Die Lufthansa fliegt auf China: Die Deutsche Lufthansa ist als nationale Fluggesellschaft zum weltweit größten Partner Chinas geworden und will ihr Netzwerk noch weiter ausbauen. "Wir sind heute bereits Nummer Eins in den Geschäftsfeldern Passage, Fracht, Catering und zusammen mit der Air China auch bei der Flugzeugwartung" sagte Lufthansa-Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber in Shanghai. Im Catering etwa arbeiten derzeit für die Lufthansa 16 Unternehmen in China, "die alle Geld verdienen". Die Fluggesellschaft stehe bei ihrer Expansion in China aber erst am Anfang. So werde der IT-Bereich gerade erst erschlossen. Der Luftverkehr nach Asien bleibe weiter der größte Wachstumsmarkt. Allgemeine Prognosen sehen eine Steigerung von fünf Prozent bis 2007 vor. Die Lufthansa werde "20 bis 30 Prozent darüber liegen". Mit China und Indien soll der Personen- und Frachtverkehr überproportional stark wachsen. Allein die Zahlen der Passagier-Flüge nach China würden sich bis 2007 um 50 Prozent auf dann 60 Verbindungen wöchentlich erhöhen. "Es hat sich für uns gelohnt, dass wir in China auch in schwierigen Zeiten nicht den Kopf eingezogen haben." Diese Geduld habe sich auch bei den Verhandlungen um die Fortführung der mit Air China gemeinsam betriebenen Flughafenwerft Ameco bezahlt gemacht. Der Lufthansa-Chef wird in Peking den neuen Joint-Venture-Vertrag für die zweite Phase der gemeinsamen Flugzeugwartung unterzeichnen.
china-in-the-news : China-Blog
Weblog zu Chinas Wirtschaft, Kultur und Politik und ihrer Widerspiegelung in den Medien
2004-09-27
2004-09-25
Die Zeit widmet ihr Dossier diese Woche dem Umzug der Dortmunder Kokerei Kaiserstuhl gen China: Vor anderthalb Jahren haben die Chinesen begonnen, das Werk zu zerlegen. Die Kokerei Kaiserstuhl – 16.000 technische Zeichnungen, zwei Laster voller Akten, 35.000 Tonnen Maschinen, Rohre, Stahltüren, Kabel; einzeln zu nummerieren, dann von dreihundert chinesischen Arbeitern zu zerpflücken, auf Frachtschiffe zu verladen, die in Rotterdam und Antwerpen ablegen, den Sueskanal durchqueren und nach dreißig Tagen im chinesischen Hafen Qingdao anlegen. Eine der größten Industrieumsiedlungen weltweit, die erste Verlagerung einer Kokerei weltweit. Verkürzt man diesen Vorgang, dann passt er in einen Satz: Weil sich Chinesen die tote deutsche Fabrik schnappen, wird sie bald wieder leben. Leben und Sterben hängen in solchen Fällen stark vom Preis der Arbeit ab, von den Umweltkosten, vor allem von den Löhnen. In China verdient ein Arbeiter in einer Kokerei umgerechnet 100 bis 200 Euro im Monat. Da lohnt es sich sogar, eine ganze Fabrik anderswo erst abzubauen und später im Original wieder aufzubauen. Kein westliches Land zahlt so niedrige Löhne, dass sich ein derart gigantisches Vorhaben, das Hunderte Arbeiter und Angestellte über Jahre hinweg beschäftigt, rechnen könnte.
Die Zeit widmet ihr Dossier diese Woche dem Umzug der Dortmunder Kokerei Kaiserstuhl gen China: Vor anderthalb Jahren haben die Chinesen begonnen, das Werk zu zerlegen. Die Kokerei Kaiserstuhl – 16.000 technische Zeichnungen, zwei Laster voller Akten, 35.000 Tonnen Maschinen, Rohre, Stahltüren, Kabel; einzeln zu nummerieren, dann von dreihundert chinesischen Arbeitern zu zerpflücken, auf Frachtschiffe zu verladen, die in Rotterdam und Antwerpen ablegen, den Sueskanal durchqueren und nach dreißig Tagen im chinesischen Hafen Qingdao anlegen. Eine der größten Industrieumsiedlungen weltweit, die erste Verlagerung einer Kokerei weltweit. Verkürzt man diesen Vorgang, dann passt er in einen Satz: Weil sich Chinesen die tote deutsche Fabrik schnappen, wird sie bald wieder leben. Leben und Sterben hängen in solchen Fällen stark vom Preis der Arbeit ab, von den Umweltkosten, vor allem von den Löhnen. In China verdient ein Arbeiter in einer Kokerei umgerechnet 100 bis 200 Euro im Monat. Da lohnt es sich sogar, eine ganze Fabrik anderswo erst abzubauen und später im Original wieder aufzubauen. Kein westliches Land zahlt so niedrige Löhne, dass sich ein derart gigantisches Vorhaben, das Hunderte Arbeiter und Angestellte über Jahre hinweg beschäftigt, rechnen könnte.
Das große China-Thema schlechthin momentan ist der neue Formel-1-Rennparcours in Schanghai, der an diesem Wochenende eingeweiht wird. Wie immer, wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt -- ein neues, nicht wirklich refinanzierbares Prestigeprojekt im Reich der Mitte: Charles Bernhard Ecclestone ist überwältigt. "Das hat die Welt noch nicht gesehen", sagt der sogenannte Chefmanager der Formel 1. "Waren Sie in Athen bei den Olympischen Spielen? Sehr schön, aber nichts gegen das hier." "Das hier" ist die nagelneue Rennstrecke von Schanghai, Austragungsstätte des ersten Grand Prix in China an diesem Sonntag. Ecclestones Blick schweift über das riesige Fahrerlager, über die eleganten Pavillons der Rennställe inmitten einer Teichanlage. Edelstahl, Glas, Beton, die Konstruktion nach den Plänen eines Aachener Architektenbüros trifft den Geschmack der Branche. "Es ist mehr", sagt Ecclestone, "das ist die Zukunft." Tatsächlich erinnert das silberne Dach der etwa 300 Meter langen Haupttribüne mit seinen die Zielgerade überbrückenden Flügelspitzen von oben an ein Raumschiff der Enterprise-Generation. Deshalb stellt sich prompt die Frage, wem denn die Landung der Formel 1 in der Volksrepublik Neues bringt. "Vergessen Sie die Rennstrecken in Europa, da kann keine mithalten", sagt der Teamchef des Rennstalls Renault, Flavio Briatore. "Schanghai ist der neue Maßstab." Viele China-begeisterte Größen aus der deutschen Wirtschaft sind jedenfalls auch dabei, wenn es morgen in Schanghai im wahrsten Sinne des Wortes rund geht.
Die Arbeit in den "Sweatshops" wollen sich in China immer weniger Leute geben, berichtet die Washington Post. Die Ansprüche an Lohn und Arbeitsumgebung steigen langsam, was für ein wachsendes Wohlstandsgefühl spricht. Zudem arbeiten die Leute auch wieder lieber in der Landwirtschaft: In a country with a supposedly bottomless supply of labor, the Daojiong Hequn Plastic Processing factory has somehow hit bottom. The plant in southern China can no longer find enough young women willing to spend their hours bending over machinery slicing artificial hair for toy dolls bound for the United States. The $50 monthly pay is too little. The 14-hour days are too long. In China's burgeoning economy, there are better opportunities elsewhere. Throughout the southern province of Guangdong, whose factories produce nearly one-third of China's exports, and in other industrial areas along China's coast, labor is suddenly wanting -- particularly the 18- to 24-year-old women who have become the staple workers of China's export trade. According to a recent report from the Ministry of Labor and Social Security, China's factories lack 2.8 million workers, 2 million alone in the prime manufacturing zone along the Pearl River Delta. It is not so much a labor shortage -- there are still tens of millions of peasants and former employees of the state-owned factories who need jobs -- as a mismatch between the cutthroat wage demands of the export trade and the rising expectations of Chinese workers. The government report blames the situation on poor working and living conditions, stagnant pay and chronic violations of China's labor regulations in the sprawling manufacturing towns that have based their growth on selling to the world market. Where once a paycheck, even under harsh conditions, was enough to entice tens of millions of people to leave their villages in China's interior and flock to factories on the coast, workers are beginning to turn their backs on the prospect of laboring in 100-degree heat, living in rat-infested dormitories and being cheated out of their earnings.
2004-09-24
China und die Angst vor der harten Landung: Heute gibt es einen Bericht über die hochkarätig besetzte China-Konferenz der WirtschaftsWoche von mir in Telepolis, also unbedingt lesen: Ohne China läuft nichts mehr in der globalen Wirtschaft. Doch die Jagd nach dem großen Reibach im Massenmarkt des Reichs der Mitte und die Hoffnung auf den großen Boom hat die chinesische Ökonomie und die Politik in Bedrängnis gebracht. Wie beim Internet-Hype droht die Blase zu platzen, was die Weltwirtschaft aber vermutlich deutlich schlechter wegstecken würde als das Sterben einiger Dotcoms. Just die noch verbliebenen Reste der Planwirtschaft Pekings sollen nun den globalen Kapitalismus retten. ... Und weil es fast schon zum Standard der Redner gehörte, auch am Ende Konfuzius zu zitieren, hier noch eine Kostprobe: Wer nicht an die Zukunft denkt, wird bald große Sorgen haben.
Der Economist betrachtet die neue Machtanballung in den Händen von Hu Jintao und ihre Folgen für die chinesische Politik: For all the speculation about Mr Hu's reformist tendencies, there is little to suggest that his strategy for reforming the party differs much from Mr Jiang's. It is likely that both men realise the need to adjust the party's dictatorial and secretive style to something more in tune with China's changed economic and social environment. And both accept that reform should proceed with caution, lest the forces it unleashes topple the party. Mr Hu made clear his bottom line in a speech on September 15th: “History has proved that in China copying the model of western political systems is a dead-end road.” In the past couple of years, the party (under Mr Hu, but building on ideas fostered by Mr Jiang) has promoted small-scale experiments in scattered areas of China in the strengthening of “intra-party democracy”, a goal that many Chinese scholars see as an essential prerequisite to making the system as a whole more accountable. The idea is to give ordinary party members genuine power to supervise decision-making and choose their representatives. The party's rules already grant its 70m-odd members these rights, but in practice they are ignored.
2004-09-22
Google unterstützt den Kurs der Pekinger Regierung zur Internet-Zensur: Das US-Unternehmen Dynamic Internet Technology (DIT) beschuldigt Google die chinesischen Internet-Zensur zu unterstützen. Denn Google lässt neue kritische, gegen die chinesische Regierung gerichtete Nachrichten auf der chinesischen Suchversion in den Suchergebnissen aus, berichtet der New Scientist. Einige Internetbenutzer berichteten kürzlich, dass die Google-Nachrichtensuche verschiedene Ergebnisse lieferte, je nachdem ob sie auf einem inländischen oder außerhalb Chinas liegenden Computer suchten. Die Forscher von DIT haben daraufhin entdeckt, dass die derzeit laufende chinesische Version der Google Nachrichten von der Regierung gesperrte Nachrichtenquellen in seinen Ergebnissen auslässt.
2004-09-21
Peking steckt beim 3G-Ausbau zurück: Beijing shows signs of curtailing ambitious plans to roll out third-generation (3G) networks, which offer high-speed transmission for video calling and Internet connections, and which are already being rolled out in more developed economies. Global giants such as U.S.-based Motorola and Sweden's Ericsson will probably still receive sizable deals, but they are sure to be considerably smaller than many previously believed. Worldwide sales of networking equipment are expected to total about $43 billion this year, with China accounting for $5 billion of that, according to Deutsche Bank Securities. China's share of the pie is forecast to grow slightly to $7.8 billion out of a worldwide $46 billion by 2007. "With 3G, certainly the body language from the operators at the moment is that it's not a significant incremental spend," said Merrill Lynch telecom analyst Alistair Scott. "The sense is that they're going to take it as a fairly measured rollout rather than going hell for leather." ... China, the world's largest mobile phone market with more than 300 million subscribers, is likely to launch some form of the advanced networks before the Beijing Olympics in 2008, but the government has been pushing back its plan to issue licenses. Analysts now expect the licenses to be issued sometime next year. Whereas many previously thought the country would issue four licenses, they now believe the number could be three, including one that mandates the use of a home-grown and largely unproven standard known as TD-SCDMA.
Online-Shopping kommt nicht richtig voran in China: only 10 percent of China's estimated 90 million-plus Web surfers buy things on the Internet, compared with 38 percent in the United States, according to industry executives. "Chinese do want to buy things online, but many are afraid to take the first step," said Toto Sun, general manager of China's second-largest online auction site Taobao, a unit of unlisted company Alibaba.com. "They have many worries. Is it safe to wire money? Will the product I buy be defective, or worse, fake?" he said. Such problems are deterring Baidu.com, China's largest search engine, from broadening its focus, at least until the kinks are ironed out, said Chief Financial Officer Shawn Wang. ... The lack of credible payment systems is a major reason behind the low level of online sales in China, said Shao Yibo, chief executive of eBay's China venture, eBay EachNet, whose second-quarter transactions amounted to $63 million. eBay's PayPal online payment unit has hired consultants in Beijing to advise it on how to enter China's murky payment market, currently dominated by state banks and mobile operators. Online shopping in China also faces the speed bump of a sometimes unreliable and highly regulated distribution system dominated by state-owned China Post. ... But China Post will soon face stiff competition from the likes of DHL, owned by Germany's Deutsche Post, United Parcel Service and FedEx as China opens up its courier sector.
2004-09-20
Jiang Zemin nimmt endgültig den Hut, wie sich vor kurzem schon angedeutet hatte: Spitzenpolitiker Hu Jintao hat seine Macht über die chinesische Politik ausbauen und festigen können. Zwei Jahre, nachdem er zuerst das Amt des Parteivorsitzes und wenige Monate später das des Staatspräsidenten von seinem Vorgänger Jiang Zemin übernahm, löste er nun Jiang auch als Armeechef ab. Das Zentralkomitee wählte den 61-jährigen Hu Jintao auf einer Plenarsitzung der Partei zum neuen Oberbefehlshaber des Militärs und machte ihn damit zur unangefochtenen Nummer 1 in der chinesischen Politik. Hu übernimmt auch die bisher von Jiang verantworteten Zuständigkeiten in der Sicherheitspolitik gegenüber Taiwan und in der Außenpolitik. Chinas Führer haben damit erstmals in der Geschichte der Volksrepublik einen Macht- und Generationenwechsel geordnet und unblutig abgeschlossen. ... Retuschierte Fotos der beiden Führer hatten im Vorfeld des Generationswechsels schon Spekulationen über einen Machtkampf ausgelöst. Bei einer nationalen Gedenkausstellung zum 100. Geburtstag von Chinas historischen Führer Deng Xiaoping wurde ein Foto von Hu und Deng aus dem Jahre 1992 ausgestellt, dass beide allein zeigt. Es vermittelt die Botschaft, dass Deng damals Hu bereits als Nachfolger ausgewählt hatte. Das Foto war retuschiert. Im Original zeigt es Deng, wie er in Begleitung Jiang Zemins eine Versammlung von vielen Dutzenden Politikern abschreitet.
2004-09-14
Die Washington Post bringt eine Analyse der Hongkong-Wahl: The Chinese government refrained on Monday from saying much about the results of Sunday's elections in Hong Kong, but the country's Communist leaders had reason to be pleased. Defying expectations, their allies, who support Beijing's hard line against democratic aspirations in this former British colony, maintained a firm grip on the legislature. Pro-democracy candidates, who form the only opposition bloc on Chinese soil, were limited to minor gains. And the threat of a potentially disastrous showdown over political reform in the territory has subsided. But now comes another crossroads for the Chinese leadership. Will it take its success at the polls as a mandate to continue stonewalling popular demands for greater democracy in Hong Kong? Or will it reach out while the opposition is weak and open talks about limited reform with the confidence that its own candidates can prevail in elections? "I think Beijing will feel more relaxed now," said Ivan Choy, a political scientist at Chinese University. "It may make them less hostile to democracy, and perhaps more willing to start a discussion." This is the argument that the territory's largest pro-Beijing party, the Democratic Alliance for the Betterment of Hong Kong, has always used: If you want to persuade the Chinese government to expand elections, don't march in the streets or support government critics. Instead, vote for candidates loyal to the government in Beijing and show the Communist leadership that democracy in Hong Kong is not a threat. Now that the alliance has replaced the Democratic Party as the largest party in the Legislative Council, that proposition might be put to the test.
China entwickelt sich zum Forschungsparadies, schreibt die New York Times: Microsoft is not the only multinational company to use China as a base for research and development. In recent years hundreds of them have set up laboratories here, and Chinese officials claim the number is growing by 200 a year. The labs vary in size and ambition, but as they multiply and expand they may help China grow from mostly a user and copier of advanced technologies developed elsewhere into a powerful incubator of its own, industry executives and experts say. And the shift may eventually reshape applied research, jobs and policies in the United States and other developed countries. "The Chinese are going to become sources of innovation,'' said Denis Fred Simon, a specialist in Chinese science and technology who is provost of the new graduate-level Levin Institute of the State University of New York. "They will find themselves enmeshed in global R.& D. more and more.'' But it is far from certain that China will reap the full rewards of this flowering. Planting and nurturing corporate labs is a delicate business, and in China they are buffeted by concerns about protecting patents, retaining and training researchers, and managing the distances - physical and cultural - between here and headquarters.
2004-09-12
Die WAMS widmet sich heute mal wieder dem hohen Einfluss Chinas auf die Weltwirtschaft: Die stürmische wirtschaftliche Entwicklung Chinas sorgt international für Unruhe. Die hohen Wachstumsraten der Volkswirtschaft und Industrieproduktion, die rasant steigenden Importe und immer anspruchsvoller werdende Exporte empfinden immer mehr Länder als Bedrohung der eigenen wirtschaftlichen Entwicklung. Die Rohstoffpreise, einschließlich jener für Öl und Stahl, schnellen in die Höhe, weil China so viel kauft. Von einem "Staubsaugereffekt" ist die Rede, der die Weltmärkte leer räumt von Gütern, die auch anderswo gebraucht werden. China verbraucht 30 Prozent des weltweit hergestellten Rohstahls; 20 Prozent allen geförderten Zinks, Aluminiums und Kupfers landen in chinesischen Produktionsanlagen. Der Ölverbrauch, heute bei sieben Prozent der weltweiten Nachfrage, wird nach den Prognosen bis 2025 jährlich um vier Prozent steigen, der weltweite Durchschnitt liegt für diesen Zeitraum bei 1,9 Prozent. Die Autofahrer in Europa und den USA zahlen schon heute beim Tanken einen Teil der Zeche des chinesischen Wirtschaftswunders. Andererseits: Wenn Chinas Wachstum wegbricht, leidet der Rest der Welt darunter noch mehr. "China trug in den vergangenen zwei Jahren fast ein Viertel zum Wachstum der Weltwirtschaft bei", sagt Eswar Prasad, China-Experte des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Nach interner Kaufkraft gerechnet, ist China schon heute die zweitgrößte Wirtschaftsnation der Welt, nach den USA. In diesem Jahr wird Chinas Bruttoinlandsprodukt nach IWF-Kalkulation noch einmal um 9,0 Prozent wachsen; 9,1 waren es 2003, im Jahr davor 8,3 Prozent. Die chinesischen Importe stiegen von 281 Milliarden Dollar im Jahr 2002 auf schätzungsweise 543 Milliarden in diesem Jahr. Ob der Boom nun weitergeht oder zusammenbricht: "Es gibt keine andere Volkswirtschaft, die in den nächsten Dekaden einen so großen Einfluss auf die Weltwirtschaft haben wird wie China", sagt Johnny Kwan, China-Chef der Ludwigshafener BASF AG, des weltgrößten Chemiekonzerns.
2004-09-11
Die Hongkong-Wahl heute auch Thema in der LA Times: When Hong Kong reverted to Chinese rule in 1997 after a century and a half as part of the British empire, Beijing outlined a tolerant vision wherein the territory would continue to enjoy Western-style political freedoms even under the Chinese flag. Critics fret that this construct is eroding. They say the slogan developed by the late Chinese leader Deng Xiaoping to describe Hong Kong's relations with China — one country, two systems — may need an addendum after the lead-up to this election: carrots, sticks and dirty tricks. During the last few months, China has trotted out a host of incentives designed to lull residents into feeling warm and fuzzy toward the mainland, and by extension toward its designated hitters in the Tung government. These include a cameo appearance by celebrities such as China's first astronaut and gold medalists from the recent Olympic Games. Chinese officials, hoping that Hong Kong residents will vote with their pocketbooks in mind, have unveiled measures such as allowing a sharp increase in mainland tourists to Hong Kong, expanding economic links between the territory and southern Chinese provinces, and proposing a new bridge to the mainland province of Guangdong and stepped-up air links with China. They've used sticks, arguing that opposition candidates will undermine Hong Kong's prosperity, that only pro-Beijing representatives have the connections on the mainland to bring home the economic cookies, and that anyone who fails to support the DAB is unpatriotic, a theme reminiscent of the turbulent 1966-76 Cultural Revolution. Finally, the campaign has been characterized by what some see as dirty tricks, including: the arrest of pro-democracy candidate Ho Wai-to in Guangdong weeks before the election on charges of soliciting a prostitute; his rapid-fire sentencing without trial to six months in a labor camp, which prevents him from running; a leaked scandal that pro-democratic candidates were skimming on their rent; alleged intimidation of pro-democracy radio talk show hosts; and reports that Hong Kong businesspeople were being pressured to vote DAB by their Chinese partners. "China's trying to influence Hong Kong people with all these celebrities and dirty tricks," said John Hui, 83, a retired accountant. "Beijing is afraid of democracy. Getting democracy from the Communists is like trying to skin a tiger…. But I think Hong Kong people are too smart for that."
2004-09-10
Stress, Misstöne und Vorwürfe von allen Seiten begleiten die Wahl in Hongkong am Sonntag: Vor der Parlamentswahl in Hongkong am kommenden Sonntag wächst die Kritik an der chinesischen Regierung, sie wolle den Wahlausgang beeinflussen. Die Fronten scheinen unversöhnlich. Nicht politische Argumente dominieren in diesen Tagen die Debatte in der chinesischen Sonderverwaltungszone, sondern Berichte über Schmierenkampagnen gegen einzelne Kandidaten. Menschenrechtsorganisationen vermuten dahinter eine Strategie der chinesischen Regierung. Die "Patriotismuskampagne Pekings" habe ein "giftiges politisches Klima" geschaffen, hieß es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht der Organisation Human Rights Watch. In mehreren Hongkonger Medien erschienen am Donnerstag kritische Leitartikel. Die Wahl gilt als Gradmesser der politischen Stimmung in Hongkong gegenüber der chinesischen Zentralregierung. Seit sie Forderungen nach einer Ausweitung der Demokratie in Hongkong abgeschmettert hat, fürchtet sie ein gutes Abschneiden der Peking-kritischen Parteien in der früheren britischen Kronkolonie. Eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage sagt dem demokratischen Lager eine Mehrheit von 66 Prozent voraus. Die Peking-treuen Kandidaten können danach auf 34 Prozent der Stimmen hoffen.
Air China will mit der Lufthansa anbandeln: Auf der Suche nach einem strategischen Investor aus dem Ausland könnte die Fluglinie Air China möglicherweise zehn Prozent der Firmenanteile an die Deutsche Lufthansa verkaufen. Die chinesische Fluggesellschaft will knapp 30 Prozent ihrer Anteile neu verteilen. Die chinesische Fluggesellschaft, die einen Börsengang anstrebt, hoffe zudem, andere größere Unternehmen wie Sun Hung Kai Properties aus Hongkong und Hutchison Whampoa als Investoren gewinnen zu können, berichtete die Tageszeitung "Sing Tao" am Freitag. Air China rechnet damit, bei dem für Ende Oktober oder Anfang November geplanten Gang an die Hongkonger Börse umgerechnet bis zu 800 Mio. $ einzunehmen. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen hat die größte deutsche Fluglinie aber kein Interesse. Offiziell teilte Lufthansa am Freitag in Frankfurt mit: "Solche Spekulationen kommentieren wir nicht." Bereits seit Oktober 2000 kooperieren Lufthansa und die größte Fluglinie Chinas miteinander. "Diese Kooperation ist sehr erfolgreich", sagte eine Lufthansa-Sprecherin. "Da stellt sich die Frage, wie weit es Sinn macht, eine Beteiligung einzugehen."
Rückschlag für Chinas Boom-Ökonomie: Der als äußerst spekulativ geltenden Börse in Shanghai droht ein neuer Crash. Der Leitindex Shanghai Composite fiel am Donnerstag den zweiten Tag in Folge auf ein Fünf-Jahres-Tief. Er verlor 1,9 Prozent auf 1284,31 Punkte. Seit dem Zwischenhoch im April dieses Jahres hat der Index fast 30 Prozent nachgegeben. Beobachter fürchten jetzt weitere massive Kursverluste. Der chinesische Handelsplatz wurde 1991 gegründet und entpuppte sich schnell als hochspekulativ. Vom Start bis zum Sommer 1992 hatten sich die Kurse in einer spektakulären Rally vervierzehnfacht, um sich anschließend zu dritteln. In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu spektakulären Auf und Abs. Das Rekordhoch erreichte der Index 2001 bei 2245 Punkten. Seitdem ist er wiederholt in die Nähe von 1300 Punkten gefallen, ohne die psychologisch wichtige Marke zu unterschreiten - bis Donnerstag. Beobachter machen eine Vielzahl von Gründen hierfür verantwortlich. Kritisiert wird vor allem, dass der Staat viele seiner Unternehmen zu viel zu hohen Preisen an den Markt gebracht hat. So galt in China meist die Faustregel, dass die Aktien zum 20fachen des laufenden Gewinns emittiert werden. Das führte dazu, dass viele Firmen ihren Ertrag durch Einmaleffekte und Sondererträge aufblähten, um damit mehr Geld einzunehmen.
2004-09-09
Peking untertreibt kräftig bei der offiziellen Darstellung des Problems der Arbeitslosigkeit in China, schreibt der Economist: “WE ARE a socialist country,” China's prime minister, Wen Jiabao, said to loud applause last weekend at a conference on the re-employment of laid-off workers. “If we don't solve the employment problem, the lives of the masses will not improve.” Mr Wen has declared unemployment to be a top priority for his administration. Most people agree that urban unemployment is growing, but a statistical quagmire of the government's making renders it difficult to assess how bad the problem really is. Mr Wen's concerns about the problem appear to indicate that it is much worse than official figures suggest. Last year the government put the urban unemployment rate at 4.3%, which in most other countries would be regarded as close to full employment (see chart). The official target this year is to keep it under 4.7%. Officials do not seem worried about achieving this. But everyone knows the figure has little to do with reality. It was only ten years ago that Chinese officials plucked up the courage to start using the word “unemployment”—a phenomenon previously regarded by the Communist Party as the preserve of exploitative capitalist countries. And none too soon. Over the past ten years, bloated state-owned enterprises and “collectives” (most of them in effect also state-owned) have shed much of their excess labour. Many have been simply closed. Between 1998 and 2002, such closures resulted in job losses for a staggering 24m workers, or about 10% of the urban labour force, by government reckoning.
Microsoft interpretiert das Signal zum stärkeren Vorgehen gegen Copyright-Sünder aus Peking anscheinend als Anstoß für eigene Tätigkeiten in diesem Umfeld: Der Software-Konzern Microsoft hat erstmals chinesische Unternehmen wegen Urheberrechtsverletzung verklagt. Die Anzeigen richten sich gegen zwei Software-Hersteller aus Tianjin sowie eine Firma aus Peking. Die Klagen wurden bei der chinesischen Urheberrechtsbehörde eingereicht, berichtete die Hongkonger Tageszeitung 'South China Morning Post' (Donnerstagsausgabe) unter Berufung auf Yan Xiaohong, dem stellvertretenden Direktor der Behörde. Regierungskreise haben Microsoft bereits ihre Unterstützung angeboten, falls die Vorwürfe gegen die beschuldigten Unternehmen sich als stichhaltig erweisen. Alle drei Software-Unternehmen sollen im großen Stil illegale Kopien von Microsoft-Produkten wie Windows- und Office-CDs hergestellt und vertrieben haben. Zu den Großkunden gehörte unter anderem das chinesische Militär. Bislang liegen keine genauen Zahlen darüber vor, in welchem Umfang die drei Beklagten auf dem Schwarzmarkt aktiv waren und welchen Anteil die illegalen Geschäfte am Umsatz haben. Im Rahmen der Klagen nahmen die chinesischen Behörden jedoch weitergehende Ermittlungen auf. Mit dem Vorgehen erhofft sich Microsoft einen deutlichen Anfangserfolg bei der Bekämpfung der Produktpiraterie in China.
2004-09-07
China will härter gegen Urheberrechtsverletzer vorgehen: Wie das Wall Street Journal berichtet, sollen bereits Aktionen wie Razzien begonnen haben. Dabei zielen die Ermittler laut der Nachrichtenagentur Xinhua in 12 Provinzen sowie in Peking, Tianhin und Schanghai auf Urheber-, Marken- und Patentrechtsverletzungen. Die Kampagne, die nun vom chinesischen Staatsrat eingeläutet wurde, soll bis zum August 2005 andauern. Der Leiter des Büros der staatlichen Arbeitsgruppe für den Schutz des geistigen Eigentums, Zhang Zhigang, sagte, innerhalb eines Jahres sollte die Arbeit der Behörden zum Schutz des geistigen Eigentums deutliche Erfolge erzielen. ...Nun sollen in China bis zum Jahresende neue Gesetze erarbeitet werden, um beispielsweise die Schwelle herabzusetzen, ab der Copyright-Verstöße geahndet werden. Erstmals wollen die Behörden den Straßenhandel mit illegal kopierten Musikstücken und Filmen bekämpfen und auch die Fertigungsstätten für illegale CDs. Bisher seien die Straßenhändler in China ungeschoren davon gekommen, heißt es in dem Bericht. Weiter sollen laut Xinhua Hotels, Restaurant, Verkehrsknotenpunkte und Gewerbegebiete überwacht werden. Zudem wurde eine Telefon-Hotline eingerichtet, über die Gesetzesverstöße gemeldet werden können. Das Problem betrifft in China nicht nur Software oder Produkte der Unterhaltungsindustrie. Die Behörden wollen ebenso gegen illegal kopierte Medikamente oder Gebrauchsgüter vorgehen.
Chinas Ex-Präsident Jiang Zemin will sich ganz aus der Politik zurückziehen, vermeldet die New York Times: Jiang Zemin, China's military chief and senior leader, has told Communist Party officials that he plans to resign, prompting an intense and so far inconclusive struggle for control of the armed forces, two people with leadership connections say. Mr. Jiang's offer to relinquish authority as chairman of the Central Military Commission potentially gives Hu Jintao - who succeeded Mr. Jiang as head of the Communist Party and president of China in 2002 and is now vice chairman of the military commission - a chance to become the country's undisputed top leader, commanding the state, the army and the ruling party. But people here who were informed about a bargaining session under way at a government compound in western Beijing said it remained unclear whether Mr. Jiang genuinely intended to step aside, or if he would do so on terms acceptable to Mr. Hu. Chinese political battles are often waged by indirection, with senior officials rarely stating their bottom line and often relying on supporters to represent their interests. Thus, one official said, it is possible that Mr. Jiang, 78, has calculated that he will be called on to remain military chief or to hold another position of influence. Still, Mr. Jiang's planned resignation, which he announced to a meeting of senior party officials late last week, is an indication that the horse-trading under way before the convening of a national party meeting this month is the most contentious since a partial transfer of power to younger leaders took place in 2002, the people who were told about the proceedings said. If Mr. Hu, who is 62, were to gain control of the armed forces, he could potentially carry out an agenda that some analysts say is more open to change at home and possibly less truculent in managing local hot spots like Hong Kong and Taiwan. China's party-controlled news media have not reported on the secretive meetings. People who described the proceedings on condition of anonymity probably have only a partial understanding of what happened and have received their information from other individuals who have a vested interest in the outcome. Ob sich Hu damit wirklich durchgesetzt hat, bleibt abzuwarten.
2004-09-06
Toyota schaltet in China einen Gang zu: Der japanische Autohersteller Toyota bereitet den Bau seiner Limousine Camry in China vor. Damit will Toyota im viertgrößten Automarkt der Welt Boden gut zu machen. Der weltweit zweitgrößte Autobauer gründete für die geplante Produktion des Camry ein Gemeinschaftsunternehmen mit der chinesischen Guangzhou Automotive Group. Das Investitionsvolumen belaufe sich auf umgerechnet rund 380 Mio. Euro, teilte Toyota am Montag mit. Die Produktion im südchinesischen Automobilzentrum Guangzhou solle Mitte 2006 mit einer Kapazität von zunächst 100.000 Autos anlaufen. Gemeinsam mit Guangzhou Automotive baut Toyota bereits Automotoren, mit denen auch die Camrys ausgestattet werden sollen. ... Der Autoabsatz in China hat sich in den vergangenen Monaten deutlich verlangsamt, nachdem die Regierung in Peking höhere Hürden für die Kreditaufnahme aufbaute, um ein Überhitzen der stark wachsenden Wirtschaft des Landes zu verhindern. ... Analysten zufolge könnte China aber trotzdem bis 2010 nach den USA zum weltweit zweitgrößten Automarkt heranwachsen.
Die neuen strengen Regeln gegen Pornographie im Internet und über andere elektronische Dienste sind in China jetzt in Kraft getreten: Pornografie via Web und Handy-Dienste, glaubt die chinesische Regierung, "beschädigt die sozialen Umgangsformen, verschmutzt das soziale Umfeld und verletzt die körperliche und geistige Gesundheit Heranwachsender". ... Der am Sonntag von Chinas obersten Gerichtshof und oberster Staatsanwaltschaft vorgelegte Katalog sieht Haftstrafen und empfindliche Auflagen für überführte Pornografen vor. Die Härte der Bestrafung hängt dabei nicht von der Motivation der Porno-Anbieter ab, sondern vom Erfolg ihrer Angebote: Als "schwere Fälle" gelten dabei beispielsweise Webseiten, die mehr als 250.000 Seitenaufrufe generierten. Bestraft werden soll so etwas mit lebenslanger Haft.
2004-09-05
Chinas Energiehunger und die Neuentdeckung der Atomkraft ist ein Thema, dem sich das US-Magazin Wired widmet: China is staring at the dark side of double-digit growth. Blackouts roll and factory lights flicker, the grid sucked dry by a decade of breakneck industrialization. Oil and natural gas are running low, and belching power plants are burning through coal faster than creaky old railroads can deliver it. Global warming? The most populous nation on earth ranks number two in the world - at least the Kyoto treaty isn't binding in developing countries. Air pollution? The World Bank says the People's Republic is home to 16 of the planet's 20 worst cities. Wind, solar, biomass - the country is grasping at every energy alternative within reach, even flooding a million people out of their ancestral homes with the world's biggest hydroelectric project. Meanwhile, the government's plan for holding onto power boils down to a car for every bicycle and air-conditioning for a billion-odd potential dissidents. What's an energy-starved autocracy to do? Go nuclear. While the West frets about how to keep its sushi cool, hot tubs warm, and Hummers humming without poisoning the planet, the cold-eyed bureaucrats running the People's Republic of China have launched a nuclear binge right out of That '70s Show. Late last year, China announced plans to build 30 new reactors - enough to generate twice the capacity of the gargantuan Three Gorges Dam - by 2020. And even that won't be enough. The Future of Nuclear Power, a 2003 study by a blue-ribbon commission headed by former CIA director John Deutch, concludes that by 2050 the PRC could require the equivalent of 200 full-scale nuke plants. A team of Chinese scientists advising the Beijing leadership puts the figure even higher: 300 gigawatts of nuclear output, not much less than the 350 gigawatts produced worldwide today.
2004-09-04
Die Zeit berichtet etwas länglich und mit Sprüngen in der Argumentation über Chinas unaufhaltsamen Aufstieg zum Global Player: Die Wirtschaft mit dem schnellsten Wachstum der Welt? China! – Der Markt, auf dem Sie sich Abwesenheit nicht leisten können? China! – Der Motor hinter dem Wachstum des Welthandels? China! – Der Riesengorilla, der einem Staubsauger gleich die Arbeitsplätze des Westens aufsaugt? China! – Der Arbeitgeber, dem es nichts ausmacht, die menschlichen Arbeitsbedingungen für die gesamte Dritte Welt nach unten zu drücken? China!« Mit diesen Worten fasste die International Herald Tribune die unter Wirtschaftsbossen vorherrschende Wahrnehmung zusammen. Und tatsächlich ist China seit Jahren – annähernd gleichauf mit den USA – der Welt größtes Empfängerland ausländischer Direktinvestitionen. China löst Euphorie, aber auch Bedrohungsängste aus. Und das nicht erst seit heute, sondern bereits zu napoleonischen Zeiten. Derzeit geben die Schönredner den Ton an. Der Gigant China sei aufgestanden, ist zu lesen, um seinen Schatten auf die angestammten Sonnenreviere Amerikas und Westeuropas zu werfen und Japan aus seiner Rolle als Nummer eins der asiatischen Wirtschaftswelt zu verdrängen. Dennoch, bisweilen und etwas verschämt klingt die Frage an, ob sich denn der vermeintliche Riese bei seinem »Marsch ins Zentrum« nicht auf tönernen Füßen fortbewege. ... Erstmals seit Jahrzehnten wurde der deutsche Maschinenbau international auf Platz zwei verwiesen, hinter China. Seit 2002 ist die Volksrepublik der wichtigste asiatische Wirtschaftspartner der EU. Die chinesische Außenwirtschaft ist an Japan vorbeigezogen, das sein strategisches wirtschaftliches Gewicht schleichend verliert, nicht absolut, aber relativ. China rangiert unter den Handelsnationen als Nummer drei gegenwärtig hinter den Vereinigten Staaten und Deutschland, aber bereits vor Japan, Frankreich, Italien und Großbritannien.
2004-09-01
Siemens China-Chef muss gehen -- vermutlich wegen der herben Schlappe im Hochgeschwindigkeits-Eisenbahngeschäft: Für China-Chef Ernst Behrens werde eine neue Aufgabe innerhalb des Konzerns gesucht, teilte Siemens mit und bestätigte damit einen Bericht der "Wirtschaftswoche". Mit Beginn des neuen Jahres werde Richard Hausmann die Verantwortung für das China-Geschäft übernehmen. Die Personalie habe aber rein gar nichts mit dem jüngsten ICE-Flop zu tun, heißt es von Siemens. Es sei üblich, dass Führungskräfte nach einigen Jahren eine neue Aufgabe bekommen. Unter Behrens' Verantwortung hatte Siemens das China-Geschäft deutlich ausgebaut. Mittelfristig soll der Umsatz von derzeit rund vier Milliarden Euro verdoppelt werden. Im vergangenen Jahr hatte Behrens aber strategische Fehler eingeräumt. So habe Siemens zum Beispiel bei Handys die falschen Produkte angeboten.