdumrundungen wieder heil auf Mutter Erde gelandet, da kündigen die Chinesen schon an, eine eigene Raumstation bauen zu wollen. Militärische Beweggründe nicht ausgeschlossen. Präsident Hu Jintao sprach von einer "weit reichenden und praktischen Bedeutung für die Entwicklung der Hochtechnologie-Industrie und des wirtschaftlichen und technologischen Leistungsvermögens" sowie Chinas "Verteidigungsfähigkeit". Eine weitere Shenzhou-Mission soll nun zunächst in ein bis zwei Jahren durchgeführt werden. Die Russen freuen sich derweil, dass ihre Sojus-Technik noch mal aufpoliert wurde. Ihr Präsident Putin erklärte zudem diplomatisch:

Chinas Zugehörigkeit zur "Familie der Weltraummächte" werde dem Frieden, der Sicherheit und Stabilität auf der Welt dienen, schrieb Putin dem Kreml zufolge in einem Glückwunschtelegramm.

2003-10-15

--- Seit heute morgen befindet sich nun also der erste Chinese im All. Den bislang ausführlichsten Bericht zu der prestigeträchtigen Premiere hat Telepolis bereits online. Um 9 Uhr morgens Ortszeit startete der 38-jährige Oberstleutnant Yang Liwei vom chinesischen Weltraumbahnhof Jiuquan in der Wüste Gobi. Zu den Hintergründen der im Fernsehen nicht live übertragenen Aktion schreibt Telepolis:

Bei alledem kommt hinzu, dass Raumfahrt in der Volksrepublik, in der eine Debatte über ihren Sinn und Unsinn nicht toleriert wird, für die Regierung einen hohen Stellenwert hat. Auf dem Sprung ins All könnte China nämlich gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einem könnte ein weitreichendes nationales Raumfahrtprogramm dabei helfen, von den eigenen inneren Problemen abzulenken. Andererseits glaubt Peking, auf diese Weise den Nationalstolz schüren und das kommunistische System konsolidieren zu können. Nicht zuletzt würde das Reich der Mitte auch in wirtschaftlich-technischer Hinsicht einen gewaltigen Satz nach vorn machen und im internationalen Weltraum-Wettbewerb Pluspunkte sammeln.

2003-10-13

--- Es gibt weitere Neuigkeiten zu dem chinesischen Computer-Grid. Nachdem sich Ende September Intel bereits als maßgeblicher Beteiligter des Projekts geoutet hatte, hat nun auch IBM seine Mitarbeit angekündigt. Demnach wird das wohl ergeizigste Grid-Projekt im Bildungsbereich noch im Oktober seinen Betrieb aufnehmen. Die Kapazität des China Grids soll etwa 15 TeraFlops erreichen. Das entspricht circa 2.000 Berechnungen pro Sekunde und Erdbürger und macht aus dem Grid einen gigantischen virtuellen Supercomputer. Bei der Entwicklung des Grids bedient man sich der Open Grid Services Architektur (OGSA), einem sich gerade entwickelten Standard für
Grid-Systeme. Einige der ersten Projekte, die auf dem China Grid laufen sollen, sind Forschungsaufgaben aus dem Bereichen Bio-Informatik und E-Learning.

2003-10-11

--- Georg Blume sieht mit dem inzwischen für den 15.10. angekündigten und schier alle Zeitungen und Gazetten füllenden Raumflug den "größten Propagandawirbel seit dem Ende der Kulturrevolution" auf die Chinesen zukommen (in der Zeit):

Kein anderes Wirtschafts- oder Technikfeld eignet sich in China so sehr zur Propaganda wie die Raumfahrt. Trotz zwanzig Jahren Rekordwachstums besitzt das Land keine nennenswerte eigenständige Auto- oder Flugzeugindustrie. Auch die Volksbefreiungsarmee kann das Selbstbewusstsein der Nation kaum stärken. Ihre Ausrüstung ist veraltet, sie besitzt weder Flugzeugträger noch Interkontinentalraketen. Umso wichtiger ist Chinas erste bemannte Weltraummission für Partei und Regierung. Mit ihr will man zur dritten Nation im All aufsteigen, nach den USA und Russland.

2003-10-07

--- Im Mai machten schon die Nachrichten die Runde, dass China ein paar "Taikonauten" zum Mond schicken will. Die SZ hat jetzt Näheres zu dem wagemutigen Plan: Man munkele, dass ein erstes bemanntes Götterschiff, die Shenzhou V, schon in den nächsten Tagen seine Reise in den Weltraum antreten solle. Zwar nicht gleich bis zum Mond, aber immerhin: es wäre der erste Chinese im All und ein "Machtbeweis" der Pekinger Führung. Zu den Hintergründen schreibt die SZ:

Ja, militärischen Nutzen hat Chinas Raumfahrtprogramm nach Ansicht von Experten auch, aber beim bevorstehenden Flug der Shenzhou V geht es vor allem um den Stolz einer aufstrebenden Nation. China wäre erst das dritte Land der Erde, dem die bemannte Raumfahrt gelingt. Man könnte nun fragen, welchen praktischen Sinn das macht, immerhin 42 Jahre nach den Weltraum-Ausflügen des Russen Jurij Gagarin und des Amerikaners Alan Shepard. Oder ob geschätzte zwei bis drei Milliarden Dollar, die pro Jahr in das Programm fließen, nicht viel Geld sind für ein Land, in dem noch immer 140 Millionen Menschen mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen müssen. Solche Fragen werden jedoch nicht diskutiert in China. Die Medien werden allesamt von der KP kontrolliert – die sich im übrigen nicht nur beim Ausland, sondern auch beim eigenen Volk einen Image-Gewinn erhofft: Seht her, wir machen China mächtig.

2003-10-06

--- Die Wirtschaftswoche, deren Chefredakteur Stefan Baron mit einer Chinesin verheiratet ist, hat ein Sonderheft zum Thema China herausgegeben. Tenor der Publikation ist, dass China in spätestens zehn Jahren zur Wirtschaftsmacht Nr. 1 wird. Neben einem Überblick über die wirtschaftspolitische Reformagenda sowie die wichtigsten Handelsregionen im Reich der Mitte stellt das Heft auch einzelne "Spitzenunternehmen" wie Legend (Computer), Tsingtao (Bier), China Mobile (Telekommunikation) oder Haier ("Weiße Ware") vor.

Außerdem veranstaltet die WiWo vom 22.10. bis zum 24.10. einen internationalen Wirtschaftskongress in Berlin rund um China.

2003-10-05

--- Die Chinesen sind bekannt dafür, dass sie Technologien und Standards selbst adaptieren, wenn sie ihnen zu teuer erscheinen. Das zeigt die noch junge Audio Video Coding Standard Working Group of China jetzt auch beim Videokompressionsverfahren MPEG: Um teure Lizenzkosten zu sparen, will die Organisation die entsprechenden Kompressionsalgorithmen für die Bereiche Digitalfernsehen, DVD und HDTV, Video-Conferencing, Video-on-Demand, Audio und Mobilkommunikation unter eigener Regie neu entwickeln und zu niedrigeren Preisen auf den Markt bringen, wie heise online vermeldet. Natürlich mit "Kompabilitätsgarantie" zu MPEG. Einfach verlachen lässt sich der Vorstoß nicht, denn die Arbeitsgruppe zählt rennomierte Firmen und Forschungseinrichtungen zu ihren Mitgliedern.

2003-10-02

--- China baut seine Militärpräsenz an der Grenze zu Nordkorea deutlich aus. Nach Recherchen der Asia Times sollen bis zu 100.000 Man dort stationiert werden. Geht es nach der Zeitung, will sich China so auf einen anscheinend erwarteten Krieg zwischen dem südlichen Nachbarn und den USA vorbereiten. Das Blatt zitiert dazu einen Polizisten im Grenzgebiet:

A war will break out between the US and the other side [of the border], won't it?"

2003-10-01

--- Auch mal was Neues: VW kann beim China-Boom schlicht nicht mehr mithalten.

"Wir sind voll ausgelastet und werden daher in diesem Jahr Marktanteile verlieren", sagte Produktionsvorstand Folker Weißgerber am Dienstag in Shanghai. Der Konzern hat die Wucht der Nachfrageexplosion auf seinem wichtigsten Auslandsmarkt unterschätzt. Der Autobauer sucht nun dringend neue Produktionsstandorte, um nicht weiter Marktanteile zu verlieren.