2005-05-31

Zukunftsmarkt China

Beim Manager-Magazin bekommt man gerade mal wieder feuchte Hände angesichts der wirtschaftlichen Chancen in Fernost:

Das Reich der Mitte boomt. Während dem Aufschwung der Industrie schon ein baldiges Ende vorausgesagt wird, stehen die Bereiche Telekommunikation, IT, Medien, E-Business und Service-Provider (Times-Märkte) gerade erst am Anfang. Grund genug für mutige Anbieter, sich den Markt genauer anzuschauen.

Hamburg - Kaum ein Thema wird derzeit so intensiv und kontrovers diskutiert wie die unternehmerischen Aussichten in China. Einerseits existiert eine geradezu euphorische Begeisterung über die vielfältigen Wachstumschancen im Reich der Mitte, andererseits wird der chinesische Markt aber auch als Bedrohung empfunden.

Drei Nicht-Chinesen mit dem Blog

Von wegen Kontrabass: Heutzutage wird natürlich gebloggt, wenn es um Kommunikationsbedürfnisse geht. In diesem Sinne begrüßen wir hier Marco Maas aus Hamburg als neuen Mitstreiter aufs Herzlichste! Er ergänzt das Team, nachdem Martin ja schon im Dezember eingestiegen ist. Marco ist als freier Rundfunkjournalist und IT-Berater unterwegs, dabei auch zwei- bis dreimal im Jahr in China. Er hat sich daher in den Kopf gesetzt, ein wenig die Landessprache zu lernen. Viel Erfolg dabei ;-)

Am Bloggen ist Marco schon eifrig, wie man sehen kann. Jetzt hat er uns nur vor die schwierige Entscheidungsfrage gestellt, wie wir künftig Zitate formal gestalten: einfach weiter kursiv gesetzt oder doch das abgesetzte Grau? Leserkommentare sind da natürlich auch willkommen beim Lösen dieses Problems.

2005-05-30

Textilschwemme II - Handelskrieg droht

Das Manager-Magazin über die Pläne der chinesischen Regierung, die Zölle für Textilien abzuschaffen:

Der Textilstreit zwischen China auf der einen Seite und EU und USA auf der anderen Seite droht sich zu einem Handelskrieg auszuweiten. Nach anfänglichem Einlenken vollzog Peking am Montag eine Kehrtwende und kündigte das Ende für Exportzölle auf zahlreiche Textilerzeugnisse an, darunter Herrenanzüge, Hosen und Hemden.

Zum 1. Juni sollen Aufschläge für 81 Produktkategorien fallen, teilte das Finanzministerium in Peking mit. Zu den betroffenen Produkten gehören Flachsgarn und T-Shirts. Die Europäische Union hatte China um formale Konsultationen über beide Produkte gebeten. Die EU wies die Kritik des chinesischen Handelsministers Bo Xilai zurück, der das Vorgehen des Westens als ungerechtfertigt verurteilte.
Die Überschrift des Artikels ist allerdings ein wenig reißerisch, eher ist eine Lösung durch Verhandlungen zu erwarten:
Ein mit WTO-Angelegenheiten vertrauter Handelsexperte hielt es indes für wenig wahrscheinlich, dass sich beide Seiten auf einen Handelskrieg einlassen würden. "Ich denke, dass die Vernunft obsiegen wird", sagte der Experte. "Alle Parteien wünschen eine Einigung auf dem Verhandlungsweg."

Website-Registrierung bei der Regierung

Die Netzeitung über den Versuch der chinesischen Regierung, die Kontrolle im Internet auszuweiten:
Chinesische Website-, Foren- und Blog-Betreiber müssen ihren Internetauftritt bis spätestens Ende Mai bei den Behörden anmelden. Anderenfalls drohe ihnen die Abschaltung, berichtet das Portal «Sohu.com».
(...)
Chinesische Website-, Foren- und Blog-Betreiber müssen ihren Internetauftritt bis spätestens Ende Mai bei den Behörden anmelden. Anderenfalls drohe ihnen die Abschaltung, berichtet das Portal «Sohu.com».
Nach der offiziellen Begründung soll so die Internet-Kriminalität eingedämmt werden. Fraglich bleibt aber, was für "Kriminelle" außer Demonstranten und Menschenrechlern sich über Blogs und Foren organisieren.

Doch keine Exportzölle auf Textilien

Ein seltsames Hin und Her in Peking bei der Frage von Exportzöllen auf Textilien: Erst angekündigt und teilweise eingeführt -- und jetzt schon wieder gekippt: Im Handelsstreit mit der Europäischen Union und den USA hat China die Exportzölle auf zahlreiche weitere Textilien aufgehoben. Zum 1. Juni sollen Aufschläge für 81 Produktkategorien wegfallen, teilte das Finanzministerium in Peking mit. Außerdem sei die Ankündigung vom 20. Mai nichtig, wonach bereits abgeschaffte Zölle auf 74 Kategorien wieder eingeführt werden. Ein Grund für die Entscheidung wurde nicht genannt, es wurde aber darauf verwiesen, dass die USA und die EU Maßnahmen gegen die Textilimporte aus China ergriffen hätten. China hatte sich zuvor auch schon verstimmt über die Entscheidung der EU geäußert, im Streit über billige Textileinfuhren die Welthandelsorganisation (WTO) einzuschalten. Ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums sprach von einer ungenauen und falschen Entscheidung. Zu den Produkten, für die ab Mittwoch keine Exportzölle mehr anfallen, gehören auch Leinengarn und T-Shirts. Die Europäische Union hatte China um formale Konsultationen über eine Begrenzung der beiden Produkte gebeten. Auch Herrenanzüge sowie Hosen, Hemden und Unterwäsche aus Baumwolle gehören zu den nun zollfreien Produkten.

2005-05-29

Microsoft will das chinesische Internet erobern

Microsoft hat mit MSN China jetzt auch ein Standbein im Portalgeschäft im Reich der Mitte: Microsoft launched MSN China, a Chinese-language web portal, to tap deeper into the world's second-largest internet market. The portal will be run through Shanghai MSN, a joint venture Microsoft established with government-operated Chinese firm Shanghai Alliance. Microsoft has said the portal will offer more communication, information and content than available through the MSN services, such as Hotmail and Messenger, it already runs in China. Yahoo and Google have already opened Chinese sites and established positions in the market. Microsoft's late entry, coupled with its strategy of working with relatively unknown partners, means it could face a tough time gaining traction, an analyst said. Mehr in der Netzeitung: Die Inhalte für das erweiterte Portal werden bei lokalen Partnern eingekauft, hieß es. Um Probleme mit der Zensur durch den Staat zu vermeiden, wird ein eigenes Team die Inhalte vor ihrer Veröffentlichung überprüfen.

2005-05-26

TCL und Lenovo: Probleme mit globalem Standing

Die FTD setzt ihre Reihe zu Chinas international ambitionierten Konzernen fort mit Größen aus der IT-Branche: Chinas Elektronikfirma TCL und der Computerkonzern Lenovo kaufen ausländische Marken. Sie versprechen sich davon schnellen Zugang zu neuen Märkten. Doch die Integration ist schwierig. Gemeinsam wollten sie zum global führenden Handyhersteller werden. Das zumindest gaben Alcatel aus Frankreich und TCL aus China Ende August 2004 bekannt. Das Vorhaben ist gescheitert. Mitte Mai beendeten die einstigen Partner ihre achtmonatige Allianz. TCL macht seitdem allein weiter und zahlt die Franzosen aus, die sich damit endgültig aus dem Handygeschäft verabschieden. TCL, das Konsumelektronik vom Reiskocher bis zur Waschmaschine baut, verfolgt eine der aggressivsten Expansionsstrategien chinesischer Unternehmen. "Unser Ziel ist es, ein chinesisches Sony oder Samsung zu werden", sagte TCL-Chef Li Dongsheng einmal. ... Doch die Strategie droht zu scheitern. Der Expansionsdrang stürzte die erfolgsverwöhnte Firma jetzt sogar in die Krise. Dreimal hintereinander in den Jahren 2002 bis 2004 wurde TCL zwar als "am meisten geachtete Firma Chinas" ausgezeichnet. Wegen der kränkelnden Partnerschaften mit ausländischen Konzernen sackte die in Hongkong gelistete TCL Communication aber im ersten Quartal 2005 in die roten Zahlen. ... Trotz der Probleme von TCL verfolgt auch Chinas PC-Marktführer Lenovo die Strategie der Auslandszukäufe. Im Dezember kaufte der Konzern für 1,75 Mrd. $ die dreimal größere PC-Sparte des US-Konzerns IBM und wurde damit nach Dell und Hewlett-Packard zum drittgrößten PC-Hersteller der Welt. Die Hebelwirkung der Marke IBM werde auch den Namen Lenovo in die Welt tragen, hofft die Firma. IBM-PC wurden schon vorher größtenteils in China gefertigt. Lenovo glaubt, die Kosten weiter trimmen zu können. ... Neben Technologie und Marktzugang erwerben die Chinesen aber auch Firmen, an deren Gesundung bereits das Vorgängermanagement scheiterte. Kritische Analystenstimmen ließen deshalb Lenovos Aktienkurs an der Hongkonger Börse nach dem Deal mit IBM auch tief sacken. Was den Asiaten für die Expansion laut Branchenexperten vor allem fehlt, ist internationale Managementerfahrung.

2005-05-25

China: Global Player aus dem Forschungsparadies

Die FTD berichtet über innovative chinesische Unternehmen mit Ambitionen auf den globalen Markt: Chinas führende Telekommunikationsausrüster Huawei und ZTE nutzen die günstigen Forschungsbedingungen im Reich der Mitte, um mit Spitzenprodukten den Weltmarkt zu erobern. Ihre ersten Erfolge feierten die Asiaten bereits in Entwicklungs- und Schwellenländern. Man kommt sich vor wie in einem James-Bond-Film. Mit dem Fahrstuhl geht es in eine riesige unterirdische Halle. Boden und Wände sind aus glänzendem Naturstein. Kein Staubkorn weit und breit. Automatisch orten Lesegeräte den Sicherheitspass. Eine Schiebetür gleitet auf und gibt den Weg frei in eines der Laborlabyrinthe von Huawei, Chinas führendem Telekommunikationsausrüster. Tausende Chinesen - und einige Inder sowie Europäer - forschen hier für Chinas technologische Aufholjagd. Huawei hat Erfolg. Aus dem Mittleren Osten, Afrika und Holland bekam das Unternehmen schon Aufträge für schnelle Handynetze der dritten Generation (3G). Der "Huawei-Campus", das weitläufige Firmengelände mit seinen verspiegelten Bürokomplexen, Palmengärten und Mitarbeiterschwimmbad, hat sogar eine eigene Autobahnausfahrt am Rand von Shenzhen. Aus der südchinesischen Hightech-Metropole an der Grenze zu Hongkong kommt auch das Unternehmen ZTE. Der lokale Huawei-Wettbewerber versucht ebenfalls, mit Infrastruktur für Fest- und Mobilnetze den Weltmarkt zu erobern. "Huawei und ZTE nutzen ihre effiziente Forschung als Hebel zur globalen Markteroberung", sagt Duncan Clark, Chef der IT-Beraterfirma BDA China in Peking. 2003 lag der kombinierte Auslandsumsatz der konkurrierenden Nachbarn bei 1,6 Mrd. $. Im Jahr 2004 waren es bereits 3,9 Mrd. $. ... "Wir orientieren uns bei allem an der Spitze", sagt Huawei-Vize Hu. So konzipierte die renommierte deutsche Fraunhofer-Gesellschaft das vollautomatisches Logistikzentrum. Das Trainingszentrum der Privatfirma entwarf Stararchitekt Norman Foster, und Huawei hat - obwohl nicht börsennotiert - für sein Finanz-Audit KPMG an Bord geholt Dazu gibt es noch allgemeine Infos zum Forschungsstandort China.

Handelsblatt startet China-Weblog

Auch das Handelsblatt richtet jetzt mit einem Blog den Blick nach China. Korrespondentin Angela Becher soll aus der "Boomregion" berichten. Momentan gibt es erst zwei Einträge und zwar: Undercover-Beamte kommentieren im Internet und Unerhörtes Treiben in der Grundschule. Wir sind gespannt auf weitere spannende China-News.

2005-05-24

Grohe zieht es nach China

Wasserhähne und sonstiger "Toilettenschmuck" kommen bald verstärkt aus China: Beim Armaturenhersteller Grohe aus dem sauerländischen Hemer drohen bis zu 3000 der 4500 Arbeitsplätze in Deutschland wegzufallen. Grund ist ein Gutachten der Unternehmensberatung McKinsey, die darin eine Verlagerung erheblicher Teile der Produktion nach China empfiehlt. Auftraggeber des Papiers sind die US-Investoren Texas Pacific Group und CSFB Private Equity, denen Grohe gehört. Die Unternehmensleitung bestätigte am Montag die Zahl, sieht aber "akut nur 1500 Arbeitsplätze gefährdet", sagte ein Sprecher. Texas Pacific Group und CSFB Private Equity hatten den weltweit größten Sanitärexporteur im vergangenen Sommer vom britischen Finanzinvestor BC Partners für mindestens 1,5 Mrd. Euro gekauft. BC Partners, der Grohe 1999 von der Eigentümerfamilie für 900 Mio. Euro erworben hatte, plante ursprünglich einen Börsengang. "Trotz rund 20 Prozent Kapitalrendite wollen die neuen Eigentümer der Firma Grohe das Unternehmen an den deutschen Standorten ausbluten lassen", sagte Bernd Schildknecht, Bevollmächtigter der IG Metall. Die Gewerkschaft hatte Kenntnis von dem McKinsey-Gutachten erhalten. In Hemer ist daher am Dienstag eine Protestkundgebung geplant. ... Die Strategie der Investoren, den Namen des europäischen Marktführers zu nutzen, um künftig Billigprodukte aus China mit höherer Rendite verkaufen zu können, hat die Belegschaft gegen die neuen Eigentümer aufgebracht. Um diese von dem Vorhaben abzubringen, will die Gewerkschaft jetzt die Öffentlichkeit informieren.

Außerdem heute in der FTD: Ein Profil des chinesischen "Weiße-Waren-Riesen" Haier.

2005-05-23

Chinas erstes "Blogger-Imperium"

Wired News bringt einen Bericht über den Stand der kommerziellen Weblogisierung Chinas: Last month, when anti-Japanese sentiment in China had reached a fever pitch, Edwyn Chan conducted an experiment. Although most Chinese were aware that protest rallies were rumbling across the country -- kindled by a new Japanese textbook that purportedly whitewashes Japan's role in World War II -- keeping track of what was happening was next to impossible. The media in China are all or partially state-owned and toe the government's official position (which wasn't endorsing the protest movement but wasn't doing much to stop it either). The only way to find out was through internet forums, where people posted first-person accounts from their home cities, shared pictures or provided articles from foreign news organizations. Chan, who was raised in Hong Kong but today calls Chengdu, Sichuan, home, realized that doing anything that involves politics could mean trouble, but he also believed this was an opportunity to see whether blogs, which have not yet caught on in China, could translate. Within four days of launching kangri.blogku.com, he reached more than 10,000 people. He also drew the attention of the Gong An, the Chinese police in charge of monitoring the net. Instead of shutting him down, however, the Gong An told him if he wanted to continue he would have to remove the more heated posts, which he did. Not in keeping with the freewheeling, stand-up-to-authority ethos of the blogosphere in the West, but it sure beats prison. Now the 24-year-old Chan, who has a business degree from New York University, is hoping to build a blog empire in China. His model? None other than Nick Denton, the Rupert Murdoch (without the money) of the weblog set, who started the Gawker Network, operator of meanie gossip rag Gawker; Gizmodo, which feeds gadget lust; and Wonkette, the Dorothy Parker of the web set. Chan's media network already has three blogs up and running, including Dianziren, which covers consumer electronics; a humor blog called Shuanga; and Jiaexp, a site for gamers. He also has plans for two more: one for women that would be about beauty and cosmetics, the other he hopes could mimic Gawker (except it would be funny).

2005-05-14

USA wollen Textil-Importe aus China limitieren

Die USA wollen ernst machen im Klamottenkrieg mit Peking: The Bush administration, reacting to a flood of Chinese clothing imports since January, announced on Friday that it would impose new quotas on cotton shirts, trousers and underwear from that country. Carlos M. Gutierrez, the commerce secretary, said late Friday that the administration was invoking its right to impose quotas, or safeguards, because the imports were disrupting the American market. Mr. Gutierrez said in a statement that his action "demonstrates this administration's commitment to leveling the playing field for U.S. industry by enforcing our trade agreements." Retailers had gone to court to block new quotas, arguing that they would raise the prices of clothing for American consumers. Since Jan. 1, the prices of imported Chinese apparel have dropped as the volume has increased. The quotas will take effect when the administration notifies China of its decision and discussions are held about the size of the limits. China has already warned the United States and Europe that it will resist any attempt to limit its textile and apparel exports. Pressure was building on the administration to slow Chinese imports even before the global textile quota system ended on Jan. 1. Since then China's booming textile and apparel industry, unhampered by quotas, has grown significantly in some of the few areas where the American industry still produces mass-market clothing. Since Jan. 1, Chinese exports of cotton trousers to the United States have grown by 1,500 percent and by 1,350 percent for cotton knit shirts, according to trade figures. At the same time, the United States textile industry has lost 16,000 jobs and 18 factories have closed, according to government reports.

2005-05-08

Die Gottschalks erobern den chinesischen TV-Markt

... oder haben das zumindest vor, widmet sich jetzt auch Der Spiegel der chinesischen Ausgabe von Wetten, dass..?: In der Hoffnung auf Zuschauermassen und Profite drängen deutsche Sender und Produzenten nach China, werden aber bislang weitgehend ausgebootet. Mit der asiatischen Ausgabe von "Wetten, dass ...?" wollen die Gottschalk-Brüder nun alles besser machen - und einträglicher. ... richtig teuer war es für die Gottschalk-Brüder schon, dem ZDF die Rechte für Deutschlands erfolgreichste Fernsehshow abzukaufen: Knapp eine halbe Million Euro kassierte der Mainzer Sender von Dolce Media, der Vermarktungsgesellschaft der Gottschalk-Brüder."Eine Riesenchance auf dem wichtigsten TV-Markt der Zukunft", schwärmt Christoph Gottschalk - ein Riesenrisiko, glauben dagegen die meisten deutschen TV-Macher. Denn bisher sind alle Versuche von ARD, ZDF, RTL & Co., das asiatische Boomland zu erobern, gescheitert oder nach hoffnungsvollen Anfängen verhungert. ... "China hat sich als sehr schwieriger Markt erwiesen", betont Alexander Corridaß, Chef der Vermarktungstochter ZDF Enterprises. Dabei bringen die boomende Werbewirtschaft und die schiere Größe des chinesischen Fernsehmarkts die deutschen TV-Manager, Produzenten und Programmhändler noch immer ins Schwärmen: 340 Millionen TV-Haushalte, 100 Millionen mit Kabel ausgestattet, 360 TV-Stationen, 35 Pay-TV-Programme. Tendenz: rasant wachsend. CCTV wirkt gegenüber den hiesigen öffentlich-rechtlichen Anstalten ARD und ZDF beinahe schlank: 15.000 Mitarbeiter verwalten gleich 16 Kanäle. Mit jedem weiteren kommen in der massenmedialen Planwirtschaft 1000 Mitarbeiter dazu. ... Im Schnitt erreicht die Sendung jeden Sonntagabend rund 50 Millionen Zuschauer - auch dank der deutschen Wettkandidaten, denn über die "Langnasen", wie die Ausländer verballhornt werden, amüsieren sich die Chinesen gern. Und so wirkt Gottschalks China-Engagement fast wie eine seiner alten Filmklamotten: Zwei Supernasen geben Gas. Die Hoffnung der deutschen TV-Manager: Schon fast ein Drittel aller im chinesischen Fernsehen laufenden Programme sind ausländischen Ursprungs: Entweder eingekauft (sehr selten), co-produziert (manchmal) oder schlicht abgekupfert (meistens). Allerdings sehen die Chinesen keineswegs prinzipiell lieber im Ausland entwickelte Programme. Die heimischen Produzenten kommen einfach der ständig steigenden Nachfrage nicht mehr hinterher, betonte der Kommunikationswissenschaftler Hu Zhengrong Ende April auf einer Tagung zum deutsch-chinesischen TV-Programmhandel in Köln. Profiteure des Booms sind bislang allenfalls amerikanische TV-Konzerne. ... Damit sind die Gottschalks auf dem besten Wege, in China genau das aus "Wetten, dass ...?" zu machen, was sie zu Hause in Deutschland bislang allenfalls versuchen: eine Dauerwerbesendung. Denn eigentlich will Christoph Gottschalk "nicht bloß Werbespots verkaufen, sondern ein Schaufenster für die deutsche Industrie sein". Da sollen zum Beispiel künftig die Fernseher und Computer des Unterhaltungselektronikherstellers Medion in der Sendung gleich mit dem Zusatz präsentiert werden: "Diese Geräte können Sie bestellen, rufen Sie an, DHL bringt es Ihnen." Vielleicht ist aber auch der Buchclub von Bertelsmann dabei, der den Gottschalks überhaupt erst den Zugang zu den chinesischen Honoratioren verschafft hat durch die Vermittlung der Bertelsmann-Chefin Liz Mohn. Gottschalk weiß jedenfalls genau, wie er seine Lizenzkosten wieder einspielen könnte: "Ziel ist ein Werbesystem mit Direktvermarktung, das vom Vorstellen der Produkte in der Sendung bis hin zum Versand reicht."

Deutsche Automacher in China auf der Verliererstraße

Die Deutschen Autofabrikanten fahren am chinesischen Markt vorbei, schreibt die WAMS: Es schien, als sollten die Superlative noch einmal vergangenen Glanz zurückzaubern. 52 Modelle stellte Volkswagen kürzlich auf der Shanghaier Automesse aus: Lamborghinis, Bentleys, Phaetons und dazu natürlich bewährte Massenschlager wie den Jetta. Kein Stand der Konkurrenz war größer. Keiner rollte so viele Autos heran. Voll bestückt sind auch die VW-Händler im Reich der Mitte. Allerdings aus weniger glamourösem Grund: Es fehlen die Käufer. Der Marktanteil des China-Pioniers, aus dessen Fabriken mal jeder zweite China-Pkw rollte, setzt seinen Sinkflug fort und rutschte im ersten Quartal auf 18 Prozent. Nachdem die Verkäufe 2004 erstmals seit dem Markteintritt vor über 20 Jahren stagnierten, droht im laufenden anno gar ein Absatzrückgang. VW-Vorstandschef Bernd Pischetsrieder rechnet noch mit einem ausgeglichenen Ergebnis. Das Investmenthaus Goldman Sachs hingegen sieht die Wolfsburger in China 2005 einen Verlust von 400 Millionen US-Dollar einfahren. Das sorgt für weiche Knie, denn China ist längst ein wichtiges Standbein des Konzerns. Das Land hat Deutschland als größten Volumenmarkt der Marke VW abgelöst und diente stets als Hoffnungsträger in einer global schwächelnden Autoindustrie. Doch die deutsche Dominanz in Chinas Automobilindustrie scheint vorüber. Auch BMW, das seit vergangenem Jahr im nordchinesischen Shenyang die 3er- und 5er-Reihe produziert, verfehlt seine Absatzziele deutlich und dümpelt mit seinen China-Boliden bei einem Marktanteil von unter einem Prozent an der Profitabilitätsgrenze. Die Deutschen rasen am Markt vorbei: BMW, weil hochpreisige Privatwagen noch ein Kleinsegment sind; und VW scheitert seit Jahren daran, massentaugliche Nachfolger für die Altmodelle Santana und Jetta zu etablieren. Hinzu kommt, daß der Autorausch der Chinesen rasant abkühlte. Hatten sich die Pkw-Verkäufe im Boomjahr 2003 noch um drei Viertel gesteigert, steuert der Markt dieses Jahr auf ein deutlich bescheideneres Plus von zehn Prozent zu - wenn überhaupt.

2005-05-01

USA: Auch große Vorteile aus dem China-Handel

Die LA Times rückt die positiven Seiten des Handels mit China für kalifornische Firmen in den Vordergrund: Surging imports from China have produced record U.S. trade deficits with that nation, grabbing headlines and fanning protectionist flames here. But often overlooked in the trade tussle is another fact: U.S. exports to China also are booming. Spurred by China's sizzling domestic growth and market-opening measures triggered by the country's 2001 entry to the World Trade Organization, U.S. exports to China more than doubled between 2000 and 2004. China has become America's fifth-largest export market, behind Canada, Mexico, Japan and Britain."You can't ignore China today if you're a company that has any kind of global footprint," said Kurt Kuehn, a senior executive with United Parcel Service Inc., which tripled its service to China this year.China's appetite for American products and services runs the gamut — notably in raw materials, technology, transportation and banking — with California companies enjoying a significant share of the action. Topping the export list last year were power generation equipment, electrical machinery, soybeans and medical equipment. A huge part of that growth came from China's export- oriented factories, nearly half of which are owned by American and other foreign companies. China bought one-third of U.S. cotton last year, much of it grown in California, to produce the material that was shipped back to the States in clothing and fabric. Semiconductors produced by Silicon Valley companies were sent to China, where they were installed in Dell Inc. computers and Motorola Inc. cellphones bound for U.S. customers. California companies such as Ryan Security Technologies Ltd. have benefited from China's preference for American-made technology goods. For the last three years, the distributor of U.S. medical and security equipment has enjoyed sales growth of 30% to 35% to Chinese government agencies and private companies.