--- Chinas Ex-Präsident meldet sich auch mal wieder zu Wort und hat anscheinend machtpolitisch noch einiges zu sagen. So fährt er laut der Washington Post etwa eine harte Linie gegenüber Demokratiebestrebungen in Hongkong und Taiwan: China's former president, Jiang Zemin, is strengthening his hold on power by promoting a hard-line approach toward Hong Kong and Taiwan, making it more difficult for the country's new leaders to consider concessions on either issue, according to sources in the government and the ruling Chinese Communist Party. Jiang and his successor, President Hu Jintao, have not clashed over the policies, the sources said, and Hu also favors a firm stand against Taiwan's push for independence and Hong Kong's demands for democratic reform. But Jiang has limited Hu's room to maneuver in tackling two of the most sensitive problems facing his government, the sources said. A prolonged struggle for power between Jiang's allies and those who support Hu has created a dynamic in which any senior leader who argues for even a slightly more moderate policy risks being attacked by rivals in the other camp as too weak to govern, said the sources, who spoke on condition of anonymity and said they favor neither faction. "Policy is being used as a weapon in the power struggle," said one government official with access to the senior leadership. "Under these conditions, no one wants to be soft. Everyone wants to be tougher."
china-in-the-news : China-Blog
Weblog zu Chinas Wirtschaft, Kultur und Politik und ihrer Widerspiegelung in den Medien
2004-05-31
2004-05-29
--- Bertelsmann agiert in China übervorsichtig beim Einstieg in den nach wie vor streng regulierten Medienmarkt, meint Georg Blume in der Zeit: „Vielleicht können wir der chinesischen Landbevölkerung das Lesen näher bringen“, schwärmte Liz Mohn in Peking. Die Idee ist gar nicht schlecht. Drei- bis viertausend Buchläden müsste Bertelsmann anstreben, wollte sich der Konzern als ernsthafter Konkurrent zum bisherigen Staatsmonopolisten Xinhua mit seinen über 13000 schlecht sortierten Läden etablieren. Da in China jährlich sechs Milliarden Bücher verkauft werden, pro Kopf ähnlich viel wie im Westen, ist der Markt durchaus vielversprechend. Doch da packt die Gütersloher die Angst vor der eigenen Courage: Statt als Konkurrenz aufzutreten, suchen sie die Kooperation mit Xinhua. Aber was soll Bertelsmann eigentlich von Xinhua lernen? Auf Dauer ist Leserbindung auch in China wichtiger als Regierungsbindung.
2004-05-27
--- Die Hersteller von Spielekonsolen machen in China kein gutes Geschäft: Resourceful pirates have taken a big bite out of business for Sony, Microsoft and Nintendo, whose official games retail at between 200 yuan and 500 yuan ($24-$50) in China. Players say they wouldn't even consider paying those prices. Sony's PS2 strategy in the country has got off to a rocky start. It delayed the launch to Jan. 1 from mid-December and when it did go on sale in Shanghai and Guangzhou, Sony had only one software title to accompany the console. ... Microsoft, which has not officially entered the Chinese market with the Xbox, has said it is adopting a wait-and-see approach. Its software sales have been massacred by pirates who sell the newest versions of Microsoft Office for six yuan. "It looks like a good opportunity for us, but we want to make sure that when we do enter we do it with the right regulatory process and have the right content," said Alan Bowman, Microsoft's Xbox general manager for Asia-Pacific.
--- Spiegel Online lässt sich in jüngster Zeit bei der Technologieberichterstattung fast nur noch von AP füttern und bringt heute in dieser Reihe einen Beitrag zu den Sonder- bzw. Irrwegen der Chinesen bei Hightech-Standards: Von "Red Flag Linux" über Mobilfunkstandards bis zur EVD statt DVD: In Sachen Technik geht China gern Sonderwege. Das aber ist nicht ohne Risiken: Der "Techno-Nationalismus" droht, in Isolation statt Kommunikation zu enden. ... "Die Abhängigkeit von ausländischer Technologie und die Möglichkeiten, diese zu überwinden, sind sehr wichtige Themen für die chinesische Zeitgeschichte", sagt der China-Experte Richard Suttmeier von der Universität des US-Staates Oregon. Vom Buchdruck bis zum Schießpulver wurde in der Geschichte Chinas fast alles erfunden. Aber zuletzt musste China den technischen Fortschritten Japans und des Westens lange zuschauen. ... Neben nationalen Motiven sind es aber auch Kostengründe, die chinesische Hersteller zu eigenen Entwicklungen antreiben. Für jeden DVD-Player müssen 4,50 Dollar an sechs japanische Firmen gezahlt werden, die die DVD-Technik entwickelt haben. So wurde dafür einfach eine Ersatztechnik entwickelt: EVD oder "Enhanced Versatile Disc". Bei Betriebssystemen ist es ähnlich, zudem kommen hier noch Sicherheitserwägungen hinzu. Die stets auf Geheimhaltung bedachte kommunistische Regierung will sich nicht auf das Microsoft-Betriebssystem Windows verlassen. ... In Anbetracht der Größe des chinesischen Marktes könnte bereits die Drohung mit einem eigenen Standard ausländische Anbieter dazu bringen, ihre Lizenzgebühren zu senken. Möglicherweise sei dies auch die Hauptabsicht Chinas, sagt der Geschäftsführer des Beratungsunternehmens BDA China, Duncan Clark. Denn das Festhalten an eigenen Standards bedeutet auch eine Isolierung von der übrigen Welt. Das chinesische DVD-Format EVD leidet darunter, dass es nur wenige Filme dafür gibt. Selbst die KP-Zeitung "Renmin Ribao" hat in ihrer Online-Ausgabe berichtet, dass viele Verbraucher verärgert sind, weil ihr neuer EVD-Player keine DVDs abspielen kann.
--- China beherrscht mit seiner großen Nachfrage weiterhin den Stahlmarkt und hat einen Teufelskreis ausgelöst: Da auch die Rohstoffe fast alle ins Reich der Mitte wandern, schauen Produzenten in anderen Ländern in die Röhre: Deutschlands zweitgrößter Stahlkonzern Salzgitter kann vom weltweiten Stahlboom wegen der damit einhergehenden Verteuerung wichtiger Rohstoffe nur bedingt profitieren. Die Dominanz Chinas in diesem Segment scheint zu stark. "Weltweit ist der Werkstoff Stahl gegenwärtig gefragt wie nie zuvor in seiner langen Geschichte", sagte Vorstandschef Wolfgang Leese am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Braunschweig. Mit der hohen Nachfrage gingen aber auch Preiserhöhungen für Rohstoffe wie Eisenerz, Koks oder Schrott sowie Lieferengpässe einher, die die Gewinnmöglichkeiten der Stahlhersteller begrenzten. Sowohl die hohe Stahlnachfrage als auch die Rohstoffknappheit gehen Leese zufolge auf den starken Bedarf in China zurück. ... "Die Wirkung Chinas auf die Weltstahlmärkte kann man nicht hoch genug bewerten", sagte Leese. Mit einer geschätzten Jahresproduktion von 260 Millionen Tonnen in diesem Jahr übertrifft das Land die deutsche Produktion von 40 Millionen Tonnen um ein Vielfaches. Der deutsche Stahlverband rechnet damit, dass das rasante Wachstum in China die weltweite Rohstahlproduktion 2004 erstmals über die Eine-Milliarde-Tonnen-Grenze bringen wird. China müsse zur Deckung seines auf 340 Millionen Tonnen geschätzten Bedarfs im laufenden Jahr nicht nur große Mengen importieren, sondern fege durch die hohe Eigenproduktion die Weltmärkte für Rohstoffe leer und benötige zudem enorm viel Frachtraum in Schiffen. ... Durch eigene Stahlproduktion in China am dortigen Boom zu partizipieren, kommt für Salzgitter nicht in Frage. "Wir wollen Ihnen Aktionären den dazu nötigen Kapitaltransfer nicht zumuten", sagte Leese.
2004-05-25
--- Nach Wired und Co. widmet sich heute mal die Welt in einem Unternehmensporträt dem aufsteigenden chinesischen Handybauer Ningbo Bird. Dort geht es anscheinend zu wie in einer Mischung aus typischem Startup und sozialistischer Fabrik: Mädchen kichern: "Es ist wie früher auf der Schule." Die Anlage mit Wohnheimen, werkseigenem Hotel, Fußballplatz und Badehaus hat den tristen Charme einer Provinzuniversität. Hier arbeiten vor allem Jüngere. Yu Jinhua ist bei Ningbo Bird für Öffentlichkeitsarbeit zuständig und einer der Älteren: "Ich bin mit meinen 25 Jahren knapp über dem Durchschnittsalter unserer 5000 Mitarbeiter." Drinnen in der Halle, die so groß wie ein Fußballfeld ist, geht der Schichtwechsel reibungslos vor sich. Automatisierte Leit- und Prägemaschinen von Fuji und Siemens arbeiten den flinken Händen der Arbeiterinnen zu. Module und Gehäuse werden zu Mobiltelefonen zusammengesetzt, laufen über Qualitäts- und Funktionskontrollen, bevor sie im hinteren Teil der Halle in die Packräume gelangen. Obwohl nirgends ein Band läuft, arbeitet die Fabrik wie am Fließband.
2004-05-24
--- Die chinesichen Bemühungen zur Internet-Zensur haben ihre Tücken, berichtet die Washington Post anhand eines konkreten Beispiels. So einfach ist es eben nicht, ein offen angelegtes Kommunikationsmedium hinter eine virtuelle Mauer zu stellen: The authorities have shut down, blocked, hacked or otherwise incapacitated Wu's Web site 38 times in the past three years, repeatedly disrupting the discussions it hosts on political reform, human rights and other subjects the ruling Chinese Communist Party considers taboo. Each time the site has been closed, though, Wu and the friends who help him run it have found a way to open it again. Their cat-and-mouse game with the country's cyberpolice highlights the unique challenge the Internet poses to the party as it struggles to build a free-market economy while preserving the largest authoritarian political system in the world. It also illustrates how the bounds of permissible speech in China are blurring. ... Nearly three decades after the death of Mao Zedong, Chinese enjoy greater personal freedom than ever before under Communist rule, and they routinely criticize the government in private without fear. But people are increasingly using the Internet to broadcast their opinions in public, challenging a key pillar of the party's rule -- its ability to control news, information and public debate. The party is swift to jail some people who criticize senior leaders or express dissent on sensitive subjects such as Tibet, Taiwan and the Tiananmen Square massacre; at least 55 people are in Chinese prisons on charges related to their Web postings. But others who express the same views go unpunished, because police officers are sometimes apathetic about tracking them down and local Internet businesses are often more interested in attracting customers than enforcing vague rules.
--- China testet erstmals Impfstoff gegen Sars: Vier Testpersonen im Alter von 20 bis 40 Jahren hätten sich den Impfstoff verabreichen lassen, berichtete gestern die Pekinger Tageszeitung "Youth Daily". Die Geimpften würden in den kommenden Tagen in einem Krankenhaus in Peking überwacht. Insgesamt hatten sich demnach 36 Freiwillige für die Impfung gemeldet, die sich bei Tests an Tieren bereits bewährt habe. Nach Angaben chinesischer Wissenschaftler soll die Testphase drei Monate dauern. Fachleute haben wiederholt darauf hingewiesen, dass es Jahre dauern werde, bis ein wirksamer Impfstoff gegen Sars auf den Markt komme.
2004-05-23
--- Die Welt beginnt sich um die kommenden chinesischen Touristenströme zu balgen, so die Washington Post: Competition for Chinese tourists ... has become a global phenomenon as the travel industry scrambles to cash in on the 25 million tourists expected to travel from the Chinese mainland this year. In April, the Xinhua General News Service reported that Portugal has arranged to have China's largest national television network, China Central Television, broadcast a half-hour of Portuguese scenery before each match of the Euro 2004 soccer tournament, which will be held in Lisbon and seven other cities in Portugal in June. VisitBritain, the nation's tourism marketing body, is developing theme tours for Chinese tourists, based on English literary legends such as Shakespeare -- and Harry Potter. ... What has spawned the explosive growth of Chinese outbound travel over the past five years is the easing of travel restrictions to select countries. Mainland Chinese are now allowed to travel in groups for leisure to 28 "approved destinations." China continues to add to that list. Earlier this year Beijing granted 16 European nations approved status. ... Travel industry experts forecast that the number of Chinese outbound travelers will continue to grow by at least 20 percent each year.
2004-05-22
--- Nokia mag sich dem allgemeinen China-Zug nicht entziehen: Der finnische Konzern kündigte daher jetzt an, man werde eine eigene Technologie-Abteilung in China etablieren, die sich um CDMA-Standards für Mobilfunknetze kümmern soll. Außerdem etabliert Nokia ein Förderprogramm für promovierte Wissenschaftler, das offene Standards und die Anpassung der Technologie auf lokale Gegebenheiten fördern soll.
2004-05-18
--- Bundesjustizministerin Brigitte Zypries weilt gerade mal wieder anlässlich des deutsch-chinesischen Rechtsstaatsdialogs in China. Doch die Gesprächsrunden sind ein reinen Feigenblatt, belegen Kritiker: Wie notwendig öffentlich gestellte Nachfragen sind, zeigt sich gerade nach dem letzten Rechtsstaatssymposium zum Thema Internet, das im November in Berlin stattfand. Die WELT hat in Peking zwei Erfolgsmeldungen des hinter verschlossenen Türen geführten Dialogs nachrecherchiert. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries stellte damals erfreut fest, wie sich Chinas Rechtsamtsminister Cao Kangtai auf deutsche Bitten bereit gezeigt hätte, Verhaftungen chinesischer Internet-Nutzer überprüfen zu lassen. Zugleich sollte auch die von der Zensur gesperrte Internet-Suchmaschine Google wieder erreichbar gemacht werden. Tatsächlich ließ Peking wenige Tage darauf die am 7. November 2002 verhaftete und für mehr als ein Jahr und 21 Tage für ihre kritischen Aufsätze im Internet ohne Anklage in U-Haft gehaltene Psychologiestudentin Liu Di frei. Die heute 23-Jährige berichtete der WELT, dass sie ein halbes Jahr nach ihrer Freilassung noch immer im Unklaren gelassen wird, ob ihr Studium anerkannt und ob sie einen Abschluss erhalten kann. "In den Augen der Staatsanwaltschaft bin ich weiter belastet." Die Justiz halte daran fest, dass sie nur "wegen Geringfügigkeit" ihrer Verbrechen entlassen worden sei. Solange sie aber nicht für unschuldig erklärt würde, weigere sich auch die Universität, ihr Studium anzuerkennen. Peking gab auch die Internet-Suchmaschine Google nur nach außen frei. Kritische Berichte, von denen die Internet-Zensur nicht will, dass sie gelesen werden, können weiterhin nicht geöffnet werden. Chinas Firewall-Techniken sind so ausgefeilt, dass sie Inhalte sperren, ohne das ganze Portal zu blockieren.
2004-05-17
--- Die Spam-Flut geht nach wie vor zu einem Großteil auf das Konto chinesischer Server, schreibt BusinessWeek Online: Gideon Mantel, the head of an Israeli company that tracks e-mail traffic, says China is also a major source for another American ailment -- spam. Not the meat, of course, but unwanted, aggravating e-mail. The majority of those messages telling you how to increase your penis size or get a discount mortgage or get rich on eBay are trying to get you to visit Web sites based in China. ... "We're talking now about 350,000 to 400,000 unique spam attacks a day," says Mantel. He defines a "unique spam attack" as one that goes to at least 50,000 recipients. The problem is getting worse and worse, he adds. "Since Jan. 1, we've seen probably a 30% to 40% increase" in spam traffic, Mantel says. ... found that 71% of the Internet protocol (IP) addresses for them were based in China. ... while Beijing has strong anti-porn policies, the economics of Web hosting work in favor of the spammers. It's inexpensive to host a Web site in China, and it just makes sense to operate from there, regardless of whether it's strictly legal. Moreover, as Net usage soars in China -- it's now the world's second-largest Internet country after the U.S. -- the government has a harder time keeping control of everything, Mantel points out.
--- Auch bei der Welt mischen sich nach Jahren des China-Hypes langsam auch ein paar kritische Untertöne in einen Bericht über die jüngste "China-Offensive deutscher Unternehmen": Den Anfang macht Siemens: Konzernchef Heinrich von Pierer hat sich nach Shanghai aufgemacht. Dort will er am heutigen Montag anlässlich der 100-Jahr-Feiern für das erste Siemens-Büro eine Ausweitung des Engagements verkünden, das Zünden der "zweiten Raketenstufe". ... BMW-Chef Helmut Panke wird derweil am Donnerstag seine China-Pläne offen legen, wenn sein Haus in der Industriestadt Shenyang ein erstes Werk öffnet. ... Und Audi-Vorstand Martin Winterkorn kommt heute nach Peking, um das Marken-Flaggschiff A8 L 6.0 vorzustellen. ... Und am kommenden Wochenende bringt die Bertelsmann-Stiftung zahlreiche Spitzenkräfte aus Deutschland mit chinesischen Kollegen ins Gespräch, beim Pekinger Kulturforum des Medienhauses aus Gütersloh. ... Sie werden freilich auch ein heikles Thema zu besprechen haben. Denn Finanzpolitiker in Peking überlegen verzweifelt, wie sie den Boom der Wirtschaft abbremsen können, ohne eine Rezession herauf zu beschwören und Investoren vor den Kopf zu stoßen. Besorgten Staatsgästen aus Asien versichern Chinas Führer zwar, für eine sanfte Landung zu sorgen. Ministerpräsident Wen Jiabao sagte erst kürzlich: "Ich kann nicht in einem mit Vollgas fahrenden Mercedes abrupt auf die Bremse treten. Wir müssen jedoch noch lernen, wie man abbremst". Aber gerade die Währungshüter des Landes dringen auf eine schnelle Abkühlung. Es wird spannend, wie die nächste Mega-Blase nach der New Economy halbwegs ohne Platzen auf den Boden der Tatsachen gebracht werden kann.
2004-05-16
--- China befindet sich auf dem Weg zum Werbeweltmeister, so die Neue Zürcher Zeitung: China hat Deutschland überholt und wurde im vergangenen Jahr hinter den USA und Japan zum drittgrössten Werbemarkt. Dies konstatiert eine Studie von Initiative Futures, der Forschungsabteilung der Mediaagentur Initiatives. Im Jahr 2000 rangierte China noch auf dem sechsten Platz. In einer Medienmitteilung heisst es, dass bei der Datenerhebung die Rabatte berücksichtigt wurden. 44 Ländermärkte im Zeitraum von 2000 bis 2004 wurden analysiert.
--- Die Welt am Sonntag beleuchtet Siemens Handy-Offensive in China: Wer weiter wachsen möchte, kommt an China nicht vorbei. Vor allem Jugendliche in den Metropolen sind verrückt nach ihrem "Shouji" - eine Mischung aus den Schriftzeichen für "Hand" und "Gerät". Viele besitzen mehrere Handys und wählen das Gerät, das am besten zur Garderobe passt. In den Großstädten Shanghai, Peking und Kanton liegt die Handy-Durchdringung zwischen 90 und 100 Prozent. ... Tatsächlich haben die ausländischen Hersteller grobe Fehler gemacht. "Wir haben inzwischen gelernt", sagt Siemens-Handychef Lamprecht. Die in China so beliebten Klapphandys konnte Siemens lange Zeit gar nicht anbieten. Erst im vergangenen Jahr brachten sie eines in die Regale, inzwischen werden zwei Modelle verkauft. ... Der Preiskampf wird von Marktbeobachtern als "brutal" bezeichnet. Die Preise fallen jährlich um mehr als zehn Prozent, die Gewinnmargen für die Unternehmen sinken kontinuierlich. Überkapazitäten heizen diesen Trend noch an. ... Siemens wählte einen anderen Weg und hat sich vorletzte Woche mit Ningbo Bird verbündet. Ein cleverer Schachzug. Seit Jahren ist Siemens bereits Technologie-Lieferant für das Unternehmen. Nun wollen die beiden Hersteller auch gemeinsam Mobiltelefone entwickeln. Vor allem aber öffnet Ningbo Bird sein chinaweites Händlernetz mit 30 000 Läden für Siemens-Mobiltelefone.
2004-05-15
--- Der Economist sorgt sich um einen Crash der chinesischen Wirtschaft, der die globale Ökonomie in eine tiefe Krise stürzen könnte: A fascinating drama is about to be played out in the world's biggest country. China's economy is growing too fast for comfort, and the country's leaders know it. In recent weeks they have promised forceful measures to cool things down, but it is not clear what they will or can do. Rumours are rife that China's central bank may raise interest rates for the first time in nine years. The authorities have tried to restrain investment, prices and lending through administrative fiat. The challenge facing them would be difficult for policymakers anywhere: to slow the economy enough to ensure sustainable growth, but not so much as to cause a damaging crash, the much-feared hard landing. But the task of China's policymakers is doubly difficult because they have far fewer tools at their disposal than their counterparts in developed countries. Thousands of state-owned firms, as well as the banking system, do not respond much to pricing signals or interest rates. It is not only 1.2 billion Chinese who should hope that their leaders succeed despite these handicaps. The rest of the world also now has a huge stake in China's continued economic health.
--- Der Spiegel berichtet über den ersten gehobenen Frauen-Sexshop in Peking: Zwar existieren seit geraumer Zeit allenthalben in China "Geschäfte für Erwachsenen-Produkte". Doch deren Apotheken-Ambiente mit oft missmutigen Verkäuferinnen in weißem Kittel ist von Erotik so weit entfernt wie ein Beate-Uhse-Laden von einem Reformhaus. "Für solche Artikel bedarf es der richtigen Atmosphäre", glaubt Frau Meng, mit Elvis Presley als Hintergrundmusik. Im Angebot sind unter anderem Vibratoren wie das "Lebhafte Kaninchen" (bis zu 100 Euro), aufblasbare Gummipuppen der Marke "Blondes Mädchen" (70 Euro) sowie ein Sexspielzeug für Lesbierinnen, "Der Doppelte Drachenkopf" (18 Euro). Mit einem westlichen Sexshop hat der "G Spot" jedoch wenig gemein: Scharfe Sexfilme oder Bücher hat Meng nicht auf Lager, nicht einmal Bildbände mit Aktfotografie sind zu haben. "Pornografie ist verboten. Wenn ich so etwas anböte, würden die Behörden meinen Laden schließen", sagt Meng. Die gelernte Werbekauffrau will ihren Kundinnen dennoch "eine neue Welt" eröffnen. "Frauen haben das Recht auf Spaß beim Sex", sagt Meng, die freimütig zugibt, ihre Produkte selbst auszuprobieren. Sex und China wird langsm zum Dauerrenner in westlichen Medien, die der Verwestlichung des Ostens anscheinend mit Genugtuung zusehen.
2004-05-14
--- Chinas Spielemarkt blüht: Zhan Ye, CEO von GameVision, lieferte bei der INET in Barcelona eine der begehrten Erfolgsstories, denn Chinas Computerspiele-Industrie konnte in den vergangenen Jahren jeweils Wachstumsraten von über 50 Prozent verzeichnen. Bei derzeit 200 Anbietern in China ist noch Luft nach oben, meint Zhan. Das Erfolgsrezept der boomenden Branche besteht laut Zhan Ye auch darin, dass die Unternehmen nicht mehr vom Verkauf der Spiele-CDs, sondern von der Registrierung in den Online-Communities leben. Durch diesen Schachzug halten die Anbieter nämlich inzwischen Chinas illegale Kopierer besser in Schach als früher, sagte Zhan. Ein Serviceangebot sei schwerer zu fälschen als eine CD. 30 bis 40 Communities gibt es derzeit, in denen sich mindestens 60 Millionen Nutzer tummeln. Kung-Fu-Spiele und historische Rollenspiele sind besonders gefragt.
--- Menschen, die im Internet ihrer Meinung freien Lauf lassen, werden in China nach wie vor aufs Härteste bestraft: In China wurden erneut zwei Internet-Dissidenten mit Haft bestraft. Der 40-jährige US-Bürger Yang Jianli wurde gestern zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, der 37-jährige Journalist Liu Shui muss ohne vorherigen Prozess für zwei Jahre in ein "Umerziehungslager" berichtet die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen. ... Reporter ohne Grenzen zeigt sich über die beiden Urteile äußert besorgt: "Die chinesischen Behörden geben nicht auf, die freie Meinungsäußerung zu unterdrücken", heißt es in einer Mitteilung. Yang wegen Spionage für Taiwan und Liu wegen eines moralischen Verstoßes zu bestrafen sei höchst absurd, ein ungeeigneter Deckmantel für die Knebelung von Dissidenten.
2004-05-12
--- Der Handyboom scheint langsam abzuflachen im Reich der Mitte, berichtet Focus Money: Gewannen die Netzbetreiber 2003 noch 61 Millionen neue Kunden, dürften es dieses Jahr gerade 40 Millionen und 2005 sogar nur noch 30 Millionen sein, berichtet das Magazin unter Berufung auf eine aktuelle Studie des US-Marktforschungsinstituts iSuppli. Damit würde die Wachstumsrate von zuletzt 29 Prozent auf zehn Prozent im Jahr 2005 abstürzen. In Erwartung eines anhaltenden Booms hatten Motorola und Siemens erst kürzlich Partnerschaften mit einheimischen Handy-Herstellern geschlossen. Nationale Produzenten beliefern 48 Prozent des chinesischen Marktes. Ende 2003 besaßen 269 Millionen Chinesen ein Mobiltelefon.
2004-05-11
--- Die Welt am Sonntag skizziert Hongkong und Shenzhen als Sündenbabel: In ihren gepflegten Appartementblocks wacht uniformierte Security. Stehen an den Wohnungstüren statt Namen Nummern. Wohnen nur Konkubinen. Und in den Blocks rundherum auch: 5000 Zweitfrauen bevölkern Chinas größtes "Konkubinendorf": Sazhui ist ein zum Stadtteil gewuchertes Bordell. Man betritt es durch ein Portal mit der Inschrift "Arbeit macht frei". Die Puffs und sexuellen Kontaktbörsen heißen hier Kultur-, und Unterhaltungszentrum, Frisör-, und Massagesalon oder eben Karaoke-Bar. Ältere Männer mit jungen Mädchen, in Südchina meist nur schmunzelnd "Biao ge" (Cousin) und "Biao mei" (Cousine) genannt, flanieren durch die Straßen und frequentieren die Bars. "Mamis" (Vermittlerinnen) wispern an jeder Ecke "Miss" und "Massage". Ab 150 Yuan (15 Euro) die Nummer. "Chunü" (Jungfrauen) kosteten das Zwanzigfache.
--- RTL liebäugelt mit dem chinesischen TV-Markt, so die Financial Times Deutschland: "Wir werden überlegen, gemeinsam mit dem Staatsfernsehen CCTV Formate für China zu entwickeln", sagte RTL-Informationsdirektor Hans Mahr am Montag der FTD. Die Fernsehtochter des Bertelsmann-Konzerns reagiert damit auf die jüngst von den chinesischen Behörden angekündigte Öffnung des Medienmarkts für ausländische Investoren. Internationale Medienkonzerne sollen demnach in Zukunft Minderheitsanteile an TV-Produktionsfirmen halten können - was die staatlich stark kontrollierte Medienlandschaft des kommunistischen Landes in den kommenden Jahren erheblich verändern könnte. In einem ersten Schritt will der Chef der RTL Group, Gerhard Zeiler, in zwei Wochen zunächst einen Kooperationsvertrag mit CCTV unterzeichnen. Vereinbart werden soll dabei unter anderem der Austausch von Bildmaterial für die Fernsehnachrichten. Ein ähnliches Abkommen hatte zuletzt auch das öffentlich-rechtliche ZDF geschlossen - nicht zuletzt mit Blick auf die Olympischen Spiele 2008 in Peking. ... Nachdem Medienkonzerne wie Rupert Murdochs News Corp. oder Viacom sich schon seit einiger Zeit mit Geschäften in China versuchen, hat auch Bertelsmann das Land inzwischen zu einem Schwerpunkt seiner Expansionspläne erklärt. Reizvoll aus Sicht der TV-Manager ist, dass das chinesische Fernsehgeschäft noch Wachstum der in weiten Teilen Europas dümpelnden Werbeerlöse verspricht. Mahr: "Wir reden hier über ordentliches Geld."
2004-05-06
--- Das Dichtmachen von Internet-Cafés durch Pekings Staatsgewalt geht weiter:: Die chinesische Regierung hat seit Februar 2004 rund 8600 nicht-registrierte Internet-Cafés im gesamten Land schließen lassen. Die Cafés wurden geschlossen, da sie Jugendlichen den Zugang zu für sie ungeeignete Inhalte ermöglicht hätten, heißt es in chinesischen Medienberichten. Die Regulierungsbehörde General Administration for Industry and Commerce (GAIC) meint, die illegalen Internet-Cafés würde der seelischen Gesundheit der Jugendlichen Schaden zufügen. Kritiker sehen darin allerdings auch Bestrebungen, generell den Zugang zu "subversiven Inhalten" zu erschweren.
2004-05-04
--- In Telepolis wird das Ergebnis des chinesischen Staatsbesuch in Berlin etwas zugespitzt auf die Parole Tausche Insel gegen Wirtschaftsbeziehungen. ... Die kleine Insel Taiwan stellt für die Bundesregierung nur mehr einen Störfaktor dar. "Ein-China-Politik" heißt die offizielle Losung, festgehalten in der gemeinsamen Erklärung. Die dem einzigen verbliebenen (seit 1991) demokratischen Gebiet die Unabhängigkeit von Festland-China abspricht. Wenig verwunderlich, denn die fetten Jahre Taiwans scheinen bereits vorbei. Was sind schon die 5,7 Milliarden Euro Handelsvolumen mit einer Insel gegen die überzeugende Strahlkraft eines kapitalistisch gefärbten autoritären Riesenreiches wie der Volksrepublik China (Handelsvolumen 2003 über 50 Milliarden Euro)?
--- DaimlerChryslers Chef Jürgen Schrempp setzt seine Hoffnung auf China: DaimlerChrysler beschleunigt nach dem Ende der Allianz mit Mitsubishi Motors und dem bevorstehenden Ausstieg bei Hyundai sein Aufbauprogramm in China. Dort sollen von 2005 an pro Jahr bis zu 25.000 Mercedes-Limousinen der Typen E- und C-Klasse gebaut werden. Auch Chrysler will in China mit neuen Modellen die Produktion steigern. Am Montag unterzeichneten DaimlerChrysler-Vorstandschef Jürgen Schrempp und der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao einen Vertrag über Investitionen von 1 Mrd. Euro. Das Geld dient unter anderem zum Aufbau einer Mercedes-Fertigung und zum Ausbau des bestehenden Joint Ventures Beijing Jeep. Allein ist Schrempp mit seinen Erwartungen aus dem China-Geschäft aber keineswegs.
--- Die Bundesregierung hat auch was zu sagen zum Wen-Besuch und zwar geht es ihr um die Verdoppelung des Handelsaustausch mit China bis 2010. Außerdem sei der Fall Hanau rund um die Plutoniumanlage entgegen anders lautender Berichte noch nicht tot: Bundeskanzler Schröder sagte bei der gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin, der Antrag auf den Export der Hanauer MOX-Brennelementefabrik der Firma Siemens nach China sei nicht zurückgezogen worden, deshalb werde er in den zuständigen Ministerien geprüft und nach Sach- und Rechtslage entschieden, wenn diese Prüfung abgeschlossen sei. Ministerpräsident Wen erklärte hierzu, die Nutzung dieser Anlage diente ausschließlich friedlichen Zwecken. Den Terrorismus wollen Peking und Berlin zudem auch noch gemeinsam stärker bekämpfen.
--- China will den Schutz von Urheber-, Marken- und Patentrechten verstärken: Der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao hat versichert, der Schutz geistigen Eigentums in seinem Land werde verbessert. Deutschland und China vereinbarten am zweiten Tag des Besuchs Wens eine intensivere wirtschaftliche Zusammenarbeit. ... Wen ist zu einem viertägigen Besuch in Deutschland. Der Schutz geistigen Eigentums liege auch im Interesse seiner Regierung, um auf dem Weltmarkt besser Fuß zu fassen, sagte Wen am Dienstag in Berlin. China wurde in der Vergangenheit immer wieder kritisiert, nicht angemessen gegen Produktpiraterie vorzugehen. Unter anderem leidet die deutsche Autoindustrie unter dem Nachbau von Ersatzteilen in China. China selbst beziffert den Wert der gefälschten Waren auf rund 20 Mrd. $ jährlich. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement begrüßte die Ankündigung Wens. Er verwies darauf, dass China mittlerweile selbst ein Hochtechnologie-Land sei und die eigenen Firmen unter Patentverletzungen litten. Das sehen andere Beobachter allerdings komplett anders.
2004-05-03
--- Noch nachzutragen: Im bereits lange köchelnden Streit über freie Wahlen in Hongkong hat Peking zunächst ein Machtwort ge- und sich gegen echte Demokratie: ausgesprochen : Beijing on Monday barred popular elections for Hong Kong's chief executive in 2007 and ruled out any expanded voting by the general public for the legislature in 2008, in the latest in a series of moves to restrict democracy here. The decision angered democracy advocates here, who promised street demonstrations, and drew sharp criticism from the United States and Britain, which said Beijing was eroding the autonomy of Hong Kong that it had pledged to preserve. Beijing has been intervening increasingly in the territory's political affairs. It has now made clear that it intends to give Hong Kong's people a very junior role in decisions about how to open the electoral system in the future.
2004-05-02
--- Siemens verbandelt sich mit dem jüngst vom US-Magazin Wired gehypten Handybauer Ningbo Bird im Rahmen einer Vertriebspartnerschaft: Damit wolle der Konzern den Verkauf seiner Mobiltelefone in China ankurbeln, berichtet die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Den Vertrag dazu werde Siemens-Chef Heinrich von Pierer an diesem Dienstag beim Staatsbesuch des chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao im Beisein von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) unterzeichnen. Bisher ist Siemens dem Bericht zufolge nur in den größeren Städten Chinas vertreten, nun soll der Vertrieb auf das breite Land ausgedehnt werden.
2004-05-01
--- Der Spiegel macht auch auf China und hat wie die meisten Medien ebenfalls entdeckt, dass das Wachstum im Reich der Mitte seine Schattenseiten hat: Für übertriebenen Optimismus ist es zu früh, denn die Daten verdecken die Kehrseite des Wirtschaftsbooms. Allzu gern frisieren Chinas Funktionäre die Statistiken. Die 53,5 Milliarden Dollar Auslandsinvestitionen beispielsweise, die Peking voriges Jahr ins Land lockte, stammen, so Experten, mindestens zu einem Drittel von inländischen Betrieben - die gründen Scheinfirmen in Hongkong oder der Karibik, um als vermeintliche "internationale Investoren" satte Steuervorteile zu nutzen. Selbst den KP-Führern bereitet der Aufschwung mittlerweile mehr Sorge als Freude. Weil die Kraftwerke den dramatisch steigenden Energiebedarf nicht decken können, fällt in vielen Städten der Strom aus. In Shanghai müssen Fabriken, darunter VW, stundenweise ihre Fließbänder abstellen. Peking droht der Verkehrskollaps. In den vergangenen drei Monaten zog die Konjunktur nochmals an (9,7 Prozent). Kocht sie über, droht eine Implosion - mit Firmenpleiten und Massenentlassungen. "Dieser Augenblick ist äußerst kritisch für unsere Wirtschaft", mahnt Premier Wen, der "in einigen Bereichen eine blindwütige Expansion" ausgemacht hat.
Dazu gibt es noch ein Interview mit dem Historiker Wang Hui, der in den USA das Buch China's New Order veröffentlicht hat und sich sozialkritisch gibt: Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. In vielen Gegenden wurde den Bauern Land für neue Fabriken, Villenviertel und Golfplätze weggenommen. Mehr als 150 Millionen Menschen wandern durch China, um Arbeit zu suchen. Wenn nichts geschieht, könnte es eine Krise geben. Gesellschaft und Regierung haben jedoch den Ernst der Lage erkannt.