Chinesen im Olympia-Vor- und Nachfieber: Der Countdown für Peking 2008 läuft. Mit der Olympischen Flagge, die am Sonntagabend in Athen an Bürgermeister Wang Qishan übergeben wurde, kommen die Olympischen Spiele erstmals in das bevölkerungsreichste Land der Erde. Der "Traum aller Chinesen" werde wahr, kommentierten chinesische Moderatoren sichtlich bewegt. Chinas Starregisseur Zhang Yimou inszenierte bei der Abschlussveranstaltung in der griechischen Hauptstadt mit roten Laternen eine achtminütige Show, um die Welt "in Peking willkommen" zu heißen. Das farbige Spektakel, das wegen des Zeitunterschieds um 2 Uhr nachts Pekinger Zeit begann, wurde am Montag auf allen Kanälen wiederholt. Rot und Gold leuchteten die Bilder. Es waren auch die Farben der chinesischen Helden im Goldrausch auf der Siegertreppe vor der roten Nationalflagge: "Das Vaterland ist stolz auf Euch." Die Generalprobe für die "Heimspiele" in vier Jahren wurde unerwartet erfolgreich bestanden. Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei und der Staatsrat sahen einen "historischen Durchbruch für Chinas Sport". Platz zwei im Medaillenspiegel gleich hinter der Sport-Großmacht USA sei ein "ausgezeichneter Erfolg". "Noch drei Jahre und elf Monate", zählt das Reich der Mitte die Monate, bis das Olympische Feuer erstmals in Peking brennt. Die Vorbereitungen laufen. China will alles noch besser und größer machen. Allerdings droht nach den weit gehend unpolitischen Spielen in Sydney und Athen erstmals wieder eine Politisierung der olympischen Atmosphäre. Die Wettkämpfe waren in Athen noch nicht beendet, da riefen Aktivisten zum Angriff, forderten mehr Menschenrechte, "eine freie Gesellschaft und ein Ende der Unterdrückung in China". Tibeter protestierten zum Abschluss mit einer olympischen Flagge, die Einschusslöcher statt Ringe zeigte. Kritiker gönnen dem Milliardenvolk zwar die Spiele, beklagen aber, Chinas kommunistische Einparteiendiktatur missbrauche den olympischen Geist für Propagandazwecke. Unkalkulierbare Spannungen drohen ferner mit dem demokratischen Taiwan.
china-in-the-news : China-Blog
Weblog zu Chinas Wirtschaft, Kultur und Politik und ihrer Widerspiegelung in den Medien
2004-08-30
Schlappe für Siemens und den ICE in China: China kauft den japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen. ... Im Zuge eines 12 Mrd. $ umfassenden Projekts zur Erhöhung der Geschwindigkeit auf 2000 Kilometer Bahnstrecke ging der Zuschlag an sechs japanische Unternehmen und den chinesischen Lokomotiven-Hersteller Nanche Sifang, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Montag berichtete. Der erste Transfer von Shinkansen-Technologie nach China ist ein Rückschlag für die Bemühungen von Siemens, sich an der Modernisierung der chinesischen Bahn zu beteiligen. Der deutsche Konzern hatte sich ebenfalls um dieses zweitgrößte Investitionsprojekt Chinas beworben. Chinesische Presseberichte hatten sogar von einer möglichen Vorentscheidung für die geplante, lukrative 1300 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Peking und Schanghai gesprochen. Das Eisenbahnministerium will mit dem Shinkansen die Geschwindigkeit auf fünf bestehenden Strecken auf 200 Stundenkilometer verdoppeln. Unter anderem soll der japanische Schnellzug auf der Strecke von Peking nach Shenyang in Nordostchina sowie zwischen der Hafenstadt Qingdao und Jinan in der Provinz Shandong fahren. Die japanischen Unternehmen werden eine abgewandelte Version des Shinkansen anbieten, der eine Höchstgeschwindigkeit von 275 Kilometern erreicht, wie Xinhua berichtete.
2004-08-28
Chinas Stern strahlt über ganz Asien, titelt die New York Times heute etwas poetisch und berichtet über Pekings wachsenden politischen Einfluss in Fernost: Not long ago Australia and China regarded each other with suspicion. But through newfound diplomatic finesse and the seemingly irresistible lure of its long economic expansion, Beijing has skillfully turned around relations with Australia, America's staunchest ally in the region. The turnabout is just one sign of the broad new influence Beijing has accumulated across the Asian Pacific with American friends and foes alike. From the mines of Newman - an outpost of 3,000 in a corner of the outback - to theforests of Myanmar, the former Burma, China's rapid growth is sucking up resources and pulling the region's varied economies in its wake. The effect is unlike anything since the rise of Japanese economic power after World War II. For now, China's presence mostly translates into money, and the doors it opens. But more and more, China is leveraging its economic clout to support its political preferences. Beijing is pushing for regional political and economic groupings it can dominate, like a proposed East Asia Community that would cut out the United States and create a global bloc to rival the European Union. It is dispersing aid and, in ways not seen before, pressing countries to fall in line on its top foreign policy priority: its claim over Taiwan. China's higher profile is all the more striking, analysts, executives and diplomats say, as Washington's preoccupation with Iraq and terrorism has left it seemingly disengaged from the region, which in turn has found the United States more off-putting and harder to penetrate after Sept. 11. American military supremacy remains unquestioned, regional officials say. But the United States appears to be on the losing side of trade patterns.
2004-08-26
Chinas Banken habens eilig mit ihrem Börsengang: China hat begonnen, die beiden größten seiner vier Geschäftsbanken, die Bank of China (BOC) und die China Construction Bank in Aktiengesellschaften umzuwandeln, um sie danach an die Börse zu bringen. Nach Angaben der über die Umwandlung Aufsicht führenden Zentralbank wird sich als erste die BOC, die Chinas größte Devisenbank ist, am heutigen Donnerstag zur Kapitalgesellschaft restrukturieren. Die neue "Bank of China Co. Ltd." wird unter einem Dach die Kontrolle über alle Geschäfte, Einlagen und Verbindlichkeiten und über ihre 188 700 Angestellten ausüben. Im September soll die Construction Bank, mit der auch die Bausparkasse Schwäbisch-Hall ein regionales Joint Venture unterhält, der BOC folgen, berichtete die Tageszeitung China Daily in Peking. ... Wie China Daily unter Berufung auf BOC-Sprecher Zhu Min berichtet, hätte sich die Bank of China inzwischen vom größten Teil ihrer Problemkredite entschuldet. Vom Januar bis Juni hätte sie 108,4 Mrd. Yuan an schlechten Schulden abschreiben und weitere 149,8 Mrd. Yuan umschulden können. Ende Juni hätte sie auf nur noch knapp 5,5 Prozent fauler Kredite gesessen. Zu Jahresanfang seien es noch mehr als 16 Prozent gewesen. Na, hoffentlich stimmt das auch.
2004-08-24
Roland Berger Consulting lobt die Qualität chinesischer Produkte: Produkte aus chinesischer Fertigung sind hochwertiger als Güter aus osteuropäischen Fabriken. Doch das wird in Westeuropa ganz anders wahrgenommen. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Untersuchung des Münchner Unternehmensberaters Roland Berger. Die Studie widerspricht damit der gängigen Auffassung von Unternehmen und Verbrauchern, dass Güter aus China minderwertig seien. Das Ergebnis der Untersuchung macht deutlich, dass China als Produktionsstandort in den vergangenen Jahren weiter aufgeholt hat. Im Rahmen der Studie befragte Roland Berger 70 Hersteller aus Deutschland. Nur 17 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, sie hätten bei chinesischen Produkten eine geringere Qualität festgestellt als bei Produkten, die sie selber in Deutschland herstellen. Zu Importen aus Osteuropa befragt, äußerten dagegen 40 Prozent der Unternehmen, die dort gefertigten Waren seien qualitativ deutlich schlechter als jene aus deutscher Produktion. Dennoch müssten chinesische Hersteller nach wie vor einen großen Preisabschlag auf ihre Produkte akzeptieren, da die Qualität ihrer Erzeugnisse als eher minderwertig wahrgenommen wird, schreiben die Unternehmensberater in dem Bericht.
Chinesen wollen angeblich Rover kaufen: Vier Jahre nachdem der deutsche BMW-Konzern den britischen Autohersteller MG Rover für symbolische 10 Pfund (15 Euro) verkauft hat, soll nun der chinesische Konzern Shanghai Automotive Industry (SAIC) Interesse an der letzten englischen Automarke mit Massenproduktion haben. MG Rover hatte bereits im Juni mit den Chinesen eine Vereinbarung geschlossen, um "eine weitreichende strategische Partnerschaft" aufzubauen. Ziel von SAIC ist, endlich in Europa Fuß zu fassen und ein Händlernetz zu übernehmen. Die Chinesen wollen sich nach einem Bericht der Branchenzeitung "Automotive News Europe" aber zunächst nur am britischen Hersteller beteiligen, erst mittelfristig werde die Mehrheit angestrebt.
Die meisten großen internationalen Handybauer können in China wieder Boden gut machen: Die chinesischen Handyproduzenten haben mit mehreren Problemen zu kämpfen. Ihre Marktanteile fallen wieder, die Durchschnittserlöse (ab Fabrik) für ihre Geräte sinken und Forschung und Entwicklung laufen auf Sparflamme. Hatten sie im Dezember 2003 beim Marktanteil noch an der 40-Prozent-Marke gekratzt und die ausländischen Hersteller nervös werden lassen, ist ihr Anteil im laufenden Monat auf 36,2 Prozent zurückgefallen. Überproportional stark verloren haben die größten chinesischen Anbieter Bird (5,0 nach 7,1 Prozent im Dezember), TCL (4,7 nach 5,9 Prozent) und DBTEL (2,4 nach 4,7 Prozent noch im März). ... Klarer GSM-Marktanteilführer mit wieder rund 22 Prozent ist Nokia. Unter den zehn meistverkauften Modellen in China finden sich auf den Plätzen 1 bis 6 sowie 9 Nokia-Handys. Zweitgrößter Anbieter ist Motorola (14,7 Prozent, leicht negativer Trend) vor Samsung (9,7 Prozent, stark wachsend) und Sony Ericsson (5,1 Prozent, stark wachsend). Insbesondere Samsung (rund 250 Euro Durchschnittserlös), Sony Ericsson (rund 220 Euro) und Motorola (rund 200 Euro) sind mit hochpreisigen GSM-Telefonen erfolgreich. Indes stammen nicht einmal mehr drei von 100 in China verkauften Geräten von Siemens -- und auch deren Preis ist mit rund 150 Euro unterdurchschnittlich. Siemens ist in Stückzahlen von Platz 3 auf Position 10 zurückgefallen.
2004-08-22
Die LA Times berichtet vom Deng-Revival in China anlässlich des 100. Geburtstags des großen Führers: Deng Xianyan runs his fingers over a bottle of Deng family liquor as he mulls the legacy of his famous cousin, the late Chinese leader Deng Xiaoping, on the 100th anniversary of his birth. "He unleashed the creativity of a billion Chinese people," the 52-year-old company president says of the man known as the father of China's modernization. "Even having a couple of extra chickens before Xiaoping came along was enough to brand you a hated capitalist." ... Hooch-making relatives aren't the only ones basking in Deng's reflected glory more than seven years after his death. Other Chinese, including those in the upper reaches of the Communist Party and in the halls of commerce, continue to invoke the diminutive revolutionary to justify pet projects, innovative policies and sacred cows. Deng's bold reforms during the 1980s liberated China's economy, foreign policy and thinking after decades of economic mismanagement and political turmoil epitomized by the 1966-76 Cultural Revolution. On the road into Guangan, Deng's hometown in Sichuan province, a huge red banner calls on Chinese to follow the principles of the "paramount leader" and his successor, former President Jiang Zemin. The pairing is significant. The aloof Jiang hopes to elevate his own standing by associating himself with the far more popular Deng, analysts say, as Jiang angles for power from his position as the head of China's military. In Zhongnanhai, the high-walled Beijing compound where China's top leaders live and work, Jiang's rivals use Deng to justify their more moderate line. Insiders say allies of President Hu Jintao and Premier Wen Jiabao are spreading the word that China's increasingly confrontational stance toward Taiwan and Japan — policies associated with Jiang — is a potential disaster that departs from Deng's enlightened principle of regional peace and prosperity. "There's a big move to refocus attention on Deng's theories of diplomacy," said one party member who declined to be identified. "Jiang purposely took advantage of nationalism after the 1990s without fully understanding what he'd unleashed." The Communist Party has its own reasons for hitching its propaganda star to Deng: For one, he arguably saved the party from its own excesses. By systematically reversing many of Mao Tse-tung's sacred ideas, Deng, starting in the late 1970s, freed Chinese intellectuals to think again, entrepreneurs to build wealth and diplomats to expand national influence on the world stage. "His theories helped China recover its common sense," said Liu Zhiguang, a professor at the Marxism Research Institute of Beijing University.
Eine Reportage zum Deng-Geburtstag gibts heute auch in der Welt am Sonntag: Bis heute sind die Spuren von Deng Xiaopings Politik allgegenwärtig. Als er vor sieben Jahren starb, war China nicht mehr das rückständige, verarmte und im Chaos versunkene Land, das der "Große Steuermann" Mao Tse-tung nach seinem Tod im Jahre 1976 hinterlassen hatte. Im Gegensatz zu seinem einstigen Weggefährten war Deng in ideologischen Fragen ein flexibler Pragmatiker. Mit Parolen wie "Es ist egal, ob eine Katze schwarz ist oder weiß, Hauptsache, sie fängt Mäuse" oder "Man muss die Wahrheit in den Tatsachen suchen" brachte der brillante Parteistratege Deng den theorieverliebten Mao gegen sich auf. Er war 65 Jahre alt, als Mao ihn verstieß, unter Hausarrest stellen ließ und schließlich "zur Umerziehung durch Arbeit" in ein Traktorenwerk nach Jiangxi verbannte. 1972 wurde er rehabilitiert, vier Jahre später fiel er erneut in Ungnade. Doch erst nach dem Tod Maos im September 1979 und erfolgreichen Machtkämpfen gegen Maos Witwe und ihre Anhänger konnte Deng Xiaoping seine Vision vom "Sozialismus mit chinesischen Charakteristika" vorantreiben. "Reformen im Innern, Öffnung nach außen", lautete die Zauberformel, mit der die Volksrepublik China wieder Anschluss an die internationale Politik und die Weltwirtschaft finden sollte.
2004-08-20
Auch der Economist macht sich nun Sorgen um die Umweltzerstörung in China und macht daraus sogar einen Teil der Titelgeschichte: Certainly, awareness of China's environmental problems is rising among policymakers at the highest level—reflected in a new package of right-sounding initiatives like a “green GDP” indicator to account for environmental costs. So is the pressure, both internal and international, to fix them. But while all developing economies face this issue, there are historical, political and institutional reasons why it will be a long and complicated process in China. There is some cause for optimism, not least an influx of foreign technology and capital. But progress on pollution is unlikely to be as rapid or uniform as the government and environmentalists desire. Nor should it necessarily be. China's need to lift so many people out of poverty (the country's average annual income per head has only just breached $1,000), holds the edge over long-term considerations like sustainable development. The priorities of environmental activists, both foreign and Chinese, almost never reflect this. Greenpeace lobbies for China to invest in wind farms, an unrealistic answer to the country's power needs, while environmentalists from rich countries naively tell aspiring Chinese to eschew their new cars and air-conditioners.
Chinesen auf Shopping-Tour in Deutschlands Wirtschaft: Chinas Konzerne kaufen ohne großes Aufsehen immer mehr deutsche mittelständische Unternehmen. Oft wird die Produktion geschlossen - Patente, Vertrieb und eingeführte Marken sichern Marktanteile ... "Chinesische Unternehmen sind zurzeit die größten Käufer von mittelständischen Unternehmen", sagt Michael Keller von der Unternehmensberatung Klein & Coll. in Griesheim. Keller selbst hat in den vergangenen zwölf Monaten elf Verkäufe an Chinesen betreut. "Diese Geschäfte werden ganz still abgewickelt, die Berater dürfen meist keine Namen nennen." Seiner Erfahrung nach verlagerten längerfristig "praktisch alle" chinesischen Käufer die Produktion in die Volksrepublik. Dass sich deutsche Mittelständler anschicken, den Milliardenmarkt China zu erobern, hatte der "Spiegel" erst in der vergangenen Woche unter der Schlagzeile "Sprung auf den Drachen" beschrieben. Dass andersherum der Drache auch auf dem Sprung nach Deutschland ist, wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. ... Oft profitieren die chinesischen Investoren von einem speziellen Problem des deutschen Mittelstandes: Die Gründer von rund 70 000 Familienbetrieben treten altersbedingt ab, finden aber kaum noch Nachfolger für die Unternehmensleitung.
Peking erklärt den "Volkskrieg" gegen Online-Pornographie, sagt dem Schmuddelkram im Netz den Kampf an. Sex-Sites sollen aus dem chinesichen "Intranet" demnach künftig draußen bleiben: From the walled compounds where China's Communist leadership runs the country has come the word: no more porn. No more nudity on the Internet. No more late-night erotica on the phone. Goodbye to racy text messages on the mobile. The party and government have launched what they call a people's war against electronic pornography. They have decreed that, after a summer-long campaign, plugged-in Chinese must be back on the sexual straight and narrow by the time the country celebrates National Day on Oct. 1. "This depraves social morals and especially brings great harm to the country's young minds," said Information Industry Minister Wang Xudong in announcing a new chapter of the anti-pornography campaign. But even for China's authoritarian rulers, the struggle will not be easy. Natürlich ist das alles auch ein guter Aufhänger, um die Meinungsfreiheit im Netz weiter einzuschränken.
Harsche Methoden: Peking gegen ausländische Tempel-Renovierer: It was supposed to be a heartfelt cultural exchange between Chinese and Americans, a $3-million gift from followers of a Buddhist group in Los Angeles to repair a centuries-old temple in China. The site, reportedly built during the rule of Kublai Khan eight centuries ago, was desecrated during the 1966-76 Cultural Revolution and was badly in need of help. After months of renovation, invitations were printed up for the grand reopening of the Dari Rulai Xingyuan Temple in Inner Mongolia. Three hundred Buddhists from China, Japan, the United States and Canada were descending on the small town of Kulun to celebrate. Suddenly everything went wrong, followers said Thursday. In the days leading up to the party scheduled for last Saturday, police, firefighters, undercover detectives and army troops broke down temple doors, arrested the church's spiritual leader on charges of "inciting superstition," carted away two truckloads of precious artifacts and closed the temple, citing "structural danger." "They invited us in, said, 'You did a beautiful job,' took our money then kicked us out," said Robert Stubblefield, vice abbot of the City of Industry-based Dari Rulai Temple, who had stayed at the Kulun temple for eight months. "This has been a huge shock to everyone." Followers of the 1,400-year-old Hanmi Buddhist sect say that all the necessary permits were approved and that their members were warmly embraced by Kulun officials keen to boost tourism and the local economy. As is often the case in China, questions about whose fist came down and why outnumber answers. The impetus may have come from above. The central government hasn't been particularly warm toward religion recently — despite the right to practice freely enshrined in the Chinese Constitution.
2004-08-17
Chinas Boom -- harte oder sanfte Landung? Unter diesem Titel veranstalten die WirtschafsWoche und Euroforum auch dieses Jahr wieder einen Kongress in Berlin, dieses Mal vom 22. bis 24. September. Als Referenten sind u.a. Siemens-Chef Heinrich von Pierer, Wirtschaftsminister Wolfgang Clement und CDU-Chefin Angela Merkel angekündigt. Was die wohl alle zum Thema China zu sagen haben??? Es gibt Panels zu den allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklungen, zu Banken, Börsen, Immobilien sowie zu Hightech made in China oder zu interkulturellem Marketing im Reich der Mitte. Für Normalsterbliche ist die Konferenz aber quasi unerschwinglich: der Spaß kostet 2199 Euro. Zur Berichtserstattung zu der Konferenz in diesem Blog aus dem vergangenen Jahr geht es hier.
Führungsstreit in Peking, denn der wegen des Tiananmen-Massakers bei vielen Chinesen verhasste Li Peng führt wieder das Wort: Chinas einst mächtiger Parteifunktionär Li Peng, der als Premierminister im Mai 1989 über Peking das Ausnahmerecht verhängte und so den Countdown zum Tiananmen-Massaker des 4. Juni 1989 einleitete, hat die politische Verantwortung für die damaligen Ereignisse auf den Spitzenpolitiker Deng Xiaoping geschoben. Li stellt sich als Befehlsausführer hin ... Der Aufsatz "Gedenken an Genossen Deng Xiaoping" des seit März 2003 pensionierten 75-Jährigen erschien am Montag im wichtigsten ZK-Theoriemagazin der Partei, "Qiu Shi" (Tatsachen). Er ist Teil einer aufwendigen, landesweiten Propagandakampagne. Mit ihr lässt Peking den runden Geburtstag des Modernisierers und Wirtschaftsreformers Deng feiern, der kommenden Sonntag 100 Jahre alt geworden wäre. Dengs andere Seite als Diktator und Verteidiger der Einparteienherrschaft wurde in den bisherigen Jubelfeiern verschwiegen. Ausgerechnet der seit dem Tiananmen-Massaker bei vielen Chinesen verhasste Li Peng darf nun Dengs totalitäre Herrschaftsideologie rechtfertigen. Seine Darstellung über Dengs Kampf gegen "antichinesische Kräfte des Westens", womit er Chinas Dissidenten meint, oder gegen den Wirtschaftsboykott nach 1989, der "schwersten Zeit für unsere Diplomatie", hat Spekulationen über die Absichten der Pekinger Führung ausgelöst. "Ein solcher Beitrag kann nicht ohne Genehmigung des Politbüros erscheinen. Zu Wirtschaftsreformen sagt die Partei ja. Eine Neubewertung des 4. Juni, eine Rehabilitierung der Opfer des Tiananmen oder politische Reformen und innerparteiliche Demokratisierung stehen aber nicht auf ihrer Tagesordnung." Das sei eine der Botschaften, kommentierten Parteikreise. Die andere sei die verschärfte Fehde um die Macht in der Parteispitze. Der Militärchef und ehemalige Parteivorsitzende Jiang Zemin hätte seinen Nachfolger, Chinas Parteichef Hu Jintao, immer mehr unter Kontrolle.
Chinas Hunger nach Energie und Rohstoffen ängstigt Eberhard Sandschneider, Direktor des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Im Spiegel-Interview sagt der Professor: Chinas Bedarf nach allen Rohstoffen wächst rasant, damit verknappt sich auch das Öl auf den Weltmärkten. Wenn man die chinesischen Wirtschaftswachstumsraten der letzten 15 Jahren fortschreibt, dann hat man einen Energiebedarf, der praktisch nicht zu decken ist. Die Folgen: Eine schwere wirtschaftliche Krise bis hin zum Kollaps der chinesischen Wirtschaft sind denkbar, aber nicht zwangsläufig. Chinas Regierung versucht auf allen Ebenen und durch Gebrauch anderer Energieformen, das Problem in den Griff zu bekommen. Trotzdem ist eine Verlangsamung des chinesischen Wirtschaftswachstums nicht auszuschließen. ... China könnte gezwungen sein, sich mit Regimen zu arrangieren, die nicht unbedingt auf der Freundesliste der USA stehen. China hat in der Vergangenheit oft genug gezeigt, dass es sich grundsätzlich die Freiheit nimmt, Beziehungen gegen das Interesse Amerikas zu pflegen. Der Kampf um Energie wird mit großer Sicherheit einer der bestimmenden Konflikte der nächsten Zeit sein.
2004-08-15
China, die Umweltsau: Die Welt am Sonntag beschreibt heute, wie das Reich der Mitte mit seinem Wachstum die Umwelt "krank" macht: Chinas Wachstums-Modell hat längst die Grenzen der Umweltverträglichkeit gesprengt. Die Ökonomie brummt seit Jahren und legte allein im vergangenen Jahr um neun Prozent zu. Doch die Umwelt geht im Zuge der materiellen Aufholjagd zunehmend in die Knie. Laut Weltbank belaufen sich die jährlichen Kosten der Umweltschäden Chinas, inklusive Gesundheitsausgaben und Produktivitätsverlusten, auf fünf Prozent des Bruttoinlandproduktes. Dies entspräche insgesamt mehr als 70 Milliarden Dollar. Andere Schätzungen gehen sogar vom Doppelten aus. "Mit 1,3 Milliarden Einwohnern und dem Ziel, die Wirtschaftsleistung bis 2020 zu vervierfachen, wird Chinas Umwelt-Performance Konsequenzen für die ganze Welt haben", so Klaus Töpfer, Chef des UN-Umweltprogramms UNDP. Das Reich der Mitte zählt zu den größten Emittenten von Kohlendioxid. Doch anders als vor ein paar Jahren räumt das Regime die Umweltkrise heute bereitwilliger ein. Zu offensichtlich ist das Problem, um es als lästiges Beiprodukt der Wirtschaftswachstums abzutun. Industrie- und Haushaltsabwässer fließen ungeklärt ab. ... Vorzeigestädte wie Shanghai und Peking rühmen sich, dreckige Fabriken zu verbannen, schreiben Filter vor. Peking will sauber werden für die olympischen Sommerspiele 2008. Der sprunghaft angestiegene Autoverkehr macht erreichte Luftverbesserungen jedoch zum Teil wieder zunichte. Und allzu oft werden die Probleme nur ins Hinterland exportiert. Die ländliche Verschmutzung sei die "Schwachstelle der Nation", sagt SEPA-Vizedirektor Zhu Guangyao.
2004-08-14
Ein Parteikader der KP erhebt offen schwere Korruptionsvorwürfe gegen die chinesische Landespolitik und erregt damit naturgemäß Aufsehen: An obscure Communist Party cadre in southern China burst into the national limelight Friday with an open letter in which he complained bitterly that his efforts to fight corruption had been stymied by more senior government and party officials. "I couldn't get any support from local leaders or departments," lamented Huang Jingao, party secretary for Lianjiang county, 300 miles south of Shanghai in Fujian province. "I was puzzled." In a lengthy account of what he depicted as his crusade to jail dishonest local officials and their co-conspirators in business, Huang decried the "underlying rules" by which corrupt Chinese officials protect one another's backs. ... After he took over as Lianjiang county party chief in January 2002, he said in his screed, he was approached by people who complained that his predecessor had colluded with real estate developers to drive residents from their homes and sell government-owned land at below-value prices. His investigations confirmed their claims, he said. Huang's letter seemed to touch a national nerve. Web sites buzzed with favorable comment on his bravery in speaking up. Beijing subway riders were heard discussing the case on their way to work. Newspapers editorialized about their role in promoting honest government. ... "I want to be heard, the voice of a party secretary in a helpless situation," he told Hong Kong's South China Morning Post in a telephone interview. "High-level cadres don't know what is happening. Sometimes they are fooled by their underlings. They should know the truth." Huang refused to be interviewed by The Washington Post. Reached by telephone, he said he was a faithful Communist Party member and did not want to talk with foreign media. "We have party discipline," he explained.
Schon interessant, wo die Augen der westlichen Medien sich nach wie vor hinrichten: Da werden bei einem schweren Taifun an der Südostküste Chinas mindestens 115 Menschen getötet -- doch kaum eine westliche Nachrichtenagentur oder Zeitung berichtet darüber Stattdessen sind alle Gazetten voll mit dem Hurrikan Charley, der Teile von Florida verwüstet hat (dabei bisher aber nach offiziellen Angaben "nur" drei Menschen getötet hat). China wird halt doch von den meisten Menschen auch in Mitteleuropa noch als Ende der Welt wahrgenommen.
Update: Auch wenn das Tote-Zählen reichlich zynisch ist, soll zur Rechtfertigung des Medieninteresses an Charley zumindest noch dies angeführt werden: Wie viele Menschen in Punta Gorda starben, ist bislang noch nicht bekannt. Ein Sprecher des Bezirks Charlotte sprach von einer "erheblichen" Zahl von Toten, die in den Trümmern von Wohnmobilen vermutet würden. Schon vor Morgengrauen standen in Punta Gorda Rettungs- und Bergungsmannschaften bereit und reihten sich Krankenwagen auf. Hunderte Menschen werden vermisst und Tausende sind obdachlos.
2004-08-12
Chinesische Computerunternehmen machen Front gegen Microsoft und gründen eine Allianz für Open Source: Chinesische Firmen haben mit Hightech-Unternehmen aus den westlichen Industrieländern die Open Source Software Promotion Alliance gegründet. Beteiligt sind daran laut ChinaTechNews Beijing Co-Create Open Source, Zhongbiao Software, Red Flag, Wuxi Evermore Software, Kingsoft und Beijing Redflag Chinese 2000. Zu den Initiatoren, die nicht aus China kommen, gehören IBM, Hewlett-Packard, Intel und Novell. Die Organisation soll die gemeinsame Linux-Entwicklung beschleunigen, den Einsatz des Systems und von Open-Source-Anwendungen in China fördern und den Erfahrungs- und Codeaustausch zwischen Firmen in Asien erleichtern. Auch will man eigene Beiträge zur Open Source in den Entwicklungsprozess einbringen. Angesichts der Initiative der Firmen sah sich das chinesische Ministerium für die Informationsindustrie (MII) veranlasst, japanische Bedenken zu zerstreuen, man arbeite an einer eigenen Version für ein "asiatisches Linux". Japanische Offizielle hatten einen angeblich von MII ausgearbeiteten Entwicklungsplan für asiatische Linux-Standards angeführt; das MII dementierte dies laut der chinesischen Zeitung People's Daily aber. Sowohl Firmenvertreter als auch Regierungsoffizielle betonten, man sei gerade erst dabei, ein Team zur Entwicklung von Linux-Standards zusammen zu stellen und wolle weiter auf internationale Zusammenarbeit mit Japan und Südkorea bei Open Source setzen. Red Flag etwa führte Asianux, das zusammen mit der japanischen Firma Miracle Linux und Oracle entwickelt wurde, als Beispiel für internationale Zusammenarbeit im asiatischen Markt an.
2004-08-10
Eine Sexmesse in Schanghai überfordert anscheinend die Chinesen noch etwas: Noch vor 15 Jahren konnten Besitz oder Benutzung von Sexspielzeug zu einer Verhaftung führen. Deshalb spüren die Aussteller auch bei den rund 80.000 Besuchern noch Unsicherheiten. "Für viele Chinesen sind die Bilder und Spielzeuge wohl noch etwas zu viel", sagt beispielsweise Zhang Bing, Manager der Kondom-Marke Durex. Seiner Einschätzung nach ist China noch in weiten Teilen beim Thema Sex noch sehr konservativ. Nur in einigen modernen Städten wie Schanghai sei es möglich, überhaupt öffentlich über Sex zu sprechen.
Zur Olympiade 2008 will China auch als sportliche Supermacht dastehen. Noch hat der Sportwettkampf in Athen noch gar nicht begonnen, da wird schon über die Spiele vier Jahre später im Reich der Mitte viel geschrieben: With little fanfare, China is emerging as an Olympic heavyweight that could soon challenge the United States and Russia for the biggest harvest of gold medals and national pride. While acknowledging the gap that remains between some of its own top-level athletes and the world's best, China has set its sights on the 2008 Beijing Games to make a statement about its growing athletic excellence before millions of hometown fans. "When an athlete wins a medal, they hoist their flag and sing the national anthem, which is a defining moment of national pride," said Ren Hai, a professor at Beijing Sports University. "And what better place for it to happen than before your own people?" The makeup of its contingent headed for Athens shows how much Team China is banking on the future. With 407 athletes, it is the nation's largest Olympic roster ever and will compete in every sport except equestrian and baseball. It is also China's youngest team, as officials hold back some veteran gold-medal winners to make room for promising newcomers who might be stars in 2008.
2004-08-08
Heimkehrende Auslandschinesen haben es nicht immer leicht, weiß die LA Times heute zu berichten: Over the last two decades, 600,000 mainland Chinese have left to study abroad and 160,000, lured by stories of quick employment and fast money, have returned in search of work, government officials estimate. For years, they have been known as sea turtles, a pun on hai gui, which pronounced the same but written in different characters means "returned from overseas studies." But many have been so unsuccessful at finding work that they've earned a new nickname: seaweed, based on a double entendre that also means "returned from overseas and waiting for a job." Those with work experience in fields such as law or banking can demand top salaries. Many sea turtles, however, return with MBAs or information-technology degrees, which have swamped the job market. They also lack job experience — and have gained a Western outspokenness that's not particularly marketable back home. Many sea turtles find that their homegrown counterparts have improved English skills, making them more competitive in an international marketplace where the ability to communicate with Westerners is always in demand. Their absence also often costs them valuable insight into the ever-changing Chinese marketplace: New terminology, new industries and, in Beijing, new business communities have emerged just in the last two years. The result: Although many of their fellow graduates who remain in the United States, Europe or Australia are getting comparatively hefty salaries, some sea turtles have taken jobs that pay less than $4,000 a year.
2004-08-07
China und Japan tragen alte Rivalitäten heute auf dem Fußballfeld aus -- und die Fans vermutlich auch in den Straßen: Pekinger Behörden fürchten für heute Nacht Randale in der Hauptstadt. Ein Fußballspiel zwischen China und Japan droht zur Staatsaffäre zu eskalieren und die von der unbewältigten Kriegsvergangenheit belasteten Beziehungen beider Staaten weiter zu verschlechtern. "Wir werden sie schlagen. Wir werden sie ausbuhen. Nieder mit Japan!", ereiferten sich Pekinger kurz vor dem Endspiel um den Titel der Asienmeisterschaft. Das Pekinger Außenministerium rief die Nation zur Mäßigung auf. "Wir hoffen, dass die Fans zivilisiert miteinander umgehen", so Außenamtssprecher Kong Quan. Japans Botschaft riet ihren in der Hauptstadt lebenden Landsleuten, Samstagnacht nicht in Trikots ihrer Mannschaft auszugehen, keine Fahnen zu schwingen und Menschenaufläufe zu meiden.
2004-08-06
China setzt auf die "künstlich Schönen": Kein Wunder angesichts ihrer Kultur ist es, wenn die Chinesen nach dem Durchgang durch das kommunistisch graue Einerlei und dem Verbot von Schönheitswettbewerben wieder die Schönheit in all ihrem konkurrenzhaften und daher teuren Glanz entdecken. Natürliches muss zur Kultur werden, um schön zu sein. Daher strömen offenbar nun die vor allem jungen und vor allem weiblichen Chinesen massenhaft zu den Chirurgen. Angeblich werden bereits 4,2 Milliarden Dollar jährlich für Schönheitsoperationen ausgegeben. In China soll es eine Million Schönheitssalons geben, die 6 Millionen Menschen beschäftigen. ... zukunftsorientierter ist der Plan, nun einen Schönheitswettbewerb im November in China zu machen, zu dem nur künstlich verbesserte Körper von Frauen Zutritt haben. Wer hat sich am schönsten operieren lassen? Zugelassen werden nur Frauen, die die an ihnen vollzogenen Schönheitsoperationen nachweisen können. Zudem dürfen die Operationen nicht nach Mai 2004 erfolgt sein. Einige Frauen haben sich bereits angemeldet. Eine hat sich 13 Mal operieren lassen. ... Die "künstlich Schönen" aus der ganzen Welt sollen also nach China strömen, um den Körper als Menschenwerk und nicht mehr als Produkt der Natur zu feiern. Allerdings scheint man in China eine Grenze zu kennen, nämlich das Spiel mit dem Geschlecht. Transsexuelle sind nicht zugelassen.
2004-08-05
Mal einen ganz anderen China-Aufhänger hat Technology Review: China schlagen heißt dort das Motto einer Geschichte, in dem es um die Möglichkeiten besserer und billigerer Produktion hierzulande geht: Das Ziel ist klar: "Wir wollen China schlagen.” Der weltweit größte Hersteller von konventionellen Mini-Elektromotoren, Mabuchi Motors aus Japan, produziert laut Magnussen jeden Tag sechs Millionen davon - mit der Hand zusammengesetzt in China und für etwa 30 Cent pro Stück erhältlich. Wer bei Elliptec 10000 Motoren bestellt, muss derzeit noch mit einem Stückpreis von drei Euro kalkulieren, allerdings soll er durch mehr Automatisierung und höheren Ausstoß bald auf etwa einen Euro sinken. Wenn man berücksichtigt, dass die normalen Motoren meist zusätzlich ein Getriebe und eine aufwendigere Steuerung brauchen, sagt Magnussen, "liegen wir von den Kosten her schon dicht dran” - und sobald Extrawünsche hinzukommen eher darunter.
Nun hat zur Abwechslung mal der Stern China entdeckt und schreibt über die Fabrikhalle der Welt (den Titel "Fabrik der Welt" hatte die WiWo schon, deswegen die etwas umständliche Formulierung): Sie produzieren mehr als die Hälfte aller Kameras und ein Viertel aller Kühlschränke - für einen Bruchteil deutscher Löhne. Mit Hilfe internationaler Konzerne erobern sie jetzt den Markt für Autos und Computer - und schüren die uralte Angst vor dem chinesischen Drachen. Im letzten Jahr wäre so eine Story ja noch gut durchgegangen, aber jetzt wirkt sie reichlich unkritisch gegenüber den aktuellen Marktentwicklungen in China.
2004-08-01
Chinas Autoindustrie will Exportmeister werden, so die Welt am Sonntag. Vorbei sind die Tage, wo die Chinesen alles nur importiert haben: Nach zwanzig Minuten Fahrzeit werden in der grünen subtropischen Landschaft die flachen, hellen Montagehallen der Guanzhou Honda Automobile Co. Ltd sichtbar. 15 Kilometer vom Zentrum der südchinesischen Zehn-Millionen-Metropole Guangzhou entfernt, arbeiten 4180 Beschäftigte in zwei Schichten an den Montagebändern. 1000 Wagen sind das Tagessoll. Ihr Bestimmungsort ist Europa. Ab 2005 will das chinesische Unternehmen zunächst 30 000 Autos jährlich nach Europa liefern. Damit drängt erstmals ein Autokonzern aus China auf diesen Kontinent. Falls der Angriff erfolgreich sein sollte, erwarten Experten zahlreiche Nachahmer und dadurch einen zusätzlichen Wettbewerbsdruck für die westeuropäischen Anbieter. Honda verkauft das Modell Jazz bereits in Deutschland, doch ab kommendem Jahr wird es in China und nicht mehr in Japan gefertigt. "Zuerst werden wir den Jazz in Kontinentaleuropa auf den Markt bringen, auch in Deutschland", sagt Firmenchef Sho Minekawa. Das Unternehmen, ein Joint Venture Hondas mit der Guangzhou Automobile Manufacturing Co. und der Dongfeng Motors, ist nach VW und General Motors die Nummer drei unter den Autoherstellern in China. Anfangs werden die chinesischen Fertigungskosten nicht sonderlich von den japanischen abweichen. "Aber mittelfristig rechnen wir mit deutlichen Kostenvorteilen, vor allem auf der Seite der Zulieferer", erwartet Minekawa. Qualitätsprobleme befürchtet er nicht, dafür würde Honda sorgen. "Alle unsere 17 überseeischen Fertigungsstätten arbeiten mit derselben Technologie und mit dem gleichen Management." Nicht nur Honda plant, Autos aus China zu exportieren. VW testet den australischen Markt und die Philippinen mit in Shanghai gefertigten Polos und Passats. VW will China zu einer Fertigungsplattform für den gesamten fernöstlichen Markt aufrüsten. Mittelgroße chinesische Autohersteller wie die Geely Group und die Great Wall Automobile Holding haben ebenfalls ausländische Märkte im Visier. Wirklich neu ist das allerdings nicht, was die redesignte WAMS da so alles vermeldet.
Die Pressefreiheit hat es nach wie vor schwer in China: It was past 9:30 p.m. when the reporters finished writing. The presses were scheduled to begin printing the next day's issue of the Southern Metropolis Daily in a few hours, and space for a large headline had been reserved on the front page. But when the night editor read their story -- an investigative report about a young college graduate who had been detained by local police and beaten to death in custody -- he hesitated. Then he picked up a phone and called Cheng Yizhong, the paper's star editor. Cheng had built the Daily into this southern city's most popular and profitable tabloid, practicing a feisty brand of journalism editors across China were trying to imitate. But a few days earlier, in a clampdown ordered by a new Communist Party leader in the province, he had been stripped of his title as editor in chief. He was now running the paper as deputy editor. Others in the newsroom had briefed him twice about the article, but given the circumstances, the night editor wanted to check with him one last time, colleagues recalled. The story was certain to anger government officials, and there was still time to pull it. Instead, Cheng gave the order to publish. The article, published April 25, 2003, spread quickly on the Internet, and newspapers across the country reprinted it. Reporters dug deeper, exposing abuses in a nationwide network of detention camps that purchased and sold inmates like slaves. Put on the defensive by rising public outrage, Beijing ordered the camps closed and abolished a decades-old law that gave police sweeping powers to imprison people at will. It was a landmark victory for the Chinese press; never before had reporters influenced national policy in such a dramatic fashion. But in March, Cheng was arrested and two of his colleagues were sentenced to long prison terms in a corruption probe that party sources said was an act of retaliation by local officials. What happened to Cheng highlights a momentous and complex struggle now underway between the country's increasingly independent-minded and profit-driven state media and entrenched interests inside the ruling Communist Party. The outcome could determine the future not only of journalism in China but also of the largest authoritarian political system in the world.