2004-01-28

--- Chinas Staatschef wird bei seinem Besuch in Frankreich auf höchsten Niveau hofiert, merken einige Medien wie die Süddeutsche Zeitung an: Unter den Lüstern des Elysée wurde Hu verwöhnt, als wäre er der beste aller Freunde. Wenn es um die Macht geht und um den Markt, dann geraten Moral und Menschenrechte leicht ins Abseits. Nicht dass Jacques Chirac die wichtigen Werte, an erster Stelle die Freiheit, ganz verschwiegen hätte, aber das war eher die Pflicht fürs republikanische Protokoll. Seine großen Worte galten doch dem riesigen Land mit seinem unermesslichen Markt. Chirac, der eigentlich auch ein feiner Kenner fernöstlicher Kultur ist, handelte wie der erste Verkäufer seines Landes, indem er den künftigen Kunden umschmeichelte. Die Übereinstimmung war streckenweise so stark, dass man den Eindruck haben konnte, der Franzose verlese ein Statement des Chinesen. Besonders was Taiwan betrifft, die kleine Inselrepublik, hat Chirac sich die Lesart der Volksrepublik zu Eigen gemacht und dreht den USA eine lange Nase.

2004-01-27

--- Die EU-Staaten überlegen, ob das gegenwärtige Waffenembargo gegen China noch Sinn macht. Die EU-Außenminister beauftragten am Montag ihre Botschafter in Brüssel zu untersuchen, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit das 1989 nach der gewaltsamen Unterdrückung von Protesten gegen das kommunistische Regime verhängte Embargo aufgehoben werden kann. Der für die Außenbeziehungen zuständige EU-Kommissar Chris Patten betonte, die Situation in China habe sich in den letzten Jahren spürbar verändert. Eine andere Generation habe die politische Führung übernommen. Gleichwohl gebe es für die EU immer noch Anlass zur Besorgnis, zum Beispiel wegen der vielen Todesurteile und der Menschenrechtssituation in China. Frankreichs Außenminister Dominique de Villepin hatte vor dem Treffen gesagt, er wolle bis zum EU-Gipfel am 25. März eine Lösung erreichen. "China ist inzwischen ein besonderer Partner und spielt eine verantwortliche Schlüsselrolle im internationalen System", sagte Villepin. Die meisten EU-Mitglieder wollen aber erst abwarten, wie sich der köchelnde Konflikt Pekings mit Taiwan entwickelt. Die USA dürften zudem auch Einwände gegen entsprechende Lockerungen haben.

--- Amnesty International beklagt, dass Peking verschärft gegen chinesische Internet-Nutzer vorgeht, die Gebrauch von der im Netz theoretisch stärker gegebenen Meinungsfreiheit machen: Wie die internationale Menschenrechtsorganisation am Dienstag in London mitteilte, befinden sich zur Zeit 54 Personen in China deswegen im Gefängnis. Das seien 60 Prozent mehr als noch im November 2002. Die Internetnutzer würden ohne Gerichtsverhandlung festgehalten oder verbüßten bereits Haftstrafen. Für eine Verhaftung reiche es nach dem Bericht bereits aus, über das Internet politische Reformen zu fordern, die Gründung einer demokratischen Partei zu planen oder "Gerüchte" über die Lungenkrankheit SARS online zu veröffentlichen. Offiziell würden Internet-Nutzer dann wegen "Umsturzversuchen" oder "Gefährdung der staatlichen Ordnung" angeklagt. Darauf stehen in China Haftstrafen von zwei bis zwölf Jahren.

2004-01-26

--- Greenpeace unterstützt den Verbraucherschutz in China und hilft einer chinesischen Mutter beim Protest gegen gentechnisch aufgepepptes Milchpulver von Nestlé: What motivated a mother from Shanghai to travel half way around the world to global food giant Nestlé´s HQ in Switzerland? In March 2003 Eileen Zhu Yanling was shocked to discover from the internet that Nestlé´s Nesquik milk powder, a product she had been buying regularly for her three-year-old son, contained GE ingredients without this being indicated on the label. Zhu's shock turned to anger as the thought of unknowingly feeding her son GE food preyed on her mind and she decided to sue the company for violation of her consumer rights.

--- Im offiziell weiter kommunistischen China entwickelt sich in boomenden Industriestädten wie Guangdong im Süden eine neue Linke. Die Konflikte zwischen der Arbeiterklasse und den Neu-Industriellen werden dort heftiger, schreibt die New York Times: Like England's 19th century industrial center, 21st century Guangdong, China's southern commercial hub, is the world's factory. And like Manchester, Guangdong is also creating a stark divide between labor and capital, a split that once became the ideological basis for revolutions around the world, including China's own. Tens of millions of industrial workers are struggling toward basic rights, to earn enough to send their children to school, for laws that would allow them to bargain collectively. And they are losing. "If Marx could see Guangdong today he would die of anger," says Dai Jianzhong, a labor relations expert at the Beijing Academy of Social Science. "From that perspective, China is speeding in reverse." ... The average wage of $50 to $70 a month also buys less today than it did in the early 1990's, meaning workers are losing ground even as China enjoys one of the longest and most robust expansions in modern history. This is partly a paradox of globalization. China has attracted more foreign investment by far than any other developing country, nearly $500 billion since it began internationalizing its economy. But it continues to draw capital essentially because it is willing to rent workers for falling returns.

2004-01-25

--- Die Welt am Sonntag reflektiert über das neue Selbstbewusstsein Chinas: China boomt. Und boomt. Und boomt. Und stellt sich dabei so geschickt an, dass nicht nur die westlichen Konzerne dabei mehr und mehr ins Hintertreffen geraten, sondern die Industrienationen auch ihre Arbeitsplätze an China zu verlieren drohen. Gelbe Gefahr reloaded: Nicht mehr mit plumper Masse und Aggressivität, sondern mit Konkurrenzfähigkeit und Stabilität machen die Chinesen das Spiel.

2004-01-24

--- Siemens möchte verstärkt auf billige Software-Entwickler in China zurückgreifen: Dies sagte Konzernchef Heinrich von Pierer dem 'Wall Street Journal' auf dem Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos. Für Siemens als einem der größten Software-Hersteller der Welt, sei es zwingend, auch in China in dem Bereich präsent zu sein. "Wir haben 30.000 Entwickler. Wir liefern keine Basis-Software wie SAP und Oracle, sondern Anwendungen für Messtechnik und Controling, Telekommunikation, Automation und Medizin", sagte von Pierer. In den letzten Jahren sei die Qualität der Software-Entwicklung und die Fertigkeiten der Programmierer in der Volksrepublik deutlich gestiegen. Jährlich werden in dem Land 300.000 Entwickler ausgebildet, die "weniger verdienen und länger arbeiten als ihre deutschen Kollegen", so der Siemens-Chef weiter.

--- Der Chiphersteller Infineon baut weiter auf China: Der Münchner Konzern sieht in China eine große Zukunft und wird seine Investitionen dort weiter verstärken. Das erklärte Vorstandschef Ulrich Schumacher am heutigen Donnerstag auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. In den nächsten drei Jahren würden 1,3 Milliarden Euro in das Entwicklungszentrum in Xian in Westchina investiert. Die Zahl der Mitarbeiter in China soll von jetzt 800 auf rund 3000 gesteigert werden.

--- Indien macht China zunehmend Konkurrenz: Im alten Kampf um die wirtschaftliche Vorherrschaft in Asien hat Indien gegenüber China einen Schritt aufgeholt. Der Subkontinent gehört laut Ratingagentur Moody's jetzt auch zum Kreis der Nationen mit einer guten Bonität (Investment Grade). Die Aufstufung verfehlte ihre Wirkung nicht. Der indische Aktienindex Sensex schoss zu Wochenschluss rund vier Prozent in die Höhe. Damit verschiebt sich das Kräftegleichgewicht zwischen den asiatischen Rivalen weiter zu Gunsten Indiens.

2004-01-22

--- China entdeckt die Lust am Echten und Authentischen, will der Economist festgestellt haben. So seien die an jeder Straßenecke in China erhältlichen falschen "Lolex" out und echte Rolex und Swatches etc. in -- zumindest bei den Superreichen: One of the most telling signs of Chinese demand for the genuine article can be found in Hong Kong, where Omega officials say that some 50% of sales are to visitors from the Chinese mainland. As Omega watches cost more than $1,000, those buyers must be members of a wealthy elite who still think the watches display their owner's status, despite the prevalence of replicas.

--- Siemens verabschiedet sich vom Traum, China mit einem umfassenden Transrapid-Netz zu umspannen. Unternehmenschef Heinrich von Pierer rechnet jedenfalls nicht mehr mit einem Zuschlag für die Großstrecke zwischen Schanghai und Peking. In bislang nicht da gewesener Deutlichkeit dämpfte der Vertreter des deutschen Transrapid-Konsortiums Hoffnungen auf den Auftrag.

--- Fritjof Meyer denkt in Spiegel Online über die Zukunft des Reichs der Mitte nach: Nach dem chinesischen Mondkalender beginnt heute das Jahr des Affen. Chinesischem Glauben zufolge eine Zeit der Unruhe und der unerwarteten Wendungen. Im Volk brodelt immer stärker der Wille nach mehr Demokratie. Unklar ist der Weg der Regierung: Mut zu zaghaftem Wandel oder wie üblich knüppelharte Unterdrückung? Seine Aussichten sind nicht sonderlich rosig: Dem Übermut der Profiteure im Wirtschaftskapitalismus Chinas setzen keine unabhängigen Gewerkschaften oder Gerichte die nötigen Schranken. Die Krankenversicherung funktioniert nicht, die Rentenversicherung gewährt erst nach 15 Arbeitsjahren 20 Prozent des Durchschnittslohns am Ort sowie zehn Jahre lang Rückzahlung von Zwangsersparnissen. Eine aktuelle Lunte für Massenunmut, der jederzeit aufflammen kann, zündelt in der Angst um Obdachlosigkeit: Derzeit verlieren viele Städter ihre Wohnung etwa in Pekings altertümlichen Hutongs (ohne Wasser, ohne Kanalisation) an private, von willigen Behörden gedeckte Immobiliengesellschaften, die dort Hochhäuser bauen.

2004-01-21

--- China ist -- neben Terror und Protektionismus, der Dritten und der alternden Welt -- eines der Hauptthemen der rund 2000 Wirtschafts- und Politikbosse, die sich mal wieder zum Weltwirtschaftsforum in Davos treffen. Die Berliner Morgenpost schreibt: Entscheidend für die Zukunft der Weltwirtschaft wird sein, welchen Weg das Riesenreich im Fernen Osten einschlägt. Zwar ist das kommunistische Schwellenland noch weit davon entfernt, den etablierten Wirtschaftsmächten den Rang abzulaufen, doch nach Berechnungen von Experten könnte China, das sein Bruttoinlandsprodukt in den vergangenen 25 Jahren etwa vervierfacht hat und jedes Jahr zwischen sechs und acht Prozent wächst, die EU als Wirtschaftskraft in etwa zwölf Jahren überholt haben. Zuvor muss das Land jedoch klären, wie eine stärkere Öffnung zu Kapitalismus und Liberalismus mit 1,3 Milliarden Menschen zu bewältigen ist. Auch von außen wächst der Druck auf die Regierung. Das gilt vor allem für das bisher starre Wechselkursregime Chinas.

2004-01-20

--- China sei dank: Audi kann seinen zehnten Absatzrekord in Folge verzeichnen: Im Reich der Mitte samt Hongkong legte China-Pionier Audi um fast 72 Prozent zu, der Absatz stieg um 27.000 auf fast 64.000 Automobile.

2004-01-15

--- Weiteres Tauziehen um die "Transrapidisierung" von Großstrecken in China: Es gehört ja fast schon zur Regel, dass jedes halbe Jahr Meldungen die Runde machen, wonach sich Peking nun endgültig gegen den Transrapid auf Langstrecken wie Schanghai -- Peking ausgesprochen habe. Prompt erfolgt dann ein Dementi von irgendwo her. Genauso ist es auch dieses Mal wieder: Auf einer eigens angesetzten Pressekonferenz habe das Außenministerium einen ARD-Bericht als falsch zurückgewiesen, wonach eine Entscheidung zu Gunsten der konventionellen Rad-Schiene-Technik gefallen sei, sagte der ThyssenKrupp-Repräsentant in China, Alfred Wewers der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag.

2004-01-14

--- US-Hightechfirmen profitieren von Bestrebungen Chinas zur Lösung des Handelsstreits mit den USA: US-Technologiekonzerne wie Motorola, Lucent und Intel haben milliardenschwere Aufträge aus China erhalten. Die Verträge mit einem Gesamtwert von 2,3 Milliarden US-Dollar (1,8 Mrd Euro) wurden am Dienstag bei einem Treffen von hohen US-Regierungsmitgliedern und amerikanischen sowie chinesischen Managern unterzeichnet. Die USA üben wegen ihres hohen Handelsdefizits mit China anhaltenden Druck auf Peking aus.

--- Yahoo und sein chinesisches Pendant SINA.com wollen eBay zuvorkommen. Sie haben vereinbart, eine Online-Auktionsplattform für das Reich der Mitte aufzubauen. Die E-Commerce-Site soll Mitte des Jahres startklar sein.

2004-01-13

--- Das "Übliche" von der chinesischen Wirtschaftsfront. Die chinesische Wirtschaft ist im vergangenen Jahr dank massiver in- und ausländischer Investitionen stark gewachsen. Auch die beginnende Erholung der Weltwirtschaft machte sich positiv bemerkbar. "Die Steuereinnahmen sind um 20,3 Prozent gestiegen, während das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 8,5 Prozent gewachsen ist", sagte der Chef der chinesischen Steuerbehörde, Xie Xuren, am Dienstag. Damit stieg die chinesische Wirtschaft im vergangenen Jahr so deutlich wie seit sechs Jahren nicht mehr.

--- Angesichts der Schönheitsbesessenheit der Chines(inn)en verspricht sich auch Avon hohe Gewinne vom Beauty-Geschäft im Reich der Mitte. Im Interview mit Business Week Online erklärte die Präsidentin des Kosmetikartikelherstellers, Susan J. Kropf: China is the single biggest growth opportunity for this company. It has been and will continue to be for the next decade. Our investment in advertising and building Avon's image in China has been disproportionate to sales. We will do about $150 million in sales in China this year.

--- Hongkong als Einfallstor für mehr Demokratie in ganz China? Ein Kommentar in Business Week glaubt dies zumindest: Now, democrats have their eyes on September's legislative elections, in which they could win a majority. Then, they could push Tung to meet their demand for a direct election of the chief executive in 2007. Hong Kong's constitution has vague statements about having a more democratic system by then, but it leaves out the crucial specifics. "There will be more demonstrations," says pro-democracy lawmaker Lee Cheuk-yan. "Even if the Chinese government opposes [democracy], it makes no difference to us. We will fight for it."

--- Mit seinen eigenmächtigen Standardisierungsversuchen im Hightechbereich sorgt Peking für weitere Unruhen in den Handeslbeziehungen mit den USA, weiß die New York Times. As China moves to expand its own technology industries, the government has taken unusual steps that are leading to new trade tensions with the United States, according to Silicon Valley executives, trade experts and United States officials. These measures include efforts to develop Chinese software standards for wireless computers, the introduction of exclusive technology formats for future generations of cellphones and DVD players - even tax policies that favor computer chips made in China and sold in the Chinese market. Es geht einerseits etwa um eigenständige Verschlüsselungsprotokolle, die den US-Geheimdiensten im Magen liegen würden, andererseits ums liebe Geld.

2004-01-12

--- Immer mehr amerikanische Online-Anbieter sprechen auch chinesisch: National Football League will roll out a Chinese-language version of its Web site this month in yet another move by American entertainment and media organizations to capitalize on overseas Internet audiences. ... For some overseas markets, especially those like China that have the greatest financial potential, some American organizations are creating foreign-language versions of their sites. The National Basketball Association, for example, now has nine versions of NBA.com aimed at foreign markets - including Brazil, China and Taiwan - in native languages.

2004-01-11

--- China will seine "Problemzone" im Nordosten oberhalb Pekings aufpolieren, schreibt ftd.de. Die drei Nordostprovinzen Chinas haben den Anschluss an die Boomregionen verloren. Schuld daran ist die marode staatliche Schwerindustrie. ... Pekings neue Regierung unter Präsident Hu Jintao und Premier Wen Jiabao beschloss im Herbst, der Region mit 110 Millionen Menschen neues Leben einzuhauchen. Wie das geschehen soll, steht noch nicht fest, fast wöchentlich tagen Expertenrunden. Heute werden erstmals die Gouverneure der drei Provinzen dazu vor die Presse treten. "Wir sind das Fenster zur Welt für den Nordosten, also haben wir die Pflicht, ein Wachstumsmotor für die Region zu werden", sagt Bürgermeister Xia Deren der FTD.

2004-01-10

--- Der Verkauf der Hanauer Plutoniumanlage nach China scheint besiegelt. SPD-Fraktionschef Franz Müntefering geht jedenfalls davon aus, dass die Ausfuhrgenehmigung nicht verweigert werden könne.

2004-01-08

--- Neue SARS-Verdachtsfälle in China bei Journalisten und einer Kellnerin, mehr tote Katzen und alt-neue Ängste vor weiteren Epidemien.

2004-01-07

--- Nach dem jüngsten SARS-Verdacht in Südchina, beginnt das große Schlachten: Tausende Tiere wie die auf Märkten feil gebotenen Zibetkatzen landen nun nicht im Kochtopf von Delikatessenliebhabern, sondern auf dem Müll. Der chinesische Patient ist dagegen -- wundersamerweise -- bereits angeblich wieder vollkommen genesen.

--- Peking greift den Staatsbanken mit Milliardenbeträgen unter die Arme, weiß die Financial Times: Mit der Finanzspritze schlägt China zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen geht die Regierung das drängendste Wirtschaftsproblem des Landes - die Krise der Banken - an, zum anderen nimmt sie mit den Dollar-Verkäufen der Forderung der westlichen Industrieländer nach einer Neubewertung der Landeswährung Renminbi die Brisanz.

2004-01-05

--- Die Süddeutsche Zeitung widmet der ersten komplett schönheitschirurgierten Chinesin, der 24-jährigen Hao Lulu, eine umfangreiche Geschichte: Alte Freunde, vor einem halben Jahr befragt, beschrieben eine schlagfertige, witzige Person. Die Ärzte, die sie zur gleichen Zeit in Augenschein nahmen, sahen den Klinik-Notizen zufolge das: „Geschwollene und leblose Augenlider, Tränensäcke, platte Nase, Mondgesicht, flache Brüste, Fettablagerungen an Hintern und Oberschenkel.“ Arbeit also, viel Arbeit. Ihre Chance sahen auch sie. „Ich habe Hao Lulu designt“, sagt stolz Li Jing, die medizinische Direktorin der Pekinger Evercare-Klinik. „Und ich habe sie erfunden“, sagt Bao Huai, Marketing-Manager der Klinik: „Chinas erste menschengeschaffene Schönheit.“ ... Die Frau hat sich nicht unters Messer gelegt, weil sie sich Selbstbewusstsein erkaufen wollte, sondern weil sie es hatte. Kein Wunder, dass Hao Lulu zum Medienereignis wurde: So eine passt in diese Zeit, an diesen Ort. ... Spätestens seit Cosmopolitan 1998 mit seinem Markteintritt die Hochglanz-Schlacht um die modebewusste Konsumentin in China eröffnete, beherrscht die Sorge um Aussehen und Schick den Alltag junger Frauen auch hier. Chinesinnen wie Hao Lulu sagen heute solche Sachen: „Ich träume von einem Leben als xiaozi, als Kleinbürgerin.“ Dazu muss man wissen, dass es in China im Moment als regelrecht cool gilt, xiaozi zu sein. Eine Zeitung aus Guangdong berichtete bereits Anfang Dezember 2003 über die neue Schönheit.

2004-01-02

--- Wird das chinesische Wachstumswunder 2004 als große Blase enttarnt? Während das Ausland in Euphorie schwelgt, versucht Chinas Führung bereits vorsichtig zu bremsen. In ihren Neujahrsansprachen bereiteten die Politiker die Nation auf Korrekturen am heißlaufenden Wachstumsmotor vor, um Überkapazitäten etwa beim Wohnungsbau und in der verarbeitenden Industrie zu verhindern. Ziel sei ein "ausgeglichenes, hohes und nachhaltiges Wachstum", verkündete Parteichef Hu Jintao. Sein Premier Wen Jiabao ließ Sylvester neue Investitionsrichtlinien verabschieden. Mit wirtschaftlichen Mitteln soll verhindert werden, dass "es in einigen Bereichen zu blindwüchsiger Expansion kommt", weiß die Welt. Dazu passend hat das Blatt ein Interview mit Chinas "Top-Ökonom" Fan Gang über Überkapazitäten, Deflationsängste und Anträge für 40 Autofabriken in einer einzigen Provinz.