2004-06-28

Zieht Peking die Zensurschrauben beim Internet mehr und mehr an? Dies befürchtet zumindest die New York Times. Schanghai soll demnach als Vorbild für eine Ausweispflicht zur Netznutzung dienen: Internet cafe users in China have long been subject to an extraordinary range of controls. They include cameras placed discreetly throughout the establishments to monitor and identify users and Web masters, and Internet cafe managers who keep an eye on user activity, whether electronically or by patrolling the premises. The average Internet user, meanwhile, neither sees nor, in many cases, suspects the activities of a force widely estimated to number as many as 30,000 Internet police officers. Experts on China's Internet say the officers are constantly engaged in a cat-and-mouse game with equally determined Web surfers, blocking access to sites that the government considers politically offensive, monitoring users who visit other politically sensitive sites and killing off discussion threads on Internet bulletin boards. The Chinese government has also established a Web site where people are able to report fellow Web users for suspicious or provocative behavior. Web surfers who try to visit sites being blocked by the government receive messages announcing a page is no longer accessible, or their computer screen may simply go blank, or they may be redirected to unrelated sites. Similarly, people who participate in Web-based discussions on certain subjects may be warned that in order to log on to a discussion group, real names must be used, along with genuine e-mail addresses and even telephone numbers. As its first line of defense against what in another era China's Communist leadership might have called ideological pollution, Beijing controls the Internet by insisting that all Web traffic pass through government-controlled servers. Now, coming on top of these measures, which are all deployed at the national level, China's provincial governments are getting into the act, introducing regulations of their own that critics say severely impinge on privacy and freedom of speech. In recent weeks, Shanghai, China's largest and most Internet-connected city, has quietly introduced a series of controls, arguably the country's most far-reaching yet, and critics fear, a model eventually to be used nationwide. Described by city officials as a measure intended to combat pornography and to bar entry for minors to Internet bars, the Shanghai regulations require customers to use swipe cards that would allow administrators or others to record their national identity numbers and track their Internet use.

Pekings Polizei fährt voll auf Benz ab -- und deutsche Sicherheit könnte der neue Verkaufshit sein im Fernen Osten: Chinesische Polizeioffiziere schauen mit leuchtenden Augen auf Mercedes-Autos der E und C- Klasse mit Blaulicht und der Aufschrift "Gongan" (Polizei). Sicherheitsbeamte lauschen dem Klang, mit dem verstärkte Türen mit schusssicheren Fenstern bei einem Wagen der S-Klasse zufallen. Die Preise - rund 75 000 Euro für ein Geleitfahrzeug der Polizei oder das Zehnfache für die gepanzerte Limousine - scheinen niemanden abzuschrecken. "Jeder will die Wagen anfassen. Wir müssen ständig nachpolieren." Mitarbeiter am Stand von Daimler-Chrysler auf der Pekinger Polizeimesse berichten von unerwartetem Andrang. Andre Collard, Mercedes-Benz-Manager für Spezialverkäufe: "Hier dabei zu sein ist für uns geschäftlich ebenso interessant wie imagefördernd." Deutsche Firmen entdecken Chinas Sicherheitsbedarf als neuen lukrativen Nischenmarkt. Die vom Ministerium für Öffentliche Sicherheit veranstaltete Expo "China Police 2004" musste ihre Ausstellungsfläche gegenüber dem Debüt vor zwei Jahren verdoppeln. 263 Spezialunternehmen aus 20 Ländern zeigen alles zum Thema Sicherheit. Zu ihnen gehören die Siemens-Joint-Ventures in China ebenso wie Russlands Konzern Rosoboronexport, der martialische Waffen und Ausrüstungen russischer Spezialeinheiten gegen Terroristen und Geiselnehmer ausstellt. ... Sie alle hat die Nachricht angezogen, dass Peking nach dem Zuschlag für die Olympischen Spiele 2008 versprochen hat, die Ausrüstung seiner Polizeikräfte und seiner Sicherheitsvorkehrungen für Teilnehmer und Gäste auf höchste internationale Standards zu bringen. Das Milliarden-Budget dafür soll noch in diesem Jahr bekannt gegeben werden.

Die ftd.de wägt Vor- und Nachteile der Produktion im Reich der Mitte in ihrer China-Serie ab: China profitiert vor allem von seinen enormen Reserven an Arbeitskräften, deshalb dürfte es auf absehbare Zeit nicht zu einer allgemeinen Explosion der Löhne kommen. Doch der Kostenvorteil wiegt nicht alle Faktoren auf. In bestimmten Herstellungsbereichen werden Aspekte wie Werksprozess oder Transportlogistik dafür sorgen, dass große Teile der Produktion in den Hochlohnländern bleiben. In der Praxis wird der Faktor China Einfluss auf die Strategien fast aller herstellenden Unternehmen haben, und sie werden überlegen müssen, wie im Rahmen der Versorgungskette Kosten gesenkt werden können. In einigen Branchen wird das bedeuten, dass Herstellung und Zusammenbau komplett nach China verlagert werden, andere Industriezweige werden die wichtigsten Prozesse in Hochlohnländern belassen. Und bei wieder anderen - vermutlich der Mehrheit - wird die Versorgungskette Billig- wie Hochlohnländer umfassen. Einige Branchen stehen ohne Frage vor gewaltigen Umwälzungen. "Bei vielen Industrie- und Konsumgüter gewinnt das Land mit den niedrigsten Arbeitskosten", sagt Jim Hemerling von der Boston Consulting Group. Dem widerspricht Jim Womack vom amerikanischen Lean Enterprise Institute. Er hält eine Verlagerung nach China sinnvoll nur für Branchen wie Verbraucherelektronik und Bekleidung, wo viel mit Standardprozessen gearbeitet wird und niedrige Herstellungskosten der entscheidende Faktor sind. Am anderen Ende steht ein Unternehmen wie Yamaha. Die Herstellung von Konzertflügeln verlangt Know-how und Fähigkeiten, die im Laufe von Jahrzehnten erarbeitet wurden. Die Arbeitskosten machen hier nur einen relativ geringen Anteil der gesamten Herstellungskosten aus. Eine Verlagerung nach China würde vielleicht einige Vorteile haben, doch die Nachteile überwögen.

Pekings neuer Marxismus-Interpretation zum Trotz: Die EU mag China nicht als Marktwirtschaft ansehen, sodass sich die Chinesen düpiert fühlen können: Es war eines der wichtigsten Anliegen, das Chinas Präsident Wen Jiabao bei seinem Brüssel-Besuch Anfang Mai vorbrachte: Die EU-Kommission möge seinem Land doch den Status einer Marktwirtschaft zugestehen, bat der Politiker. EU-Kommissionspräsident Romano Prodi sagte ihm damals generös eine wohlwollende Prüfung zu. Mit der Anerkennung als Marktwirtschaft hätten die Chinesen eine bessere Position bei den so genannten Antidumpingverfahren der EU gehabt. Strafzölle auf chinesische Billigimporte wären damit niedriger ausgefallen. Doch von Wohlwollen war in der heutigen Absage nichts mehr zu spüren. "Verbleibende Defizite in vier großen Bereichen (...) lassen es unmöglich erscheinen, den Status einer Marktwirtschaft zu diesem Zeitpunkt zu erteilen", hieß es in der knappen Mitteilung.

2004-06-25

Chinesische Firmen zieht es verstärkt auch in den Westen, zeigt die FTD als Trend auf: Die Einbahnstraße ist aufgehoben. Seit Jahren schon gehen Direktinvestitionen in zweistelliger Milliardenhöhe nach China, nun investieren chinesische Firmen verstärkt im Ausland. "Die Unternehmen haben große Vorteile bei der Produktion, und einen riesigen Beratungsbedarf bei allem, was danach kommt," sagt Uwe Reinert, Director bei Bain & Company. Jüngere Beispiele für Investitionen in Deutschland sind die Übernahme des Flugzeugbauers Dornier durch den Finanzinvestor D’Long und der Kauf des Elektronikherstellers Schneider durch den chinesischen Konzern TCL. Bis 2015 werden die chinesischen Investitionen weltweit auf 65 Mrd. Euro steigen, schätzt Bain in der Studie "China goes West". Wenn Deutschland drei Prozent von dieser großen Kapitalzufuhr erhält, sind das 2 Mrd. Euro pro Jahr. Mit diesem Kapital könnten jährlich 10.000 Arbeitsplätze entstehen. Dafür wünschen sich die Investoren allerdings eine umfassende Betreuung. Derweil setzt die ftd.de auch ihre eigentliche China-Reihe fort mit einem Bericht über die boomende Inlandsnachfrage und die Auswirkungen auf die Produktion.

Die Briten steigen groß ein ins chinesische Bankengeschäft: Die britische Geschäftsbank HSBC hat sich knapp 20 Prozent an der in Shanghai ansässigen Bank of Communications gesichert. Das ist der bislang größte Verkauf chinesischer Bankanteile an ein ausländisches Institut. Der offiziell nicht genannte Preis für die Beteiligung soll nach Schätzungen bei rund 1 Mrd. $ liegen. Die chinesische Bankenaufsicht muss den Verkauf noch genehmigen. Der ausländische Aktionärsanteil darf nach chinesischem Recht 25 Prozent nicht übersteigen. Der Deal ist auch eine Rückkehr zu den Wurzeln: In China - wo die Bank 1865 als "Hongkong and Shanghai Banking Corporation" gegründet wurde - ist HSBC bereits an anderen Banken und einer Lebensversicherung beteiligt.

2004-06-24

Chinas "friedlicher Aufstieg": Der Economist beleuchtet Pekings wachsende außenpolitische Rolle und sein Hineinwachsen ins Konzert der großen Mächte: CHINA spends a lot of time worrying about what other countries think of it. So the country's rapid economic growth in recent years has given it a particularly nasty headache. How can China deal with foreign concerns, especially in Asia and the West, that the country's economic strength will one day encourage it to assert its power aggressively, or even militarily? In the last few months, China has started to develop a riposte. This was first clearly enunciated at a luxury hotel on the tropical Chinese island of Hainan last November. There, delegates to the Boao Forum, an economic conference attended by many Asian leaders, were informed by a senior Communist Party official that “our choice can only be to strive to rise; and what's more this is a peaceful rise.” Since then, the catchphrase “peaceful rise” has become something of a favourite. It may sound like a bland rephrasing of the frequent Chinese assertion that the country is peace-loving and will “never seek hegemony”. But the new formulation, repeated most notably by China's prime minister, Wen Jiabao, during a visit to America in December, has aroused considerable debate in China—and from both directions. Is it right, ask some, to use the word “rise” at all, since it might cause the wary to draw parallels with the rise of Germany or Japan? Does not the history of the last century suggest that the rise of big powers inevitably leads them into conflict with other powers? Or, from the opposite perspective, is it really appropriate to use the word “peaceful”, given that China reserves the right to use force against a recalcitrant Taiwan?

Die Zeit lässt Xu Xing ein Sittenbild des neureichen China am Beispiel der Eröffnung eines Showrooms für Autos der Luxusmarke Ferrari in Schanghai zeichnen: ch gehe zu einem der Autofans und unterhalte mich mit ihm. Sein Monatslohn: umgerechnet 70 Euro. Was das Auto neben ihm kosten sollte? Keine Ahnung, vielleicht eine Million Euro. Dafür müsste er mehr als tausend Jahre arbeiten. Kann jemand tausend Jahre leben? Keine Ahnung. ... Der Rest der Ferrari-Veranstaltung ist so schlecht organisiert, dass alles im Chaos versinkt. Man erzählt, eine PR-Firma aus Peking sei verantwortlich. Die Firmenmanager sind nirgendwo zu finden. Mädels, die wie Kindermädchen aussehen, und ein Junge, der einem Gemüsehändler ähnelt, geben sich als Arbeitspersonal der PR-Firma aus. Sie können kein Wort Englisch sprechen und schauen so verzweifelt umher, als suchten sie nach dem Huangpu-Fluss, der durch die Stadt fließt, um sich in seine Fluten zu stürzen. Vor ihnen aber stehen einige fassungslose Ausländer, die sich wie nervöse Esel im Kreis um die Mühle drehen. Hilflos starren sie auf das Tagesprogramm, das kein einziges Detail verrät. ... Die letzte Veranstaltung des Tages ist ein prächtiges Abendbankett mit einer riesigen Gala im Shanghaier Ausstellungszentrum. Leider muss man stundenlang auf das Essen warten, denn erst gibt es die Show Scaglietti 612, benannt nach einem Modell, das bald auf dem chinesischen Markt erhältlich sein wird. Die hübsche Dolmetscherin übersetzt „4,2 Minuten“ statt „4,2 Sekunden“, eine stolze Zeit für einen Ferrari für die Beschleunigung auf 100 Stundenkilometer. Ein Kellner murmelt leise: „Das schaffe ich auch mit meinem Fahrrad.“

Peking schreibt Marx und Lenin zur Anpassung an den eigenen marktwirtschaftlichen Kommunismus um, berichtet die Welt: Die Kommunistische Partei Chinas lässt 25 Jahre nach Beginn ihrer kapitalistischen Wirtschaftsreformen und dem fast abgeschlossenen Übergang des Landes von einer Plan- in eine Marktwirtschaft ihre Lehrbücher zur Verbreitung des Marxismus-Leninismus umschreiben. Zugleich soll auch eine neue, entdogmatisierte zehnbändige Ausgabe der Werke von Karl Marx und Friedrich Engels ediert werden. Die Ideologieerneuerung ist der erste sichtbare Schritt, den die neue Führung unter Parteichef Hu Jintao auf dem Gebiet politischer Reformen wagt. Mit den vom Zentralkomitee abgesegneten Beschlüssen, innerhalb von zehn Jahren die theoretischen Grundlagen der Parteiherrschaft Chinas zu reformieren und den aktuellen Bedingungen anzupassen, kommt das traditionelle Marxismusverständnis und die Rezeption der Klassiker Marx und Lenin auf den Prüfstand. In der Präambel der chinesischen Verfassung ist der Marxismus-Leninismus als Leitideologie des Landes verankert. ZK-Propagandachef Li Changchun sprach von einem "Überlebensprojekt" von strategischer Bedeutung für Chinas Form des Sozialismus. ... "Das ist das erste Mal, das solch eine Arbeit beginnt, seit die KP zur Regierungspartei wurde", sagte Han Gang, Professor an der Parteihochschule. Ziel der Neurezeption sei aber nicht, die marxistische Theorie zu negieren, sondern neue Erkenntnisse und Erfahrungen mit ihr zu verbinden. Dem stimmt Gu Jinping, ehemaliger Direktor des ZK-Instituts zur Herausgabe der Marx-Engels-Werke, zu, die die neue zehnbändige Ausgabe vorbereiten sollen. Seit Jahren herrsche Konfusion besonders unter der jungen Generation, was Marxismus ist und wie er zu interpretieren sei. Einseitige und missverständliche Ansichten seien verbreitet. Wir dürfen gespannt sein, wie Marx Reloaded dann einmal aussehen wird.

2004-06-23

China-Serie bei ftd.de: Die Online-Ausgabe der Financial Times Deutschland hat eine China-Serie gestartet. Der erste Bericht ist vom Montag und beschäftigt sich allgemein mit der Attraktivität des Reichs der Mitte für ausländische Konzerne. Am Dienstag drehte sich alles um den Boom des produzierenden Gewerbes. Heute steht ein Blick auf die Erfolge und Misserfolge von Joint-Ventures in China auf dem Programm.

Ehrung für chinesischen Internet-Dissidenten: Der Chinese Huang Qi ist mit dem diesjährigen Preis für "Freiheit im Internet" von Reporter ohne Grenzen ausgezeichnet worden. ... Der Cyberdissident ist seit vier Jahren im Gefängnis, weil er die chinesische Regierung auf seiner Webseite kritisiert hat. Zhang Lun, ebenfalls chinesischer Dissident, hat den Preis an seiner Stelle im Europäischen Zentrum für Fotografie in Paris entgegen genommen. Als die Polizei am 3. Juni 2000 bei Huang Qi erschien, um ihn zu verhaften, konnte er eine letzte E-Mail verschicken: „Good bye – die Polizei will mich mitnehmen. Wir haben einen langen Weg vor uns. Danke an alle, die bei der demokratischen Entwicklung Chinas geholfen haben.“ Im Januar 2001 wurde Huang Qi wegen „Subversion“ und „Anstiftung zum Sturz der staatlichen Autorität“ angeklagt. Bei seiner ersten Verhandlung im Februar 2001 fiel er in Ohnmacht – offensichtlich geschwächt durch lange Verhöre und schlechte Haftbedingungen. Ein anwesender westlicher Diplomat berichtete, dass Huang eine Narbe auf der Stirn hatte und ihm ein Zahn fehlte. Im August 2001 fand ein Scheinprozess hinter geschlossenen Türen statt. Erst drei Jahre nach seiner Verhaftung, im Mai 2003, erfuhr Huang Qi, dass er zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Sein Verbrechen: Er hatte auf seiner Webseite Artikel über das Tiananman-Massaker 1989 veröffentlicht. Reporter ohne Grenzen üben gleichzeitig weitere Kritik an der Zensur in China (und anderswo) in ihrem neuen Bericht Das überwachte Netz.

2004-06-22

Neues aus dem Handelskrieg zwischen den USA und China: Wie BusinessWeek berichtet, haben zahlreiche US-Konzerne und Industrielobbys chinesische Firmen wegen Dumping-Strategien verklagt: U.S. manufacturers say Chinese rivals, whose annual U.S.-bound exports of bedroom furniture tripled to $1.4 billion from 2000 to 2003, have led to 34,000 U.S. layoffs, dozens of plant closings, and plummeting prices. The Commerce Dept. is unlikely to assess the 440% punitive duties demanded by the U.S. producers, but a hefty levy appears likely since the U.S. International Trade Commission has already ruled that Chinese imports have damaged America's furniture industry. China's record so far is abysmal. In every Chinese case over the past four years where the ITC has ruled that a U.S. industry has been damaged -- the first step in a dumping suit -- the U.S. has imposed penalties. Since 2001, the U.S. has issued 22 antidumping findings against a wide variety of Chinese industries -- far more than from any other nation -- alleging they sold goods in the U.S. at less than their true production cost. And the average duties assessed against Chinese producers are more than double those for the rest of the world, ranging as high as 330% on saccharin. What's more, such petitions no longer focus only on minor products such as paintbrushes and candles. U.S. companies increasingly are going after major industries such as furniture and consumer electronics. In May, Washington slapped duties of 5.2% to 78.4% on color TV manufacturers, a sector where Chinese exports to the U.S. had leapt by 150% in three years, to $276 million in 2003.

2004-06-21

Nach Google will nuch auch Konkurrent Yahoo vom chinesischen Markt profitieren und startet sein Suchportal Yisou: Yisou werde sich auf reine Suchfunktionen beschränken, sponsered links soll es nicht geben. "Der Start von Yisou wird uns helfen, den rasant wachsenden Markt für Online-Suche in China aufzurollen", meinte Lu weiter. ... Bereits im vergangenen Jahr hatte Yahoo eine chinesische Suchmaschine für 120 Millionen US-Dollar übernommen. Diese dient als Ergänzung der Yahoo-Site in der Volksrepublik, die bereits seit dem Jahr 2000 besteht und nun durch Yisou ausgebaut wird.

Peking will neben staatlichen Zensurmaßnahmen im Internet auch verstärkt auf die Selbstregulierung der Netzwirtschaft bzw. die Wachsamkeit der Netzbürger setzen: Nachdem Chinas Regierung Hobby-Denunzianten vor kurzem dazu aufgefordert hat, "illegale und schädliche Inhalte" auf einer Website zu melden, sollen die Internet-Provider der Volksrepublik nun einen "Pakt für Selbstdisziplin" unterschreiben. Somit soll eine weitere virtuelle Mauer gegen die Verbreitung von "ungesunden Inhalten" gezogen werden. "Die grundlegenden Prinzipien der Selbst-Disziplin für die Internet-Industrie sind Patriotismus, Gesetzestreue, Fairness und Vertrauenswürdigkeit", berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua.

2004-06-17

Peking geht nun auch mit Sperrmaßnahmen gegen die chinesische Wikipedia-Site, auf der eine freie Online-Enzyklopädie entsteht: Die chinesischen Wikipedia-Seiten sind derzeit für Internet-Nutzer in China teilweise nur schwer zu erreichen. ... Mehrfach wurde auf den Mailinglisten davor gewarnt, dass zu viel Wirbel die Behörden in die Ecke treiben könnte. Ironie des Schicksals: Gerade die zahlreichen westlichen und chinesischen Presseberichte über die freie Enzyklopädie könnten die Seiten auf den Radar der Behörden gebracht haben. Nun schlagen einzelne Wikipedianer und chinesische Blogschreiber sogar vor, sich kompromissbereit zu zeigen und die zuständigen Behörden um Details zu beanstandeten Seiten -- etwa zur Taiwanfrage -- zu bitten. Andere empfehlen dagegen, in diesem Fall lieber auf die chinesische Ausgabe zu verzichten. Nachfragen bei den Behörden haben inzwischen immerhin einen Teilerfolg gebracht: Abgesehen vom Wörterbuch sind die Seiten von manchen betroffenen Städten aus seit heute Morgen wieder erreichbar.

Der Economist stellt eine "verdächtige" Konsumfreude in China fest und wirft die Frage auf, ob die Chinesen die Japaner als Weltmeister beim Shoppen ablösen: The industry estimates there are now around 10m-13m mainland customers for luxury goods—mostly entrepreneurs and young professionals working for multinational firms. Most live on the country's eastern seaboard in big cities such as Shanghai, Beijing and Dalian. Many luxury firms see Chinese shoppers as the new Japanese—a potentially huge group of status-conscious, increasingly wealthy people hungry for brands and fanatical about shopping. But the Japanese, long the industry's stalwart shoppers, are increasingly spending their money on cultural and culinary pleasures. In China, attitudes to luxury have changed dramatically from just a few years ago, when any form of ostentation was frowned upon. Today's Chinese, above all the young, love to flaunt their status. Claire Kent, an analyst at Morgan Stanley, says that, whereas people in the West are buying more discreetly branded luxury goods identifiable only by those “in the know”, the Chinese favour prominent logos that shout, “Look, I'm rich.”

--- Volkswagen reagiert auf die Enge im chinesischen Automarkt mit Kampfpreisen: Volkswagen hat die Preise für seine Autos in China gesenkt. Diese Strategie hatte US-Rivale General Motors zuerst verfolgt. China ist der am schnellsten wachsenden Automobilmarkt der Welt. Die ab Donnerstag geltenden Nachlässe betrügen bis zu 11,7 Prozent, teilte Shanghai Volkswagen, ein Gemeinschaftsunternehmen von VW mit Shanghai Automotive Industry, mit. Zwar sind die Autopreise in China in den vergangenen Jahren stets zurückgegangen. Aber die Preissenkungen erhalten neue Bedeutung durch die jüngsten Maßnahmen der Regierung zur Drosselung der überhitzten Konjunktur. Nach Restriktionen für Darlehen halten sich potenzielle Autokäufer derzeit in China zurück.

2004-06-16

--- Auch Suchkönig Google will in China mitspielen: Search giant Google and venture capital firm Draper Fisher Jurvetson ePlanet Ventures are among the new investors in Chinese search engine Baidu.com. ... Google added to its presence in the Chinese search market earlier this year with its advertising product called AdWords in two Chinese dialects. ... Beijing-based Baidu, which launched its search service in 2001, is the most frequently used search engine in China, the company said. It offers a Chinese Web page index of more than 300 million pages.

--- Spiegel-Reporter Andreas Lorenz geht der Frage nach, warum deutsche Parlamentarier nach China tingeln: Wer durch Peking spaziert, kann unversehens prominenten Persönlichkeiten aus Deutschland begegnen - so wie jüngst vor einem beliebten Restaurant im Ritan-Park. Da stand der SPD-Politiker Rudolf Scharping, Ex-Kanzlerkandidat und früherer Verteidigungsminister. "Gespräche führen", antwortete er kurz angebunden auf die Frage, was ihn in die chinesische Hauptstadt verschlagen habe. Im Nachhinein erklärte er: "Mein Besuch war persönlicher Natur und hatte mit den Kosten des Steuerzahlers nichts zu tun." China lockt. Politische Beziehungen und Geschäfte zwischen der Bundesrepublik und der Volksrepublik blühen. Immer mehr Minister und Abgeordnete reisen ins Reich der Mitte. Niemand vermag mehr zu sagen, wie viele es im Jahr sind, Kenner schätzen die Zahl auf "zwischen 50 und 80 im Jahr". Die Parlamentarier begleiten Minister, sie fahren auf Einladung der chinesischen Regierung, auf Einladung der politischen Stiftungen. Und manchmal, mokiert sich ein Berliner Diplomat, "laden sie sich auch selbst ein" - auf Kosten des Steuerzahlers. Hm, eine Antwort gibt Lorenz also nicht wirklich. Der Vorhang fällt, alle parlamentarischen Fragen offen. Aber zumindest scheint die Völkerverständigung ja zu funktionieren.

2004-06-14

--- Microsoft kann im Zukunftsmarkt China nicht richtig Fuß fassen: Der Software-Konzern Microsoft schreibt in China, dem zweitgrößten PC-Markt der Welt, weiter Verluste. Das berichtet das US-Nachrichtenmagazin 'Newsweek' (Ausgabe vom 21. Juni), unter Berufung auf dortige Analysten. Während das Unternehmen keine offiziellen Zahlen für den Landesmarkt angibt, hat der Pekinger IT-Analyst Huang Yong berechnet, dass Microsoft bei einem Jahresumsatz von 200 Millionen bis 300 Millionen Dollar weiter rote Zahlen schreibt. Chinas Regierung gibt dem Unternehmen die Schuld daran, weil die Produktpreise zu hoch sind. "Weil es keinen Wettbewerb gibt, ist der Preis viel zu hoch", sagt Li Wuqiang, stellvertretender Leiter der Abteilung für die Entwicklung von Hochtechnologien für die Produktion, beim chinesischen Ministerium für Wissenschaft und Technik. "Wir können Microsoft nicht kontrollieren, aber dafür sollte es eine Option geben."

2004-06-12

--- Das Webmagazin Salon berichtet über die chinesische Bloggerszene: Typical of Chinese bloggers -- of bloggers everywhere, really -- is Wu Chen, or "Dora," a 19-year-old college student in Hangzhou, China, studying management and business. She began blogging a year ago, after learning about it from an American teacher. Her posts -- about her bicycle being stolen, or being upset to discover another girl in her class is wearing the same new shirt -- are politically neutral, and tend to focus instead on her personal day-to-day life. "It gives readers a window into my life, thoughts, feelings and experiences," said Dora via e-mail. "Visitors exchange ideas. It increases an understanding between people from different cultures across the world." Of the English-language blogs Salon surveyed -- and there are quite a few -- most avoided politics. A lot of these, like Dora, are students practicing their English. Others have a chatty LiveJournal meets Hello Kitty feel. Xiao Qiang, director of the China Internet Project at the University of California at Berkeley and recipient of a MacArthur fellowship for his human rights work, attributes some of this reticence to an interest the Chinese digital class has, consciously or not, in preserving the status quo. ... Last June, a 25 year-old journalist named Li Li posted a story to her blog, written under the nom de guerre Mu Zimei, about a tryst she had with a famous Chinese rock star. She followed up with tales of numerous one-night stands and sexual encounters, shocking a country not accustomed to talking about such things openly. Li Li did for blogs in China what Janet Jackson did for nipple shields in the United States. And like Jackson, she outraged and titillated an entire nation. Sina.com, the largest Chinese Internet portal, posted her stories online, and a full third of China's then-Internet population -- some 20 million users -- logged on to read them. By November, Chinese censors moved to ban both her site and her book. But by that point, the whole country was talking about blogs, and scores of young, tech-savvy Internet users began to set up sites of their own. Blogging's growth in China is also directly, and somewhat paradoxically, related to the efforts of government censors.

--- Airbus kann die Sektkorken knallen lassen: China hat dem Flugzeugbauer einen Großauftrag erteilt: China hat bei Airbus 20 Großraumflugzeuge vom Typ A330-300 bestellt. Bei einem Frankreich-Besuch des chinesischen Vizepremiers wurde auch die Zulieferung chinesischer Bauteile für die europäischen Maschinen vereinbart. Zusätzlich zu dem am Freitag in Paris unterzeichneten Auftrag in einem Wert von rund 2 Mrd. $ (1,7 Mrd. Euro) sicherte sich der Generalabnehmer China Aviation Supplies (CASCG) die Option über zehn weitere Maschinen. Ein entsprechender Vertrag wurde am Freitag in Paris unterzeichnet. Die zweistrahligen A330-300 sollen nach Angaben von Airbus ab 2006 an die Fluggesellschaft China Eastern ausgeliefert werden. Sie bieten Platz für 295 bis 335 Passagiere und haben eine Reichweite von 10.400 Kilometern. Bisher hat Airbus 820 Aufträge für Maschinen der A330/A340-Reihe erhalten.

2004-06-09

--- Der Chip-Hersteller AMD landet einen kleinen Coup gegenüber Intel in China: Der Chip-Hersteller AMD hat einen Vertrag mit Chinas führendem Computerbauer Lenovo abgeschlossen. Damit machte die Nummer zwei der Branchen Boden auf den Erzrivalen Intel gut. Ein AMD-Sprecher sagte mit Mittwoch, ab dieser Woche werde Lenovo auch Desktop-Computer mit Athlon-64- und Athlon-XP-Prozessoren ausliefern. Zu den Umsatzzielen oder Chip-Preisen machte er keine Angaben. Bislang hatte Lenovo - früher unter der Marke Legend bekannt - ausschließlich Intel-Prozessoren verwendet. "Das ist für AMD eine große Sache", sagte ein westlicher Analyst. "In der Vergangenheit beherrschte in China immer Intel den Markt, besonders bei Markencomputern." China hatte im vergangenen Jahr mit etwa 13 Millionen Rechnern Japan als zweitgrößten Computermarkt der Welt hinter den USA abgelöst.

--- Der China-Hype erleidet weitere Dellen. VW als Marktführer im Reich der Mitte sieht sich jedenfalls angesicht der Bedrohung durch GM und Toyata heftig unter Druck gesetzt und reagiert im enger werdenden Markt erst mal noch mit der Flucht nach vorn und einer Strategieumkehr: Der dramatische Verlust von Marktanteilen in China zwingt Volkswagen-Chef Bernd Pischetsrieder zu einer neuen Modellpolitik. ... Nun erwäge VW, mit Skoda neben Audi und VW eine dritte Marke nach China zu bringen, sagte Pischetsrieder in einem Interview in London mit der Financial Times. Die Einführung des Skoda Octavia würde helfen, die enttäuschenden Verkaufszahlen des VW Polo auszugleichen, sagte der VW-Chef. "Ehrlich gesagt war es die völlig falsche Entscheidung, den Polo in China einzuführen - der Markt will ein einfaches, großes Auto, und der Polo ist ein komplexer Kleinwagen." Die Entscheidung, den neuen Polo in China zu produzieren, wurde unter dem damaligen Vorstandschef und heutigen Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch getroffen.

2004-06-08

--- Es wird noch etwas enger im chinesischen Automarkt: Die General Motors Corp. will in den kommenden drei Jahren mehr als drei Mrd. Dollar (2,4 Mrd. Euro) in China investieren. Der weltgrößte Automobilhersteller will mit seinen chinesischen Partnern die Jahreskapazität bis 2007 von derzeit 530 000 Autos auf 1,3 Mio. Stück erhöhen. Es sollen neue Autofabriken gebaut und bestehende Werke erweitert werden. GM will auch eine neue Motorenfabrik mit einer Jahreskapazität von 300 000 Einheiten und ein neues Getriebewerk bauen. ... Damit reiht sich der US-Autokonzern neben Volkswagen, Ford, Toyota und Nissan in die Reihe der ausländischen Autokonzerne ein, die mit Milliardeninvestitionen ihre Präsenz in China weiter ausbauen wollen. Volkswagen ist unter den ausländischen Anbietern in China die Nummer eins, General Motors rangiert auf Platz zwei.

2004-06-07

--- Die weitere wirtschaftliche Entwicklung Chinas macht auch den Regierungschef der großen Industrienationen beim G8-Gipfel nervös: Das Reich der Mitte hat die amerikanische Lebenswelt auf eine Weise durchdrungen, die Atem beraubend ist. Aber beim Weltwirtschaftsgipfel auf Sea Island südlich von Savannah fehlt das Land. Dabei werde (sic!) viele der Wirtschaftsthemen, die ab Dienstag im Hotel "The Cloisters" zur Sprache kommen, entscheidend vom Reich der Mitte beeinflusst - der Ölpreis, das Wachstum, der Dollarkurs, das Schicksal der WTO-Runde. Von Chinas Hunger nach Öl und Kohle hängt es zum Beispiel ab, ob die Weltwirtschaft weiter von steigenden Rohstoffkosten beeinträchtigt wird. Da aber Peking auf dem G-8-Gipfel durch Abwesenheit glänzt, wird es bei leisen Mahnungen bleiben: Die großen Industrienationen wünschen sich dringend Maßnahmen, die wie eine Leitzinserhöhung oder eine Aufwertung der chinesischen Währung der übermäßig boomenden Wirtschaft des Landes eine weiche Landung bescheren könnten.

--- Die Boston Consulting Group und die Wharton Business School haben einen umfangreichen China-Report veröffentlicht, in dem sie die Risiken und Chancen des "Going China" abwägen. Aus der Zusammenfassung: China offers potentially huge benefits for multinational corporations. With a population exceeding 1 billion and an immense supply of low-wage workers, China is coveted both as a consumer market and as a superb location to source products. But is China really the place where major corporations need to be in the decades to come? In this first of four special reports on China, experts from Wharton and the Boston Consulting Group explore topics such as opportunities and threats that global companies face in China; an analysis of how China compares with the rest of the world as a sourcing location; and the emergence of Chinese firms that challenge global multinationals, among others.

2004-06-03

--- Spiegel Online blickt vorab zurück auf das Massaker am Tiananmen Platz in Peking vor fast 15 Jahren: Die Soldaten schossen Fliehenden in den Rücken, Panzer walzten Studenten platt, rissen Köpfe und Gliedmaßen ab. Bis zu 200 Menschen starben in jener Juni-Nacht 1989 im Kampf für Demokratie und Menschenrechte. SPIEGEL-Korrespondent Andreas Lorenz hat seine Erinnerungen an die Tage vor und nach dem 4. Juni aufgeschrieben. Ein Auszug: Langsam umzingelt das Militär den Platz. Hunderte von Soldaten setzen sich vor das Revolutionsmuseum. Die Szenerie ist gespenstisch. Nur um die Unabhängigkeitssäule steht noch eine Gruppe von Studenten. In den schmalen Gassen im Süden des Platzes drängen sich die Menschen, Schüsse peitschen in die Hutongs. An anderen Stellen werfen die Soldaten Tränengas. Gegen Mitternacht gibt es kein Zurück mehr auf den Platz. Das Areal ist weiträumig abgesperrt. Am Morgen des 4. Juni sitzen Soldaten auf der Straße des Ewigen Friedens. Noch immer wird geschossen. Der Platz ist leer, die letzten Studenten sind verschwunden. Alle seien erschossen worden, heißt es. Später wird sich herausstellen, dass sie freies Geleit erhalten hatten. Dann allerdings fuhr ein Schützenpanzer in die Menge, elf Menschen starben.

Update: Mehr zum Thema inzwischen auch unter anderem in der Süddeutschen Zeitung und im Economist (stärker mit einem Blick auf die Gegenwart Chinas).

2004-06-02

--- Und weiter gehts mit neuen Zensurmeldungen aus China: Tausende Menschen sterben auf dem Tiananmen Square in Peking, weil sie für Reformen und gegen die bürokratischen Machthaber in China demonstrieren. Am kommenden Freitag jährt sich das Massaker zum 15. Mal. Im Vorfeld werden Regimekritiker, Menschenrechtler und Internet-Autoren schärfer überwacht, abgehört sowie unter Hausarrest gestellt - offensichtlich, um jegliche Erinnerung an die niedergeschlagene Bewegung zu verhindern. Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" verurteilte heuet in Paris dieses Vorgehen scharf und fordert die chinesische Regierung auf, die Restriktionen umgehend aufzuheben. Noch immer ist es der Presse und im Internet verboten, den Begriff "4. Juni" zu verwenden. Internetseiten, Chat-Rooms und E-Mails werden gesperrt und gestoppt, sobald der Begriff 4. Juni (chinesisch: Liu Si) oder Texte aus diesem Zusammenhang auftauchen.

--- Peking verstärkt die Zensur von PC-Spielen: Das Spiel heißt "Hearts of Iron" ("Herzen aus Eisen"), und eigentlich ist das eine Zweite-Weltkrieg-Simulation: ein Strategiespiel für Sessel-Generäle. Den chinesischen Behörden ist es ein Dorn im Auge, denn bei "Hearts of Iron" sind Tibet und andere Teile der heutigen Volksrepublik China eben keine Teile derselben. Grund genug für ein Verbot - und es dürfte kaum das letzte werden. ... Wörtlich heißt es in einer Stellungnahme des Kulturministeriums: "Online-Spiele, die die Sicherheit des Staates gefährden, die Ehre der Nation beschädigen, den sozialen Frieden stören und die Rechte Dritter beeinträchtigen, werden ebenfalls verboten." Händlern und Vertrieben von bereits in China vertretenen Spielen haben nun Zeit bis zum 1. September, ihre Produkte begutachten zu lassen. Nichtbefolgung führe zu Strafe. Ab sofort gelte, dass jedes Spiel, dass in China online gespielt oder nach China importiert werden soll, von der staatlichen Kommission genehmigt werden muss. Da haben sich die Zensoren ja einiges vorgenommen.

--- Mini-Statistik, die aber doch aufhorchen lässt: Die USA nutzen mit etwa 20 Millionen Barrel pro Tag am meisten Öl. Es folgen China (5,6 Mio.), Japan (5,4 Mio.), Russland (2,6 Mio.), Deutschland (2,6 Mio.).

--- Schwebt der Transrapid in China doch noch weiter? Die Berliner Morgenpost/Welt schöpft mal wieder Hoffnung: Der Bau einer weiteren Transrapidstrecke in China wird immer wahrscheinlicher. Industriekreise bestätigten gegenüber der Morgenpost, dass die Vergabe eines Bauauftrages für eine Transrapidtrasse zwischen Shanghai und der 180 Kilometer entfernten Stadt Hangzhou bevorsteht. Die China Business Post (Caijing Shibao) meldete, dass die Magnetbahn bereits in die vorläufige Planung der beiden Städte aufgenommen worden sei. Beide Städte wollen die Magnetbahn vor dem Beginn der Shanghaier Weltausstellung 2010 bauen. Ausschlaggebend für den Planungsbeginn seien neue günstige Kalkulationen für den Bau der Strecke nach Hangzhou. Danach könnte diese mit 40 Prozent niedrigeren Kosten erstellt werden, als die 31 Kilometer lange Transrapid-Anbindung an den Flughafen Shanghai. Die renommierte Wochenzeitung beruft sich auf Berechnungen der Shanghaier Maglev-Betreibergesellschaft, die auch die Patente für den Bau der Magnetschienen besitzt. Soll heißen: Siemens und ThyssenKrupp werden damit wohl so gut wie gar nicht von dem Großprojekt profitieren. Technologietransfer erfolgt, Kooperationspartner unnötig.

2004-06-01

--- Motorola und Ericsson machen Dampf bei breitbandigen 3G-Mobilnetzen in China: On Friday, Motorola announced that it is setting up a new application development center to promote wireless data services among Chinese networks. The company said it plans to help local telecommunications operators link up with application developers to offer quality control, engineering and logistics support as well as sales and marketing help. ... Ericsson announced that it has signed a $58 million contract with China Mobile's Jiangsu Mobile Communication that expands their partnership for GSM (Global System for Mobile communication) and GPRS (General Packet Radio Service) technologies. Jiangsu has 12 million customers.

---Weigui Fang hat beim Heise Verlag in der Telepolis-Reihe ein Buch über Das Internet in China. Digital sein, digitales Sein im Reich der Mitte herausgebracht. Mehr Infos auf der Ankündigungssite bei dem Online-Magazin: Das Buch behandelt die Entwicklung der Digitalisierung in China sowie deren Auswirkungen, also die "digitale Realität" im Reich der Mitte. Die verschiedenen Beiträge beschäftigen sich in erster Linie mit der Schnittstelle von Mensch und Bildschirm, mit einer starken Fokussierung auf Internetnutzer in ihrem jeweiligen gesellschaftlichen Umfeld. Der Autor erfasst das chinesische Internet durch das Auffächern von Einzelperspektiven szenarisch und gesamtheitlich. Er geht dabei vom Erkenntnisinteresse eines Teilnehmers an der innerchinesischen Debatte aus, der mit kritischem Blick die Durchsetzung des Internets in China sowie deren Konsequenzen verfolgt - und er legt in seiner Kritik oft nur verhalten ironisch den Finger auf Wunden, da es ihm vor allem um die positiven, produktiven Effekte der Entwicklung geht. Da sind wir ja gespannt. Den China-Blog-Lesern dürfte Weigui unter anderem bekannt geworden sein durch seine Beleuchtung der Rotlichtecken des chinesischen Cyberspace.

--- Deutsche Anleger schauen noch sehr skeptisch auf den chinesischen Investitionsmarkt und halten ihre Euros zurück, so das Handelsblatt: Die deutschen Anleger stehen dem Wirtschaftsboom in der Volksrepublik China derzeit kritisch gegenüber. Das zeigt das jüngste Anlegerbarometer des Meinungsforschungsinstituts AMR im Auftrag der Investmentbank HSBC Trinkaus & Burkhardt und in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt. Demnach erwarten zwar 85 Prozent der Befragten, dass China kurz- oder mittelfristig der „Markt der Zukunft“ sein wird. Gleichzeitig zeigt sich aber nur jeder Dritte dazu bereit, sein Geld in China-Anlagen zu investieren. ... Ein wichtiger Grund für die Zurückhaltung der Investoren ist die nach wie vor geringe Transparenz des chinesischen Marktes. Dies gilt sowohl für die volkswirtschaftlichen Daten, die von der Regierung veröffentlicht werden, als auch für die komplizierte Struktur des chinesischen Aktienmarktes.