2007-12-21

China kauft Dreckschleudern aus dem Westen auf

Die New York Times geht den Fallen der Globalisierung am Beispiel der Industrialisierung Chinas nach:
When residents of this northern Chinese city hang their clothes out to dry, the black fallout from nearby Handan Iron and Steel often sends them back to the wash. Half a world away, neighbors of ThyssenKrupp’s former steel mill in the Ruhr Valley of Germany once had a similar problem. The white shirts men wore to church on Sundays turned gray by the time they got home. These two steel towns have an unusual kinship, spanning 5,000 miles and a decade of economic upheaval. They have shared the same hulking blast furnace, dismantled and shipped piece by piece from Germany’s old industrial heartland to Hebei Province, China’s new Ruhr Valley. The transfer, one of dozens since the late 1990s, contributed to a burst in China’s steel production, which now exceeds that of Germany, Japan and the United States combined. It left Germany with lost jobs and a bad case of postindustrial angst. But steel mills spewing particulates into the air and sucking electricity from China’s coal-fired power plants account for a big chunk of the country’s surging emissions of sulfur dioxide and carbon dioxide. ...

China’s worsening environment has also upended the geopolitics of global warming. It produces and exports so many goods once made in the West that many wealthy countries can boast of declining carbon emissions, even while the world’s overall emissions are rising quickly. ...

“It seems to me that China is making all the mistakes that we made in the 19th century,” said Wilhelm Grote, an environmental regulator in Dortmund, who recalls washing his father’s car as a child, only to see it immediately blanketed by soot. “They will find it is much more expensive to fix up later than to do it right from the start.” Having ignored the environmental consequences of its industrial binge for years, the Communist Party leadership now says it is determined to develop a cleaner economic model. Beijing has tried to enforce ambitious — though so far unmet — targets to improve energy efficiency and reduce emissions. ...

There are few signs, however, that Chinese officials have real regrets about becoming the world’s hub of heavy industry.

Labels: , ,

2007-12-20

Der Weihnachtsmann kommt aus China

Jetzt wird endlich aufgedeckt, wo der ganze Weihnachts-Krimskrams herkommt:
Ob Christbaumkugeln, Nikolauskostüme oder Plastiktannen: Vom Großhandelsmarkt der chinesischen Stadt Yiwu aus wird die halbe Welt mit Weihnachtsdeko versorgt. In den Hallen des riesigen Handelszentrums am Stadtrand von Yiwu weihnachtet es heftig. Lichterketten blinken an Hunderten von Ständen. Elektrische Weihnachtsmänner - im Kleinformat, aber auch menschengroß - wippen im Takt von "Jingle Bells" mit den Hüften. Nikolausmäntel hängen meterlang aufgereiht. Der Großhandelsmarkt der 1,7-Millionen-Einwohner-Stadt ist der größte der Welt. "Internationale Handelsstadt" nennt die Lokalregierung die von Hügeln umsäumte Ansammlung aus Werkshallen, Bürohochhäusern und hastig hochgezogenen Wohnblöcken in der ostchinesischen Provinz Zhejiang. Sogar Unternehmen aus anderen Landesteilen, die Lametta, Weihnachtsglocken oder Engel produzieren, vertreiben ihre Waren hier. Rund drei Viertel der chinesischen Exporte und mehr als die Hälfte der europäischen Importe von Weihnachtsdekorationen werden mittlerweile über Yiwu abgewickelt. In den USA liegt der Marktanteil gar bei 70 Prozent, behaupten chinesische Statistiken. Die Chancen stehen also gut, dass auch Ihre Christbaumkugeln aus Yiwu kommen. Vielleicht sogar von Sophie Huang. "Wir produzieren bis zu 300.000 Kugeln pro Tag", erzählt die Geschäftsführerin der Firma Festival Gift. Klein und einfarbig, mit Sternchen bemalt, aber auch groß wie Fußbälle: Das Unternehmen macht alles. Natürlich auch Plastikweihnachtsbäume. Über 90 Prozent gehen in den Export. "Deutschland ist in Europa unser größter Absatzmarkt", erzählt Huang. Ihre Konkurrenten sitzen gleich um die Ecke. Mehr als 300 Unternehmen produzieren in Yiwu Weihnachtsdekoration für die Welt.

Labels: , ,

2007-12-17

Mindestlöhne und Urlaub für chinesische Arbeiter

Wer hätte gedacht, dass nicht nur hierzulande, sondern auch in China heftig über Mindestlöhne diskutiert wird? Peking hat hier inzwischen Fakten geschaffen:
Am 1. Januar tritt ein neues Arbeitsvertragsgesetz in Kraft, das auch für Firmen mit ausländischen Gesellschaftern gilt. Das Gesetz sieht für Vollzeit-Beschäftigte einen besseren Kündigungsschutz, höhere Abfindungen und garantierte Mindestlöhne vor. Zugleich gibt sich China auch eine neue Urlaubsregelung. Der Staatsrat billigte dazu eine Feiertagsverordnung, die am Sonntag auf der Webseite der Regierung veröffentlicht wurde. Demnach wird es künftig pro Jahr elf statt bislang zehn bezahlte Feiertage für alle Arbeiter und Angestellten geben, die in festen Beschäftigungsverhältnissen stehen. ... Unabhängig von den elf staatlichen Feiertagen garantiert der Staat allen Arbeitnehmern auch einen vertragsrechtlichen Anspruch auf Jahresurlaub. In einer ebenfalls neuen Zehn-Punkte Bestimmung legt der Staatsrat in Artikel III für eine Betriebszugehörigkeit von einem bis zehn Jahre ein Anrecht auf fünf bezahlte Urlaubstage fest. Bei unter 20 Jahren sind es zehn Tage und darüber hinaus 15 Tage. ... Vom neuerlichen Kostenschub werden in erster Linie arbeitsintensive Massenhersteller chinesischer Billigwaren etwa aus den Bereichen Textilien, Spielzeug oder Schuhen getroffen – vor allem dann, wenn sie in die USA oder in den Dollarraum exportieren. Sie stehen mit ihren minimalen Margen bereits unter Druck, weil Chinas Währung seit 2005 gegenüber dem US-Dollar um etwa elf Prozent abgewertet wurde. Gleichzeitig müssen die Unternehmen steigende Energie- und Transportkosten auffangen. In den vergangenen Monaten kam es unter Schuhherstellern in Südchinas Provinz Guangdong bereits zu einer ersten Pleitewelle.

Labels: ,

2007-12-13

China plant erste Öko-Stadt

Geht das überhaupt -- eine Öko-Oase mitten in einem Land, das den Umweltschutz bislang nicht sonderlich groß schreibt?:
Chinas Metropolen stehen für Verkehrschaos und Luftverschmutzung. Jetzt entsteht nahe Schanghai die erste Ökostadt der Welt. Dongtan soll den Weg weisen für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Die Menschen werden mit Wassertaxis über die Kanäle der Stadt schippern und Ökogemüse aus der Nachbarschaft kaufen. Ein futuristischer Energiepark liefert Strom aus Wind, Solarenergie und Biomasse. In Dongtan auf der Insel Chongming nördlich von Schanghai wird in den nächsten Jahren Chinas erste Ökostadt entstehen. Bis 2020 sollen dort 80.000 Menschen aller Bevölkerungsschichten leben und arbeiten, in umweltfreundlichen Sektoren wie Medizintechnik oder Informationstechnologie. Er wolle mit dem Vorurteil aufräumen, eine saubere Umwelt sei nur etwas für Reiche, sagt Ma Chengliang, Chef der Dongtan-Entwicklungsgruppe SIIC. "Wir atmen doch alle dieselbe Luft." Den von der britischen Ingenieurfirma Arup erstellten Masterplan für Dongtan haben Schanghais Stadtväter bereits genehmigt. Demnächst laufen die ersten Architekturwettbewerbe an. Das klimaneutrale Dongtan soll zum Modell für die Stadt der Zukunft werden. Laut Arup ist es die erste ökologisch durchgeplante Stadt der Welt. Ein Erfolg des Projekts wäre ein dringend nötiges Signal für den Städtebau. Städte verbrauchen heute drei Viertel der Energie weltweit und stoßen etwa 80 Prozent aller Treibhausgase aus.

Labels: ,

2007-12-12

China blockiert Hollywood-Filme

Peking erteilt momentan kaum noch Freigaben für US-Kinostreifen:
China's government has been blocking American movies from its cinemas, U.S. and Chinese movie industry executives and analysts said Tuesday. Although China has not announced any policy change, in recent weeks U.S. studios have stopped receiving approvals to show films in China, said Dan Glickman, chief executive of the Motion Picture Assn. of America. "Indications are very strong that if not a formal, then essentially an informal blockade of our product is beginning to take place," said Glickman, who expects it to last at least through the first few months of next year. Karl Hu, general manager of Hengdian Group's Mandarin Film & Television Post-Production Co., a large studio in Zhejiang province south of Shanghai, said much the same thing. "At least for the first half of next year, I don't see any Hollywood movies" in China, he said. Wen Li, a deputy manager at the distribution arm of Beijing-based China Film Group Corp., the only firm responsible for importing movies for showing in China, said quite a few foreign titles had been approved for coming months. "But we haven't seen any U.S. films being arranged for early next year," he said. In Shanghai, China's commercial and cosmopolitan center, most major cinemas are currently showing no U.S. titles. Hu and other industry experts speculated that China's action may be aimed at protecting the domestic film industry. But they said it could also be retaliation for Washington's increasingly assertive moves to push Beijing to do more to stop counterfeiting of movies, music, software and books. This year, the Bush administration has filed two complaints with the World Trade Organization, moves that were denounced by Chinese officials.
Sieht ja nach einem kleinen Kulturkampf aus.

Labels: , , , ,

2007-12-11

Unruhen wegen hoher Lebensmittelpreise in China

Nicht nur die Bundesbürger sehen sich seit dem Herbst mit deutlich gestiegenen Lebensmittelpreisen konfrontiert, sondern auch die Chinesen. Nur mit dem Unterschied, dass die sozialen Folgen im Reich der Mitte schwerwiegender sein könnten:
Chinas Inflationsrate hat im November den höchsten Stand seit Dezember 1996 erreicht. Durch die starke Verteuerung von Lebensmitteln wächst nicht nur die Angst vor einer überhitzten Wirtschaft, sondern auch vor sozialen Unruhen. Die Inflationsrate für Verbraucherpreise beschleunigte sich auf 6,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, meldete das chinesische Amt für Statistik am Dienstag. Der Vergleichswert im Oktober lag bei 6,5 Prozent. Lebensmittel verteuerten sich im Jahresvergleich um 18,2 Prozent. Sie machen ein Drittel in der Zusammensetzung des Warenkorbes im Verbraucherpreisindex aus. Allein die Preise für Schweinefleisch sind im Jahresvergleich in China im November 56 Prozent nach oben geschnellt. ... Die steigenden Nahrungsmittelpreise gefährden nicht nur die boomende Wirtschaft, sondern auch den sozialen Frieden. Das machte ein Ansturm beim Verkauf von Speiseöl im vier Millionen Einwohner zählenden Chongqing im Südwesten Chinas im vergangenen Monat deutlich, bei dem drei Menschen ums Leben kamen. Am Wochenende hatte China deswegen die Zügel in der Geldpolitik überraschend straff angezogen: Auf Anweisung der Regierung in Peking hob die Zentralbank die vorgeschriebene Mindestreserve für Banken um einen vollen Prozentpunkt auf 14,5 Prozent an.

Labels: ,

2007-12-03

Post auf Appeasement-Kurs gegenüber Peking

Die Deutsche Post will sich ihre Felle in China nicht davon schwimmen lassen und macht den Kotau gegenüber Peking:
Die Beziehungen zu China sind nach Angela Merkels Dalai-Lama-Empfang auf einem Tiefpunkt. Die Wirtschaft verlangt besorgt einen neuen Kuschelkurs - die Post macht vor, wie's geht: Sie läßt das religiöse Oberhaupt der Tibeter nicht mehr als Motiv auf Wertmarken zu. Im Gegensatz zu Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) scheut sich die Deutsche Post, mit dem Dalai Lama in Verbindung gebracht zu werden. Sie lehnte es jetzt ab, das religiöse Oberhaupt der Tibeter auf einem ihrer Produkte - dem "Plusbrief Exklusiv" - abzubilden. Eigentlich dürfen Kunden gegen Entgelt Geschäfts- und Werbebriefe mit einem selbst ewählten Bildmotiv in der Marke versehen. Doch als die deutsche Gruppe "International Campaign for Tibet" jüngst ihre Umschläge mit dem Friedensnobelpreisträger von 1989 schmücken wollte, trat die Post von dem Vertrag zurück. Die von den Tibet-Aktivisten gewählten Motive liefen "den Geschäftsinteressen der Deutschen Post und der mit ihr verbundenen Unternehmen zuwider" und seien zudem "geeignet, den Betriebsfrieden der Deutschen Post AG und ihrer verbundenen Unternehmen zu stören", argumentierte sie in einem Schreiben. Unterschrift: "Ihr Team Plusbrief der Deutschen Post AG". Die Postler fürchten offensichtlich um die guten Fernost-Geschäfte ihrer Tochter, dem Expressunternehmen DHL, das in China über 70.000 Kunden hat. Die Absage sei "inakzeptabel", erklärte dagegen der Geschäftsführer der "International Campaign für Tibet", Kai Müller. Sie zeige, "wie weit der politische Einfluss Chinas nach Deutschland reicht". Gegen einen anderen Kirchenführer hatten die Postler nichts einzuwenden: Papst Benedikt XVI. durfte auf einem Briefumschlag erscheinen.

Labels: , ,