2005-12-20

Chinas Wirtschaft wächst noch schneller als erwartet

Die Chinesen haben die Analysten mal wieder verblüfft:
Chinas boomende Wirtschaft ist noch weit stärker als gedacht. Weil der Dienstleistungssektor bisher unterschätzt wurde, hat das Land seine Wachstumszahlen für 2004 massiv nach oben korrigiert. China überrundet damit Italien und wird zur sechstgrössten Wirtschaftsmacht der Welt. Schon in diesem Jahr dürfte das Reich der Mitte auf Platz vier vorrücken. China hat 2005 zum ersten Mal in seiner Geschichte seine Wirtschaftsdaten landesweit statistisch umfassend erhoben. Das alte System, das noch der früheren Planwirtschaft entstammt, war vor allem auf die Industrie und auf Grossfirmen zugeschnitten gewesen. Das gesamte Dienstleistungsgewerbe war nur ungenügend erfasst worden. Dieses Jahr nahmen Millionen von Datenerhebern auch Kleinfirmen unter die Lupe. Die neuen Daten zeigen, wie sehr die Dimension des Dienstleistungs-Sektors unterschätzt worden ist. Kaufhäuser, Restaurants, Immobilienfirmen und andere Dienstleister haben deutlich mehr als erwartet zum Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) beigetragen.
Die Zahlen in Euro: China ist schon im vergangenen Jahr zur sechstgrößten Wirtschaftsnation der Erde aufgestiegen. Eine rückwirkende Änderung in der Statistik ließ die Wirtschaftsleistung der Volksrepublik im Jahr 2004 um knapp 17 Prozent oder 237 Milliarden Euro auf 1,65 Billionen Euro hochschnellen. Der Wert, um den die Wirtschaft Chinas damit schlagartig gewachsen ist, entspricht der gesamten Wirtschaftsleistung Österreichs im vergangenen Jahr (235,4 Milliarden Euro). Da die Änderung in der Datenaufnahme nun von Dauer sein wird, dürfte das Reich der Mitte in diesem Jahr die viertgrößte Wirtschaftsleistung der Erde erzielen und dabei Frankreich und Großbritannien hinter sich lassen. Nur die Volkswirtschaften der Vereinigten Staaten, Japans und Deutschlands sind dann noch größer.

16 Millionen Blogger in China

Angeblich gibt es schon 16 Millionen eifrige Blogger in China:
Baidu, most popular search engine in China, released some statistics of China’s blogosphere based on its indexed pages. According to Baidu, the number of Chinese bloggers has amounted to over 16 million, number of blogs is about 37 million, that is every blogger has 2.3 blogs in average. There are totally 658 blogging service providers(BSPs) in China, 330 among them has more than a thousand register users. Top ten BSPs in China are MSN Spaces, Bokee, Tianya Blog, Blogcn, Mblogger.cn, Blogbus, Yculblog, Cnblogs, Netease Blog and CSDN Blog. I have no idea whether Baidu’s statistics has included blogs using blogware and virtual hosts services rather than BSP. If so, can I take it as clue that Baidu will launch its blog search service soon?

2005-12-17

Chinas Pläne zur Mondfahrt

China will bis 2017 zum Mond fliegen:
China will begin an effort to send astronauts to the moon by 2017, with a landing some time after that, official media said Wednesday, citing a senior official of the lunar probe program. The moon landing would cap a lunar program begun in 2004 with the launch of a probe. In October, China launched its second manned space flight, a successful five-day mission. The Xinhua News Agency quoted Ouyang Ziyuan, the lunar program's chief scientist, as saying unmanned lunar probes will be ramped up in three stages until about 2017, when the manned program will begin. The report did not indicate when a manned lunar landing might be accomplished. According to Ouyang and other Chinese space officials, an effort to launch lunar orbiting satellites will be supplanted in 2007 by a program aimed at accomplishing an unmanned lunar landing. A program to return unmanned space vehicles from the moon will begin in 2012 and last for five years, until the manned program gets underway, Xinhua quoted the officials as saying. China attaches great prestige to its space program, seeing it as a way to validate its claims to be one of the world's leading scientific nations.

Dessous für Germany made in China

Die Welt klärt uns heute darüber auf, auf welchen verschlungenen Wegen die Dessous für Otto und Beate Uhse aus China nach Deutschland gelangen:
Marcus Schmale kennt seine Kunden. "Es gibt unterschiedliche Arten von Dessous. Unterwäsche mit Spitze oder Reizwäsche. Bei lila Lack aber, da trennen sich die Wege", sagt der Einkaufsdirektor des Otto Konzerns. Schmale kauft in chinesischen Schneidereien daher "normale" Dessous für das eigene Versandhaus ein. Und Anfertigungen in Lack und Leder im Auftrag von Beate Uhse. Otto, hinter Metro und gleichauf mit Karstadt-Quelle einer der drei größten Einkäufer für den Einzelhandel in Deutschland, nutzt seine weltweiten Kontakte und Konditionen auf Provisionsbasis nämlich auch für fremde Kunden. In diesem Fall für den Flensburger Erotikhändler Beate Uhse. "Wir sparen dadurch in unserem Einkauf mindestens 25 Prozent", nennt Otto Christian Lindemann, Vorstandschef von Beate Uhse, den Vorteil für sein Unternehmen. Die Globalisierung hat Ottos Einkaufsabteilung zur eigenen Firma gemacht. Shell ist ein weiterer Kunde: Otto organisiert für den Ölkonzern in Deutschland ein Bonusprogramm und schaut sich weltweit nach Prämien wie Elektrogeräten oder Kinderspielzeug um. Die Abteilung von Importmanager Schmale kauft in diesem Jahr weltweit Waren für 1,2 Mrd. Euro ein. Der Einkauf ist in 23 Büros organisiert, Schwerpunkt ist neben Asien vor allem Osteuropa. Otto International, wie die Einkaufsfirma heißt, beschäftigt in den Ländern rund 300 Mitarbeiter. Diese Kompetenz nutzen Firmen wie Beate Uhse in Deutschland oder auch Eddie Bauer in den USA. Drei Viertel der Waren kauft Schmale in Asien, vornehmlich in China und Indien. Der Rest kommt aus Europa und in geringem Umfang aus Brasilien. Reibungslos läuft das nicht immer. Zuletzt war es der Ärger um Importquoten aus China gewesen, der dem Geschäft erheblich geschadet hat. Im vergangenen Mai hatten europäische Händler Importquoten der EU für Textilien aus Asien frühzeitig ausgeschöpft. Waren im Wert von 350 Mio. Euro wurde daraufhin in Zollhäfen zurückgehalten. "Das bedeutete eine immense Ergebnisverschlechterung für die Otto Group", sagt der studierte Luft- und Raumfahrttechniker Schmale. Es sei schon ein Unterschied, ob sein Konzern, wie geplant, in China einkaufe oder kurzfristig auf die Türkei oder Europa mit Preisnachteilen umschwenken müsse. Schließlich wurden die Waren von der EU doch noch freigegeben.

2005-12-14

China Weltmeister beim IT-Export

China exportiert inzwischen mehr Computertechnik als die USA:
Chinas Wirtschaftswachstum, das auch in diesem Jahr wieder nur knapp unter zehn Prozent liegen dürfte, hält die Welt im Atem. Chinas Hunger nach Rohstoffen und Nahrungsmitteln treibt die Erzeugerpreise in ungeahnte Höhen und bedeutet neue Hoffnung für so manches Entwicklungsland. Derweil lässt die Aussicht auf einen Markt mit 1,3-Milliarden Menschen, die in vielleicht zehn Jahren eine Kaufkraft wie heute die Polen haben könnten, zwischen Frankfurt und Seattle manchem Manager die Dollar-Zeichen in den Augen blinken. Könnten in ein paar Jahren schon die chinesischen Konsumenten der chronisch lahmenden Konjunktur des Euro-Raums auf die Sprünge helfen? ... 2004 hat die Volksrepublik die USA im Export von Informationstechnologie überrundet, berichtet die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Damit hat sich das Land der Mitte erstmalig an die Spitze dieses wichtigen Sektors gearbeitet. Im vergangenen Jahr verließen Notebooks, PCs, Handys, digitale Kameras und Ähnliches im Wert von 180 Milliarden US-Dollar chinesische Häfen. Die USA brachten es hingegen "nur" auf ein Exportvolumen von 149 Milliarden US-Dollar. Das war zwar auch noch eine Steigerung von 12% gegenüber dem Vorjahr, aber mit chinesischen Wachstumsraten kann niemand mithalten: 2003 wuchsen Chinas IT-Exporte um 55% und 2004 um 46%. In den ersten elf Monaten diesen Jahres nahm der IT-Export um weitere 32,5% auf 194,64 Milliarden US-Dollar zu.

Chinesische Internet-Angreifer vs. US-Regierungsstellen

Es gibt mal wieder Berichte über die Angriffe chinesischer Cracker auf US-Regierungsserver:
Die US-Regierung geht davon aus, dass das chinesische Militär hinter Hacker-Angriffen auf Server der Regierung und der US-Armee stehen. Die Attacken seien bis in die chinesische Provinz Guangdong zurückverfolgt worden, sagte Alan Paller, Leiter des Instituts für Computersicherheit (SANS). Die Technik sei präzise gewesen und habe kaum Spuren hinterlassen. Die Hacker seien ohne «Tippfehler und Fingerabdrücke» in die Systeme eingedrungen. Oft hätten sie sich in weniger als 30 Minuten wieder zurückgezogen. Diese «enorme Disziplin» weise auf eine militärische Organisation hin. Paller kritisierte, die Sicherheitsvorrichtungen in den betroffenen Behörden und Unternehmen seien weiterhin unzulänglich. Bei den Angriffen wurden mehrfach sensible Daten entwendet.
Update: Peking hat sich inzwischen gegen die Vorwürfe gewehrt. Diese seien haltlos.

2005-12-10

Chinas wachsendes Online-Game-Business

Wer in Online-Games die langweiligen und beschwerlichen ersten Runden nicht selbst spielen will, kann diese Mühen von chinesischen Profi-Spielern erledigen lassen und später dann nach Abdrücken eines Obolus wieder einsteigen:
Fuzhou - One of China's newest factories operates here in the basement of an old warehouse. Posters of World of Warcraft and Magic Land hang above a corps of young people glued to their computer screens, pounding away at their keyboards in the latest hustle for money. The people working at this clandestine locale are "gold farmers." Every day, in 12-hour shifts, they "play" computer games by killing onscreen monsters and winning battles, harvesting artificial gold coins and other virtual goods as rewards that, as it turns out, can be transformed into real cash. That is because, from Seoul to San Francisco, affluent online gamers who lack the time and patience to work their way up to the higher levels of gamedom are willing to pay the young Chinese here to play the early rounds for them. "For 12 hours a day, 7 days a week, my colleagues and I are killing monsters," said a 23-year-old gamer who works here in this makeshift factory and goes by the online code name Wandering. "I make about $250 a month, which is pretty good compared with the other jobs I've had. And I can play games all day." He and his comrades have created yet another new business out of cheap Chinese labor. They are tapping into the fast-growing world of "massively multiplayer online games," which involve role playing and often revolve around fantasy or warfare in medieval kingdoms or distant galaxies. With more than 100 million people worldwide logging on every month to play interactive computer games, game companies are already generating revenues of $3.6 billion a year from subscriptions, according to DFC Intelligence, which tracks the computer gaming market. For the Chinese in game-playing factories like these, though, it is not all fun and games. These workers have strict quotas and are supervised by bosses who equip them with computers, software and Internet connections to thrash online trolls, gnomes and ogres. As they grind through the games, they accumulate virtual currency that is valuable to game players around the world. The games allow players to trade currency to other players, who can then use it to buy better armor, amulets, magic spells and other accoutrements to climb to higher levels or create more powerful characters.
Siehe auch einen Beitrag dazu in Telepolis.

Schwere Proteste im südchinesischen Dongzhou

In Südchina ist eine schwere Revolte ausgebrochen, gegen die Sicherheitskräfte hart vorgehen. Es gibt bereits mehrere Tote:
Heavily armed riot police tightened their grip on a village in southern Guangdong province today after fatally shooting residents earlier in the week who were protesting a power project, villagers and human rights groups said. The state media have released no information on the incident in Dongzhou village, and a police cordon has blocked access. If the number of deaths is confirmed, however, this would be among the deadliest known incidents of official force used against Chinese citizens since the military fired on protesters in Tiananmen Square in 1989. Local protests have increased in China, many involving land seizures, labor disputes and corruption. In most cases, local authorities manage to end them through intimidation, concessions or arrests. "They killed 10 farmers," said a 39-year-old resident reached by telephone, who would identify himself only by his surname, Chuang. "I saw several people near me shot in the chest…. Even during the occupation, the Japanese weren't this bad. Now our own police are killing people." Other residents put the number of dead between two and 20, and said several dozen were missing in the village of 10,000. Residents said more than 500 protesters, some carrying sticks, had gathered in front of government offices Tuesday about 10 p.m., frustrated at not receiving compensation for land seized to build a wind power plant. The discontent had been brewing for months. But after authorities sought to detain protest leaders, the crowd tried to block police cars from moving into the village, said farmers who participated in the demonstration. Police then fired tear gas and live ammunition, they said. Protesters scattered, the participants said. One farmer scoffed at reports that police opened fire after protesters set off explosive devices. "We're just farmers," said the farmer, who identified himself only as Lin. "How could we possibly have explosives?" Other participants said they were unsure about any explosives, given the confusion. Provincial and local officials and police in Dongzhou and neighboring Shanwei city declined to comment.
Berichte auf deutsch gibt es auch.

2005-12-09

Zeit-Korrespondent Blume ist wieder frei

Aus Spiegel Online:
Der deutsche Journalist Georg Blume, der heute Morgen bei Recherchen in den sogenannten "Krebsdörfern" in der chinesischen Provinz Henan festgenommen worden war, ist wieder frei. Fünf Stunden hatte die Polizei den Pekinger Korrespondenten der Wochenzeitung "Die Zeit" verhört.

Peking - Auf ihrer Internet-Seite teilte die Redaktion der "Zeit" mit, Blume habe sich am Morgen um 9.15 Uhr telefonisch gemeldet. "Machen Sie sich keine Sorgen, ich bin wieder frei", habe Blume gesagt.

"Zeit"-Redakteur Michael Thumann sagte SPIEGEL ONLINE, Georg Blume sei unversehrt und "guter Dinge". Er befinde sich bereits auf dem Rückweg nach Peking. Während des Verhörs sei er "ordentlich" behandelt worden. Die Polizisten hätten ihn intensiv nach dem Inhalt seiner Recherchen befragt. Blume sei im Zuge der Ermittlungen aus der Provinz Henan verwiesen worden und habe eine Erklärung unterschreiben müssen, in der er zugab, sich illegal dort aufgehalten zu haben.

Der Pekinger Korrespondent war am Freitag in der Nähe von "Krebsdörfern" an einem schwer verschmutzten Fluss in Zentralchina von der Polizei festgesetzt worden. Ihm seien "illegale Interviews" vorgeworfen worden, berichtete Blume telefonisch. Er wurde fünf Stunden in einem Hotel der Stadt Shenqiu in der Provinz Henan festgehalten und immer wieder verhört, teilte die Redaktion mit.

Ein Beamter vom Amt für Auswärtige Angelegenheiten der Provinz Henan, der zu den Polizisten gestoßen sei, habe sich um Vermittlung bemüht. Blume musste dem Bericht zufolge eine Erklärung unterschreiben, dass er ohne Genehmigung der Behörden die Provinz Henan besucht habe. Sein Computer sei untersucht worden. Am frühen Freitagnachmittag Pekinger Zeit habe sich Blume auf der Autobahn Richtung Provinzhauptstadt befunden, von wo aus er nach Peking zurückfliegen wollte. Die deutsche Botschaft war rechtzeitig von der Festnahme unterrichtet worden, brauchte aber nicht einzugreifen.

Der Journalist hatte in einem der 20 Dörfer entlang des mit Schadstoffen verschmutzten Shaying Flusses recherchiert, wo die Krebsraten seit den neunziger Jahren dramatisch gestiegen sind. In dem 2400 Einwohner zählenden Dorf Huangmengying sind bereits mehr als 120 Menschen an Krebs gestorben.

"Ich bin den ganzen morgen von der Polizei verfolgt worden und hatte deswegen alle Interviews abgesagt", berichtete Blume. Die Polizei habe sein Taxi dann an einer Mautstelle auf der Autobahn angehalten und ihn nach Shenqiu zum Verhör gebracht. Die Deutsche Botschaft in Peking ist eingeschaltet. Die Umweltkatastrophe in Nordostchina, wo ein 100 Kilometer langer Abschnitt des Songhua Flusses nach einem Chemieunfall verseucht worden war, hatte ein Schlaglicht auf die zunehmende Wasserverschmutzung in China geworfen.

Das Schicksal der "Krebsdörfer" wird selbst in den staatlich kontrollierten chinesischen Medien behandelt. Danach wirft der Dorfvorsteher von Huangmengying einer Papierfabrik und anderen Industriebetrieben flussaufwärts vor, "rücksichtslos" unbehandelte Abwässer in den Fluss zu leiten. Besonders Menschen an Bächen und Teichen, die Wasser aus dem Fluss beziehen, leiden an Darm- und Speiseröhrenkrebs. Das Gesundheitsamt von Shenqiu fand auch hohe Konzentrationen von Mangan und Nitrat im Grundwasser des Dorfes.

Trotz der zunehmenden Öffnung dem Westen gegenüber wird immer wieder die fehlende Pressefreiheit in China kritisiert. Nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen halten die Behörden zurzeit 32 Journalisten fest, weil sie sich nicht an die strikten Zensurauflagen gehalten haben.

Japanische Autobauer überholen deutsche in China

Schlechte Nachrichten für die deutsche Autoindustrie in China:
Japanische Autohersteller haben ihre deutschen Konkurrenten in China einem Pressebericht zufolge zum ersten Mal beim Marktanteil überholt. Die deutschen Unternehmen fielen vom ersten auf den dritten Platz zurück. Wie die japanische Wirtschaftszeitung "Nihon Keizai Shimbun" am Donnerstag berichtete, sicherten sich Toyota und Co in den ersten zehn Monaten dieses Jahres einen Marktanteil von 26,6 Prozent und lösten damit die Deutschen als führende ausländische Anbieter auf dem drittgrößten Automarkt der Welt ab. Damit lägen die Japaner zugleich nur noch 0,7 Prozentpunkte hinter den chinesischen Autoherstellern, hieß es. Angesichts strenger Importbeschränkungen machten vor Ort gebaute Autos 95 Prozent des Marktes in China aus. Anders als ihre deutschen Rivalen, die jahrelang die Spitzenposition in China hielten, hätten die japanischen Autokonzerne zahlreiche neue Modelle auf den Markt gebracht. Wie das Blatt unter Berufung auf den chinesischen Verband der Automobilhersteller weiter berichtete, erlitten die deutschen Autobauer in den ersten zehn Monaten dieses Jahres einen deutlichen Absatzrückgang von 26,8 Prozent auf 376.000 Einheiten. Ihr Marktanteil sei auf 15,4 Prozent geschrumpft. Die Japaner dagegen setzten mit 651.000 Fahrzeugen 28,8 Prozent mehr ab und überholten damit zum ersten Mal die deutschen Anbieter.

2005-12-08

Chinesische Handynutzer sollen registriert werden

Ein neuer Überwachungsvorstoß in China:
Etwa 200 Millionen chinesische Handynutzer müssen in den nächsten Wochen ihre persönlichen Daten abgeben. Das chinesische Informations-Ministerium hat eine neue Bestimmung erlassen, der zufolge sich alle Handy-Besitzer bis Mitte kommenden Jahres bei einem Telekomanbieter registrieren müssen, berichtet die Zeitung «China Daily». Wer sich nicht registriert, dem droht die Abschaltung seines Telefons. Die Zeitung berichtet, die Maßnahme richte sich gegen Telefonbetrug und illegale Textnachrichten. Außerdem wolle die Regierung damit gegen Fälschungen und nicht rechtmäßig erworbene Geräte vorgehen.
In Deutschland ist das aber alles nichts Neues, wer einen Festvertrag hat, wird eh registriert, und Prepaid-Nutzer müssen sich laut neuem Telekommunikationsgesetz auch ausweisen.

2005-12-06

Siemens auf Wachstumskurs in China

Siemens wächst weiter in China, aber Wachstum heißt ja noch längst nicht Gewinne:
Der Siemens-Konzern hat dieses Jahr in China ein "starkes Wachstum" erreicht. Die Auftragseingänge wuchsen um 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Absatz legte um 15 Prozent zu. "Wir wachsen viel stärker als der Markt und haben unsere Wettbewerbsposition in wesentlichen Wachstumsbereichen ausgebaut", sagte der neue Präsident von Siemens in China, Richard Hausmann, am heutigen Dienstag vor Journalisten in Peking. Die Chancen, bei der Beschleunigung der Eisenbahn oder der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Peking nach Schanghai zum Zuge zu kommen, hätten sich durch den jüngsten Auftrag für die Produktion von 60 ICE-3-Zügen verbessert. Außer im Transportwesen in China sah Hausmann besonders in den Bereichen Energie, industrielle Anwendung bei Öl, Gas und Wasser, im Gesundheitswesen und in der Telekommunikation neue Möglichkeiten. Im Finanzjahr bis September stiegen die Auftragseingänge von 41,8 auf 56 Milliarden Yuan (5,3 Milliarden Euro). Der Absatz legte von 38,4 auf 44,3 Milliarden Yuan (4,2 Milliarden Euro) zu. "Unser Wachstum ist insgesamt ausgeglichen und nachhaltig", sagte Hausmann. Es sei "nicht unrealistisch", dass das 2004 gesetzte Ziel erreicht werde, den Absatz über drei Jahre bis Ende 2006 zu verdoppeln. Heute mache China rund sechs Prozent des weltweiten Geschäfts aus. Auch für die Verlängerung der Strecke der Magnetschnellbahn Transrapid von Schanghai in die Nachbarstadt Hangzhou werde weiter auf eine Entscheidung der Zentralregierung gewartet. Die Zeit werde aber "knapp", um wie geplant mit einer Anbindung zur Weltausstellung 2010 in Schanghai fertig zu werden, sagte Hausmann. Verzögerungen gebe es ferner bei der Lizenzverteilung für die neue Mobilfunktechnik der nächsten Generation, die Hausmann aber jetzt in der ersten Jahreshälfte erwartet. Um das Versprechen einzuhalten, bis zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking ein verlässliches System zu haben, müsse die Entscheidung dann fallen. Siemens sei für beide zur Wahl stehenden Systeme TDSCDMA oder WCDMA gut gewappnet.

Streit um Airbus-Fertigung in China

Airbus sollte lieber seine Finger davon lassen, Riesenvögel auch in China zu produzieren, sagt ein Experte für "Wirtschaftskriege":
Der Airbus-Plan, in China eine Fertigung aufzubauen, stößt in Frankreich auf Kritik. Experten befürchten, dass die Europäer damit ihren Technologievorsprung leichtfertig verspielen. "Die Europäer haben gebilligt, was die US-Behörden Boeing verboten haben, nämlich den Bau eines Montagewerks, was einen bedeutenden Technologietransfer voraussetzt", sagte der Wirtschaftskrieg-Forscher Christian Harbulot der Zeitung "Le Parisien". "Boeing durfte nur eine Reparatur- und Wartungswerft bei Shanghai bauen." Der Direktor der Pariser Ecole de Guerre Économique warf dem Airbus-Mutterkonzern EADS vor, "über den Tisch gezogen worden" zu sein. EADS mache zwar anfangs gute Geschäfte, laufe aber Gefahr, dass China in einigen Jahren "die gleichen Flugzeuge baut und keine Airbusse mehr kauft". Dass die Börse das Geschäft feiere, zeige nur, dass die Börsianer "sich nicht um die Zukunft eines Unternehmens wie Airbus kümmern", sondern kurzfristig denken. Auch französische Medien äußerten sich skeptisch wegen des Airbus- Geschäfts. "Der Airbus-Triumph täuscht", schreibt der lothringische "Est Républicain". "Schneller als gedacht werden alle Bereiche betroffen sein: Auto, Informatik, Telekommunikation...". Das "Télégramme" in Brest warnt davor, in der Luftfahrt den Fehler des Technologietransfers in der Textilindustrie zu wiederholen. Dort dominieren die Chinesen mittlerweile den Weltmarkt. EADS hatte am Montag den Verkauf von 150 Flugzeugen der Typen Airbus A319, A320 und A321 an China bekannt gegeben. Gleichzeitig hatte der Konzern erklärt, bis Mitte 2006 den Bau eines Montagewerks für diese Flugzeugtypen in China zu prüfen.