2005-08-31

Allianz-Einstieg bei China-Großbank fast perfekt

Schon im Juli brodelte die Gerüchteküche, jetzt ist der Deal so gut wie perfekt:
Goldman Sachs, Allianz und American Express haben im Grundsatz zugestimmt, für etwa 3 Mrd. $ rund zehn Prozent der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) zu übernehmen. Die Allianz will einen Teil ihrer Investition durch Gelder aus Private-Equity-Fonds bezahlen. Nach Angaben aus mit der Situation gut vertrauten Kreisen hat das Konsortium am Dienstag eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) unterzeichnet. Das bedeute aber noch nicht den Abschluss. Sowohl der Preis wie die Höhe des zu übernehmenden Anteils seien noch Gegenstand von Gesprächen, hieß es weiter. Die ICBC ist mit 20.000 Zweigstellen und 370.000 Mitarbeitern Chinas größte Bank. Die Allianz, die über ICBC schon Fonds ihres Gemeinschaftsunternehmens in China verkauft, erhofft sich einen verbesserten Marktzugang auch für Lebensversicherungspolicen. Die Investmentbank Goldman Sachs wird nach jetzigem Stand zusammen mit außenstehenden Investoren 1,8 Mrd. $ aufbringen, die Allianz rund 1 Mrd. $ und der US-Finanzkonzern American Express (Amex) zwischen 200 Mio. $ und 300 Mio. $.

Softwareverband warnt vor Chinas Linux-Kurs

Ein chinesischer Branchenverband warnt vor dem offenen Open-Source-Kurs Pekings:
The government's "excessive preference" for Linux is not beneficial to the country's software industry, says the government-backed China Software Industry Association (CSIA). The government has been a strong supporter of the Linux platform and has hoped to use the open-source software to build a robust domestic industry. The strong support for the free operating system has been detrimental to the development of software products in the country, says Zou Bian, a researcher at the CSIA. "Many people in China are under the mistaken impression that software products should be free of charge," Zou says. "Indifference to knowledge-based products is the major obstacle to China's software industry as well as the major source of rampant piracy." The business model of Linux is flawed, the CSIA said in a report last week. The open-source software adopts the General Public Licence (GPL) scheme, under which developers can only charge users for the costs and services of the software, instead of licencing fees. This model has largely thwarted the profitability of open-source software. Sun Yufang, a Chinese scholar who has long been researching Linux software, says most Linux developers cannot make a living under the current business model. Most of these developers "either have died or have focused on other businesses in past years," Sun says. Chen Chong, the CSIA president , says the government should change its mindset about support for open-source software.
Wer hätte da gedacht, dass just Microsoft dem Verband 2002 schon beigetreten ist?

Chinas virtueller Kampf gegen Japan

Wenn schon nicht in der physischen Realität, so bekämpfen immer mehr Chinesen den alten japanischen Erzfeind in Online-Games:
Die Chinesen sind verrückt nach Online-Spielen. Die Regierung hat das neue Medium längst entdeckt. Als potentielle Gefahr, die kontrolliert werden muss - und als Propagandainstrument. Mit Online-Games will man nun "das Nationalgefühl stärken". Auf Kosten Japans. ... In Peking denkt man jedoch weiter. Erst kürzlich hat man ein Programm aufgelegt, das "gesunde", echt chinesische Online-Spiele hervorbringen soll. 100 bis 200 Millionen Euro will man bis 2008 in die Entwicklung investieren. "Verfeinert" sollen die heimischen Games sein, man müsse der Jugend "etwas Neues und Sinnvolles" anbieten, um sie von "schädlichen Elementen" fernzuhalten. Wie diese neuen, sinnvollen Spiele aussehen werden, davon kann man sich jetzt ein erstes Bild machen. Die chinesische Firma PowerNet Technology hat, in Zusammenarbeit mit der Chinesischen Kommunistischen Jugendliga, ein Onlinespiel entwickelt, das "jungen Spielern erlaubt, aus der Geschichte zu lernen". Der Titel dieses erbaulichen Werkes wird übersetzt als "Anti-Japan War Online". Es geht darin um die japanische Invasion Chinas zwischen 1937 und 1945, die auch heute noch in beiden Staaten geeignet ist, wütende Demonstrationen und nationalistische Ausbrüche hervorzurufen. Die Spieler können "Schlüsselschlachten" nachspielen, um so das "Nationalgefühl" zu fördern, teilte die kommunistische Jugendorganisation mit. "Anti-Japan War Online" soll "sowohl interessant als auch lehrreich" sein. Deshalb wird man darin nur die Rolle der chinesischen Militärführung übernehmen können, nicht die des Feindes. Man wird, ganz den selbst auferlegten Regeln folgend, keine Figuren anderer Spieler töten können. Und die Schlachtszenen werden nur als "Miniaturen" gezeigt, "um die Gewalthaltigkeit des Spieles zu reduzieren", so ein Sprecher von PowerNet. Ein Sprecher der Jugendliga fügte hinzu, man habe "der Authentizität der historischen Fakten besondere Aufmerksamkeit gewidmet". Weitere "patriotische" Spiele sind in Vorbereitung. Für Ende 2005 wird beispielsweise "Guohun Online" ("Nationalgefühl Online") erwartet, Ergebnis eines Entwicklungsetats von etwa fünf Millionen Euro und ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Kommunistischen Jugendliga entstanden.

2005-08-30

Haier führend bei Markenbekanntheit

Der "Weiße Ware"-Hersteller Haier hat laut einem Ranking der FDT die geläufigste chinesische Marke:
Der Haushaltsgerätehersteller Haier ist das chinesische Unternehmen mit dem stärksten Markennamen. Das ergab eine Umfrage unter den Lesern der Financial Times. Zu bewerten galt es unter anderem Qualität, Vertrauenswürdigkeit, Innovation, Management und Markenpolitik der Unternehmen. In allen Kategorien schaffte es Haier auf Platz 1. Der Computerhersteller Lenovo, der dieses Jahr die PC-Sparte des US-Computerkonzerns IBM übernommen hat, landete auf Platz 2. Durchgeführt wurde die Umfrage von der Unternehmensberatungsfirma McKinsey. Ziel war es, herauszufinden, wie Geschäftsleute rund um die Welt über chinesische Unternehmen und ihre Produkte und Dienstleistungen denken. Die 30 in der Umfrage zu bewertenden Unternehmen wurden von der FT und McKinsey ausgewählt. Dabei konnten die Befragten auch selbst Marken angeben. Mehr als 3500 FT-Leser aus über 70 Ländern nahmen an der Umfrage teil, die im August stattgefunden hat. Während des vergangenen Jahres hat sich Markenpolitik als eine der größten Herausforderungen für führende chinesische Unternehmen herauskristallisiert. Zwar ernteten chinesische Unternehmen während der vergangenen zehn Jahre Lob dafür, verlässliche Produkte zu niedrigen Kosten zu fertigen, doch nur wenige schafften es, mit ihrer eigenen Marke Eindruck auf dem Weltmarkt zu hinterlassen.
Der Economist sah Haier vor zwei Jahren noch als Paradebeispiel dafür an, wie schwer sich chinesische Firmen mit dem Markenaufbau tun.

Mercedes macht sich gut in China

Im Gegensatz etwa zu Volkswagen hat Mercedes momentan weniger Probleme mit dem chinesischen Markt:
Der Absatz von Mercedes-Benz-Pkw in China wächst in diesem Jahr kräftig. Bereits bis Ende Juli seien 21 Prozent mehr als in den ersten sieben Monaten des Vorjahres verkauft worden. In den ersten sieben Kalendermonaten seien 9200 Fahrzeuge abgesetzt worden. Für das Gesamtjahr werde ein ähnlich hohes Wachstum erwartet, sagte DaimlerChrysler-Vorstandsmitglied Rüdiger Grube in China. Auch im Nutzfahrzeuggeschäft werde der Absatz steigen. 2004 hatte der Stuttgarter DaimlerChrysler-Konzern in China 47.716 Autos verkauft, davon 33.400 Geländewagen aus dem Chrysler-Joint-Venture Beijing Jeep, 11.500 Mercedes-Benz-Pkw und 2816 Nutzfahrzeuge. Grube sagte, dass das neue Pkw-Gemeinschaftsunternehmen vor wenigen Tagen die letzte Hürde genommen und von der chinesischen Regierung die endgültige Geschäftslizenz bekommen habe. DaimlerChrysler habe seinen Anteil an der BBDCA (Beijing Benz DaimlerChrysler Automotive) von 42 auf 50 Prozent erhöht. Ende des Jahres startet BBDCA in Peking mit dem Bau der Mercedes-E-Klasse. Die neue Fabrik auf dem 1,9 Quadratkilometer großen Gelände am Rande Pekings ist im Rohbau fertig. Dort sollen künftig im Jahr rund 25.000 Pkw der E- und C-Klasse gebaut werden. In einer zweiten Fabrik auf dem Gelände werden zudem rund 80.000 bis 100.000 Autos von Chrysler/Jeep und in Auftragsfertigung von Mitsubishi produziert.

2005-08-27

EU-Regelungen vermasseln Modelabel den Standort China

Für deutsche Modehändler darf es für die Produktion nicht mehr nur China sein:
Nachdem die EU und China am Donnerstag in der Textil-Krise nicht zu einer Einigung gekommen sind, suchen große Modeunternehmen aus Deutschland nach Auswegen. Sie wollen künftig anderswo einkaufen oder produzieren lassen. Das Tauziehen über Millionen an den EU-Grenzen beschlagnahmte Kleidungsstücke aus China soll am heutigen Freitag in Peking fortgesetzt werden. Rund 70 Mio. Pullover, Blusen, T-Shirts und Hosen aus chinesischer Produktion hängen in Zollagern und auf Schiffen vor Europas Küsten fest. Viele deutsche Modeeinkäufer planen darum, in anderen asiatischen Ländern einzukaufen oder produzieren zu lassen. "Für die Herbstkollektion ist es zu spät. Aber die Winterkleidung lassen wir nun woanders fertigen", sagte Jürgen Homeyer von Metro der WELT. Der Düsseldorfer Konzern vertreibt Kleidung unter anderem über Kaufhof und die Modekette Adler. Große deutsche Textilhändler wie Tchibo, Boss, Esprit, C&A und Gerry Weber werden ähnlich verfahren, wie eine Umfrage der WELT ergab. "Wir werden die Produktion in andere asiatische Länder verlagern. Dort gibt es keine Quoten", sagte Gerhard Weber, Chef von Gerry Weber. Zielländer für die Produktionsverlagerungen sind Indien und Indonesien, Bangladesch und Kambodscha. "Dort erhalten wir zur Zeit die gleichen Einkaufskonditionen wie in China", sagt Knut Brüggemann von der Warenhauskette C & A. Mittlerweile sind die Quoten für 2005 in vielen Produktgruppen ausgeschöpft. "Jeder Textiler ist von der Situation betroffen", sagt Jörg Howe von KarstadtQuelle. Von Esprit etwa hängen laut Unternehmenschef Heinz Krogner rund 500 000 Kleidungsstücke im Wert von sechs Mio. Euro beim deutschen Zoll fest. Die Unternehmen hoffen noch auf eine politische Lösung. Andernfalls wollen sie die Europäische Union in Regreß nehmen. Weber etwa hält eine Sammelklage für denkbar.

Peking wehrt sich gegen Kontrollverlust

Peking versucht einem wachsenden Kontrollverlust über das Riesenreich mit Indoktrinationsbemühungen entgegen zu wirken:
Seit mehr als drei Wochen liegen 120 tote Bergleute unerreichbar in 400 Meter Tiefe in einer südchinesischen Kohlenzeche, begraben von eingestürzten Schächten und unter Millionen Kubikmetern Wasser. Jeder Tag bringt neue haarsträubende Enthüllungen, wie es zu dem Unglück kam. Sie zeugen davon, wie gering die Kontrolle der Pekinger Führung über das Land ist. Seilschaften korrupter KP-Funktionäre und lokaler Beamter hatten den Betrieb der illegalen Grube erlaubt, an denen sie eigene Anteile hielten. Ähnliche Verbrechen ereigneten sich in den vergangenen Jahren überall im Land. Tausende andere Fälle schweren Unrechts können Chinesen aufzählen, die in einem Petitionsdorf in der Nähe des Pekinger Südbahnhofs kampieren. Täglich tragen sie ihre Klagen, bei denen sie von Gerichten ihrer Regionen keine Hilfe erwarten können, bei speziellen Eingabestellen von Regierung und Partei vor. 72mal kam die 49jährige Li Guirong dafür schon nach Peking, schrieb 3000 Briefe an Chinas Führer. Sie will einen korrupten Erzbergwerksdirektor in ihrer Heimat Jilin anklagen. Bisher wurde sie dafür immer wieder festgenommen und verprügelt. ... die KP-Führung unter dem Parteivorsitzenden Hu Jintao setzt andere Prioritäten. Sie hat beschlossen, sich vor allem selbst zu retten. Deutlich wird, wie sehr sie fürchtet, die Kontrolle über eine sich dem Ausland öffnende, aber durch krasse Gegensätze zwischen Reich und Arm gespaltene Gesellschaft zu verlieren, in der vielfach frühkapitalistische Zustände wie im 19. Jahrhundert herrschen. Sie stemmt sich gegen den Zerfall ihrer Ideologie und die Auflösung ihrer Autorität. ... Seit Jahresanfang läßt das ZK in sechs Monate dauernden Schulungen mit Kritik und Selbstkritik die 70 Millionen Parteimitglieder disziplinieren. Die Kampagne begann mit den zentralen Behörden und breitet sich nun aus. Parteijournalisten, die zu kritisch berichten und Parteiführer zuwenig loben, werden gemaßregelt. Bei der "Jugendzeitung", Organ des kommunistischen Jugendverbandes, erhalten sie seit kurzem weniger Lohn. Mit eisernem Besen soll auch die Armee ideologisch gesäubert werden.

2005-08-26

Verstärkte Hackerattacken aus China

Die Washington Post vermeldet verstärkte Cyber-Attacken aus China auf Server des US-Militärs:
Web sites in China are being used heavily to target computer networks in the Defense Department and other U.S. agencies, successfully breaching hundreds of unclassified networks, according to several U.S. officials. Classified systems have not been compromised, the officials added. But U.S. authorities remain concerned because, as one official said, even seemingly innocuous information, when pulled together from various sources, can yield useful intelligence to an adversary. "The scope of this thing is surprisingly big," said one of four government officials who spoke separately about the incidents, which stretch back as far as two or three years and have been code-named Titan Rain by U.S. investigators. All officials insisted on anonymity, given the sensitivity of the matter. Whether the attacks constitute a coordinated Chinese government campaign to penetrate U.S. networks and spy on government databanks has divided U.S. analysts. Some in the Pentagon are said to be convinced of official Chinese involvement; others see the electronic probing as the work of other hackers simply using Chinese networks to disguise the origins of the attacks.

2005-08-24

Chinesischer Staatskonzern will Ölfirma in Kanada

Nachdem es in den USA nicht geklappt hat, schlägt ein chinesischer Staatskonzern jetzt in Kanada zu:
China verstärkt seinen Zugriff auf die weltweiten Energievorräte. Der staatliche Konzern China National Petroleum Corporation (CNPC) bietet 4,18 Mrd. $ für das kanadische Öl- und Gasunternehmen Petro Kazakhstan, teilten beide Unternehmen mit. Es wäre die bisher größte Auslandsübernahme durch ein chinesisches Unternehmen. Die Erfolgsaussichten sind diesmal deutlich besser als bei dem vor drei Wochen gescheiterten Versuch der kleineren chinesischen Ölfirma CNOOC, den US-Konzern Unocal zu schlucken. Die Übernahme war vor allem am Widerstand von US-Politikern gescheitert, die einen Ausverkauf der nationalen Energiereserven fürchteten. Die Felder der kanadischen Gesellschaft liegen dagegen ausnahmslos in Kasachstan - einem Land, in dem CNPC bereits tätig ist. Zudem ist Petrokaz deutlich kleiner als Unocal, für das CNOOC mehr als 18 Mrd. $ geboten hatte. Der Vorstandschef von Petrokaz, Bernard Isautier, empfahl den Aktionären die Annahme der Offerte. Dem Kauf müssen auch zwei Drittel der Petrokaz-Aktionäre zustimmen. Das Übernahmeangebot liegt mit 55 $ je Aktie um 21,1 Prozent über dem Schlusskurs von Freitag. ... Die Chinesen setzten sich vorerst gegen den staatlichen indischen Konzern ONGC durch. ONGC erklärte am Dienstag, das Angebot Chinas liege "nur geringfügig" über der eigenen Offerte von 3,8 Mrd. $. Marktbeobachter halten einen zweiten Anlauf der Inder indes für unwahrscheinlich.

Siemens expandiert in Chinas Wassergeschäft

Siemens sieht Erfolgsaussichten mit dem knappen Gut Wasser in China und kauft daher einen Wasseraufbereiter auf:
Siemens erwirbt an dem bisherigen Gemeinschaftsunternehmen Tianjin National Water Equipment & Engineering die Mehrheit, teilte der Münchener Konzern mit. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. „Das Gemeinschaftsunternehmen ist eine große Chance für uns, die Position von Siemens im rasch wachsenden chinesischen Markt auszubauen“, sagte Hans Werner Linne, Leiter von Siemens Industrial Solutions (I&S) in Schanghai. Bis zum Jahr 2010 rechnet der Elektronikkonzern mit einem Bedarf von mindestens 800 bis 900 neuen Trinkwasseraufbereitungsanlagen in China. Außerdem müsste die Zahl der derzeit 700 Abwasseraufbereitungsanlagen in den kommenden Jahren verdoppelt werden. Siemens plant allein in China bis zum Jahr 2010 mit einem Umsatz von 250 Millionen Dollar in diesem Segment.

2005-08-23

Schwulsein in China

Spiegel Online widmet sich dem Thema Homosexualität im Reich der Mitte:
Bis 2001 galt Homosexualität im Reich der Sitte noch als Geisteskrankheit, nun beginnt das Tabu zu bröckeln. Chinas sexuelle Revolution erreicht die Hochschulen: Die Uni Shanghai startet den ersten Kurs über schwule Kultur. Das Interesse ist enorm. Sun Zhongxins Fachgebiet ist die Geschlechterforschung. Aber richtig hellhörig werden die Studenten in seinen Vorlesungen, wenn er zum Kapitel "Homosexualität" kommt. "Ich habe schnell gemerkt, wie interessiert die Studenten an dem Thema sind", berichtet Sun in der chinesischen Zeitung "Shanghai Daily". Also zog der Professor die Konsequenzen und bietet im kommenden Semester einen eigenen Kurs zum Thema "Homosexualität und Schwulen-Kultur" an der renommierten Fudan-Universität in Shanghai an. Das Seminar ist schon jetzt überlaufen: Für die 100 Plätze haben sich bereits mehrere hundert Studenten beworben. Mit dem Seminar will Sun vor allem Ignoranz und Vorurteile über Homosexualität abbauen - neue Töne in der Volksrepublik. Sie fügen sich in die zaghafte sexuelle Revolution ein, die seit den neunziger Jahren in China um sich greift. Vor allem die Universitäten galten jedoch noch lange als die Bastion sexueller Prüderie. Bis vor wenigen Monaten durften Studentinnen und Studenten vor ihrem Abschluss nicht heiraten, geschweige denn Sex haben. Wer sich vor dem Diplom beim Liebesspiel erwischen ließ, dem drohte die Exmatrikulation. Und zum Welt-Aids-Tag im letzten Dezember stoppte die sittenstrenge Universität Peking die Verteilung kostenloser Kondome auf dem Campus. Seit geraumer Zeit rebellieren die Studenten gegen prüde Genossen und verknöcherte Sexualmoral. Das Eheverbot ist zwar schon gefallen, Homosexualität ist gesellschaftlich jedoch noch immer ein Tabu. Dabei war gleichgeschlechtliche Liebe in den Zeiten der großen chinesischen Dynastien vor 1911 weit verbreitet. "Homosexuelle Beziehungen neben der Ehe waren ganz normal", sagte Mechthild Leutner, Sinologin an der FU Berlin ... Über 90 Prozent der homosexuellen Chinesen leben in heterosexuellen Ehen, um ihre Neigung zu verstecken. Der Druck kommt von Freunden, von Nachbarn, von Berufskollegen. Experten können nur schätzen, dass etwa sieben Prozent der 1,3 Milliarden Chinesen homosexuell sind.

2005-08-20

Hu Jintao entpuppt sich als kleiner Diktator

Der chinesische Präsident agiert mehr und mehr wie ein Autokrat, kritisiert der Economist:
IN THE nearly three years since Hu Jintao assumed the leadership of the Chinese Communist Party, his image has changed markedly. Mr Hu was once seen by many as a potential liberal reformer—admittedly an assessment drawn from limited evidence. Now, he is widely regarded as a conservative authoritarian. Many Hu-watchers had seized on signs that he might be determined to open up China's secretive bureaucracy. Now, he is said to be holding up Cuba and North Korea as examples of how the party should keep its ideological grip. While Mr Hu has probably changed far less than his mercurial portrayal might suggest, it is increasingly clear that China under his leadership has wavered over economic reform and shunned political liberalisation. Mr Hu's (in fact, fairly consistent) conservatism has been evident in his belief that the Communist Party, riddled with corruption and other abuses of power, is quite capable of cleaning up its own act without the need for any checks or balances. This year, for instance, he has ordered millions of party officials to take part in many hours of mind-numbing ideological training designed to tighten party discipline (known as the “education campaign to preserve the advanced nature of Communist Party members”). More seriously, advocates of bolder economic reform have worried about a campaign against “neo-liberal” economic theories that sputtered into life early last year. This apparently stemmed from the worries of party leaders, including Mr Hu, that the cause of free markets and small government could, if given too free a rein, cause an economic meltdown in China similar to that seen in some Latin American countries. ... Publicly, Mr Hu's comments have been moderate in tone. But he has been tougher at closed-door gatherings, such as during a meeting of the party's Central Committee last September. The plenum was of crucial symbolic importance for Mr Hu. It appointed him as the supreme commander of China's armed forces, thus completing his takeover of the country's three top positions, following his appointment as party leader in November 2002 and president in March 2003. The contents of Mr Hu's maiden speech have not been published in full. In the still secret portion, Mr Hu reportedly railed against “Western hostile forces” and “bourgeois liberalisation”. It was a worrying throwback to the paranoid language that suffused official rhetoric in the wake of the Tiananmen Square protests of 1989. Yu Jie, a dissident writer in Beijing, says the authorities have stepped up harassment of liberal intellectuals in recent months. Dissidents who have expressed their views online have been particular targets. Mao Yushi, a liberal economist, says public discussion meetings held by his privately run public-policy think-tank, Unirule, have been banned, as have his writings. Unirule has been stripped of its official registration.

2005-08-19

Berlin: Touri-Shop speziell für Chinesen

Berlin will seinen chinesischen Besuchern beim Einkauf ganz spezieller Andenken helfen:
Im Gepäck heimreisender chinesischer Touristen findet sich kaum ein Berlin-Bär, dagegen sind Taschenmesser und Edelstahlseifen beliebte Mitbringsel. Das stellten Berliner Marketingexperten fest und eröffnen einen ganz besonderen Souvenirladen nahe dem Brandenburger Tor. Weder Mauerstückchen noch kleine Modelle des Brandenburger Tors noch sonstige typische Berlin-Souvenirs sind im neuen "German Style Shop Berlin" im "Tourist Info Center" zu finden. Das außergewöhnliche Angebot besteht vielmehr aus schicken Gebrauchsgütern: Küchenutensilien von hochwertigen Kochmessern über spezielle Scheren bis zu Korkenziehern und Knoblauchpressen, Taschenmesser bis zu dreistelliger Preislage oder auch geruchsneutralisierende Edelstahlseife. Das Sortiment entspricht den Angaben der Berlin Tourismus Marketing GmbH (BTM) zufolge den Artikeln, die chinesische Gäste bevorzugt in Deutschland einkaufen. Außerdem stehen ihnen drei Muttersprachler beratend zur Seite. Der exklusive Service komme den besonderen Bedürfnissen der chinesischen Besucher entgegen und trage den kulturellen Unterschieden in hohem Maße Rechnung, erklärte BTM-Geschäftsführer Hanns Peter Nerger. Die Zahl der chinesischen Besucher in Berlin ist sprunghaft gestiegen. Vergangenes Jahr kamen 26.493 als Touristen, das war ein Plus von 38,9 Prozent. Gleichzeitig hofft China auf den Zustrom von Millionen ausländischer Touristen. In den kommenden fünf Jahren will das Land zum drittgrößten Reiseland der Welt aufsteigen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Freitag unter Berufung auf den Direktor der nationalen Tourismusbehörde, Shao Qiwei. Demnach sollen die Besucherströme jedes Jahr um acht Prozent wachsen, im Jahr 2010 würden dann 64 Millionen ausländische Touristen erwartet.

Bundesregierung sponsert Transrapid-Entwicklung mit Blick auf China

Die Bundesregierung pumpt mal wieder jede Menge Kohle in die an sich schon "uralte" Transrapid-Technik -- unter anderem aus dem Grund, damit die Magnetschwebebahn in China weiter fliegt. Als ob da irgendwann mal Geld für die Beteiligten aus Staat und Industrie zurückfließen würde.
Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe will 113 Millionen Euro in die Weiterentwicklung der Transrapid-Technoloigie stecken. "Das gibt einen neuen Rückenwind, einen neuen Schub für den Transrapid", sagte der Minister bei der Unterzeichnung des Vertrags mit den Transrapid-Systemfirmen Siemens, ThyssenKrupp und Transrapid International. Von Seiten der Industrie wird eine Beteiligung von rund 100 Millionen erwartet. Der Transrapid, der bislang nur in China fährt, sei ein Symbol für die technologische Stärke Deutschlands und eine "Trumpfkarte für die deutsche Wirtschaft", sagte Stolpe. Deshalb sei es wichtig, die Technologie nicht nur im Ausland, sondern auch im Inland voranzubringen. Ziel sei nun, den Transrapid für den Kurzstreckeneinsatz im Personenverkehr interessanter zu machen. Mit dem Programm sollen vor allem die Teilsysteme Fahrzeug, Antrieb und Betriebsleittechnik fortentwickelt werden. ... Das Programm könnte auch dem nächsten in China anstehenden Projekt Schanghai-Hangzhou zum Durchbruch verhelfen, da die Verbesserungen in Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit insbesondere durch Senkung der Betriebskosten auch Fernverkehrsanwendungen zu Gute kommen", ergänzte er.

2005-08-15

Neuer Stahlriese in China

Die rohstoffhungrige chinesische Stahlbranche gerät mit einer Megafusion in Bewegung:
Auf dem chinesischen Stahlmarkt kommt es zu einer Großfusion. Die Nummer zwei, Angang Iron and Steel Group, wird mit der kleineren Bengang Steel verschmolzen. Die Verhandlungen über die am Montag verkündete Fusion dauerten über ein Jahr. Die beiden Partner sind börsennotierte Unternehmensteile von Anshan Steel und Benxi Steel. Die Unternehmen teilten mit, bei dem Geschäft werde weder Eigenkapital noch Bargeld ausgetauscht. Legt man die Zahlen Angangs und Bengangs zu Grunde, hätte das neue Unternehmen namens Anben Steel im Jahr 2004 einen Umsatz von 69,5 Mrd. Yuan (6,93 Mrd. Euro) und eine Produktion von 20 Millionen Tonnen erzielt. Es liegt damit knapp hinter Chinas Branchenführer Baosteel, der 21 Millionen Tonnen produziert hat. Die Wachstumsraten sind beträchtlich: Für 2005 wird die Rohstahlkapazität beider Rivalen auf jeweils rund 30 Millionen Tonnen veranschlagt. Bereits im März hatten Angang und Bengang mitgeteilt, kurz vor einer Fusion zu stehen. Da der Abschluss des Geschäfts aber so lange auf sich warten ließ, war befürchtet worden, der Zusammenschluss könnte scheitern. Peking hofft nun, dass eine breit angelegte Konsolidierung der Branche eingeleitet wird. Vor einem Monat hat die chinesische Regierung umfassende Neuerungen für die Stahlindustrie präsentiert. Am Ende sollen zwei oder drei Großkonzerne stehen, die weltweit zu den zehn Größten der Branche gehören. Die Eile der Regierung hat Gründe: Die Produktionskapazität ist in den vergangenen vier Jahren um über 50 Prozent gestiegen. Die Folge waren sinkende Stahlpreise. Durch eine Konsolidierung würde die chinesische Stahlbranche auch mehr Einkaufsmacht gewinnen, etwa bei Verhandlungen mit Eisenerzlieferanten. Das Reich der Mitte verbraucht derzeit etwa ein Viertel der weltweiten Stahlproduktion von rund einer Milliarde Tonnen Rohstahl im Jahr. Den Großteil des Bedarfs decken die Chinesen selbst, der kleinere Teil wird importiert. Dennoch gilt China als global größter Importeur von Stahl, vor den USA und Deutschland.

Christentum hat trotz Verfolgung Zulauf in China

Spiegel Online berichtet dramatisierend über den Pekinger Feldzug gegen Jesus Christus:
In Zeiten von Wirtschaftsboom, Korruption und Willkür konvertieren immer mehr Chinesen zum Christentum. Doch die Suche nach spiritueller Heimat hat ihren Preis: Verhaftungen, Folter und gewaltsame Übergriffe sind an der Tagesordnung. Jetzt gerieten auch zwei amerikanische Theologiestudenten in die Fänge der Polizei. Es ist ein denkbar friedliches Szenario: Zwei Jungtheologen treffen sich mit protestantischen Glaubensbrüdern zum Gottesdienst. Sie beten, diskutieren, tauschen Erfahrungen aus. Doch dann stürmen Dutzende Polizisten das als Kirche dienende Haus, legen den beiden Seminaristen Handschellen an und schleppen sie zum Verhör in ein Hotel. Sieben Stunden lang werden die Studenten des Westminster Theological Seminary ausgefragt, dann entlässt man die US-Amerikaner ohne weitere Erklärungen - nicht ohne zuvor persönliche Gegenstände wie Notebooks, Bücher und Bibeln konfisziert zu haben. Die beiden Presbyterianer erklären später, sie seien grob behandelt und einer von ihnen leicht verletzt worden. Die Polizei habe ihnen untersagt, die US-Botschaft zu kontaktieren. "Unschuldige amerikanische Touristen in Handschellen abzuführen ist ein beispielloser und völlig unakzeptierbarer Vorgang, der diplomatisch strengstens verurteilt werden muss", empörte sich Bob Fu von der in Texas ansässigen christlichen Hilfsorganisation "China Aid Association" (CAA). Dabei erging es den 41 einheimischen Pastoren und Gemeindemitgliedern der verbotenen Südchinesischen Kirche, die ebenfalls auf dem Treffen vom 2. August festgenommen wurden, noch schlechter: Sie wurden sofort in das Gefängnis Nummer 2 der Stadt Zaoyang in der Provinz Hubei gebracht. Mehrere Gefangene seien hier gefoltert und geschlagen worden, erklärt der CAA-Vorsitzende Fu. Augenzeugen hätten berichtet, dass der Gefängnisdirektor selbst eine 66-Jährige getreten, ins Gesicht geschlagen und ihren Kopf mit einem Stuhl gegen die Wand geschleudert habe. CAA zufolge war dies kein Einzelfall: Seit dem vergangenen Monat sollen landesweit insgesamt 210 Angehörige der illegalen protestantischen Hauskirchen festgenommen worden sein. Auch Amnesty International beklagt, dass 2004 vermehrt Mitglieder regierungsunabhängiger evangelischer und katholischer Gruppierungen verhaftet wurden. Die sogenannte Administrativhaft erlaubt es chinesischen Behörden, Verdächtige bis zu drei Jahren ohne Anklageerhebung und Prozess in Arbeitslagern gefangen zu halten - und dort sind Misshandlungen und Folter keine Ausnahme.

2005-08-10

Pekings Angst vor den neuen Medien

In Peking wächst die Angst vor dem Protest- und Demokratiepotenzial der neuen Medien:
Facing a steady rhythm of violent protests, the Chinese government is showing increased concern about stability, using caution in putting down riots around the country but warning people that violence will not be tolerated. The fallout from a series of demonstrations has been magnified recently because of loosened restrictions on news reporting and increased use of cell phones and the Internet, even by villagers in remote areas, according to government-connected researchers and peasants involved in the protests. Although Communist Party censors try to stifle reporting on the unrest, they said, word of the incidents is transmitted at a speed previously unknown in China. As they are more widely publicized, the violent protests have become a major issue for President Hu Jintao's government. According to Chinese academics with ties to the government, senior officials early on realized that such violence could undermine the country's economic growth -- and perhaps the party's monopoly on power -- if it continues to grow and spread. As a result, calls for stability and social harmony have become the watchwords in speeches by Hu and Premier Wen Jiabao. Reflecting the leaders' concern, the People's Daily, the main party newspaper, declared in a front-page editorial July 28 that any attempt to use protests to correct social injustices that arise as China moves toward a market economy would be "punished in accordance with the law." The editorial was also broadcast on state television and relayed by the official New China News Agency, underlying the importance officials attached to the warning.

2005-08-09

Yahoo auf Brautschau in China

Passend zum Hype um den Börsenstart von Baidu.com schaut sich auch Yahoo nun eifrig in China nach Übernahmeprojekten bzw. Partnern um:
Yahoo strebt laut Medienberichten eine Beteiligung an der größten chinesischen Internet-Firma Alibaba.com an. Gleichzeitig veröffentliche das Unternehmen zum ersten Mal den Umfang seiner Suchkataloge. Yahoo und Alibaba.com verhandeln bereits seit Monaten. Es ist allerdings noch unklar, ob sie in kurzer Frist eine Einigung erzielen können, wie die "New York Times" am Dienstag in ihrer Onlineausgabe berichtete. Das US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" schätzt, dass Yahoo bis zu 1 Mrd. $ (813 Mio. Euro) für eine 35-prozentige Beteiligung an Alibaba.com ausgeben könnte. Der Einstieg von Yahoo im chinesischen Markt wäre eine der größten ausländischen Investitionen in eine chinesische Technologiefirma. Sie könnte eine Herausforderung für den Onlineauktions-Anbieter Ebay darstellen, der seine Präsenz in China derzeit ebenfalls ausbaut. Alibaba.com ist auch eine Auktions-Site für Verbraucher, die im schnell wachsenden chinesischen Markt ein Ebay-Herausforderer geworden ist. Die zehn Jahre alte Firma hat mehr als zehn Millionen registrierte Kunden, die Produkte online handeln und tauschen. Alibaba.com erwartet im laufenden Jahr einen Umsatz von 100 Mio. $. Microsoft, Yahoo, Google, Ebay und Amazon versuchen in China Geld zu investieren oder strategische Partner zu finden. China hat nach Angaben der Zeitung 100 Millionen Internet-Nutzer bei einer Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen. Einige Prognosen gehen davon aus, dass China die Vereinigten Staaten bereits 2010 mit der Zahl der Web-Surfer überholen könne. Amazon hat den größten chinesischen Online-Buchverkäufer Joyo.com für 75 Mio. $ übernommen. Ebay kaufte die Auktions-Site Eachnet für 180 Mio. $ und Yahoo die Suchmaschine 3721.
Weitere News über einen aufkochenden Dotcom-Hype in China, der sich auch auf Bloggerdienste bezieht, von Reuters.

GM mit Mini-Vans auf Erfolgskurs in China

Während von deutschen Autobauern in letzter Zeit weniger gute Nachrichten für das China-Geschäft zu vernehmen waren, fährt der US-Konzern GM gut mit seiner Strategie:
General Motors seems to have hit on a hot new formula: $5,000 minivans that get 43 miles to the gallon in city driving. That combination of advantages has captivated Chinese buyers, propelling G.M. into the leading spot in this nascent car market. ... Compact and utilitarian, these vehicles, called Wuling Sunshine minivans, hardly fit the big-is-better image of G.M., known in the United States for producing some of the largest gas guzzlers on the market, like Hummers. The minivans, which G.M. builds in a joint venture with a Chinese partner, have a quarter the horsepower of American minivans, weak acceleration and a top speed of 81 miles an hour. The seats are only a third the thickness of seats in Western models but look plush compared with some Chinese cars. ... The utilitarian minivans and pickups are mainly purchased in China by small-business owners in towns and smaller cities, who drive them both to carry supplies for their businesses and to transport their families. Gasoline in China is slightly cheaper than in the United States, as the government is gradually passing on price increases to consumers. The minivans have been a big hit, helping G.M. sell more than 170,000 very small vehicles - automobile types not available in the United States - and to pass Volkswagen this year in sales in a market that VW has dominated for two decades. They have helped turn China into G.M.'s biggest center of automotive profit - in contrast to losses in manufacturing operations in the United States - and its second-largest market in terms of the number of vehicles sold, after the United States. In the important market for larger cars, those not made by the Wuling joint venture, Honda, Toyota and Hyundai are gaining on Volkswagen and, to a lesser extent, G.M.

2005-08-07

Chinesisches Google erfolgreich an der Börse

Einen spektakulären Börsenstart konnte die Suchmaschinenfirma Baidu.com verzeichnen, die als eine Art chinesisches Google gehandelt wird:
Die Aktien der chinesischen Suchmaschinenfirma Baidu.com sind am gestrigen Freitag bei ihrem Börsendebüt an der New Yorker Nasdaq um 353,9 Prozent auf 122,54 US-Dollar in die Höhe geschossen. Baidu.com war damit am Ende des ersten Handelstages insgesamt rund vier Milliarden US-Dollar wert, obwohl das Unternehmen vom Umsatz und Gewinn her noch ein recht winziger chinesischer Google-Konkurrent ist. Das Börsendebüt erinnerte Analysten an die Zeiten der Internet-Spekulationsblase der Jahre 1998 bis 2000. Im Dezember 1999 hatte VA Linux Systems am ersten Handelstag um 697,5 Prozent zugelegt. Viele andere Technologiefirmen hatten damals ebenfalls bei ihrem Börseneinstand innerhalb von Tagesfrist ihre Aktienkurse vervielfacht. Google-Papiere waren vor etwa einem Jahr zu 85 Dollar an die Börse gekommen. Sie sind inzwischen auf 292,35 Dollar gestiegen. Damit sind die Google-Aktien inzwischen 81,2 Milliarden Dollar wert. Baidu.com hatte in dem am 30. Juni beendeten Quartalsabschnitt einen Umsatz von 8,4 Millionen Dollar und einen Gewinn von 1,5 Millionen Dollar, berichtete das Wall Street Journal heute in seiner Onlineausgabe. Das Unternehmen habe 23,5 Millionen Dollar in der Kasse und keine Schulden. Kurz vor dem Börsengang erklärte Baidu-com-Chef Robin Li, die Suchmaschine weiterhin auf chinesische Informationsbedürfnisse ausrichten und dabei den Wünschen der chinesischen Regierung nachkommen zu wollen.
Hört sich ein wenig nach vorauseilendem Zensurgehorsam an, aber Google verhält sich da ja nicht anders.

2005-08-04

Fünf Jahre Haft für Cyber-Dissidenten

Erneut ein erschreckendes Urteil gegen die Meinungsfreiheit in China:
Der Chinese Zhang Lin ist Ende Juli nach einem nicht öffentlichen Verfahren zu fünf Jahren Haft verurteilt worden, weil seine Beiträge im Internet gegen die Verfassung verstoßen und die Sicherheit des Staates gefährdet haben sollen. Das berichtet heute die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen. Der Angeklagte habe sich vergeblich auf das Recht der freien Meinungsäußerung berufen. Zhang wolle gegen das Urteil Berufung einlegen. Die Frist für die Berufung betrage zehn Tage. Zhang war laut Reporter ohne Grenzen Ende Januar 2005 verhaftet worden. Er hatte unter anderem den Text eines Punk-Musikstücks der chinesischen Band Pangu veröffentlicht und sich in ausländischen Medien geäußert. Weiter setzte er sich für demokratische Bewegungen ein und veröffentlichte seine Beiträge beispielsweise auf Boxun.com oder auf Dajiyuan.com, wo er unter anderem seine Erfahrungen mit dem Newsdienst von Google schilderte.

2005-08-02

CNOOC mag Unocal nicht mehr

Die rhetorische Abwehrschlacht der Amis gegen die chinesische Unocal-Übernahme hat sich gelohnt:
CNOOC zieht sein Angebot zurück - allerdings nicht ohne die politische Einflussnahme in das Wettbieten zu kritisieren. Die Chinesen begründeten den Rückzug heute in Hongkong mit dem "beispiellosen" politischen Druck der US-Regierung gegen die Offerte. CNOOC hatte mit 18,5 Milliarden Dollar rund eine Milliarde Dollar mehr als der US-Ölkonzern ChevronTexaco geboten, der ebenfalls an Unocal interessiert ist. Allerdings meldeten US-Politiker angesichts des Kaufvorhabens von CNOOC Bedenken an. Sie fürchten Gefahren für die nationale Sicherheit der USA und forderten eine genaue Prüfung. Selbst das Weiße Haus hatte sich mit dem Vorgang beschäftigt. Der politische Druck zeigte Wirkung. Die Unocal-Führung befürchtete, dass eine Einigung mit CNOOC zu einer langwierigen kartellrechtlichen Prüfung führen oder von der US-Regierung gestoppt werden könnte. Im Juni entschied sich Unocal daher für das niedrigere Angebot von Chevron. Seither hatten Beobachter darüber gerätselt, ob die Chinesen mit einer nachgebesserten Offerte noch einmal versuchen würden, das Unocal-Management auf seine Seite zu ziehen. Tatsächlich habe es ernsthafte Überlegungen gegeben, das Übernahmeangebot weiter aufzustocken, hieß es. Aufgrund des politischen Drucks sei davon allerdings Abstand genommen worden.

2005-08-01

Keine Angst vor dem chinesischen Wicht

Die New York Times versucht mit einigen Zahlen die angesichts der möglichen chinesischen Unocal-Übernahme ausgebrochene Angst der Amerikaner vor dem Riesenreich zu dämpfen:
There is talk of Chinese dominance over the world economy, and, from what I can gather, a general fear that soon we will be in peonage to the Chinese. It all reminds me a lot of how the news media and the Central Intelligence Agency went berserk after the launching of Sputnik in 1957, and it was forecast that the Soviet Union would soon be the world's technological and economic hegemon. That talk was based on a number of faulty assumptions and a good deal of hysteria. Obviously, it did not happen. ... Consider the most optimistic C.I.A. data about China in 2004. It says China has a purchasing power parity G.D.P. of (very) approximately $8 trillion, compared with roughly $12 trillion for the United States. Again, this is for a nation with nearly five times our population. Even when using this most astoundingly optimistic estimate - I would almost say a preposterous estimate - China has a per capita G.D.P. of about $6,000, or about 15 percent of America's and well below that of any nation in Western Europe, or of Japan, Israel, Taiwan and many other countries. In other words, the United States is vastly richer than China by any measure. This is not to boast, but it's also not to be afraid of imminent world-pauper status. It is true that China is industrializing at a fantastic pace. It is estimated that China has been growing at roughly 9 to 10 percent annually for several years, while the United States has been growing about 3 percent annually. Torrid growth, however, never goes on forever, in companies or in nations. (At least it never has so far.) But suppose that these trends continued for 25 more years. Chinese per capita G.D.P. would be about $65,000 in 2040, and American per capita G.D.P. would be about $84,000. ... Suppose that China becomes a larger economic power than the United States. Suppose, in our great-great-grandchildren's day, that the average Chinese citizen is about as rich as the average American. How would it hurt us? Why would we be worse off? If the Chinese were richer, they could buy more from us and employ more of our workers. They could buy more of our stocks. They could tour our beautiful nation more.
Ein bisschen naiv die Sichtweise des Kolumnisten, aber auch ein bisschen was Wahres dran.